Janadi und die Insolvenz
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Janadi und die Insolvenz
Hallo zusammen,
ich freu mich richtig, dass es zumindest hier eine Möglichkeit gibt, mit euch in Kontakt zu treten.
Ich hab jetzt schon etliche Wochen zwischen Zweifel und Bangen hinter mir und immer mal wieder Fragen, die mir auf der Seele brennen.
Kurz zu mir. Schuldenkarriere läuft bestimmt schon 15 Jahre. Ich bin noch minderjährig Mutter geworden, lange Zeit alleinerziehend, habe nie Unterhalt bekommen (nur 6 Jahre Unterhaltsvorschuss), Ausbildung RA-Fachangestellte, immer von 400-500 € im Monat zwei Leute ernährt. Vor etwa 15 Jahren Abitur nachgeholt, dann mit dem Studium angefangen. Zu der Zeit gab es nicht mal mehr Unterhaltsvorschuss. Ich hab also blauäugig und naiv viele Semester den Kfw Studienkredit in voller Höhe genommen, dazu Bafög. Bafög fiel dann irgendwann aus, weil ich mit Kind doch glatt zwei Semester länger studieren musste. Gearbeitet hab ich trotz Kind und Vollzeitstudium auch noch.
So, im ersten Semester auf dem Campus stand die Barclays Bank, die hat Studenten eine Kreditkarte mit 5.000 € Verfügungsrahmen gegeben. Wichtige Käufe auf Ratenzahlung. Ich bin ja immer davon ausgegangen, dass ich mal super verdiene und alles zurückzahlen kann Ich verdiene wirklich ganz gut, bin unbefristet im ÖD, aber der Berg an Schulden ist immens. Die monatlichen Zahlungen waren mittlerweile so hoch wie mein Einkommen (huch, da sind ja auch Zinsen zu zahlen) und nachdem ich jetzt bestimmt 3 Jahre nur noch Löcher gestopft habe und die Kfw keine Stundungen mehr zulässt bin ich dann mal eingeknickt und habe erkannt, dass es nicht mehr anders geht.
Mit anwaltlicher Hilfe bereite ich meine Privatinsolvenz vor. Im Moment gehts mir noch ganz schön mies, hätte ich mir doch damals in meiner Ausbildung nie vorstellen können, mal auf dieser Seite zu landen. Meine Familie steht hinter mir und weiß Bescheid, das war schon mal eine riesige Erleichterung. Ich vergesse bestimmt ganzt viel, hab ja jetzt so viele Wochen immer nur nach Informationen gesucht. Aber mir wird nach und nach bestimmt ganz viel einfallen.
Ich freu mich jedenfalls hier zu sein und mit euch in den Austausch treten zu können.
ich freu mich richtig, dass es zumindest hier eine Möglichkeit gibt, mit euch in Kontakt zu treten.
Ich hab jetzt schon etliche Wochen zwischen Zweifel und Bangen hinter mir und immer mal wieder Fragen, die mir auf der Seele brennen.
Kurz zu mir. Schuldenkarriere läuft bestimmt schon 15 Jahre. Ich bin noch minderjährig Mutter geworden, lange Zeit alleinerziehend, habe nie Unterhalt bekommen (nur 6 Jahre Unterhaltsvorschuss), Ausbildung RA-Fachangestellte, immer von 400-500 € im Monat zwei Leute ernährt. Vor etwa 15 Jahren Abitur nachgeholt, dann mit dem Studium angefangen. Zu der Zeit gab es nicht mal mehr Unterhaltsvorschuss. Ich hab also blauäugig und naiv viele Semester den Kfw Studienkredit in voller Höhe genommen, dazu Bafög. Bafög fiel dann irgendwann aus, weil ich mit Kind doch glatt zwei Semester länger studieren musste. Gearbeitet hab ich trotz Kind und Vollzeitstudium auch noch.
