Wie genau bewältige ich diese Situation?

Hier geht es in erster Linie um eine sachbezogene Diskussion rund um das Thema Ver- und Überschuldung (z.B. zur Existenzsicherung, Zwangsvollstreckung, Verbraucherinsolvenzverfahren). Für aktive und ehemals Selbstständige haben wir ein eigenes Forum 'Selbstständige' eingerichtet. Wie man mit Schulden und den damit resultierenden persönlichen Belastungen und Problemen umgeht und lebt, geht es im Schwesterforum 'life!'.
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takecareofthatshit
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Wie genau bewältige ich diese Situation?

Beitrag von takecareofthatshit »

Hallo Forum, ich dachte, dass ich mich nach langer Drückebergerei nun auch mal den Dingen annehme, die mich ja fast schon plagen. Für einige mag das wie Pille-Palle vorkommen, ist es aus objektiver Sicht womöglich auch, doch langsam denke ich trotzdem, dass mir das über kurz oder lang ein Magengeschwür bereiten könnte.

Zu meiner Situation, ich bin gerade MItte 20 und absolviere zZ eine Ausbildung im letzten Lehrjahr.
Seit mehr als 2 Jahren habe ich bei diversen Gläubigern Schulden (alle samt Inkasso).

Die Summe beläuft sich auf 5 - 10000€ und ich habe eindeutig den Überblick verloren, bei welchem Institut ich welche Höhe an Schulden habe. Es kamen schon einige Briefe von Gerichten (Titel, etc.) und auch vom GV. Demnach begann auch die Pfändung vom Konto, vor circa einem Jahr, sodass ich dieses in ein P-Konto umwandeln lies. Ich habe auch mehrmals den Gläubigern E-Mails geschrieben, an die ich mich erinnern kann, allerdings von keinem eine Rückmeldung erhalten, sodass ich eine Auflistung der Gesamtschulden erstellen könnte. Meist mehrere Aktenzeichen bei selbem Inkassounternehmen.

Ich habe circa 1500€ angespart und würde die Situation gerne bereinigen, bevor ich in circa einem halben Jahr ausgelernt bin, da dann wohl die Pfändung einsetzen wird.

Mir ist bewusst, dass ich wohl bis dato nicht alles bereinigen kann, da die Summen ja schon höher sind, als das, was ich angespart habe. Ich muss aber noch einmal sagen, dass ich komplett den Überblick darüber verloren habe, wo und wie viel ich an Schulden habe.

Ich habe vor einem dreiviertel Jahr bereits versucht, mich an die Schuldnerberatung zu wenden, die bei uns einzig die Stadt übernimmt, allerdings wollte diese ohne ausgearbeiteten Dokumente (Wo und wie viel) kein Beratungstermin eingehen,sodass ich auch hier kein Anhaltspunkt hatte, wie ich vorgehen könnte, um all das in Erfahrung zu bringen.

Meine Ziele sind folgende, von denen ich aber wirklich nicht wirklich Ahnung habe, wie ich diese angehen soll:
  • Summe und Gläubiger in Erfahrung bringen
  • Forderrungssumme verringern (durch Zahlungen und Vereinbarungen)
  • Vermeidung einer Privatinsolvenz
  • Vermeiden von Pfändungen, sodass ich zum "Berufsstart" keine Angst davor haben muss
Ich habe mich auch an "professionelle" Schuldnerberatungen gewandt, die überall im Internet werben, aber außer hohe Kosten war da nichts dahinter. Leider - wie bereits erwähnt - habe ich bei DRK, Karitas und Diakonie angefragt und diese sind alle für meinen Wohnort nicht zuständig, die Stadt "wollte" mir nicht helfen und in Zeiten von Corona sind diese Anlaufstellen sowieso maßlos überfüllt.

Vielleicht ist die Forderungssumme auch geringer, oder höher, ich denke auch +- Schwakungen von 2000€ sind durchaus realistisch. Wie gesagt, ich habe das so lange ignoriert, wie es möglich war. Briefe ungeöffnet weg geworfen, etc.

Ich habe auch versucht einen Kredit in Höhe von 5 - 10000€ zu bekommen, aber ihr euch vorstellen könnt, mehr als aussichtslos.

Nun erhoffe ich mir von euch, da ihr alle Erfahrung in diesen Bereichen habt, dass ihr mir evtl. auf die Sprünge helfen könnt, bei oben genannten Punkten und mich ein wenig anleiten, da ich wirklich das Gefühl habe, nicht mehr weiter zu wissen.

Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank!
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Re: Wie genau bewältige ich diese Situation?

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Hi takecareofthatshit,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Wie genau bewältige ich diese Situation?" geschaut?
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caffery
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Re: Wie genau bewältige ich diese Situation?

Beitrag von caffery »

Hallo und herzlich Willkommen!

Ich sage zu Beginn schonmal, dass ich hoffe dich durch meine offenen Worte nicht zu verschrecken. Sie sind wirklich nur gut gemeint!


takecareofthatshit hat geschrieben: 12. Sep 2020, 02:09
Meine Ziele sind folgende, von denen ich aber wirklich nicht wirklich Ahnung habe, wie ich diese angehen soll:
  • Summe und Gläubiger in Erfahrung bringen
  • Forderrungssumme verringern (durch Zahlungen und Vereinbarungen)
  • Vermeidung einer Privatinsolvenz
  • Vermeiden von Pfändungen, sodass ich zum "Berufsstart" keine Angst davor haben muss
Das ist mit Abstand die am weitesten verbreitete Wunschvorstellung mit der Ratsuchende in den Beratungsstellen aufschlagen - und gleichzeitig das unrealistischste Szenario was es überhaupt geben kann.
Die dargelegten Wunschvorstellungen sind derart verbreitet, dass wir ihnen in unserem Beraterkreis schon einen geflügelten Namen gegeben haben. Wir nennen das:
"Wasch mich, aber mach mich nicht nass!"

Ich versuche es mal mit ein paar Stichpunkten - wir haben ja Zeit.

- Es gibt keinen sicheren und abschließenden Weg alle Gläubiger die man auf der Welt hat zu recherchieren. Es gibt ein paar Suchmöglichkeiten - abschließend sind die aber alle nicht. Soll heißen: Wenn Du selbst nicht weißt wo genau Du überall Schulden hast, dann weiß es niemand.
- Es ist unmöglich Pfändungen zu vermeiden - es sei denn man tut genau das was der Gläubiger (einer titulierten Forderung) will. Das Problem: Wenn ein Profigläubiger merkt, dass Du keine Pfändung willst, dann will er grundsätzlich umgehend alles und noch ein bisschen mehr - sonst pfändet er.
- Eine Privatinsolvenz als Handlungsoption auszuschließen ist (sorry!) einfach nur dumm. Es gibt sehr wahrscheinlich keinen rationalen Grund aus dem Du das ausschließen solltest - ich vermute, dass es einfach nur so ein "Gefühlsdingen" ist (auch sehr verbreitet). Hinzu kommt: Wenn ein Gläubiger merkt, dass Du auf keinen Fall eine Insolvenz willst (manche Schuldner sind sogar so ungeschickt und sagen den Gläubigern das), werden sie umgehend den Druck erhöhen. Zusätzlich hat man damit in aller Regel jegliche unter Umständen bis dahin vorhandene Verhandlungsbereitschaft komplett gekillt.
- Eine Restschuldbefreiung durch Insolvenz ist der einzige Weg bei dem du auch von den Schulden befreit werden würdest, die du unter Umständen "vergessen" hast.
- Ich habe schon sehr viele Schuldner kennengelernt, die durch zum Teil jahrzehntelanges "Zahlungen leisten und Vereinbarungen schließen" mit Profigläubigern ihre Schulden sogar noch erhöht haben und während dessen ohne irgendeinen Nutzen auf erhebliche Lebensqualität verzichtet haben während sie Unsummen im Prinzip sinnfreier Zahlungen in die Inkassobranche gepustet haben - nur um dann doch einen Insolvenzantrag zu stellen und sich sehr intensiv und angestrengt zu fragen: "Warum um Gottes Willen habe ich das nicht sofort gemacht!?!?"
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takecareofthatshit
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Re: Wie genau bewältige ich diese Situation?

Beitrag von takecareofthatshit »

