Ich weiß nicht mehr weiter

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caffery
praktischer Schuldnerberater
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von caffery »

nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 13:14 Von dem Vorgehen mit dem zweiten Konto habe ich noch nie gehört, im ersten Moment fühlt sich das total falsch an.
Das Gefühl beschreiben viele.
nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 13:14
Bin ich etwa die einzige, die durch die Pandemie in ein so tiefes Loch fällt und nahezu alles verliert?
Ich kann Dir direkt von der Front berichten: NEIN! Du bist nicht allein.
nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 13:14 Wieso gibt es dieses Jahr keine Hilfen vom Staat? Ich bin so sauer und traurig.
Da bin ich ganz bei Dir - sehr sogar. Sich hier darüber zu sehr aufzuregen, ist mir die Tage schon nicht gelungen ohne dass mir das übel genommen wurde.
nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 13:14 Wo kämen wir denn hin, wenn jeder den Schritt mit dem zweiten Konto geht?
Die Nummer mit dem neuen, nicht dem zweiten, Konto ist sogar so normal, dass wir das im Beratersprachgebrauch "übliche Vorgehensweise" nennen.
nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 13:14 Ich habe auf dem großen Kredit noch knapp 14K offen, er läuft noch 2,5 Jahre. Hinzu kommen 4000 Euro Dispo.
Der Leasing Vertrag für das Auto läuft nur bis 03/22.
Wie hoch wäre Dein Einkommen ohne existenzvernichtende Politik? Wie viele Kinder hast Du? Verheiratet?
nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 13:14 Eurer Weg klingt nach schlechter Schufa, ergo gäbe es nächstes Jahr, selbst wenn ich wieder auf den Füßen wäre, keine Chance auf ein neues Auto, neue Wohnung, neue Kredite oder sonst was, richtig?
Das ist in etwa so richtig. Es ist sozusagen der Preis des Ganzen. Leider gewinnt man auch mit dieser Vorgehensweise keinen Schönheitspreis. Sie ist viel eher alternativlos - um einen politischen Begriff zu benutzen. Eine bessere Möglichkeit gibt es nicht um Deine Existenz zu sichern. Es gibt in den allermeisten Fällen nur das was Du jetzt erlebst - und eben diese Vorgehensweise.
Das eine ohne das andere geht nicht - wird aber immer gewünscht. Berater nennen den Wunsch nach finanziellem Spielraum ohne geplatzte Kredite und dem Verlust der Bonität in Deinem Stadium "Wasch mich! Aber mach mich nicht nass!".
Menschlich nachvollziehbar - aber leider meistens unmöglich.
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nonamew
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von nonamew »

Wie hoch wäre Dein Einkommen ohne existenzvernichtende Politik? Wie viele Kinder hast Du? Verheiratet?
Die letzten Jahre hatte ich zwischen 2700 und 3000 Euro netto raus. Leider bin ich kein großer Sparer, ich hatte mal eine kleine hohe Kante, die ich letztes Jahr bei der ersten Arbeitslosigkeit verbraucht habe.

Ich habe mir eher angewöhnt, mein Einkommen in Urlaube, schöne Wohnung, schönes Auto etc auszugeben. Hat ja auch immer super funktioniert, konnte ja niemand ahnen, dass eine Pandemie ansteht und unsere Politik (meiner Meinung nach) der Reihe nach versagt, sodass komplette Existenzen zerstört werden...

Ich wohne alleine, keine Kinder, reine Fixkosten 1800 Euro.

Heute habe ich nochmal "bei dem großen" Kredit angerufen. Sie bieten mir an, anstelle von 500 Euro nur noch 150 Euro monatlich zu zahlen, dafür verlängert sich der Kredit dann ansprechend.
Aktuell hilft mir das auch nicht weiter (die 250 Euro mehr in der Tasche fallen bei dem riesigen Minus ja nicht auf). Mein Ziel war immer, diesen schei*** Kredit endlich los zu werden, deshalb die hohe Rate. Jetzt den Kredit zu verlängern und dafür weniger zu zahlen... Puh, ich will endlich ein Ende sehen!
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nonamew
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von nonamew »

Heute habe ich nochmal "bei dem großen" Kredit angerufen. Sie bieten mir an, anstelle von 500 Euro nur noch 150 Euro monatlich zu zahlen, dafür verlängert sich der Kredit dann ansprechend.
Tippfehler: Sie bieten mir an, nur 250 Euro anstelle 500 Euro zu zahlen. Der Vertrag verlängert sich dann um 2,5 Jahre.
(By the way, wo ist denn hier die Bearbeitungsfunktion? Ich finde sie nicht)

Nachdem ich den ersten Schock mit dem neuen Konto verdaut habe (für mich klingt das völlig falsch und "kriminell"), habe ich noch Verständnisfragen:
Ihr empfiehlt, ein neues Konto zu eröffnen, auf das das ALG dann überwiesen wird und von dem aus ich vermutlich alles zahle, was dringend ist (Miete, etc).
Alles andere auf meinem Hauptkonto ignoriere ich dann.

