Ist die Lage noch zu retten?

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Alex190412
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Ist die Lage noch zu retten?

Beitrag von Alex190412 »

Hallo Leute,
Ich versuche mich so kurz wie möglich zu fassen und hoffe, ihr könnt mir hier vielleicht helfen. Ich bin 28 , habe einen Beamtenjob (auf Probe), verdiene ca. 2000 Euro netto im Monat und habe ca. 20.000 Euro Schulden die leider sehr ungünstig verteilt sind. Die Schulden sind durch eine Spielsucht entstanden, die ich vor Corona therapiert habe und lange spielfrei blieb. Leider hatte ich im Dezember einen extremen Rückfall, konnte kaum Rechnungen zahlen, habe Kreditkartenschulden auf dem Gehaltskonto und dadurch bleibt mir vom kommenden Gehalt quasi nichts mehr..
Ich bin selbst Schuld, leider gehören Rückfälle bei einer Sucht dazu und ich stehe auch dazu. Meine Frage an euch ist nun, wie schnell habe ich mit ernsten Konsequenzen zu rechnen?
Mir fehlen für den kommenden Monat etwa 1000 Euro. Ich kann meine private Krankenkasse nicht zahlen, meine Handyrechnung, zwei Kreditraten und auch eine Vereinbarung mit der Bank zur Rückzahlung meines Dispos kann ich nicht einhalten. Dazu fehlen mir Mitte des Monats erneut 500 Euro für die Kreditkartenabrechnung (Kreditkarte habe ich mittlerweile zerschnitten).
Ich bin neu in dieser Lage und bin verzweifelt. Ich kann nicht mehr schlafen und mache mir grosse Sorgen, was die nächste Zeit auf mich zukommt.
Ich bekomme leider weder Dispo Erhöhung noch Kredit, habe alles versucht aber mein Schufascore liegt bei 59 und ist damit im Eimer.
Würde mich sehr freuen, wenn ihr mich nicht für meine Sucht verurteilen und ein wenig mit Tipps helfen könntet.

Ergänzung : Meine Fixkosten sind durch hohe Schuldenrückzahlungsvereinbarungen, Zinsen und vielem mehr bei etwa 1800 Euro, ich habe also kaum Spielraum um diese ganzen Sachen dann eben in den Februar zu schieben, das heisst das ganze wird sich stauen und mir wird monatelang Geld fehlen.

Gruss
Alex
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Re: Ist die Lage noch zu retten?

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Hi Alex190412,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Ist die Lage noch zu retten?" geschaut?
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Käsebrot
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Re: Ist die Lage noch zu retten?

Beitrag von Käsebrot »

Hallo und willkommen bei uns!

Wie schnell genau du mit ernsten Konsequenzen fürchten musst, wird dir seriös keiner beantworten können. Nach meiner Erfahrung kündigt die Bank den Vertrag erstmal, sobald die zweite Rate nicht mehr bezahlt wurde. Danach hängt es von der Bank ab, wie schnell Vollstreckungsmaßnahmen eingeleitet werden. Das kann schnell gehen, aber sich auch monatelang hinziehen.

Was für dich am wichtigsten jetzt erstmal ist: sieh zu, dass du dein Existenz sicherst. Dazu gehören die essentiellen Zahlungen wie Miete, Strom und ein voller Kühlschrank. Die Krankenversicherung gehört mAn auch dazu, aber da können dir unsere Profis noch genauere Infos geben. Die Schulden stehen hinten an, allesamt. Egal bei wem.

Warst du schon mal bei einer Schuldnerberatung? Das wäre dann der nächste Schritt. Kurz vor dem Jahreswechsel vielleicht schwierig jemanden zu erreichen, spätestens ab übernächster Woche jedoch wieder machbar. Mit deren Hilfe kannst du deine Finanzen sorgfältig ordnen und schauen, was in deiner Situation sinnvoll und machbar ist.

Wie verhält sich das mit deiner Spielsucht, handelte es sich um einen einmaligen Vorfall jetzt im Dezember? Oder ist der Suchtdruck nach wie vor da?
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Alex190412
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Re: Ist die Lage noch zu retten?

Beitrag von Alex190412 »

Danke für die schnelle Antwort. Obwohl ich schon ewige Jahre wegen der Sucht immer wieder Probleme habe, war ich nie so überfordert wie jetzt, weil es einfach zu viel ist was offen bleibt, unzählige kleine Summen auch die sich summieren..
Der Suchtdruck ist leider wieder da, das kann ich nicht verneinen. Mist bauen kann ich allerdings wenig bis gar nicht, da ich an mein Gehalt quasi nicht rankomme..ich mache mir echt grosse Sorgen, werde mich aber mal mit einer Schuldnerberatung auseinandersetzen. Vielleicht mache ich mir auch zu viele Sorgen, ich weiss es nicht..
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insolaner
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Re: Ist die Lage noch zu retten?