Zunächst einmal vielen Dank, für die Zeit und die Mühe, die du auf dich genommen hast, um mir so ausführlich zu antworten!
caffery hat geschrieben: 12. Sep 2020, 14:23 Ich sage zu Beginn schonmal, dass ich hoffe dich durch meine offenen Worte nicht zu verschrecken. Sie sind wirklich nur gut gemeint!
Ich denke, offene Worte sind hier die besten, denn ich habe mich lange genug gedrückt und durch "Selbstbesänftigung" von Tätigkeiten abgehalten.
caffery hat geschrieben: 12. Sep 2020, 14:23 - Es gibt keinen sicheren und abschließenden Weg alle Gläubiger die man auf der Welt hat zu recherchieren. Es gibt ein paar Suchmöglichkeiten - abschließend sind die aber alle nicht. Soll heißen: Wenn Du selbst nicht weißt wo genau Du überall Schulden hast, dann weiß es niemand.
Ich dachte mir schon, dass es daraus hinauslaufen wird. Die Hoffnung war zwar ein wenig gegeben, aber die Realität sieht nun mal anders aus. Ein paar Gläubiger habe ich im Kopf, es wären wohl wenige, wenn überhaupt, die untergingen. Welche Suchmöglichkeiten gibt es da genau, wenn ich fragen darf?`
caffery hat geschrieben: 12. Sep 2020, 14:23 Es ist unmöglich Pfändungen zu vermeiden - es sei denn man tut genau das was der Gläubiger (einer titulierten Forderung) will. Das Problem: Wenn ein Profigläubiger merkt, dass Du keine Pfändung willst, dann will er grundsätzlich umgehend alles und noch ein bisschen mehr - sonst pfändet er.
Wie geht man in solch einer Situation am besten vor?
Versucht man zu verhandeln und Raten vorzuschlagen oder eher eine Eimalzahlung in Höhe von x% des Gesamtbetrages?
Wie hoch sind bei gängigen Inkassounternehmen (die es nahezu ausschließlich sind, die Forderungen haben) - um ein, zwei Beispiele zu nennen: "INFOSCORE FORDERUNGSMANAGEMENT GMBH", "EOS - Deutscher Inkassodienst", - die Chancen, dass diese auf die genannte Einmalzahlung eingehen, bzw. mit einer Ratenzahlung zufrieden sind, insofern man als Schuldner und nicht ggf. als Berater oder ähnliches agiert?
caffery hat geschrieben: 12. Sep 2020, 14:23 - Eine Privatinsolvenz als Handlungsoption auszuschließen ist (sorry!) einfach nur dumm. Es gibt sehr wahrscheinlich keinen rationalen Grund aus dem Du das ausschließen solltest - ich vermute, dass es einfach nur so ein "Gefühlsdingen" ist (auch sehr verbreitet). Hinzu kommt: Wenn ein Gläubiger merkt, dass Du auf keinen Fall eine Insolvenz willst (manche Schuldner sind sogar so ungeschickt und sagen den Gläubigern das), werden sie umgehend den Druck erhöhen. Zusätzlich hat man damit in aller Regel jegliche unter Umständen bis dahin vorhandene Verhandlungsbereitschaft komplett gekillt.
- Eine Restschuldbefreiung durch Insolvenz ist der einzige Weg bei dem du auch von den Schulden befreit werden würdest, die du unter Umständen "vergessen" hast.
- Ich habe schon sehr viele Schuldner kennengelernt, die durch zum Teil jahrzehntelanges "Zahlungen leisten und Vereinbarungen schließen" mit Profigläubigern ihre Schulden sogar noch erhöht haben und während dessen ohne irgendeinen Nutzen auf erhebliche Lebensqualität verzichtet haben während sie Unsummen im Prinzip sinnfreier Zahlungen in die Inkassobranche gepustet haben - nur um dann doch einen Insolvenzantrag zu stellen und sich sehr intensiv und angestrengt zu fragen: "Warum um Gottes Willen habe ich das nicht sofort gemacht!?!?"
Ich schließe dies insofern aus, da durch meine voraussichtliche Vollzeitbeschäftigung (voraussichtlich ab März) circa 650-700€ mtl. an Geldmitteln da wären, die monatlich pfändbar wären, wenn der unpfändbare Betrag bei knapp 1200€ liegt. Die Summe der Schulden ist bis dato noch überschaubar. Gehe ich von 8000€ Schulden aus und bei einem pfändbaren Betrag von 650€, so wären dies 13 Monate, bis die Beträge beglichen wären. Eine Privatinsolvenz dauernd i.d.R weitaus länger. Natürlich gibt es andere Käufe, die man gerne tätigen würde oder auch müsste, die nicht gegeben sind, wenn eben alles bis zur Grenze gepfändet wird. Auf der anderen Seite hatte ich gehofft, dass ich monatlich vielleicht 300 - 400€ an monatlicher Rate bezahle, was auch einzelne Forderungen erledigen würde (Gleicher Inkassodienst, mehrere Forderungen), sodass ich ein wenig mehr Handlungsspielraum habe und auf der anderen Seite dann eben in circa 20 - 26 Monaten fertig wäre, mit dem Abbezahlen der Schulden. Aber auch der Zeitraum ist weit vor dem Ende der Privatinsolvenz, zu der ja auch Verwaltungs- und Gerichtskosten kommen.