So, im ersten Semester auf dem Campus stand die Barclays Bank, die hat Studenten eine Kreditkarte mit 5.000 € Verfügungsrahmen gegeben. Wichtige Käufe auf Ratenzahlung. Ich bin ja immer davon ausgegangen, dass ich mal super verdiene und alles zurückzahlen kann Ich verdiene wirklich ganz gut, bin unbefristet im ÖD, aber der Berg an Schulden ist immens. Die monatlichen Zahlungen waren mittlerweile so hoch wie mein Einkommen (huch, da sind ja auch Zinsen zu zahlen) und nachdem ich jetzt bestimmt 3 Jahre nur noch Löcher gestopft habe und die Kfw keine Stundungen mehr zulässt bin ich dann mal eingeknickt und habe erkannt, dass es nicht mehr anders geht.
Mit anwaltlicher Hilfe bereite ich meine Privatinsolvenz vor. Im Moment gehts mir noch ganz schön mies, hätte ich mir doch damals in meiner Ausbildung nie vorstellen können, mal auf dieser Seite zu landen. Meine Familie steht hinter mir und weiß Bescheid, das war schon mal eine riesige Erleichterung. Ich vergesse bestimmt ganzt viel, hab ja jetzt so viele Wochen immer nur nach Informationen gesucht. Aber mir wird nach und nach bestimmt ganz viel einfallen.
Ich freu mich jedenfalls hier zu sein und mit euch in den Austausch treten zu können.
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Re: Janadi und die Insolvenz
Hier kommt übrigens mein erstes Problem.
Ich bin mittlerweile glücklich verheiratet und wir haben 2015 ein gemeinsames Kind bekommen. Ich bin schon kurz nach der Geburt wieder arbeiten gegangen und nach einem Jahr wieder Vollzeit. Bisher konnte ich mir das Bringen und Abholen zur Krippe mit meinem Mann teilen. Anfang des Jahres ist er dann arbeitslos geworden und hat jetzt im Juli endlich eine neue Stelle antreten können. Die Stelle ist auch im öffentlichen Dienst, aber mit einer erheblichen Fahrzeit verbunden. Er ist von 7:00 - 18:00 Uhr aus dem Haus. Krippe geht von 7:30 - 15:30 Uhr. Im Moment war es noch nicht problematisch, ich hatte Urlaub und nehme aktuell immer Überstunden. Aber ab September müsste ich meine Arbeitszeit reduzieren (ca. auf 80% - also etwa 32 Stunden), damit ich das Kind hinbringen und abholen kann.
Ich habe mit der Anwältin gesprochen, die sich auch kümmern will. Aber es dauert halt doch immer eine Zeit, bis ich von ihr vernünftige Auskünfte bekomme.
Bekomme ich Probleme, wenn ich meine Arbeitszeit jetzt so kurz vor der Insolvenz aus dem genannten Grund reduziere?
Ich bin mittlerweile glücklich verheiratet und wir haben 2015 ein gemeinsames Kind bekommen. Ich bin schon kurz nach der Geburt wieder arbeiten gegangen und nach einem Jahr wieder Vollzeit. Bisher konnte ich mir das Bringen und Abholen zur Krippe mit meinem Mann teilen. Anfang des Jahres ist er dann arbeitslos geworden und hat jetzt im Juli endlich eine neue Stelle antreten können. Die Stelle ist auch im öffentlichen Dienst, aber mit einer erheblichen Fahrzeit verbunden. Er ist von 7:00 - 18:00 Uhr aus dem Haus. Krippe geht von 7:30 - 15:30 Uhr. Im Moment war es noch nicht problematisch, ich hatte Urlaub und nehme aktuell immer Überstunden. Aber ab September müsste ich meine Arbeitszeit reduzieren (ca. auf 80% - also etwa 32 Stunden), damit ich das Kind hinbringen und abholen kann.
Ich habe mit der Anwältin gesprochen, die sich auch kümmern will. Aber es dauert halt doch immer eine Zeit, bis ich von ihr vernünftige Auskünfte bekomme.
Bekomme ich Probleme, wenn ich meine Arbeitszeit jetzt so kurz vor der Insolvenz aus dem genannten Grund reduziere?
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Re: Janadi und die Insolvenz
Hey Janadi,
schön dass du hier hergefunden hast.
Ich frage mich, warum du mit anwaltlicher Hilfe die Schuldensanierung bzw. die Privatinsolvenz vorbereitest? Es gibt doch die Möglichkeit kostenlose karitative Schuldnerberatungen in Anspruch zu nehmen?
