Schulden - Wie vorgehen

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caffery
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Re: Schulden - Wie vorgehen

Beitrag von caffery »

Garrosh hat geschrieben: 5. Feb 2020, 16:01 Leihen ist keine Option. (...) Ein wenig Leid muss sein.
Ich halte diese Einstellung für absolut lobenswert.
Garrosh hat geschrieben: 5. Feb 2020, 16:01 Werde vorerst wohl jeweils einen der Anbieter bedienen und mal sehen in wie weit die anderen geduldig warten können. Meine Zahlungsunfähigkeit, aber grundsätzlich Bereitschaft dazu werde ich aber bei allen anmelden. Einfach ignorieren will ich das nicht.
Mach das. Die werden aber nicht "geduldig" warten, sondern Dich mit deren Automatismus behelligen. Das kannst Du nicht verhindern. Zudem werden sie Dir vermutlich Dinge vorhalten, die in Richtung betrügerische Absicht gehen.
Garrosh hat geschrieben: 5. Feb 2020, 16:01 Wenn alle Stricke reissen und diese Anbieter (und ja, sie sind unseriös, mit Aufenthalt in Malta und so Geschichten) muss eben ein P-Konto her. Da bisher noch keine Mahnungen, keine Inkassoschreiben und nix kamen, warte ich hier erstmal ab. Eine Pfändung wird doch vorher angekündigt und ich hätte noch Zeit zu reagieren, oder?
Die müssen ja erstmal kündigen und titulieren. Das dauert immer ein wenig. Vorher können die auch nicht pfänden. Zwischendrin werden die Forderungen noch für den obligatorischen Doppelkosten-Move an kooperierende Inkassos und deren Anwälte rumgereicht.
Wenn Du Glück hast, braucht zumindest einer dafür länger als zwei Monate. Wenn ein Mahnbescheid kommt, sollte dieser auf nicht durchsetzungsfähige Kosten (die wird es geben!) geprüft und der Rest innerhalb der Rechtsmittelfrist zur Klaglosstellung gezahlt werden. Danach kann dem Bescheid komplett widersprochen werden.

Wenn Du ganz viel Glück hast, geht sich das zeitlich und wirtschaftlich mit beiden Forderungen aus.

Bei den Maltesern gehe ich von einem Institut aus, dass mit F beginnt und mit um endet. Ich kann mich an 3-4 Vorgänge von denen im letzten Jahr erinnern. Ich gucke morgen mal wie lange die in den Fällen gebraucht haben um zu titulieren. (das muss aber für Dich nichts heißen)
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Garrosh
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Re: Schulden - Wie vorgehen

Beitrag von Garrosh »

Jap, genau die. Wäre nett, wenn du das nachsehen könntest..

Kenne mich aber 0 aus mit einigen Begriffen von dir. Wann kommt es zur Pfändung? Was geht dem voraus? Diese schönen gelben Briefe direkt vom Gerichtsvollzieher? Hat man dann überhaupt noch Zeit zu reagieren? Ich meine, erstmal müssen die selber mahnen, was bei denen ja nen Monat dauert. Jede Woche eine oder so. Dann geht es an Inkasso. Was meint jetzt titulieren? Also, was ist damit gemeint? Sorry, habe davon echt keine Ahnung und will das richtig verstehen =/ Danke aber erstmal.
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caffery
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Re: Schulden - Wie vorgehen

Beitrag von caffery »

Garrosh hat geschrieben: 5. Feb 2020, 17:02 Kenne mich aber 0 aus mit einigen Begriffen von dir. Wann kommt es zur Pfändung? Was geht dem voraus? Diese schönen gelben Briefe direkt vom Gerichtsvollzieher? Hat man dann überhaupt noch Zeit zu reagieren? Ich meine, erstmal müssen die selber mahnen, was bei denen ja nen Monat dauert. Jede Woche eine oder so. Dann geht es an Inkasso. Was meint jetzt titulieren? Also, was ist damit gemeint? Sorry, habe davon echt keine Ahnung und will das richtig verstehen =/
*öhm* ja... sorry;)

