Guten Abend,

ein guter Freund von mir ist verschuldet und hat seit etwa einem Jahr ein pfändungssicheres Konto bei der Postbank. Er ist chronisch krank und bekommt Sozialhilfe (kein ALG 2, wenn das eine Rolle spielt), die natürlich deutlich unter dem Pfändungsfreibetrag liegt. Trotzdem stand er eine Woche vor Weihnachten bei Aldi an der Kasse und die Karte war gesperrt wegen Kontopfändung. Davon habe ich erst jetzt erfahren, Leute aus seiner Selbsthilfegruppe haben ihm etwas geliehen und nach knapp 4 Wochen konnte er wieder auf sein Konto zugreifen und hat auch sein Geld bekommen. Der Dame bei der Postbank tat es sehr leid, sie wollte sich erkundigen, was da passiert ist, aber dabei ist es geblieben. Vor Ostern jetzt das gleiche Spiel: Konto gesperrt wg. Pfändung. Ende nächster Woche kann er wohl wieder darauf zugreifen. Das Ganze ist sehr ärgerlich und die Rücklastkosten für die Abbuchung der Stadtwerke sind erst einmal weg.

Meine Frage: Ist das normal? Funktionieren pfändungssichere Konten so?

Ich konnte im Netz nichts genaues darüber finden und mein Freund kann sich momentan nicht selbst darum kümmern. Es geht im gesundheitlich schlecht, seine Mutter ist vor einer Woche gestorben, er kämpft mit eine Depression und hat im Moment keine Kraft übrig, um sich auch noch um diese Sache zu kümmern.

Zum Hintergrund: Schuldenhöhe ist etwa 30.000 Euro. EV ist abgegeben, PI noch nicht beantragt, dass will er dieses Jahr angehen. Und was die verstorbene Mutter betrifft, da hat sich eine Erbschleicherin erfolgreich eingenistet. Der Sohn ist auf das Pflichtteil gesetzt, was er jedoch ohne Gerichtsverfahren nicht erhalten wird, wenn überhaupt noch etwas da ist.

Ich hoffe, jemand kann mir näheres erzählen, wie ein pfändungssicheres Konto funktioniert. Viele lieben Dank im Voraus!

Hi DieFreundin,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Pfändungssicheres Konto gepfändet.." geschaut?

"Pfändungssicher" ist ein Konto nur dann, wenn es ein "P-Konto" ist.
Offensichtlich hat Dein Freund so ein P-Konto
(sonst käme er gar nicht an sein Geld).

Ein P-Konto ist aber kein Sparkonto !!
Der nicht-pfändbare Betrag (von z.Zt. 1.178,59 Euro/Monat)
gilt eben genau PRO MONAT - und jeden Monat wieder neu.

Deswegen könnte eine Erklärung vielleicht sein,
dass Dein Freund nicht jeden Monat sein gesamtes (weniges) Geld von dem Konto abholt,
sondern etwas darauf liegenlässt (das darf man zwar, aber nur 1x !!).

Sagen wir mal, er bekommt jeden Monat 700,00 Euro,
doch er "verbraucht" davon nur jeden Monat 600,00 Euro
(durch Überweisungen, Kartenzahlungen oder Barabhebungen - ganz egal),
dann würden ja jeden Monat 100,00 Euro auf dem Monat liegenbleiben.

Und, schwupps !!, nach fünf Monaten hat er genau das Problem:
Er hat dann zwar 700+ (5x100) = 1.200,- auf seinem Konto,
("eigentlich" alles unpfändbar),
aber er liegt dann eben im fünftem Monat mit 1.200 Euro über dem o.g. Freibetrag.

Und wenn er dann versucht, auch über den Differenzbetrag zu verfügen
(1.200,- minus 1.178,59 = 21,41 Euro - ist ja sein Geld und ist ja "eigentlich" auch unpfändbar),
dann muss die Bank sagen:
"Nö, diesen Monat nicht. Du darfst nur über den 'Freibetrag' verfügen."

Aber im nächsten Monat geht es dann wieder,
weil man ja 1x übertragen darf
und weil ja "normal" nur 700,00 Euro auf seinem Konto eingehen.

Dann könnte er also im sechsten Monat über 700,00 + 21,41 verfügen.

Das wäre eine Erklärung
(und meine Vermutung).

Deswegen: Am besten soll Dein Freund jeden Monat sein gesamtes Geld vom Konto abholen,
dann gibt es solche Probleme nicht.

Und wenn er davon was sparen kann und will, dann besser "unterm Kopfkissen" ... oder so.
Jedenfalls nicht auf dem P-Konto !

Also, ein sogenanntes P-Konto (Pfändungsschutz-Konto) sorgt nicht dafür, dass das Konto nicht gepfändet werden kann. Pfändungen laufen trotzdem ein. Dem Kontoinhaber bleibt aber ein gewisser Betrag pro Monat (Grundfreibetrag derzeit 1.178,59 €), der nicht an die Gläubiger ausgezahlt wird. Beträge über diesem Freibetrag werden von der Bank an die Gläubiger ausgekehrt.
Man sollte es auch tunlichst vermeiden, auf dem Konto Gelder anzusparen. Guthaben wird einmal in den Folgemonat übertragen, danach wird es ebenfalls abgeführt.

Bei einem P-Konto wird die Karte nicht gesperrt, wenn eine Pfändung eingeht. Auch diese Angabe von 4 Wochen erscheint merkwürdig. Das ist so wirklich nicht üblich. Man müsste wissen, was da genau passiert ist. Was die Begründung für eine Sperre sein soll. Das lässt sich aus der Schilderung leider nicht ableiten.