Eigentlich solltest du keine Probleme bezüglich der Arbeitszeit bekommen - insbesondere dann nicht, wenn du das noch vor der Eröffnung der Insolvenz umstellst. Danach könnte es halt Fragen des IV's geben, welcher aber sicherlich auch kein Unmensch sein wird. Aber - natürlich muss sich nunmal um ein Kind gekümmert werden - sonst drück ihm das Kleine einfach in die Hand
schön dass du hier hergefunden hast.
Ich frage mich, warum du mit anwaltlicher Hilfe die Schuldensanierung bzw. die Privatinsolvenz vorbereitest? Es gibt doch die Möglichkeit kostenlose karitative Schuldnerberatungen in Anspruch zu nehmen?
Eigentlich solltest du keine Probleme bezüglich der Arbeitszeit bekommen - insbesondere dann nicht, wenn du das noch vor der Eröffnung der Insolvenz umstellst. Danach könnte es halt Fragen des IV's geben, welcher aber sicherlich auch kein Unmensch sein wird. Aber - natürlich muss sich nunmal um ein Kind gekümmert werden - sonst drück ihm das Kleine einfach in die Hand
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Re: Janadi und die Insolvenz
Hallo Tidus,
Danke für deine Nachricht. Ich hab ja aus meiner Ausbildungszeit noch Kontakte. Der Weg über die Anwältin geht halt bedeutend schneller und ich kann jederzeit nachfragen.
Danke für deine Nachricht. Ich hab ja aus meiner Ausbildungszeit noch Kontakte. Der Weg über die Anwältin geht halt bedeutend schneller und ich kann jederzeit nachfragen.
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Re: Janadi und die Insolvenz
Hallo Janadi!
Schön, dass Du den Weg hierher gefunden hast. Deine Worte sind wie ich finde ein schönes (oder trauriges - von welcher Seite man es auch betrachtet) Beispiel dafür wie schade es ist, dass das "Mutter"forum schon seit geraumer Zeit keine Neuanmeldungen mehr zulässt. Drum schreib ich zur Feier des Tages (und um Tidus` Aufwand zu huldigen!) gleich mal ein paar Worte mehr.
Auch ist Deine (Schulden-) Geschichte in der Praxis deutlich "typischer" als Du es vielleicht vermuten möchtest. Die Kreditwirtschaft hat offenbar vor einigen Jahren mal "den Studenten" als eine Art Premiunkunden auserkoren und war scheinbar der überaus optimistischen Ansicht, dass sich hier eine potentielle Kundschaft verbrigt die alles mit sich bringt und möglichst risikoarm teures Geld in die Welt zu pumpen. Der Kunde brachte wohl in deren Augen alles mit was sich die Branche wünscht: Jung, ständig klamm, will das Leben dennoch genießen, blickt mutmaßlich auf ein Leben mit hohem Einkommen voraus.
Die Praxis zeigt aber seit Jahren, dass auch hier die Rechnung sehr oft nicht aufgeht. Ich habe sehr häufig junge Leute bei mir sitzen die Schulden im hohem fünfstelligen Bereich auf dem Studium mitgebracht haben und sich nach einer gewissen Zeit des arbeitens und Raten zahlens irgendwann mal fragen wo das denn enden soll bzw. wie. Auch die Banken scheinen zunehmend zu merken, dass der feuchte Traum oft in die Hose geht.
Du bist also im bester Gesellschaft.
Ich nehme an, dass Dein Anwalt die "Glaskugel-Milchmädchenrechnung" (ich nenne das so) bereits gemacht hat um abzuschätzen ob eine Insolvenz wirtschaftlich Sinn macht.
Ganz vereinfacht bedeutet das: voraussichtliches pfändbares Einkommen der nächsten 5 Jahre + evt. vorhandenes Vermögen der aktutellen Gesamtverschuldung gegenüberstellen.
Was Deine Frage nach der Stellenreduzierung betrifft: Hier gibt es leider keine 100%ige Antwort drauf sondern allenfalls praxisrelevante Einschätzungen zu.
