Ich weiß nicht mehr weiter

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nonamew
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Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von nonamew »

Hallo zusammen,

ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll...

Eigentlich ging es mir immer gut. Ich hatte immer einen Job, habe eine schöne Wohnung und ein Auto (geleast).

Letztes Jahr habe ich nach dem ersten Lockdown die betriebsbedingte Kündigung erhalten.
Ich bekam zwar ALG 1, das ALG reichte allerdings nicht einmal für die Fixkosten (Fixkosten ohne Lebenshaltungskosten 1800 Euro, ALG 1500 Euro).
Da ich nie vorher Arbeitslos war, und selbst wenn ich mal einen Job verloren habe, immer sehr schnell einen neuen Job hatte, war es nie dramatisch, dass meine Fixkosten auf Grund eines hohen Kredits, den ich noch abzahle, höher als mein ALG war.

Die Corona Krise hat mich aber voll erwischt.
Ich war letztes Jahr knapp 4 Monate Arbeitslos und bin immer tiefer in den Dispo gerutscht.
Erst nach 4 Monaten bekam ich einen neuen Job, doch wegen des Dauer Lockdowns bekam ich dort zu Februar 2021 ebenfalls die Kündigung. Nun geht das selbe Problem also wieder von vorne los, das ALG reicht nicht einmal für die Fixkosten.
Mein Dispo ist voll ausgeschöpft. Ich habe mit meinem Bankberater gesprochen, ob er ihn erweitern könnte. Da ich aber derzeit Arbeitslos bin, macht er es nicht.
Als Arbeitslose bekomme ich auch keinen neuen Kredit.
Es ist der 09. des Monats und ich habe noch 30 Euro im Portemonnaie. Das Geld muss bis zum Ende der Arbeitslosigkeit reichen, wird es aber nicht.

Ich habe versucht, eine Ratenpause bei meinem großen Kredit einzulegen, doch die Bank stellt sich quer.

Auch meine Leasingrate für das Auto kann ich nicht pausieren, hier stellt sich das Autohaus ebenfalls quer.

Die Corona Hilfen, dass man 3 Monate lang seine Kredite stunden konnte, galten nur für letztes Jahr. Dieses Jahr gibt es keine Hilfen.

Ich habe nächste Woche einen Termin bei einer Schuldnerberatung. Es ist das erste Mal, dass ich sowas in Anspruch nehmen muss. Ich weiß gar nicht, was mich dort erwartet.

Ich habe schon Möbel verkauft, die ich nicht uuuunbedingt benötige (Esstisch, Gartenmöbel, etc). Auch Kleidung und Schmuck habe ich schon verkauft. Mittlerweile ist nichts ansatzweise wertvolles mehr da, was ich verkaufen könnte.

Heute habe ich meinen Vermieter angerufen. Ich wohne seit 10 Jahren in meiner Wohnung und hätte gedacht, dass wir die Mieter vorübergehend halbieren könnten, damit ich etwas Geld habe. Ich würde ja alles zurück zahlen, sobald ich wieder Geld verdiene. Er stellt sich quer und droht mit der fristlosen Kündigung, sofern 2 Mieten ausbleiben.

Ich weiß nicht, wie es weiter geht. Ich war in der Vergangenheit als Managerin/Führungskraft tätig, jedoch liegt meine Branche auf Grund der Pandemie brach. Ich vermute, es wird dort mit der derzeitigen Politik erst Ende 2021/Anfang 2022 weiter gehen.
Ich bewerbe mich auf wirklich jeden Job. Einerseits auch Führungspositionen in neuen Branchen, die mir dann aber wegen fehlender Branchenkenntnisse abgesagt werden, andererseits auch auf Sekretär-Jobs, die mir abgesagt werden, weil ich überqualifiziert bin.

Mittlerweile bin ich in eine Depression gerutscht. Ich sehe keinen Ausweg mehr. Ich liege manchmal den ganzen Tag weinend im Bett und schaffe es nicht, aufzustehen. Manchmal gehts mir einigermaßen okay und ich würde gerne irgendwo hin fahren, Freunde treffen oder abgelenkt werden, aber dann fällt mir ein, dass der Tank leer ist und ich im nahen Umkreis niemanden habe.

Geld von Freunden möchte ich nicht annehmen, denn ich weiß ja nicht, wann ich es zurück zahlen kann. Bekomme ich nächsten Monat einen Job oder erst nächstes Jahr?

Ich habe Kredite über Smava, Auxmoney und check24 versucht. Keiner kann mir einen Kredit geben, um die nächsten Monate Geld zum einkaufen zu haben. Überall werde ich als Arbeitslose abgelehnt, obwohl ich eine saubere Schufa habe (noch..) und einen guten Score.

Ich überlege, meine Wohnung zu kündigen. Aber sie ist für die Region noch sehr günstig (uralter Mietvertrag) und kleinere Wohnungen würden nur knapp 100 Euro weniger kosten. Außerdem bewerbe ich mich deutschlandweit und weiß noch nicht, wo ich hinziehen soll, da ich ja noch keine Job Zusage habe.