Er hat als Kunde der Postbank sicherlich eine Telefonbanking-PIN. Mit der soll er mal bei der Postbank anrufen und sich in die Pfändungsabteilung verbinden lassen. Dort wird man ihm sicherlich mehr dazu sagen können. Bitte denkt dran, die PIN ist personenbezogen. Du solltest sie nicht für ihn nutzen, weil sie ansonsten gesperrt wird.

@Freundin
wenn Du wirklich nicht anders kannst, als Dich einzubringen in eine Situation des Freundes, die der vermutlich nicht versteht und Dir daher auch nichts sagen können wird, was nur realitätsbezogen ist,

ist mein Tipp: Besorg Dir mal die Kontoauszüge aus der fraglichen Zeit und prüfe, ob denn noch Geld auf dem Konto war, als die Karte eingesetzt werden sollte...

die einfachste Erklärung wäre für das "ist gesperrt": das Guthaben war aufgebraucht...und dann fangen Geschichten an, die schwer nachzuvollziehen sind

also: Welcher Geldbetrag wurde in dem Monat gutgeschrieben, war etwas vom Vormonat übrig, und wieviel wurde davon ausgegeben

und TIDUS hat hier irgendwo leicht auffindbar für interssierte Menschen eine P-Konto-Nachberechnungstabelle angelegt - nutzen

Meinst du die?
https://schuldner-community.de/pfaendun ... e-p-konto/

Oder meinst du den P-Konto-Rechner?
https://schuldner-community.de/online-p-konto-rechner/

Hallo, irgendwie ist meine Antwort von gerade eben weg.

Meine Erklärung der Situation war wohl etwas zu kurz geraten. Er war nach dem Entdecken der Kontosperre bei der Bank (persönlich). Die Bankberaterin hat ihm gesagt, es täte ihr leid, das hätte nicht passieren sollten. Sie würde das nach oben weiterleiten und sehen, was sie tun könne. Geld könne sie ihm jedoch keines geben, da die Sperre nun einmal drin sei und sie die nicht umgehen könne, dazu wäre sie nicht berechtigt. Ein Anruf bei der Zentrale Anfang des Jahres ergab dann nur die Auskunft, dass man nicht verstehen könne, wie das passiert sei, aber man hätte weiter oben nachgefragt, könne jedoch sonst nichts tun, da die Sperre nun einmal drin sei. Was kann man da tun? Zum Amtsgericht und Antrag auf einstweilige Verfügung?

imker hat geschrieben: ↑18. Apr 2021, 19:22 ...
Besorg Dir mal die Kontoauszüge aus der fraglichen Zeit und prüfe, ob denn noch Geld auf dem Konto war, als die Karte eingesetzt werden sollte...
...

Das wäre auch mein Tipp, bevor Du ans Gericht oder so denkst.
Und es geht nicht nur darum, 'ob noch Geld auf dem Konto war',
sondern darum, über welchen Betrag er in dem Monat bereits verfügt hatte.

Und bedenke: Nicht jede/r Bankangestellte am Schalter kennt die Regeln zum P-Konto bis ins letzte Detail.

Das macht die Situation leider nicht klarer.
Was genau war da gesperrt? Die Karte? Das Konto?
Ich kann mir ganz ehrlich nicht erklären, dass er anruft und dann nur die Auskunft bekommt "ist halt so, tut uns leid".
Natürlich passieren Fehler, aber das erscheint mir alles sehr merkwürdig. Ich glaube dir, was du hier erzählst, ich denke aber, dass wichtige Infos fehlen, weil du sie gar nicht kennst und dein Bekannter vielleicht auch nicht, oder er versteht sie nicht (was übrigens vollkommen normal wäre, die ganze P-Konto-Sache ist nicht so einfach zu durchschauen, wenn man vorher nie was damit zu tun hatte).

Mein Tipp bleibt: Pfändungsabteilung anrufen.

Vielen Dank schon einmal für Eure Tipps. Wie das mit dem Beträgen ist wußten wir noch nicht.

Ja, ich weiß, dass das merkwürdigt klingt. Darum frage ich ja auch hier nach, weil ich sonst nirgendwo etwas darüber gefunden habe. Ich muss vielleicht dazu sagen, dass der Freund der intelligenteste Mensch ist, den ich kenne. Vor etwas 7 Jahren (er war noch Student und arbeitet auf Honorarbasis) hatte er einen schweren Unfall, lag fast ein halbes Jahr im Krankenhaus. Er lebt am anderen Ende von Deutschland und wir hatten damals eher losen Kontakt, weshalb ich das erst später mitgekommen habe. Zu genau diesem Zeitpunkt hat seine Mutter sich entschlossen, ihm keinen Unterhalt mehr zu zahlen, Verdienst kam keiner mehr rein. Es folgte eine Schuldenspirale da er zu lange versucht hat, doch noch sein Studium abzuschließen, also auch kein ALG 2 bekommen hat. Mit Gelegenheitsjob hat er versucht, seine Mietschulden zurückzuzahlen und nach zwei in meinen Augen unverantworlichen Umschuldungen durch seine Hausbank war dann nach zwei Jahren Ende, die Wohnung weg und alle Konten dicht. Er hat sich aber Hilfe geholt, hat sei etwa 3 Jahren wieder eine Wohnung, die direkt bezahlt wird und bekommt ca. € 400 Sozialhilfe auf Konto. Ich kenne ihn seit der Schule und er war immer jemand, der genau wußte, was er auf dem Konto hatte. Deshalb glaube ich ihm auch.

Möglicherweise! (ohne Gewähr für irgendwas) ist das einfach nur ein Softwarefehler oder so was in der Richtung. Die PB ist nicht unbedingt schuldnerfreundlich, weiß das aus eigener Erfahrung.

Wie lange war das Konto denn dann jeweils nicht nutzbar?