Ganz grundsätzlich ist der "Deal" des Insolvenzverfahrens ganz verinfacht formuliert und aufs wesentlich heruntergebrochen folgender: Der Insolvenzschuldner tut für die Dauer des Verfahrens alles was in seiner Macht steht um so viel pfändbares Einkommen wie möglich zu erzielen und bekommt am Ende des Verfahrens den Rest der Schulden erlassen wenn er das denn nach Ansicht der Gläubiger "brav" gemacht hat. "Alles was in seiner Macht steht bedeutet nach gängiger Rechtsauffassung: "Vollzeitstelle".
Wenn ein Gläubiger der Ansicht ist, dass der Insolvenzschuldner dieser seiner o.g. Pflicht nicht nachgekommen ist, kann er einen sog. Versagungsantrag stellen woraufhin geprüft wird ob der zurecht gestellt wurde.
Es müsste sich also zunächst ein Gläubiger finden der zu dem Schluss kommt, dass Du auch 100% hättest arbeiten können und einen entsprechenden Antrag stellen.
Dann müsste es das Gericht davon überzeugen, dass ein Versagungsgrund vorliegt, da Du Deiner Erwerbsobliegenheit (so heißt vorgenannte Verpflichtung im Juristendeutsch) nicht nachgekommen bist.
Beides ist bei Deiner Geschichte meines Erachtens nicht sehr wahrscheinlich aber auch nicht völlig unmöglich da die Rechtsprechung (also das was Richter so dazu in der Vergangenheit abgewortet haben) nicht einheitlich ist bzw. immer der EInzelfall geprüft wird.
Zunächst mal muss aus dem Zusammenhang ein "Schaden für die Masse", was bedeutet, dass Du durch die 100% Stelle pfändbares Einkommen erzielen würdest/erzielt hattest und dies bei den 80% nicht mehr so ist bzw. es weniger ist.
Dann ginge es darum ob der Grund für die Reduzierung nachvollziehbar ist, womit wir bei dem Kind wären. Die gängige Rechtsprechung geht davon aus, dass Alleinerziehende grundsätzlich nicht arbeiten müssen/können bis das Kind 3 Jahre alt ist. So zwischen 3 und 6 geht man mancherorts davon aus, dass eine halbe Stelle zumutbar ist. So etwa ab 12 Jahren muss man davon ausgehen, dass eine Vollzeistelle als zumutbar angesehen wird. Das sind (bis auf die 3 Jahre am Anfang) aber alles nur grobe Richtwerte UND sie gelten für Alleinerziehende.
Wenn ein Insolvenzschuldner samt Kind in einer Partnerschaft lebt wird noch zusätzlich darauf geachtet was der Partner/Kindsvater denn so macht. Ist dieser (teilweise) erwerbslos (hat also Zeit sich ums Kind zu kümmern) und wohnt im gemeinsamen Haushalt oder in direkter Umgebebung muss der Insolvenzschuldner damit rechnen, dass im Ernstfall gesagt wird "Dann hätte der Vater sich ja auch kümmern und Sie fein Vollzeit arbeiten können!".
Arbeitet der Partner aber auch Vollzeit ist diese Argumentation für die Gläubiger natürlich ungleich schwieriger.
Bevor ich Dich nun komplett verunsicher beende ich mein Wortgwitter wiefolgt: Bei Deiner Geschichte und dem zeitlichen Ablauf der Ereignisse würde ich persönlich das Risiko hinter Deiner Stellenreduzierung als sehr sehr gering einschätzen.
Schön, dass Du den Weg hierher gefunden hast. Deine Worte sind wie ich finde ein schönes (oder trauriges - von welcher Seite man es auch betrachtet) Beispiel dafür wie schade es ist, dass das "Mutter"forum schon seit geraumer Zeit keine Neuanmeldungen mehr zulässt. Drum schreib ich zur Feier des Tages (und um Tidus` Aufwand zu huldigen!) gleich mal ein paar Worte mehr.
Auch ist Deine (Schulden-) Geschichte in der Praxis deutlich "typischer" als Du es vielleicht vermuten möchtest. Die Kreditwirtschaft hat offenbar vor einigen Jahren mal "den Studenten" als eine Art Premiunkunden auserkoren und war scheinbar der überaus optimistischen Ansicht, dass sich hier eine potentielle Kundschaft verbrigt die alles mit sich bringt und möglichst risikoarm teures Geld in die Welt zu pumpen. Der Kunde brachte wohl in deren Augen alles mit was sich die Branche wünscht: Jung, ständig klamm, will das Leben dennoch genießen, blickt mutmaßlich auf ein Leben mit hohem Einkommen voraus.