Die Pandemie hat mich so tief in den Abgrund katapultiert, wie noch nie zuvor.

Hat jemand Tipps für mich?
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

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Hi nonamew,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Ich weiß nicht mehr weiter" geschaut?
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Witwe Bolte
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Witwe Bolte »

nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 11:17
... Ratenpause bei meinem großen Kredit einzulegen, doch die Bank stellt sich quer.

Auch meine Leasingrate für das Auto kann ich nicht pausieren, hier stellt sich das Autohaus ebenfalls quer.
...
Hat jemand Tipps für mich?
Nicht fragen sondern machen:
Keine Ratenzahlungen mehr,
keine Leasingraten mehr bezahlen.

Absoluter Vorrang hat immer:
1. der eigene Kühlschrank und dann
2. die eigene Wohnung.

Sieh zu, dass da keine zwei rückständigen Mieten auflaufen.

Wie sieht Dein Finanzplan dann aus ?
Ohne Raten, ohne Leasing ?
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insolaner
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von insolaner »

Hej nonamew,

das kann ich nur allzugut nachvollziehen, und kann Dir aus eigener leidvoller Erfahrung in ähnlicher Situation nur den Tip geben, definitiv den Termin bei der Schuldnerberatung wahrzunehmen!

Wenn Du da auch den Kopf in den Sand steckst, reitest Du Dich nur noch tiefer rein.

Sagt der, der gerade heute aus 'Nichtantrieb' auch einen Termin hat sausen lassen und nun mit der eigenen Gesundheit wieder eine Woche rumhadern 'darf' :/
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nonamew
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von nonamew »

Wenn ich für einen Moment den Kredit nicht tilgen müsste und die Leasingraten aussetzen könnte, hätte ich 700 Euro mehr in der Tasche. Am schlimmsten ist der Kredit, ist tilge mit fast 500 Euro im Monat.

Beide haben eine Einzugsermächtigung. Mein Dispo ist bis zum Anschlag ausgeschöpft, Ende März werden 1500 Euro ALG überwiesen. Kann ich denn irgendwie beeinflussen, was von den 1500 Euro bezahlt wird? Eigentlich hat jeder eine Einzugsermächtigung (Vermieter, Bank, VW, Strom, etc.).

Was passiert denn, wenn die Raten nicht getilgt werden können? Ich war noch nie in dieser Situation.
Ich weiß doch jetzt noch nicht, wann ich es zurück zahlen kann. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich die nächsten 2 Monate einen neuen Job finde. Wäre die Pandemie nicht, würde ich sofort einen Job beim Wettbewerber bekommen, aber durch die Krise haben alle Wettbewerber die Expansion eingestellt und kämpfen ums überleben.

Muss ich jetzt wirklich Insolvenz anmelden? Ich will doch einfach nur mein altes Leben vor der Pandemie zurück.
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gurami
Wissender
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von gurami »

Meiner Meinung nach geht hier nur die Radikale Methode. Neues Konto und ALG darauf. Altes Konto vorerst ignorieren und weiter leben. Warte nicht zu lange.
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caffery
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von caffery »

Das was Gurami schreibt, wird auch mit hoher Wahrscheinlichkeit das Credo Deines Beratungstermins werden.
nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 11:56 Beide haben eine Einzugsermächtigung. Mein Dispo ist bis zum Anschlag ausgeschöpft, Ende März werden 1500 Euro ALG überwiesen. Kann ich denn irgendwie beeinflussen, was von den 1500 Euro bezahlt wird? Eigentlich hat jeder eine Einzugsermächtigung (Vermieter, Bank, VW, Strom, etc.).
Ja, Du kannst Dir das aussuchen. Lastschriften kann man manuell acht Wochen lang zurückholen. Du könntest also jede Lastschrift die in den letzten 8 Wochen von Deinem Konto gegangen ist wieder zurückbuchen lassen. Ich würde Dich auch dazu motivieren wollen, dies zu tun. Besonders bei Deinem "großen" Kredit ist das wahrscheinlich sogar alternativlos. Mit dem Leasing kannst Du ja noch warten - vielleicht willst Du den Vertrag ja noch irgendwie "retten".

Den Kredit nicht mehr zu zahlen führt über kurz oder lang zur "Fälligstellung". Die Forderung wird ab diesem Moment anders behandelt und Du kannst mit Banken ganz anders über Rückzahlungsmodalitäten verhandeln als jetzt in der Zwangsjacke des Kreditvertrags. Nur Deine Bonität ist mit der Fälligstellung erst einmal im Eimer.

Die genannten Verhandlungen kann dann zu gegebener Zeit vermutlich auch die Beratungsstelle für Dich führen. Den Kredit "platzen zu lassen" ist also nicht gleichbedeutend damit, dass Du Insolvenz beantragen musst.
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Witwe Bolte
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Witwe Bolte »

nonamew hat geschrieben: 9. Mär 2021, 11:56 ...
Was passiert denn, wenn die Raten nicht getilgt werden können? Ich war noch nie in dieser Situation.
Ich weiß doch jetzt noch nicht, wann ich es zurück zahlen kann. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich die nächsten 2 Monate einen neuen Job finde. Wäre die Pandemie nicht, würde ich sofort einen Job beim Wettbewerber bekommen, aber durch die Krise haben alle Wettbewerber die Expansion eingestellt und kämpfen ums überleben.