Die Hoffnung, in meine im Eingagspost oben genannten Punkte, habe ich insofern gehabt, da ich der Meinnung war, dass die Gesamtsumme, die bei verschiedenen Gläubigern insgesamt aufgekommen ist, nicht so hoch ist, sodass ich dies in einer überschaubaren Anzahl von Monaten abbezahlen kann. Eben gekoppelt mit der Hoffnung, dass es möglichst ist, die Gesamtschulden um die Prozentzahl x zu reduzieren, sodass eben von den als Beispiel genannten 8000€ schlussendlich bspw. 4 - 6000€ übrig bleiben.

Aus deinen Ausführungen habe ich heraus gelesen, dass deine Empfehlung wäre, eine Privatinsolvenz anzumelden. Hingegen deiner Einwände, würde ich es trotz dessen ohne diese versuchen. Vielleicht ergibt das nun auch Sinn, nach meinen Ausführungen. Wie sollte man nun am besten vorgehen?

Ich hoffe ich konnte verständlich ausdrücken, was ich sagen möchte und vielen Dank!
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takecareofthatshit
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Re: Wie genau bewältige ich diese Situation?

Beitrag von takecareofthatshit »

Da ich die Edit-Funktion nicht gefunden habe oder einfach zu blöd dafür bin, hier der Nachtrag:

Die 8000€ Schätzsumme belaufen sich auf Forderungen + Inkassokosten + Zinsen + sonstiger Kosten
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Witwe Bolte
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Re: Wie genau bewältige ich diese Situation?

Beitrag von Witwe Bolte »

takecareofthatshit hat geschrieben: 13. Sep 2020, 01:31 ...
Welche Suchmöglichkeiten gibt es da genau, wenn ich fragen darf?`
...
Du könntest alle Mahngerichte in D anschreiben:
https://www.mahngerichte.de/de/mahngerichte.html
takecareofthatshit hat geschrieben: 13. Sep 2020, 01:31 Wie geht man in solch einer Situation am besten vor?
Ordnung machen, sprich: Eine Liste mit den Gläubigern anlegen, etwa so:
1. Originalgläubiger (Name, Adresse)
2. Originalforderung (Betrag)
3. von (Datum)
4. Grund der Forderung (Wareneinkauf, Darlehn oder was ?)
5. vertreten durch (RA/Inkasso: Name, Adresse)
6. aktuelle Forderungshöhe

Und alle Briefe, die jetzt kommen, öffnen, lesen, abheften.

Das wäre eine gute Vorbereitung zur Bereinigung Deiner Situation.
Und Du verschaffst Dir einen Überblick Deiner "Gegner" ..., Du hast ja schon einige Große genannt: EOS, Infoscore ... das sind richtige Profis - die wollen keine Einigung mit Dir, die wollen nur Dein Geld.
Und wenn Du z.Zt. noch in der Ausbildung bist, demnächst aber einen gutbezahlten Job erwarten kannst - super! Dann warten sie eben, bis sie Dich demnächst richtig abzocken können.

Meine Meinung: Alleine kannst Du es vergessen, mit denen eine Einigung zu finden.
Die wollen, wie gesagt, gar keine Einigung mit Dir - warum sollten sie auch?
Versetz Dich in die Lage Deiner "Gegner": Was würdest Du an deren Stelle tun ?

Such Dir einen starken Partner an Deiner Seite (=Schuldnerberatung!!! auch, wenn Du auf einen Termin warten musst), damit Du wenigstens "mit gleichen Waffen" kämpfen kannst, sonst werden sie Dich ordentlich abzocken und Du zahlst und zahlst und zahlst - und Deine Schulden werden trotzdem nicht weniger, sondern immer mehr! Die lassen sich immer wieder irgendwas Neues einfallen an Zinsen, Kosten, Gebühren, Auslagen usw.usw.usw

Viel Glück!
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imker
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Re: Wie genau bewältige ich diese Situation?