Die Praxis zeigt aber seit Jahren, dass auch hier die Rechnung sehr oft nicht aufgeht. Ich habe sehr häufig junge Leute bei mir sitzen die Schulden im hohem fünfstelligen Bereich auf dem Studium mitgebracht haben und sich nach einer gewissen Zeit des arbeitens und Raten zahlens irgendwann mal fragen wo das denn enden soll bzw. wie. Auch die Banken scheinen zunehmend zu merken, dass der feuchte Traum oft in die Hose geht.
Du bist also im bester Gesellschaft.
Ich nehme an, dass Dein Anwalt die "Glaskugel-Milchmädchenrechnung" (ich nenne das so) bereits gemacht hat um abzuschätzen ob eine Insolvenz wirtschaftlich Sinn macht.
Ganz vereinfacht bedeutet das: voraussichtliches pfändbares Einkommen der nächsten 5 Jahre + evt. vorhandenes Vermögen der aktutellen Gesamtverschuldung gegenüberstellen.
Was Deine Frage nach der Stellenreduzierung betrifft: Hier gibt es leider keine 100%ige Antwort drauf sondern allenfalls praxisrelevante Einschätzungen zu.
Ganz grundsätzlich ist der "Deal" des Insolvenzverfahrens ganz verinfacht formuliert und aufs wesentlich heruntergebrochen folgender: Der Insolvenzschuldner tut für die Dauer des Verfahrens alles was in seiner Macht steht um so viel pfändbares Einkommen wie möglich zu erzielen und bekommt am Ende des Verfahrens den Rest der Schulden erlassen wenn er das denn nach Ansicht der Gläubiger "brav" gemacht hat. "Alles was in seiner Macht steht bedeutet nach gängiger Rechtsauffassung: "Vollzeitstelle".
Wenn ein Gläubiger der Ansicht ist, dass der Insolvenzschuldner dieser seiner o.g. Pflicht nicht nachgekommen ist, kann er einen sog. Versagungsantrag stellen woraufhin geprüft wird ob der zurecht gestellt wurde.
Es müsste sich also zunächst ein Gläubiger finden der zu dem Schluss kommt, dass Du auch 100% hättest arbeiten können und einen entsprechenden Antrag stellen.
Dann müsste es das Gericht davon überzeugen, dass ein Versagungsgrund vorliegt, da Du Deiner Erwerbsobliegenheit (so heißt vorgenannte Verpflichtung im Juristendeutsch) nicht nachgekommen bist.
Beides ist bei Deiner Geschichte meines Erachtens nicht sehr wahrscheinlich aber auch nicht völlig unmöglich da die Rechtsprechung (also das was Richter so dazu in der Vergangenheit abgewortet haben) nicht einheitlich ist bzw. immer der EInzelfall geprüft wird.
Zunächst mal muss aus dem Zusammenhang ein "Schaden für die Masse", was bedeutet, dass Du durch die 100% Stelle pfändbares Einkommen erzielen würdest/erzielt hattest und dies bei den 80% nicht mehr so ist bzw. es weniger ist.
Dann ginge es darum ob der Grund für die Reduzierung nachvollziehbar ist, womit wir bei dem Kind wären. Die gängige Rechtsprechung geht davon aus, dass Alleinerziehende grundsätzlich nicht arbeiten müssen/können bis das Kind 3 Jahre alt ist. So zwischen 3 und 6 geht man mancherorts davon aus, dass eine halbe Stelle zumutbar ist. So etwa ab 12 Jahren muss man davon ausgehen, dass eine Vollzeistelle als zumutbar angesehen wird. Das sind (bis auf die 3 Jahre am Anfang) aber alles nur grobe Richtwerte UND sie gelten für Alleinerziehende.
Wenn ein Insolvenzschuldner samt Kind in einer Partnerschaft lebt wird noch zusätzlich darauf geachtet was der Partner/Kindsvater denn so macht. Ist dieser (teilweise) erwerbslos (hat also Zeit sich ums Kind zu kümmern) und wohnt im gemeinsamen Haushalt oder in direkter Umgebebung muss der Insolvenzschuldner damit rechnen, dass im Ernstfall gesagt wird "Dann hätte der Vater sich ja auch kümmern und Sie fein Vollzeit arbeiten können!".
