Privatinsolvenz vielleicht

Hier geht es in erster Linie um eine sachbezogene Diskussion rund um das Thema Ver- und Überschuldung (z.B. zur Existenzsicherung, Zwangsvollstreckung, Verbraucherinsolvenzverfahren). Für aktive und ehemals Selbstständige haben wir ein eigenes Forum 'Selbstständige' eingerichtet. Wie man mit Schulden und den damit resultierenden persönlichen Belastungen und Problemen umgeht und lebt, geht es im Schwesterforum 'life!'.
Forumsregeln
Wichtiger Hinweis: Dieses Forum ersetzt keine Rechtsberatung! KEIN Benutzer darf und will auf dieser Plattform eine Rechtsberatung anbieten, so dass sämtliche Antworten nur als Austausch von Meinungen zu verstehen sind!
Bitte sucht einen Rechtsanwalt auf, wenn ihr rechtssichere Antworten erhalten möchtet!
Desconocida
Zwischendurchposter
Reaktionen: 0
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2025, 13:19

Privatinsolvenz vielleicht

Beitrag von Desconocida »

Hallo,
ich habe mittlerweile an die 30.000 € Schulden angehäuft, die keine Konsumkredite sind. Enstanden sind die eigentlich vor 16 Jahren, als ich vom europäischen Ausland nach Deutschland zurück kam und zwar durch das Jobcenter/Hartz IV/ Bürgergeld. Meine erste Wohnung war ein 1 Jahresmietvertrag, also das hiess nach einem Jahr wieder raus. Die Leistungsabteilung erzählte mir aber ich sollte es auf eine Räumungsklage drauf ankommen lassen. Mein Fehler war, das ich diesen Rat nicht angenommen hatte und ohne Erlaubnis von denen umgezogen bin. Sie zahlten dann zur Strafe die alte Miete weiter, die weit niedriger war als die neue Miete samt den Nebenkosten. Eine Sozialklage dagegen habe ich verloren und durfte den Prozess mit samt RA auch noch bezahlen.Als ich dann aus dieser Wohnung auszog, stand ich schon bei 15.000 € Miese. Ferner durfte ich wegen Zuflussprinzip etc. auch noch so bis an die 8.000 Euro an das Jobcenter zurück bezahlen. Krankenkassen beiträge zahle ich mittlerweile auch, weil wegen dem Zuflussprinzip der letzten Arbeitsstelle im letzten Jahr auch alles eingestellt wurde und seit dem es Bürgergeld heisst, sie auch keine Krankenkassenbeiträge bezahlt haben, weil in den Monaten ja der Lohn zu floss obwohl arbeitslos.
Da ich auch einen 400 € Job habe um die Anwartschaftzeiten zu verkürzen auf die Rente (2011 hat die CDU uns Sozialschmarotzern ja durchgesetzt, das wenn wir Alg II kriegen, von der Rentenversicherung abgemeldet werden), werden mir gerade vom Arbeitgeber fast 50 Euro abgezogen, weil sie mich aus Versehen tariflich überbezahlt haben, aber vom Jobcenter auch, weil ich ja überbezahlt worden bin. Ich bin im Moment nicht mehr in der Lage meinen Kredit sowie die Kreditkarten zu bezahlen geschweige denn meine Miete.
Nächste Woche habe ich einen Termin beim Schuldenberater der Caritas und ich hoffe die können mir vielleicht einen Lichtblick geben.
Luxusgüter habe ich eigentlich nicht aber einen 25 Jahre alten PKW (Vorkammerdiesel), der eigentlich mal ein "H" bekommen sollte, aber eine Wildsau vor 4 Jahren den Traum zerstörte, in dem sie mir ins Auto rauschte und die Beifahrertür ganz zu gemacht hat. Der TÜV hat sich bis dato noch nicht moniert darüber. Über "Wir kaufen dein Auto.de" wurde der Wert des PKW`s auf 20 € mit dem Unfallschaden geschätzt. Ich würde ihn gerne behalten wollen in der vielleicht Privatinsolvenz.
Zu meiner Person: 65 Jahre und weiblich, keine Kinder und ledig.
Kann mir einer mal sagen, wie so was eigentlich funktioniert mit P-Konto und Verfahrenskosten etc.
Für mich persönlich ist es gerade sehr schlimm, weil ich gerade ziemlich schwarze Gedanken habe und selbst schon nicht mehr in der Lage bin,in den Spiegel schauen mag.
Vor 20 Jahren war ich noch selbstständig mit 5 eigenen LKW`s als Transportunternehmerin und das war auch nicht gerade leicht, aber es funktionierte und dann kommt man zwangsweise in die alte Heimat zurück und versagt voll endes.
0
Werbung
Bot
Beiträge: 263
Registriert: 26. Jan 2020