Frage 1: kann ich das erste Konto erst später in ein P-Konto umwandeln oder kann/soll ich das jetzt schon tun?

Frage 2: Ihr sagt auch, dass ich Lastschriften zurück buchen lassen kann. Brauche ich dann überhaupt ein zweites Konto?

Frage 3: ich habe ein paar Finanzierungen (z.B. von Möbeln). Das sind aber Kleckerbeträge von 15-50 Euro. 2 der Verträge enden diesen Sommer. 3 weitere laufen bis nächstem und übernächstem Jahr.
Ich überlege, die Lastschriften des großen Kredits sowie die Finanzierungen zurück buchen zu lassen. Damit würden sich meine Fixkosten um knapp 600 Euro reduzieren. Nun frage ich mich aber, wie lange ich dieses "Spiel" wohl machen kann, bis richtiger Ärger ins Haus flattert?! Ich vermute, die ersten 4 Wochen kommen harmlose Mahnungen. Ab wann wirds wohl kritisch?

Übrigens, ich bin euch wirklich sehr dankbar für eure Tipps und Ratschläge!!! Für mich ist das alles absolutes Neuland. Ich hatte noch nie solche finanziellen Probleme und habe mich mit den ganzen Themen nie beschäftigt.. irgendwie denkt man immer, "mir passiert sowas nicht".
Vielen Dank für eure Hilfe!!
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FoLo
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von FoLo »

Hallo!
Ich kann Dich gut verstehen. Ich hatte Monate lang schlaflose Nächte und mir ging es gar nicht gut.
Hab mein Insolvenzantrag am 23.02.21 abgegeben und warte immer noch auf eine Eingangsbestätigung/Aktenkennzeichen.

Jetzt arbeite ich zwar nicht in meinem eigentlichen Job, aber ich wollte unbedingt ALG1 oder Hartz 4 umgehen.
Die Insolvenz muss ich jetzt sozusagen "nebenbei" abwickeln.

Du bekommst hier im Forum wirklich gute Hilfen und Tipps . Wirklich von Leuten die Ahnung haben. Mir haben Sie sehr geholfen.

Ich kenne Dich nicht, aber so wie es aussieht machst Du Dir wirklich viele negative Gedanken. Was natürlich auch berechtigt ist. Es geht hier auch um Dich als Mensch mit Gefühlen und Ängsten.
Wenns da mal zuviel wird, würde ich mich auch hierfür beraten lassen. Telefonseelsorge und oder Einrichtungen (Caritas, Diakonie etc.) die Dich psychologisch beraten. Bevor Du depressiv wirst oder Dein Zustand sich dahingehend verschlechtert. Das könnte Dir Kraft und Energie geben um das alles besser durchzustehen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg!
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nonamew
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von nonamew »

Vielen Dank für deine Worte, Folo!

Es geht mir momentan wirklich nicht gut. Ich hatte immer schon mit Depressionen zu kämpfen, aber das einzige, was mich aufgemuntert hat, war mein Job, den ich wirklich von Herzen geliebt habe. Ich habe keinen Kontakt zu meiner Verwandtschaft, eine eigene Familie habe ich auch nicht, also habe ich sehr viel Zeit in meine Mitarbeiter und die Firma gesteckt. Als letztes Jahr im Lockdown klar wurde, dass das Unternehmen nicht mehr lange bestehen kann, hat mich die anschließende Kündigung völlig aus der Bahn geworfen.
Die damalige Arbeitslosigkeit von 4 Monaten war der Horror für mich. Dann gab es endlich einen neuen Job und schon wieder die Kündigung. Hinzu kommt, dass ich letztes Jahr operiert wurde und mich eigentlich um Physio und andere Dinge kümmern müsste, doch weder die Krankenkasse, noch das Arbeitsamt übernehmen die Kosten für den Eigenanteil.

Die Tage sind hart und sehr lang. Was mir gut tun würde, wäre ein Licht am Ende des Tunnels, die Aussicht auf einen neuen Job, Ablenkung oder sonstiges, aber stattdessen macht es mich so unendlich traurig, gerade keinen Strohhalm zu haben, an den ich mich klammern kann.

Wäre ich gekündigt worden, weil ich einen schlechten Job gemacht hätte oder ähnliches, wäre es wenigstens mein eigenes Versagen gewesen. Aber jetzt fühle ich mich einfach nur ungerecht behandelt. Die gesamte Branche liegt brach, es gibt keine greifbaren Zukunftsperspektiven.