Arbeitet der Partner aber auch Vollzeit ist diese Argumentation für die Gläubiger natürlich ungleich schwieriger.
Bevor ich Dich nun komplett verunsicher beende ich mein Wortgwitter wiefolgt: Bei Deiner Geschichte und dem zeitlichen Ablauf der Ereignisse würde ich persönlich das Risiko hinter Deiner Stellenreduzierung als sehr sehr gering einschätzen.
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Re: Janadi und die Insolvenz
Hallo caffery,
wie toll, dass du auch hier bist. Danke für deine Einschätzung. Ich kann die auch total nachvollziehen. Jetzt mal ehrlich, ich habe natürlich nicht so kurz nach der Geburt wieder mit der Arbeit angefangen, weil ich ein Workaholic bin. Der finanzielle Druck war da einfach schon so groß, dass ich gar nicht anders konnte. Hätte ich damals mal schon den A.sch in der Hose gehabt, hätte ich mir persönlich auch viel emotionales Leid erspart, gerade im Hinblick auf unser kleines Kind.
Tatsache ist, dass mir die Tätigkeit meines Mannes gerade auch persönlich eine Möglichkeit bietet. Nach all diesen letzten Jahren bin ich gefühlt am absoluten Limit angekommen. Physisch und psychisch habe ich manchmal das Gefühl, dass kaum noch was geht. Mit der Diagnose Burn-Out (und einigem mehr) verschlägt es mich in Kürze in die Kur.
Im Hinblick auf lohnenswert oder nicht: Mein Studienkredit steht bei dem herausragenden Betrag von fast 70.000€, dazu nochmal das Bafög und die anderen Verbindlichkeiten und wir sind sechsstellig. Ich habe bestimmt Wochen gebraucht, damit mir bei dem Gedanken daran nicht mehr schlecht geworden ist. Mein Einkommen liegt aktuell 130€ über der Pfändungsgrenze. Ich hätte bis zur Rente und darüberhinaus gezahlt.
Die Alternative zum Studium damals wäre die Arbeit als RA-Fachangestellte auf ewig gewesen. Ich habe nach meiner Ausbildung für 40 Stunden 1200€ verdient. Prinzipiell wird es mir hoffentlich irgendwann wieder gut gehen.
wie toll, dass du auch hier bist. Danke für deine Einschätzung. Ich kann die auch total nachvollziehen. Jetzt mal ehrlich, ich habe natürlich nicht so kurz nach der Geburt wieder mit der Arbeit angefangen, weil ich ein Workaholic bin. Der finanzielle Druck war da einfach schon so groß, dass ich gar nicht anders konnte. Hätte ich damals mal schon den A.sch in der Hose gehabt, hätte ich mir persönlich auch viel emotionales Leid erspart, gerade im Hinblick auf unser kleines Kind.
Tatsache ist, dass mir die Tätigkeit meines Mannes gerade auch persönlich eine Möglichkeit bietet. Nach all diesen letzten Jahren bin ich gefühlt am absoluten Limit angekommen. Physisch und psychisch habe ich manchmal das Gefühl, dass kaum noch was geht. Mit der Diagnose Burn-Out (und einigem mehr) verschlägt es mich in Kürze in die Kur.
Im Hinblick auf lohnenswert oder nicht: Mein Studienkredit steht bei dem herausragenden Betrag von fast 70.000€, dazu nochmal das Bafög und die anderen Verbindlichkeiten und wir sind sechsstellig. Ich habe bestimmt Wochen gebraucht, damit mir bei dem Gedanken daran nicht mehr schlecht geworden ist. Mein Einkommen liegt aktuell 130€ über der Pfändungsgrenze. Ich hätte bis zur Rente und darüberhinaus gezahlt.
Die Alternative zum Studium damals wäre die Arbeit als RA-Fachangestellte auf ewig gewesen. Ich habe nach meiner Ausbildung für 40 Stunden 1200€ verdient. Prinzipiell wird es mir hoffentlich irgendwann wieder gut gehen.