Muss ich jetzt wirklich Insolvenz anmelden? Ich will doch einfach nur mein altes Leben vor der Pandemie zurück.
Nein, niemand MUSS "Insolvenz anmelden".

Könnte ja auch ein Rechenexempel sein:
Wie lange läuft der Kredit noch ?
Wie hoch ist z.Zt. die Restschuld ?
Vielleicht macht ein Insolvenzverfahren ja rein wirtschaftlich sogar Sinn ?
Es sind ja jetzt "nur noch" drei Jahre.

Welche Alternativen hast Du ?
Wie lange kannst Du / willst Du / auf einen neuen Job warten ?

Auch mein Tip:
Hol Dir schnell ein neues Konto und lass das ALG dahin überweisen.
Das alte läßt Du erstmal der Bank (und Konsorten) "zum Spielen" ...

Es werden Mahnungen kommen, es werden böse Briefe kommen, es werdn sich Inkasso-Firmen bei Dir melden (und noch exorbitante "Gebühren" von Dir verlangen).
Dann kommt irgendwann der erste Mahnbescheid, danach ein Vollstreckungsbescheid - und dann eine Kontopfändung.
Wenn es so weit ist, dass eine Kontopfändung im Haus ist, dann läßt Du Dein neues Konto in ein P-Konto umwandeln.
Dann bleibt Dir jedenfalls der "Grundfreibetrag" von z.Zt. 1.178,59 Euro / Monat.
(wenn Du bis dahin keinen neuen Job hast - hast Du einen, dann kannst Du von einem ggfs. höheren Einkommen auch noch einen Teil behalten).

Ein Termin bei einer Schuldnerberatung ist schon mal gut.
Hoffentlich kostenlos ?
Also AWO, Caritas, Diakonie usw.?
Auch bei der Agentur für Arbeit kannst Du mal danach fragen.

Jetzt ist wohl ein "dickes Fell" angesagt ...
... oder Glück bei der Jobsuche !

Viel Glück!
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Rico
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Rico »

Hey, wie lange warst du denn in deiner alten Firma beschäftigt? Vielleicht kannst du ja Arbeitslosengeld beantragen?
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nonamew
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von nonamew »

Ja, der Termin ist bei der Caritas.

Von dem Vorgehen mit dem zweiten Konto habe ich noch nie gehört, im ersten Moment fühlt sich das total falsch an.

Am liebsten würde ich doch einfach wieder arbeiten oder einen Kredit aufnehmen, um die nächsten Monate über die Runden zu kommen. :(

Bin ich etwa die einzige, die durch die Pandemie in ein so tiefes Loch fällt und nahezu alles verliert? Wieso gibt es dieses Jahr keine Hilfen vom Staat? Ich bin so sauer und traurig. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder den Schritt mit dem zweiten Konto geht?

Ich habe auf dem großen Kredit noch knapp 14K offen, er läuft noch 2,5 Jahre. Hinzu kommen 4000 Euro Dispo.
Der Leasing Vertrag für das Auto läuft nur bis 03/22.

Ich gehe ja nicht davon aus, dass ich die nächsten 40 Jahre als gescheiterte Frau leben werde. Ich hoffe, dass mein und unser Leben nächstes Jahr wieder normal wird und das bedeutet für mich dann auch, dass ich wieder in meiner Branche arbeiten kann. Ich habe dort nicht schlecht verdient und mir dort einen Namen gemacht (Himmel, klingt das arrogant..), sodass ich mir sicher bin, in Zukunft wieder auf die Füße zu kommen.
Ich brauche nur eine Lösung bis dahin.

Eurer Weg klingt nach schlechter Schufa, ergo gäbe es nächstes Jahr, selbst wenn ich wieder auf den Füßen wäre, keine Chance auf ein neues Auto, neue Wohnung, neue Kredite oder sonst was, richtig?
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Witwe Bolte
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Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Witwe Bolte »

Richtig, ein "Nebenprodukt" wird dann eine schlechte Schufa werden.

Aber bedenke: Niemand, nicht die Bank, nicht die Leasingfirma, nicht die Arbeitsagentur - niemand dort wird sich dafür interessieren, ob Du was zum Essen hast und ob Du Deine Miete zahlen kannst.

Du hast die Reaktion Deines Vermieters ja schon erlebt.

Und bevor ich meine Wohnung verlieren würde, würde ich lieber eine schlechte Schufa riskieren.

Geh den Mitarbeitern der Arbeitsagentur auf die Nerven.
Ruf da jeden zweiten Tag an, lauf da jede Woche persönlich auf.

Dein Finanzplan (mit Kredit und Leasing) steht und fällt ja mit einem Job.
Einem möglichst gut bezahltem.

Viel Glück!

Ja, die Pandemie ändert für so manchen einfach alles.
Und keiner weiß, wann es wirklich vorbei ist.
Und die Politik hat peinlich versagt.
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