Re: Privatinsolvenz vielleicht

Werbung

Hi Desconocida,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Privatinsolvenz vielleicht" geschaut?
0
robo
Allwissender
Reaktionen: 111
Beiträge: 948
Registriert: 11. Mär 2023, 10:08

Re: Privatinsolvenz vielleicht

Beitrag von robo »

Desconocida hat geschrieben: 1. Mär 2025, 17:38 ...
Kann mir einer mal sagen, wie so was eigentlich funktioniert mit P-Konto und Verfahrenskosten etc.
...
Da hast Du ja schon einiges mitgemacht und durchgemacht.
Dann schaffst Du das jetzt auch.
Aber Du brauchst ein 'dickeres Fell' und solltest Dein 'Nervenkostüm' ein bisschen pflegen ...

Mit dem P-Konto (Pfändungsschutzkonto) ist es ganz einfach:
Wenn Deine Bank Dir mitteilt, dass dort eine Kontopfändung eingegangen ist und Du nicht mehr über das Konto verfügen kannst, dann schreibst Du der Bank, sie möchten das Konto in ein P-Konto umwandeln.

Das MUSS die Bank machen und dann darfst Du jedenfalls über den "Grundfreibetrag" verfügen,
das sind zZt 1.500,- € im Monat.

Und zu den Verfahrenskosten:
Wenn man einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellt, dann stellt man dazu noch einen zweiten Antrag auf Erteilung der "Restschuldbefreiung" und kann dazu noch einen dritten Antrag stellen auf "Stundung der Verfahrenskosten", dann zahlt 'Vater Staat' die Kosten des Verfahrens (Gericht und Insolvenzverwalter).

Aber das wird Dir die Schuldnerberatung nächste Woche auch alles genau erklären.
Vielleicht machst Du Dir eine Liste mit allen Fragen, damit Du nichts vergisst, was Du wissen willst.

Dein altes Kfz kannst Du sicher behalten, dafür interessiert sich kein Insolvenzverwalter.

Zahlst Du zZt irgendwelche Schulden zurück ?
Wenn "ja", dann alles sofort einstellen.
Ab sofort nur noch die Miete, Strom und Telefon und so was bezahlen - und dafür sorgen, dass was im Kühlschrank ist. Fertig.
Wenn Dein Einkommen unter 1.500,- € im Monat ist, kann sowieso keiner was bei Dir pfänden.

Aber auch das wird die Schuldnerberatung Dir sagen.
Gut, dass Du da schon einen Termin hast.
Und frag hier weiter, wenn Du Fragen hast.

Aber jetzt gilt erstmal: Das eigene Nervenkostüm pflegen !
0
Desconocida
Zwischendurchposter
Reaktionen: 0
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2025, 13:19

Re: Privatinsolvenz vielleicht

Beitrag von Desconocida »

Ich komme mir gerade vor, wie in einem Monopoly Spiel wo es heisst: Gehen Sie über Los und ziehen die 2.000 Taler nicht ein. Ich wohne hier auf einer Landesgrenze zwischen Hessen und BadenWürttemberg und die Caritas hat mir gerade mitgeteilt, dasss sie nicht für mich zuständig sein dürfen. Oha fängt schon gut an.
Ich hatte mich dann heute morgen an die nächste Kreisstadt gewandt (trotz Karneval) die auch eine Schuldenberatung anbieten mich aber doch nicht beraten dürfen, weil ich Bürgergeldempänger bin. Ich muss mich jetzt an eine Dienststelle des Jobcenters melden (was mir gar nicht recht ist, weil die Chefin, die gleiche ist, mit der ich seit 15 Jahren auf Kriegsfuss stehe), von Neutralität und Anoymität keine Rede mehr und ich überlege mir gerade ob das noch so toll ist, das Ganze durchzuziehen.
0
robo
Allwissender
Reaktionen: 111
Beiträge: 948
Registriert: 11. Mär 2023, 10:08

Re: Privatinsolvenz vielleicht

Beitrag von robo »

Keiner MUSS ein Inso-Verfahren machen.
Deine Entscheidung.
Dein Bürgergeld ist vermutlich unter 1.500,- €, davon können Sie Dir eh nichts pfänden.
Du musst Dein Konto dann nur in ein P-Konto umwandeln, wenn die Bank Dir schreibt, dass dort eine Pfändung eingegangen ist.

