Erfahrungsbericht Privatinsolvenz

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closer
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Re: Erfahrungsbericht Privatinsolvenz

Beitrag von closer »

imker hat geschrieben: 15. Mai 2025, 15:55 .. mal so als Warnung: Warum sollte sie etwas gegen die geplante Selbständigkeit haben? Ohne eine Freigabe ist es so, dass die gesamten Einnahmen Insolvenzmasse sind und es vieler Aktivitäten bedarf, "daon etwas" zu behalten zu dürfen.

Oder: Meinst Du die Freigabe der Selbständigkeit?? Dann ist es aber"Deion Problem", den aus einem angemessenen Arbeitseinkommen dann auch pfändbaren Teil zu ermitteln. Magst Du das Risiko nicht eingehen und tragen, kannst "Du" das Gericht bitten, den Betrag festzulegen.
Da habe ich mich unklar ausgedrückt. Sie hat Folgendes geschrieben "gegen die Freigabe bestehen keine Bedenken. Nach Erhalt der Informationen über Ihren bisherigen beruflichen Werdegang werde ich mich
wegen des an die Insolvenzmasse zu leistenden Abführungsbetrages bei Ihnen melden.
Ich weise Sie ausdrücklich auf die Möglichkeit hin, den fiktiven Vergleichsbetrag hinsichtlich
eines angemessenen Dienstverhältnisses gerichtlich feststellen zu lassen. Dies ist mit einem
Antrag Insolvenzgericht möglich."

Ich werde ihr also erstmal Informationen bezüglich meines fiktiven Gehalts schicken so wie ich das sehe und im Zweifel einen Antrag beim Insolvenzgericht stellen.
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tidus82
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Re: Erfahrungsbericht Privatinsolvenz

Beitrag von tidus82 »

Ich würde das nicht im Zweifel machen, sondern definitiv machen.
Damit sparst du dir eventuell späteres ungemachrisiko - denn dem IV ist es egal wieviel abgeführt wird. Die Gläubiger könnten aber sagen: „dit find ick zu wenig“ - und die haben laaaaange zeit dafür das zu sagen.
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closer
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Re: Erfahrungsbericht Privatinsolvenz

Beitrag von closer »

tidus82 hat geschrieben: 15. Mai 2025, 16:08 Ich würde das nicht im Zweifel machen, sondern definitiv machen.
Damit sparst du dir eventuell späteres ungemachrisiko - denn dem IV ist es egal wieviel abgeführt wird. Die Gläubiger könnten aber sagen: „dit find ick zu wenig“ - und die haben laaaaange zeit dafür das zu sagen.
Guter Punkt. Den Fragebogen muss ich ihr ja so oder so zurückschicken, damit ich die offizielle Freigabe bekomme. Sobald die dann da ist einfach einen Antrag ans Gericht schicken mit Nachweisen, was ein realistisches Einkommen wäre und um Festsetzung des pfändbaren Anteils bitten, richtig?
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robo
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Re: Erfahrungsbericht Privatinsolvenz

Beitrag von robo »

closer hat geschrieben: 15. Mai 2025, 14:10 Meine Insolvenzverwalterin ist echt auf Zack.
...
Ja klar, Sie will ja auch Dein Geld.
closer hat geschrieben: 15. Mai 2025, 14:10 ...
und gegen die geplante Selbstständigkeit hat sie auch keine Bedenken. Da soll ich ihr noch einen Fragebogen ausgefüllt zurück schicken mit einigen Angaben, damit sie den monatlich pfändbaren Betrag auf Basis meines fiktiven Einkommens berechnen kann.
Vorsicht.
Letztlich musst Du den festgesetzten Betrag bezahlen, zwar nicht jeden Monat, aber die gesamte Jahressumme mindestens einmal im Jahr, meine ich (also im Januar des Folgejahres 12x den Monatsbetrag für das Vorjahr, wenn ich mich recht erinnere).
Und wenn Du das nicht zahlen kannst, dann bekommst Du echt Probleme.
1. keine RSB
2. du hast neue Schulden, denn der IV kann das Geld per Zwangsvollstreckung einziehen lassen.
3. das Insolvenzverfahren / RSB-Verfahren wird vorzeitig beendet

Wird es eine gewerbliche oder eine freiberufliche Selbständigkeit ?
Und Du bist sicher, dass Du daraus genügend Einkommen erwirtschaften wirst ?

Also jedenfalls gut aufpassen, was Deine IV ausrechnet (sie bekommt davon 40%, ist Dir schon klar, oder ?
Und jedenfalls vom Gericht festsetzen lassen.
Und dann genau planen und überlegen, ob Du das drei Jahre zahlen kannst.