Beitrag von imker »

takecareofthatshit hat geschrieben: 13. Sep 2020, 01:31 ...
Ich schließe dies insofern aus, da durch meine voraussichtliche Vollzeitbeschäftigung (voraussichtlich ab März) circa 650-700€ mtl. an Geldmitteln da wären, die monatlich pfändbar wären, wenn der unpfändbare Betrag bei knapp 1200€ liegt. Die Summe der Schulden ist bis dato noch überschaubar. Gehe ich von 8000€ Schulden aus und bei einem pfändbaren Betrag von 650€, so wären dies 13 Monate, bis die Beträge beglichen wären. Eine Privatinsolvenz dauernd i.d.R weitaus länger.
...
Lass Dich professonell und persönlich beraten. Was Du als Grund für den den Ausschluß für eine Inso ausschliest, ist nach meinem Eindruck falsch verstandenes Halbwissen aus Internetseiten....
1.
Bei 1900 EUR netto sind weniger als 700 EUR pfändbar. Google mal... und der Betrag wird bisher alle 2 Jahre für die Schuldner freundlicher...
2.
Das Verfahren wird ab 1.10.2020 vsl. schlappe drei Jahre bis zur Erteilung der Restschuldbefreiung dauern.
3.
Mit einem Insolvenzverfahren sind alle existierenden Schulden/Forderungen erledigt, die erledigt werden können.

4.
Im Insolvenzverfahren wird nicht mehr "eingezogen", als die angemeldeten und dann auch noch festgestellten Forderungen zusammen betragen zuzüglich Verfahrenskosten von rd. 2.000 EUR.
5.
Wenn bei 1900 netto monatlich 500 EUR pfändbar sind und wenn der Antrag am 1.10.2020 gestellt wird, ist das Verfahren am 30.9.2023 beendet, "gezahlt" wurden dann ab April 2021 30 x 500 EUR, also 15.000, also mehr als die von Dir ursprünglich mit bis zu 10.000 +/- 2.000 angegebenen Schulden - und das findest dann nicht nur Du, sondern auch ich etwas "schräg".

Da Du aber nicht weisst, wie hoch die Schulden sind und welche Nebenkosten berechtigt sind, ist diese Berechnung mit dem Ergebnis "Hilfe, ich zahl doch zuviel" ausgesprochen unsicher.

Sicher ist "nur", dass bei einem Insolvenzverfahren nicht mehr eingezogen wird, als zur vollständigen Befriedigung der zur Insolvenztabelle festgestellten Forderungen erforderlich ist.

Wenn Du alles bereinigen willst und nicht weisst, was denn "alles" ist, ist ein Insolvenzantrag die richtige Wahl oder alles bezahlen, was da irgendwann vor Ablauf einer Verjährung gefordert wird.

Und aus der Praxis der Verfahren ist zu berichten, dass nicht alle Gläubiger ihre Forderung im Verfahren anmelden - was dann dazu führt, dass man sie nicht bezahlt und sie doch erledigt werden.

6.
Und zum Schluß die Frage: Was ist das für eine Ausbildung und warum ist die Festanstellung ab April 2021 heute schon sicher? Betrieb, der alle Azubis übernimmt, so wie "früher" in Betrieben mit "IG-Metall" Betriebsräten?

7.
Und jetzt wie gestern bei mir: die (andere) Hobby-Arbeit.
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imker
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Re: Wie genau bewältige ich diese Situation?

Beitrag von imker »

Nachtrag zum Vorgehen mit dem Ziel die Übersicht zu erlangen:
Datenkopie bei der Schufa anfordern - Ausweiskopie hochladen und nicht versehentlich das kostenpflichtige Angebot bestellen, die KOSTENLOSE Datenkopie gem . § x der DS....
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caffery
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Re: Wie genau bewältige ich diese Situation?

Beitrag von caffery »

takecareofthatshit hat geschrieben: 13. Sep 2020, 01:31 Die Hoffnung, in meine im Eingagspost oben genannten Punkte, habe ich insofern gehabt, da ich der Meinnung war, dass die Gesamtsumme, die bei verschiedenen Gläubigern insgesamt aufgekommen ist, nicht so hoch ist, sodass ich dies in einer überschaubaren Anzahl von Monaten abbezahlen kann. Eben gekoppelt mit der Hoffnung, dass es möglichst ist, die Gesamtschulden um die Prozentzahl x zu reduzieren, sodass eben von den als Beispiel genannten 8000€ schlussendlich bspw. 4 - 6000€ übrig bleiben.

Aus deinen Ausführungen habe ich heraus gelesen, dass deine Empfehlung wäre, eine Privatinsolvenz anzumelden. Hingegen deiner Einwände, würde ich es trotz dessen ohne diese versuchen. Vielleicht ergibt das nun auch Sinn, nach meinen Ausführungen. Wie sollte man nun am besten vorgehen?