Ich bin nu erstmal weg. Vielleicht ist ja jemand anders so freundlich und versorgt Dich mit den Infos den Themen Geburt einer Forderung, Verzug, Titulierung, automatisiertes Mahnverfahren, Spesenkäse, Doppelkosten-Move, Widerspruchsverfahren, Rechtsmittelfristen und Klaglosstellung;)
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Ruhrpottmensch
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Re: Schulden - Wie vorgehen

Beitrag von Ruhrpottmensch »

Garrosh hat geschrieben: 5. Feb 2020, 17:02 Sorry, habe davon echt keine Ahnung und will das richtig verstehen =/ Danke aber erstmal.
Ich versuchs mal etwas salopper...

Nein... Die werden Dir nicht direkt beim ausbleiben einer ersten Rate den Arsch wegpfänden...

Erst einmal werden die Dich "freundlich" erinnern doch bitte die Kohle rüber zu schieben (Die drei ganz besonderen Anbieter eventuell nicht ganz so freundlich). Wenn Du darauf nicht reagierst (Was Du erstmal nicht tun solltest) werden die Verträge mit entsprechender Frist gekündigt.

Als dann werden die Forderungen an die Inkassobuden/"Anwälte" weitergereicht, die sich dann auch per Gericht um einen s.g. Titel kümmern. Vorher dürfen die nämlich gar nicht auf Dich "schießen" (Gerichtsvollzieher o.ä. schicken).
Wenn Sie dann diesen Titel haben, dann wird es nervig... Weil dann könnte auch der GV kommen und bei Dir klingeln. Aber mach Dir auch da keine Sorge... Der wird nicht morgens um 05.00 Uhr mit nem Schüsseldienst neben Deinem Bett stehen. Auch solche Maßnahmen werden angekündigt (Stell Dich also schon mal auf verdammt viel Papier ein!)...

Inkassobuden hauen in ihren Schreiben gerne auf die Kacke... Aber so "schlimm" wie viele Buden es schreiben wird es nicht... Es gibt gesetzliche Fristen und Rechte... Da müssen sich auch solche Buden dran halten...

Es bricht also nichts von heute auf morgen über Dich her...

(Aber... WENN die Maschine einmal rollt, dann rollt sie auch 😉)
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insolaner
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Re: Schulden - Wie vorgehen

Beitrag von insolaner »

dann stellt sich mir nur die Frage, warum Du überhaupt Raten zahlen willst, wenn Du es nicht kannst?!

Wenn Du denen Deine Zahlungsunfähigkeit darlegst, gleichzeitig aber abstotterst, werden sie Dich weiter melken...
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Witwe Bolte
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Re: Schulden - Wie vorgehen

Beitrag von Witwe Bolte »

Garrosh hat geschrieben: 5. Feb 2020, 17:02 ...
Wann kommt es zur Pfändung? Was geht dem voraus?
...
Dann versuch ich es mal ganz sachlich in Kurzform.

- Wenn jemand meint, er hätte Geld von Dir zu bekommen, dann muss er beim zuständigen Gericht
1. einen 'Mahnbescheid' beantragen (und bezahlen)

- wenn Du diesem Mahnbescheid nicht fristgerecht widersprichst, dann kann Dein Gläubiger als
2. beim Gericht einen 'Vollstreckungsbescheid' beantragen (und muss den bezahlen) und erst dann, wenn er diesen vom Gericht bekommen hat (dann hat er einen vollstreckbaren 'Titel' gegen Dich),
erst dann kann er damit

- 3. 'Zwangsvollstreckungsmaßnahmen' gegen Dich veranlassen - als da wären:

3.1 Lohnpfändung beim Arbeitgeber (sofern ihm bekannt) oder
3.2 Kontopfändung bei Deiner Bank (sofern ihm bekannt) oder
3.3 Beauftragung des Gerichtsvollziehers, das Geld von Dir zu holen.

Der Gläubiger kann sich entscheiden, er kann aber auch alles drei gleichzeitig versuchen.