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Re: Janadi und die Insolvenz
Bevor das zu jammerig rüber kommt. Schuld an meiner Misere haben nicht die Banken. Jung und naiv, gepaart mit nie gelerntem Geldumgang ist die Kombination, die mir das Genick gebrochen hat. Auch wenn es sicher faszinierend ist, wie ich mir als Studentin ohne Einkommen außer Bafög vor 10 Jahren einen Neuwagen finanzieren konnte, ohne auch nur einen Nachweis oder Bürgen vorzuweisen. Das ist schon eine interessante Geldvergabe
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- praktischer Schuldnerberater
- Reaktionen: 433
- Beiträge: 2589
- Registriert: 13. Aug 2018, 20:45
Re: Janadi und die Insolvenz
Ich höre derartige Geschichten häufig und wenn ich mal ganz aus dem Nähkästchen plaudere, ist es immer eine ziemlich ausgeglichene Mischung aus Respekt, Mitgefühl, Erleichterung, Verständnis und dem (für Berater typischen) "Warum sind Sie denn nicht vorher gekommen!?!"-Gefühl.
Auf der einen Seite spricht es natürlich von einer hohen Redlichkeit, einem ausgiebigen Moralverständnis und einer erheblichen Leidensfähigkeit wenn jemand für eine derart lange Zeit mehr als er kann tut um die Regeln der Gläubiger (denen Schulnder ja mehr oder weniger irgendwann mal bis zu einem gewissen Punkt zugestimmt haben) einzuhalten. - obwohl ja jeder zumindest mal irgendwo gehört hat, dass es sowas wie ein Insolvenzverfahren oder professionelle Hilfe gibt.
Auf der anderen Seite ist es natürlich extrem traurig wenn sich jemand derart lange in so einer Situation aufgerieben hat und im Endeffekt nichts erreichen konnte außer eben, diese bittere Erkenntnis mit Schweiß, Leid und Lebenszeit erkauft zu haben.
Es ist eben ein schmaler Grat zwischen Wille, Moral und dem sprichwörtlichen Windmühlenkampf den manche sehr lange einfach nicht bereit sind aufzugeben obwohl sie schon sehr früh wussten, dass er nicht gewonnen werden kann.
Manchmal habe ich auch Leute bei mir sitzen welche die vor Dir beschriebene Phase überhaupt nicht hatten und aus einer Überschuldung noch nie versucht haben in Eigeninitiative irgendwas daran zu kämpfen - umgehend bei mir einrücken und im ersten Satz eine Insolvenzeröffnung wünschen. Natürlich ist das auf der einen Seite u.U. ziemlich klug von ihnen - auf der anderen Seite hängt mein moralisches Herz natürlich noch deutlich eher an Geschichten wie der Deinen - obschon ich sie keinem wünsche und natürlich auch nicht der Ansicht bin, dass sie jemand braucht. Ich hoffe es wurde klar was ich meine...
Drum werde ich ja nicht müde mir zu wünschen, dass Betroffene die noch nicht so weit sind, sich wenigstens mal neutral und ergebnisoffen beraten lassen damit der mögliche Ausweg aus dem Teufelskreis zumindest schonmal einen Namen hat.
Okay, das klingt in der Tat so, als wenn die wirtschaftliche Seite eindeutig wäre. Welche Unterhaltsverpflichtungen hast Du denn bei den pfändaren 130 Euro einberechnet? 1(Zwerg)? 2?(Zwerg+arbeitender Mann) 3? (Zwerg+arbeitender Mann+Große)Janadi hat geschrieben: ↑14. Aug 2018, 21:01 Im Hinblick auf lohnenswert oder nicht: Mein Studienkredit steht bei dem herausragenden Betrag von fast 70.000€, dazu nochmal das Bafög und die anderen Verbindlichkeiten und wir sind sechsstellig. Ich habe bestimmt Wochen gebraucht, damit mir bei dem Gedanken daran nicht mehr schlecht geworden ist. Mein Einkommen liegt aktuell 130€ über der Pfändungsgrenze. Ich hätte bis zur Rente und darüberhinaus gezahlt.
Der Mann wird natürlich in der Insolvenz mit höchster Wahrscheinlichkeit zügig als unterhaltsberechtigte Person nicht mehr berücksichtigt wenn er eigenes Einkommen hat mit dem er Deines Unterhalts nicht mehr bedarf.