Aber das Inso-Verfahren ist eine Chance, einen Schlussstrich unter die "Altlasten" zu ziehen.
Also überleg Dir, ob Du nicht doch mt dem Training "Dickes Fall erwerben" anfangen willst.

Ja, ja ... die deutsche Bürokratie ... hat eben Vorteile (hier BEKOMMST Du wenigstens das "Bürgergeld") - und Nachteile ...

Vermutlich geht es ums Geld. Auch die caritativen Schuldnerberatungen brauchen Geld und wenn es vor Ort so eine Vereinbarung gibt, kannst Du wohl nichts dagegen tun.

Kannst Du "Deinem" JobCenter nicht per Email mitteilen, dass Sie Dir bitte die zuständige Schuldnerberatung mitteilen möchten ?

Oder Du gehst das Projekt "Insolvenzverfahren" erst in zwei Jahren oder so an, wenn Du in Rente bist.
Dann ist das JobCenter ja i.d.R. nicht mehr zuständig, selbst wenn Deine Rente zu niedrig ist.

Überleg es Dir, drei Jahre sind so schnell um, und dann hättest Du mit den Altlasten nichts mehr zu tun.

Viel Glück !
0
Desconocida
Zwischendurchposter
Reaktionen: 0
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2025, 13:19

Re: Privatinsolvenz vielleicht

Beitrag von Desconocida »

Ich wollte das schon jetzt anfangen, weil ich kriege gerade mal mit Miete ohne große Nebenkosten, an die 885 €. An Heizkosten stehen mir im Jahr nur 440 Euro zu; wenn ich Holz kaufe, reiche ich bei denen bis zu dem Betrag die Rechnung rein, Rest geht eh über Regelsatz. (Mit 3 ster Holz kommt man nicht über den Winter, aber nun ja sie haben nun mal ihre Sätze.) Rentenmässig ginge es bei mir nächstes Jahr los, wenn ich nicht vorher noch mal in Arbeit kommen sollte (ich geb die Hoffnung nicht auf) obwohl mir alle Firmen hier im Eck einen Vogel zeigen. Rentenmässig kriege ich von Deutschland gerade mal an die 400 Euro (Krankenkasse ist noch nicht abgezogen), was aus dem Ausland kommt wird gerade geklärt, wird den Betrag aber auch nicht groß überschreiten. Es läuft auf Grusi raus, die auch nicht viel höher sein wird als der jetzige Betrag.
Nein Vorsorgen zur Rente hin konnte ich nicht, weil a) schon immer wenig verdient (zu DM Zeiten) und B) ich meinen damals noch kranken Eltern Unterhaltspflichtig war.
0
Desconocida
Zwischendurchposter
Reaktionen: 0
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2025, 13:19

Re: Privatinsolvenz vielleicht

Beitrag von Desconocida »

Ich kann meinen Beitrag leider nicht mehr editieren. Ich hab heute mittag noch einen Anwalt ans Telefon bekommen, der zwar auch Schuldenberatung aber nicht von Sozialhilfempfänger wie mich, weil er will ja auch Geld verdienen. Ja verständlich. Der meinte zu mir: Ich könne auch ohne Anwalt und Co bei Gericht einen Antrag auf Privatinsolvenz stellen.Geht das tatsächlich?? Hat das schon mal irgendeiner hier durchgezogen?
Die nächste Frage: wie komme ich an einen Insolvenzverwalter? Ist der gleich zusetzen mit einem Gerichtsvollzieher?
Und gibt es es da irgendwo eine Liste von diesen Leuten, das man die abklappern kann? Ja und dann werde ich mal hier im Umkreis alle Banken und Sparkassen abklappern wegen Eröffnung eines P Kontos, ich selbst habe die DKB als Online Konto, die mir mein Konto auch umwandelt, wenn ich den Dispo ausgleiche. Das Konto im Minus ins P Konto umwandeln geht nicht, zieht ne fristlose Kündigung ihrerseits nach, steht in ihren AGB`s so drin. Also werde ichdas Konto dann irgendwie ausgleichen, die nächsten Monaten und meinerseits dann kündigen.
0
glatteis
Mitglied
Reaktionen: 0
Beiträge: 12
Registriert: 16. Feb 2025, 01:36

Re: Privatinsolvenz vielleicht

Beitrag von glatteis »

Lass dich von der Bank nicht vereppeln..