Bekommt ein Gerichtsvollzieher den Auftrag, dann kann es sein, dass er Dir 'nur' einen (gelben) Brief schickt:
"Bitte überweisen Sie an mich bis zum ... (Datum) .... (Euro)."
Es kann aber auch sein, dass er (mit oder ohne Anmeldung) Dich an Deiner Meldeadresse besucht,
um das Geld direkt mitzunehmen.

Dieser Weg oben gilt meines Wissens für alle privaten und gewerblichen Gläubiger
("ohne Titel keine Zwangsvollstreckung!") - nur nicht für 'öffentlich-rechtliche' wie z.B. Finanzamt, gesetzliche Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, Agentur für Arbeit usw., diese Gläubiger können sich ihre eigenen 'Titel' quasi selbst drucken, indem sie einen 'Bescheid' gegen Dich erlassen:
" ... bitte zahlen Sie bis zum ... (Datum) ... (Euro")
und wenn dieser Bescheid 'überfällig' ist, dann ist es ein (vollstreckbarer) 'Titel'.
Solche Gläubiger schicken Dir aber nicht den Gerichtsvollzieher, sondern einen 'Vollstreckungsbeamten', ihren eigenen (Finanzamt z.B.) oder einen vom 'Hauptzollamt' (GKV z.B.).

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caffery
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Re: Schulden - Wie vorgehen

Beitrag von caffery »

Wie versprochen hier das Ergebnis meiner Aktenrecherche zu den Maltesern. Ich hab einen Fall gefunden der recht gut dokumentiert ist und stelle einfach mal dar, wie das in diesem Fall gelaufen ist. Muss aber für Dich nichts heißen...

Kündigung bei Verzug: Praktisch umgehend - wenige Tage später Mitteilung über Fälligstellung der Gesamtforderung durch das Institut. (niedriger vierstelliger Betrag)

Genau 7 Tage später "1. Zahlungserinnerung" +5 Euro (mindestens 2 Euro zu viel) Mahngebühr durch das Institut.
Genau 7 Tage später "2. Zahlungserinnerung" + nochmal 5 Euro (mindestens 2 Euro zu viel) Mahngebühr durch das Institut.
Genau 7 Tage später "3. Zahlungserinnerung" + nochmal 5 Euro (mindestens 2 Euro zu viel) Mahngebühr durch das Institut.
ca. 4 Wochen später automatisierte Mahnpost in der Sache eines großen deutschen Inkassodienstleisters + 1,3 Geschäftsgebühr (viel zu viel, 0,3 wäre angemessen)
10 Tage später weiteres Drohschreiben des Instituts mit verschärfter Rhetorik und "Androhung" der Einschaltung von Anwälten und Gerichten und diesbezüglicher Kostenexplosion. Weiter wird noch die eigene Expertise und Leistungsstärke beim Forderungseinzug angepriesen.
ca. 1 Monat später: Weiteres Drohschreiben des Instituts mit nochmal verschärfter Rhetorik - Lohnabtretung und Besuch von Inkassoaußendienst wird in Aussicht gestellt - und natürlich weitere Kostenexplosion.
gut 3 Wochen später: Automatisiertes Anschreiben einer kooperierenden Inkasso-Anwaltskanzlei. Rhetorik sachlich, Titulierung im gerichtlichen Mahnverfahren wird angedroht - damit sich der Move auch gelohnt hat, wird natürlich eine zweite (unzulässige) Geschäftsgebühr (1,3) berechnet. (Doppelkosten-Move)
Dann passierte über 4 Monate garnöschsts. Bis dann wieder ein Brief des Inkassoinstituts kam mit der "freudigen" Mitteilung, dass man die Einziehung jetzt fortsetzt. Der Schuldner wird gebeten seine Daten zu aktualisieren. Forderung scheinbar nur um laufende Zinsen gestiegen.

Auf alle diese Schreiben wurde meines Wissens in keiner Weise reagiert. Etwa 2 Monate danach schlug der Mensch bei mir in der Beratung auf.