Ich weiß was Du meinst und werde auch nicht müde mir die Äugleich zu reiben mit was für Sträußen von Kreditverträgen manche Menschen bei mir einrücken die teilweise noch nie auch nur ansatzweise pfändbares Einkommen erzielt haben. Aber den möglichen Sinn und Zweck hinter dieser Vorgehensweise zu diskutieren würde an dieser Stelle wohl zu weit führen.Janadi hat geschrieben: ↑14. Aug 2018, 21:01 Bevor das zu jammerig rüber kommt. Schuld an meiner Misere haben nicht die Banken. Jung und naiv, gepaart mit nie gelerntem Geldumgang ist die Kombination, die mir das Genick gebrochen hat. Auch wenn es sicher faszinierend ist, wie ich mir als Studentin ohne Einkommen außer Bafög vor 10 Jahren einen Neuwagen finanzieren konnte, ohne auch nur einen Nachweis oder Bürgen vorzuweisen. Das ist schon eine interessante Geldvergabe
Ich neige dazu es leicht süffisant und positiv zu formulieren: Die Kreditwirtschaft nimmt den freien Willen des Konsumenten einfach zunehmend sehr wörtlich und sehr ernst;)
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Re: Janadi und die Insolvenz
Puh, ich musste jetzt doch gerade einmal laut aufschluchzen, als ich deine Worte gelesen hab. Du hast nichts Schlimmes geschrieben Aber ich hatte in den letzten Monaten einfach niemanden, der nachvollziehen kann, welchen Schritt man da gerade geht. Danke
Ich habe zwei Unterhaltspflichten in die Berechnung genommen. Meinen Mann hab ich gleich draußen gelassen. Also ein Zwerg und die Große. Die hat Abi gemacht und wird ab Oktober studieren. Unterhalt von leiblichen Vater gab es ja noch nie. Bafög Antrag wird gestellt, ich weiß nicht, ob sie mit Bafög gleich aus der Unterhaltspflicht rausfällt? Sie erhält von mir Naturalunterhalt, lebt also noch zuhause, das wird auch im Studium erstmal so bleiben, die Uni ist fast nebenan.
Ich habe zwei Unterhaltspflichten in die Berechnung genommen. Meinen Mann hab ich gleich draußen gelassen. Also ein Zwerg und die Große. Die hat Abi gemacht und wird ab Oktober studieren. Unterhalt von leiblichen Vater gab es ja noch nie. Bafög Antrag wird gestellt, ich weiß nicht, ob sie mit Bafög gleich aus der Unterhaltspflicht rausfällt? Sie erhält von mir Naturalunterhalt, lebt also noch zuhause, das wird auch im Studium erstmal so bleiben, die Uni ist fast nebenan.
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Re: Janadi und die Insolvenz
Hey,
ich brauche mal wieder eure Hilfe. Nachdem nun der erste Vollstreckungsbescheid eingetrudelt ist, habe ich mich mal um die 850k Bescheinigung gekümmert und bei der Bank eingereicht. Mein Freibetrag vom Gehalt liegt bei knapp 1800€ + Kindergeld, ich verdiene 1810€ und bekomme Kindergeld für 2 Kinder. Nun bin ich ja im ÖD und mein Arbeitgeber überweist mir Gehalt und Kindergeld in einem Betrag. Wie kann ich denn sicherstellen, dass das Kindergeld nicht gepfändet wird? Die Bank wird ja nur das Wort Gehalt lesen, oder?
ich brauche mal wieder eure Hilfe. Nachdem nun der erste Vollstreckungsbescheid eingetrudelt ist, habe ich mich mal um die 850k Bescheinigung gekümmert und bei der Bank eingereicht. Mein Freibetrag vom Gehalt liegt bei knapp 1800€ + Kindergeld, ich verdiene 1810€ und bekomme Kindergeld für 2 Kinder. Nun bin ich ja im ÖD und mein Arbeitgeber überweist mir Gehalt und Kindergeld in einem Betrag. Wie kann ich denn sicherstellen, dass das Kindergeld nicht gepfändet wird? Die Bank wird ja nur das Wort Gehalt lesen, oder?
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