Viel Glück !!
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closer
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Re: Erfahrungsbericht Privatinsolvenz

Beitrag von closer »

Ist mir alles klar robo und gut durchdacht 😊. Es wird eine gewerbliche Tätigkeit und ja, ich bin sicher, dass ich genug erwirtschaften kann. Und ich weiß, dass sie im eröffneten Insolvenzverfahren 40% bekommt. Werde den Betrag definitiv noch vom Gericht festsetzen lassen, um auf der sicheren Seite zu sein.
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closer
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Re: Erfahrungsbericht Privatinsolvenz

Beitrag von closer »

Heute hatte ich mein telefonisches Erstgespräch mit der Sachbearbeitern (nicht direkt mit der Insolvenzverwalterin). Die Mitarbeiterin war super freundlich und das Gespräch hat 20 Minuten gedauert (wobei mindestens 10 Minuten für meine Fragen drauf gegangen sind). Sie hat nur kurz meine Daten abgeglichen und dann nochmal das Insolvenzverfahren kurz erklärt. In Zukunft läuft alles per Mail und ich bekomme einmal im Jahr einen Fragebogen, das war es. Keine Fragen zu meiner Schuldensituation o.ä. Es war wirklich mega entspannt. Weitere Unterlagen hat sie nicht angefragt und sie scheint auch keine weiteren Kontoauszüge in Zukunft sehen zu wollen. Danach hat sie mir Zeit gegeben, alle meine offenen Fragen zu stellen.

Meine Selbstständigkeit wurde heute morgen auch schon schriftlich freigegeben. Hier soll ich dann noch die Gewerbeanmeldung hinschicken, sobald diese vorliegt. Der pfändbare Betrag, den ich abführen soll, wurde mir auch bereits mitgeteilt. Er ist schon recht hoch, wobei ich sagen muss, dass es auch fair und realistisch ist. Trotzdem werde ich das nochmal zur Sicherheit vom Gericht bestätigen lassen.

Bezüglich Auto hat sie den Wert genommen, den ich bei wirkaufendeinAuto.de online eingegeben habe. Den zahle ich in 7 Monatsraten ab.

So langsam merke ich, wie ein Teil der Anspannung von mir abfällt. Die meisten Fragen sind geklärt und ich kann endlich wieder positiv in die Zukunft schauen. Bis hierher scheine ich auch wirklich Glück mit meiner IV zu haben (da habe ich auch durchaus anderes hier im Forum gelesen...). Bis dato finde ich es alles wirklich unkompliziert und wenn ich bedenke, wieviel Sorgen und Ängste ich in den letzten Monaten hatte, dann waren die meisten wirklich unbegründet. Es ist einfach ein tolles Gefühl plötzlich wieder mehr Geld zu haben als die letzten Jahre und nicht zig Gläubiger, die man verzweifelt versucht zu bedienen. Ich liebe aktuell den Blick auf mein Konto (endlich kein dickes Minus mehr!), habe Spaß daran jede Ausgabe akribisch in meiner Haushaltsapp aufzulisten und realisiere so langsam, dass ich mir um die ganzen Schulden wirklich keine Gedanken mehr machen brauche aktuell. Ich bin psychisch sicherlich noch nicht wieder voll auf der Höhe, dazu waren die letzten Monate einfach zu nervenaufreibend, aber ich merke, dass es mir schon deutlich besser geht und ich mich endlich wieder entspannen darf.

Ich möchte wirklich jedem Mut machen diesen Weg zu gehen. Es ist sicherlich gerade am Anfang zeitweise schon sehr anstrengend und zerrt an einem, aber es ist es aufjedenfall wert und wenn das ganze Verfahren erstmal läuft, kann man soviel freier und entspannter durchs Leben gehen.
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Mamnheimer2024
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Re: Erfahrungsbericht Privatinsolvenz

Beitrag von Mamnheimer2024 »

Hallo, ich muss auch ehrlich sein, dass Forum hier ist Klasse und die Erfahrungsberichte nehmen auch einem die Angst weg.

Ich möchte auch meine Erfahrungen bis jetzt teilen. Ich hatte mich mit dem Thema Schulden Ende letzten Jahres beschäftigt und nachdem mir der Minijob gekündigt und bei meiner Vollzeitstelle Kurzarbeit angemeldet wurde, war mir bewusst ich muss handeln. Mitte Februar habe ich eine Schuldnerberatung beauftragt mit dem Ziel eine Privatinsolvenz anzugehen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich bei allen 6 Gläubigern die Zahlungen eingestellt. Mittlerweile wurden die Kredite gekündigt (ING und Sparkasse), die Kfw und das Bundesverwaltungsamt hat sich ehrlich gesagt nichts getan.

Heute habe ich mit der Schuldnerberatung den Insolvenzantrag ausgefüllt und werde diesen dann unterschreiben sobald er postalisch bei mir ankommt. Bei knapp 10 Forderungen ist noch keine Gehaltsabtretung offengelegt oder Pfändungen vorgenommen.Nun muss ich noch ca. 3-4 Wochen abwarten bis vor. Das Verfahren eröffnet ist. Ich muss sagen ich bin sehr erleichtert und werde die kommende Zeit auch überstehen. Natürlich hoffe ich auch, dass mir auch ein guter Insolvenzverwalter zugeteilt wird.

Zum Schuldnerberater muss ich sagen, dass seine Preisgestaltung sehr transparent und echt fair ist. Bei einer öffentlichen Stelle habe ich keinen Termin erhalten, da mein Gehalt deutlich über den Pfändungsfreigrenze ist.
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