Es ist nicht einfach im Moment.
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FoLo
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von FoLo »

Ja, ich kann das gut nachfühlen. Versuche in "Bewegung" zu bleiben. Körperlich und geistig. Einfach gesagt, ich weiß. Aber es wird so oder so weitergehen. Du kannst den Weg den es weitergehen wird beeinflussen. Und wenn Du es nicht alleine schaffst, dann lass Dir helfen.
Es gibt immer mindestens einen Weg, der zu einem Licht am Ende eines Tunnels führt.
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Witwe Bolte
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Witwe Bolte »

nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 15:57 ...
Frage 1: kann ich das erste Konto erst später in ein P-Konto umwandeln oder kann/soll ich das jetzt schon tun?
Schrieb ich schon weiter oben.
Das kannst Du später machen.
Ich würde es jetzt nicht machen.
Warum willst Du Deiner neuen Bank gleich sagen:
"Vorsicht, hier kommt ein D-Kunde ..." ?
Dann wird so manche Bank versuchen, Dich zu vergraulen.
nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 15:57 Frage 2: Ihr sagt auch, dass ich Lastschriften zurück buchen lassen kann. Brauche ich dann überhaupt ein zweites Konto?
Ich würde ein neues Konto machen.
Du sagst doch, auch Dein Dispo ist am Anschlag ?
Das wird nur Ärger geben.
Und dem gehst Du mit dem neuen Konto aus dem Weg.
Du musst jetzt für Dich sorgen, das macht sonst keiner.
nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 15:57 Frage 3: ich habe ein paar Finanzierungen (z.B. von Möbeln). Das sind aber Kleckerbeträge von 15-50 Euro. 2 der Verträge enden diesen Sommer. 3 weitere laufen bis nächstem und übernächstem Jahr.
Ich überlege, die Lastschriften des großen Kredits sowie die Finanzierungen zurück buchen zu lassen. Damit würden sich meine Fixkosten um knapp 600 Euro reduzieren. Nun frage ich mich aber, wie lange ich dieses "Spiel" wohl machen kann, bis richtiger Ärger ins Haus flattert?! Ich vermute, die ersten 4 Wochen kommen harmlose Mahnungen. Ab wann wirds wohl kritisch?
Das kann Dir hier doch keiner sagen.
Keiner hat eine funktionierende Glaskugel.
Ich habe Dir den üblichen Weg oben beschrieben.
In der Regel dauert so was seine Zeit - vier, sechs, acht, zwölf Wochen?
nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 15:57 Übrigens, ich bin euch wirklich sehr dankbar für eure Tipps und Ratschläge!!! Für mich ist das alles absolutes Neuland. Ich hatte noch nie solche finanziellen Probleme und habe mich mit den ganzen Themen nie beschäftigt.. irgendwie denkt man immer, "mir passiert sowas nicht".
Bisschen naiv ?
Oder zu unbedacht ?
Arbeitgeber können nun mal Pleite gehen ...
Klar, nicht so wie jetzt, wo ganze Branchen dahinschwinden,
damit konnte wohl niemand rechnen.

Melde Dich gleich morgen mal wieder bei Deinem Arbeitsvermittler.
Der hat einen sicheren Job - soll er was für seine Kohle tun.
Und sei es ne Zeitarbeitsfirma.

Viel Glück!
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Shopgirl
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Shopgirl »

Du brauchst ganz dringend ein neues Konto. Deine jetzige Bank darf mit dem Dispo aufrechnen.
Wenn sie den fällig stellen, sind die 4000 Euro auf einen Schlag zu zahlen und sämtliche Überweisungen auf dieses Konto werden mit dem Dispo verrechnet.
Mach so schnell wie möglich ein neues Konto auf. Solange die Schufa noch okay ist, sollte das kein Problem sein.
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nonamew
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von nonamew »

Okay, dann kümmere ich mich jetzt um das neue Konto.
Muss ich da auf etwas achten? Nö, oder? (Also bezogen auf meine zukünftige Situation, nicht bezogen auf generelle Konto Eröffnung).

ING bietet kostenfreie Girokonten. Ich habe da eben online durch geklickt und muss angeben, was meine derzeitige Beschäftigung ist. Wenn ich arbeitslos angebe, werde ich doch abgelehnt, oder nicht?
Tatsächlich bin ich auf 450 Euro Basis angemeldet, verdiene dort jedoch momentan nichts. Soll ich "Arbeiter" angeben?
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Shopgirl
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Shopgirl »

Ich würde dir grundsätzlich eine Bank empfehlen, bei der du eine Filiale als Ansprechpartner hast. Wenn es mal was zu klären gibt, ist es vermutlich manches Mal angenehmer, wenn man mit einem Menschen vor Ort sprechen kann.

Puh, ob die ING noch Arbeitslose ablehnt, weiß ich nicht. Die waren mal sehr kleinlich, was die Auswahl ihrer Kunden betraf. Aber ob das immer noch so ist ...
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