Ich hoffe ich konnte verständlich ausdrücken, was ich sagen möchte und vielen Dank!
Du konntest dich verständlich ausdrücken:) Von der Verständlichkeit bin ich soger positiv überrascht. Sollten deine wirtschaftlichen Zukunftsaussichten (700 Euro pfändabres Einkommen) wie von dir dargestellt realistisch sein, muss ich meine vorherige Aussage tatsächlich korrigieren: Es scheint sehr wohl einen rationalen Grund zu geben, der gegen die ---> Eröffnung <--- eines Verbraucherinsolvenzverfahrens spricht. Das würde angesichts der dargestellten Zahlen tatsächlich derart unwirtschaftlich sein, dass eine Empfehlung in diese Richtung aus meiner Sicht nicht richtig wäre - auch wenn das Argument der unbekannten Menge an Gläubiger dagegen (also für ein InsO-Verfahren) sprechen würde.

Der optimale Weg wäre hier wohl, dass du jetzt so schnell es geht - ich würde mal sagen bis Ende Oktober - damit verbringst deine Gläubiger zu recherchieren so gut es nur irgendwie geht. Wenn du dann eine Übersicht hast, brauchst du einen professionellen Helfer/Berater. Du alleine gegen die wirst keine Chance haben und die Situation vermutlich eher noch verschlechtern.

Mit Hilfe dieser Beratungsstelle sollte ein außergerichtlilcher Einigungsversuch durchgeführt werden, welcher anhand der aktuellen wirtschaftlichen Situation argumentiert wird. Also ein professionelles Entschuldungsverfahren im Rahmen der Insolvenzordnung - wenn man so will, das "Vorgeplänkel" zu einem Insolvenzverfahren. Aufgrund vermutlich geringen Alters und deines Status aus Azubi wird es da zwar keine Traumquoten geben - aber eine Quote von um die 70-80% sollte eigentlich immer drin sein. Zumindest mit Hilfe einer gerichtlichen Zustimmungsersetzung. Außerdem sollte eine professionelle Beratungsstelle etwaigen Spesenkäse und Verjährtes zunächst eliminieren können.

So ins Blaue hinein bräuchtest du also 4000-5000 Euro an Einmalzahlung von dritter Seite (Papa, Mama, Onkel, Tante, Homie etc.)um angesichts Deiner Ausführungen einigermaßen realistisch davon ausgehen zu können, dass so eine Nummer auch klappt (ohne Gewähr natürlich). Das Ganze sollte möglichst beendet sein bevor bei dir der große Einkommens-Geldsegen kommt.

Wenn du niemanden hast der dir soviel Geld für eine Entschuldung leihen würde wirds es nicht viel komplizierter. Dann müsste ein Ratenangebot gemacht werden. Dies würde rein zeitlich aber in die Zeit des Geldsegens übergehen. Die meisten Gläubiger wollen bei Ratenplänen aber eine sog. Anpassungsklausel. Einen oben genannten Plan ohne Anpassungsklausel mehrheitlich deinen Gläubiger zu verkaufen dürfte nicht sehr wahrscheinlich sein.
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caffery
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Re: Wie genau bewältige ich diese Situation?

Beitrag von caffery »

*g*

Sehr schön - zwei Fachleute und zwei Ansätze die beide nicht falsch sind;)

Es ist tatsächlich ein Abwägen von Wirtschaftlichkeit und Vollständigkeit. Das eine wird vermutlich teurer (Insolvenz), das andere ist aber unter Umständen keine vollständige Entschuldung (vergessene Gläubiger).

Auch wenn ich die vom Imker überschlagenen Kosten die ein Insolvenzverfahren produziert mit 2000 Euro pauschal zu gering angesetzt sehe - wegen der satten 40% IV-Vergütung auf das Pfändbare.

Die Geschichte zeigt aber ganz gut wie "ungünstig" es ist, seine Unterlagen regelmäßig wegzuschmeißen und seine Schulden auf diese Weise zu verdrängen. Das verbaut den Leuten in Hinblick auf Entschuldungsoptionen halt sehr viel,

Ich würde also man dazu plädieren, dass Schuldner die "noch nicht so weit sind" und ihre Schulden lieber noch verdrängen als sich ihnen zu stellen den Briefkasteninhalt wenigstens in einen Karton im Keller oder ähnliches entleeren und NICHT in den Mülleimer. So haben sie wenigstens noch die Chance etwas zu ändern wenn der Tag der Erleuchtung gekommen ist;)
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