"Der Gesetzgeber hat mit §§ 850k Abs. 1 S. 2 und 901 ZPO ausdrücklich klargestellt. Banken dürfen also nicht – wie in der Vergangenheit vielfach geschehen – die Einrichtung eines P-Kontos unter Hinweis auf den Soll-Saldo verweigern. Dabei ist es unerheblich, ob eine Pfändung vorliegt oder nicht."
0
robo
Allwissender
Reaktionen: 111
Beiträge: 948
Registriert: 11. Mär 2023, 10:08

Re: Privatinsolvenz vielleicht

Beitrag von robo »

Desconocida hat geschrieben: 3. Mär 2025, 17:00 ...
Der meinte zu mir: Ich könne auch ohne Anwalt und Co bei Gericht einen Antrag auf Privatinsolvenz stellen.Geht das tatsächlich??
...
Das geht nur dann, wenn Deine Schulden aus Deiner selbständigen Tätigkeit stammen ODER wenn Du aktuell noch selbständig tätig bist.
Dann könntest Du jederzeit Deinen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Gericht abgeben:
https://justiz.de/service/formular/date ... 4D3318865F

Wenn das nicht der Fall ist, dann brauchst Du zu dem Antrag die "Bescheinigung einer geeigneten Stelle" (Anwalt oder Schuldnerberatung), dass ein aussergerichtlicher Einigungsversuch gescheitert ist.
Ein normales Verbraucher-Insolvenzverfahren geht also nicht ohne Anwalt (kostenpflichtig) oder Schuldnerberatung.
Desconocida hat geschrieben: 3. Mär 2025, 17:00 ...
Die nächste Frage: wie komme ich an einen Insolvenzverwalter? Ist der gleich zusetzen mit einem Gerichtsvollzieher?
...
Den Insolvenzverwalter benennt das Gericht, wenn sie Deinem Antrag (auf Eröffnung ...) stattgeben, den kannst Du Dir nicht selbst aussuchen.
Ein Gerichtsvollzieher kommt Dich besuchen (oder schreibt Dir), wenn ein Gläubiger ihn beauftragt (und bezahlt), um Schulden bei Dir einzutreiben.
Die Jobcenter (als öffentlich-rechtliche Gläubiger) haben m.W. eine zentrale Inkassostelle in Recklinghausen und die beauftragen im Fall des Falles das Hauptzollamt, um Dich als Schuldner zu besuchen. Dann hat das HZA die gleichen Aufgaben und Rechte wie ein Gerichtsvollzieher.

Desconocida hat geschrieben: 3. Mär 2025, 17:00 ...
Ja und dann werde ich mal hier im Umkreis alle Banken und Sparkassen abklappern wegen Eröffnung eines P Kontos, ich selbst habe die DKB als Online Konto, die mir mein Konto auch umwandelt, wenn ich den Dispo ausgleiche. Das Konto im Minus ins P Konto umwandeln geht nicht, zieht ne fristlose Kündigung ihrerseits nach, steht in ihren AGB`s so drin. Also werde ichdas Konto dann irgendwie ausgleichen, die nächsten Monaten und meinerseits dann kündigen.
Warum willst Du bei der DKB-Bank noch Schulden bezahlen, wenn Dein Weg ein Insolvenzverfahren ist und Dein Ziel die Restschuldbefreiung ist ?
Kündige das Konto, dann hast Du kein Konto mehr.
Und wenn Du kein Konto mehr hast, dann MUSS Dir jede Bank oder Sparkasse in Deutschland ein Konto geben.
Und die Schulden bei der DKB nimmst Du mit ins Insolvenzverfahren.
0
Desconocida
Zwischendurchposter
Reaktionen: 0
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2025, 13:19

Re: Privatinsolvenz vielleicht

Beitrag von Desconocida »

Danke schön für die Aufklärung, jetzt wird einiges klarer. Jetzt habe ich nur noch eine Frage: Wie ist das bei der Restschuldbefreiung, wenn sich ein Gläubiger querstellt?
0
Shopgirl
Guru
Reaktionen: 148
Beiträge: 1010
Registriert: 21. Okt 2018, 12:39

Re: Privatinsolvenz vielleicht

Beitrag von Shopgirl »

Wir haben auf der Startseite ein paar tolle Artikel zum Thema Insolvenz. Nicht verwirren lassen, einige sind ein wenig älter, dort wird noch die Dauer des Verfahrens mit 6 Jahren angegeben. Es sind mittlerweile natürlich nur noch drei.

Wir beantworten hier im Forum natürlich auch gern deine Fragen, aber ich glaube, mit den Artikeln siehst du bei vielen Sachen direkt klarer. Und für die Details sind wir dann da

Schau mal hier: https://schuldner-community.de/
0
Antworten