4 Wochen nach meinem Erstanschreiben teilt das Inkasso mir die Forderungshöhe mit, keine detaillierte Forderungsaufstellung.

Darauf folgt mein außergerichtlicher Einigungsversuch (es gab noch einige mehr Gläubiger) mit Quote um die 70%. Überhöhte Kosten habe ich eigenhändig rausgerechnet und bestritten. Inkasso antwortet darauf nicht - die Zustimmung des Gläubigers (und 1-2 anderen) wurde im späteren Verlauf durch gerichtliche Zustimmung ersetzt. Gegen meine "Forderungskürzung" wurde nicht vorgegangen.

Während der ganzen Zeit kam es zu keiner Titulierung. Der Verzug selbst wurde nicht der Schufa gemeldet, es findet sich lediglich eine allgemeine Anfrage des Inkassodienstleisters in dem Zusammenhang in der detaillierten Auskunft.

Die Inkassobude ist wie gesagt relativ groß und bekannt. Keine von den ganz schlimmen, aber auch keine sonderlich gute bzw. seriöse. Ich würde sie eher als chaotisch bezeichnen, sie wirken auf mich dauerüberfrachtet, brauchen extrem lange für Antworten (manchmal kommen nie welche) und agieren sehr unterschiedlich ohne klar erkennbare Linie. Wenn ich gefragt würde, würde ich sie auch als Gläubiger niemandem empfehlen.

Wie gesagt: Das muss aber alles für Deinen Einzelfall nichts heißen.

Es ist aber tatsächlich so, dass ich hier Vorgänge zu Instituten habe die ebenfalls im Bereich Minikredite tätig sind, die deutlich deutlich deutlich offensiver vorgegangen sind und regelmäßig in den Straftatsvorwurf argumentieren. Dagegen ist das o.g. Vorgehen noch "zärtlich" - es ist sozusagen 0815 Standardinkasso.
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Garrosh
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Re: Schulden - Wie vorgehen

Beitrag von Garrosh »

Vielen Dank für die nette Antwort und auch den Ablauf der Malteser Bande. Eine Kreditgeber macht mir besonders Kopfzerbrechen, weil es die sind, die absolut keine Raten wollen und direkt das ganze weitergeben. Die sind auch von den Gebühren besonders unseriös, aber wohl ansässig in Deutschland. Namen sind hier wohl nicht erwünscht. Fängt mit V an und hat was mit Cash zu tun. Vielleicht weiß jemand direkt wen ich meine..
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caffery
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Re: Schulden - Wie vorgehen

Beitrag von caffery »

Der Anbieter mit V macht vergleichsweise keine "Gefangenen";)
Nachverhandlungen über die Ratehöhe kannst Du Dir sparen (das gilt aber eigentlich wie gesagt für alle Kreditverhältnisse)
Hier wird scheinbar grundsätzlich in Richtung Betrug plädiert (was ich persönlich für ziemlich grauzonig halte), der Forderungseinzug ist deutlich straffer, schneller und personalisierter als bei den Maltesern und die Inkassokanzlei weiß scheinbar auch genau was sie tut. Die Kanzlei kenne ich auch nur in Zusammenhang mit dieser einen Firma. Es ist also scheinbar kein "Masseninkasso".
Ich würde die nicht so unbedingt als Gläubiger haben wollen...
Wenn sie einer meiner Kunden im Portfolio hat, löst das bei mir automatisch meine Extraansage zum Umgang mit Betrugsvorwürfen und Forderungsanmeldungen aus vorsätzlich unerlaubter Handlung aus.
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Garrosh
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Re: Schulden - Wie vorgehen

Beitrag von Garrosh »

Oh je, jetzt hast du mir aber sehr Angst gemacht. Die habe ich ja leider als Gläubiger. Jetzt schiebe ich schon leicht Panik, dass die mir das Genick brechen..mit den Inkassotypen da kann man aber dann reden? Die selber schalten komplett auf stur und denen geht es auch am Arsch vorbei. Die Dame am Telefon war sehr unfreundlich, wird halt direkt ans Inkasso verkauft und dann ist das nicht mehr deren Problem.
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