Janadi hat geschrieben: ↑14. Aug 2018, 21:01
Der finanzielle Druck war da einfach schon so groß, dass ich gar nicht anders konnte. Hätte ich damals mal schon den A.sch in der Hose gehabt, hätte ich mir persönlich auch viel emotionales Leid erspart, gerade im Hinblick auf unser kleines Kind.
Ich höre derartige Geschichten häufig und wenn ich mal ganz aus dem Nähkästchen plaudere, ist es immer eine ziemlich ausgeglichene Mischung aus Respekt, Mitgefühl, Erleichterung, Verständnis und dem (für Berater typischen) "Warum sind Sie denn nicht vorher gekommen!?!"-Gefühl.
Auf der einen Seite spricht es natürlich von einer hohen Redlichkeit, einem ausgiebigen Moralverständnis und einer erheblichen Leidensfähigkeit wenn jemand für eine derart lange Zeit mehr als er kann tut um die Regeln der Gläubiger (denen Schulnder ja mehr oder weniger irgendwann mal bis zu einem gewissen Punkt zugestimmt haben) einzuhalten. - obwohl ja jeder zumindest mal irgendwo gehört hat, dass es sowas wie ein Insolvenzverfahren oder professionelle Hilfe gibt.
Auf der anderen Seite ist es natürlich extrem traurig wenn sich jemand derart lange in so einer Situation aufgerieben hat und im Endeffekt nichts erreichen konnte außer eben, diese bittere Erkenntnis mit Schweiß, Leid und Lebenszeit erkauft zu haben.
Es ist eben ein schmaler Grat zwischen Wille, Moral und dem sprichwörtlichen Windmühlenkampf den manche sehr lange einfach nicht bereit sind aufzugeben obwohl sie schon sehr früh wussten, dass er nicht gewonnen werden kann.
Manchmal habe ich auch Leute bei mir sitzen welche die vor Dir beschriebene Phase überhaupt nicht hatten und aus einer Überschuldung noch nie versucht haben in Eigeninitiative irgendwas daran zu kämpfen - umgehend bei mir einrücken und im ersten Satz eine Insolvenzeröffnung wünschen. Natürlich ist das auf der einen Seite u.U. ziemlich klug von ihnen - auf der anderen Seite hängt mein moralisches Herz natürlich noch deutlich eher an Geschichten wie der Deinen - obschon ich sie keinem wünsche und natürlich auch nicht der Ansicht bin, dass sie jemand braucht. Ich hoffe es wurde klar was ich meine...
Drum werde ich ja nicht müde mir zu wünschen, dass Betroffene die noch nicht so weit sind, sich wenigstens mal neutral und ergebnisoffen beraten lassen damit der mögliche Ausweg aus dem Teufelskreis zumindest schonmal einen Namen hat.
Janadi hat geschrieben: ↑14. Aug 2018, 21:01
Im Hinblick auf lohnenswert oder nicht: Mein Studienkredit steht bei dem herausragenden Betrag von fast 70.000€, dazu nochmal das Bafög und die anderen Verbindlichkeiten und wir sind sechsstellig. Ich habe bestimmt Wochen gebraucht, damit mir bei dem Gedanken daran nicht mehr schlecht geworden ist. Mein Einkommen liegt aktuell 130€ über der Pfändungsgrenze. Ich hätte bis zur Rente und darüberhinaus gezahlt.
Okay, das klingt in der Tat so, als wenn die wirtschaftliche Seite eindeutig wäre. Welche Unterhaltsverpflichtungen hast Du denn bei den pfändaren 130 Euro einberechnet? 1(Zwerg)? 2?(Zwerg+arbeitender Mann) 3? (Zwerg+arbeitender Mann+Große)
Der Mann wird natürlich in der Insolvenz mit höchster Wahrscheinlichkeit zügig als unterhaltsberechtigte Person nicht mehr berücksichtigt wenn er eigenes Einkommen hat mit dem er Deines Unterhalts nicht mehr bedarf.
Janadi hat geschrieben: ↑14. Aug 2018, 21:01
Bevor das zu jammerig rüber kommt. Schuld an meiner Misere haben nicht die Banken. Jung und naiv, gepaart mit nie gelerntem Geldumgang ist die Kombination, die mir das Genick gebrochen hat. Auch wenn es sicher faszinierend ist, wie ich mir als Studentin ohne Einkommen außer Bafög vor 10 Jahren einen Neuwagen finanzieren konnte, ohne auch nur einen Nachweis oder Bürgen vorzuweisen. Das ist schon eine interessante Geldvergabe
Ich weiß was Du meinst und werde auch nicht müde mir die Äugleich zu reiben mit was für Sträußen von Kreditverträgen manche Menschen bei mir einrücken die teilweise noch nie auch nur ansatzweise pfändbares Einkommen erzielt haben. Aber den möglichen Sinn und Zweck hinter dieser Vorgehensweise zu diskutieren würde an dieser Stelle wohl zu weit führen.
Ich neige dazu es leicht süffisant und positiv zu formulieren: Die Kreditwirtschaft nimmt den freien Willen des Konsumenten einfach zunehmend sehr wörtlich und sehr ernst;)