Beitrag von insolaner »

Alex190412 hat geschrieben: 28. Dez 2020, 15:29werde mich aber mal mit einer Schuldnerberatung auseinandersetzen.
ohne jetzt altklug klingen zu wollen, ich würde mich auch und vor allem mit einer Suchtberatung auseinander-/zusammensetzen!

Und ich bin für Dich froh, dass Du nicht an Dein Geld kommst...

Ebenso, dass Die keinen Kredit oder Dispo bekommst - ganz im Ernst, glaubst Du wirklich, Du könntest das geliehene Geld zurückgeben?
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Alex190412
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Re: Ist die Lage noch zu retten?

Beitrag von Alex190412 »

Nein, könnte ich natürlich nicht. Daher bin ich in der Lage, in der ich eben bin. Ich mache mir da nichts vor. Und klar, auch mit der Suchtberatung bin ich in Kontakt, sowieso durchgehend, nicht erst ab nächster Woche oder so. Ich hoffe, ich kann irgendwie verhindern, dass mir meine Kredite gekündigt werden, denn das wäre wirklich ne Katastrophe..
Eine spezifische Frage habe ich noch : Ich habe von Amazon ein Inkassso bekommen, 500 Euro ca. , ich will dort eine Ratenzahlung machen, aber kann die erste Rate erst im Februar zahlen. Lassen die sich auf sowas ein und wären 50 Euro Raten angemessen, oder zu niedrig? Würde sofort selbst anrufen, der Brief liegt aber in meiner Wohnung und ich bin der 400km entfernten Heimat.
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caffery
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Re: Ist die Lage noch zu retten?

Beitrag von caffery »

Meine persönliche Meinung bzw. mein Eindruck:

Deine Einstellung zu Deinem Lebensproblem halte ich für problematisch. Ich verstehe nicht, wie man das wiederholte Verschenken seiner gesamten wirtschaftlichen Existenz an eine Daddelfirma sinngemäß einfach mit "Shit happens - ich kann ja nichts dafür - bin schließlich spielsüchtig, also krank" verbuchen kann. Diese Herangehensweise habe ich bei dem Thema noch nie verstanden, weswegen ich mich auch für einen denkbar schlechten Ansprechpartner für Spielsüchtler halte. Die schicke ich immer zu einem Kollegen ;)

Ich kann ja immer nur von mir sprechen und ICH persönlich wäre in Deiner Lage zunächst mal ausschließlich eins: Nämlich stocksauer auf mich selbst. Die Eigenverantwortung für mein eigenes Handeln quasi zu verweigern und einer Krankheit zuzuschieben wäre einfach nicht mein Ding.

Aber gut - da ist ja jeder anders gestrickt. Jeder so wies einem hilft. Nichts für Ungut - ich meine das wirklich nicht böse und mit dem größtmöglichen Respekt.

Zur Sache: In Deiner dargestellten Situation eine Schuldenregulierung anzustreben wäre einfach aus meiner Sicht ein völlig sinnfreier Windmühlenkampf. Denn Deine Geschichte lässt ja keinen Zweifel daran, dass Du jeden Meter den Du gutmachen würdest quasi mit dem Hintern um ein vielfaches wieder einreißen würdest.

Hat eigentlich schon jemand gefragt ob Du Single bist? Solltest Du nur Deine eigene wirtschaftliche Existenz verspielen ist das aus meiner Sicht immer noch etwas anderes, als wenn da noch eine Familie mit dranhängt - die meiner Erfahrung nach zudem oft für eine sehr lange Zeit von dem Ausmaß nicht das Geringste weiß.

Ich würde vermutlich dazu raten, das Konstrukt aufzugeben, Deine Zahlungsunfähigkeit zu erklären, Pfändungsschutzmaßnahmen zu ergreifen und vom Unpfändbaren zu leben. Die vollends zerstörte Bonität ist m.E. für Spielsüchtler eher hilfreich, da es ein (kleines) Hindernis für eine Neuverschuldung darstellt - wie auch das Wissen, dass weitere Neuschulden "nah am strafrechtlich relevanten Handeln" wären. Oft ist die Überhöhung des Wertes den Spieler auf die "Rettung" ihrer Bonität legen meines Eindrucks nach auch Ausdruck einer problematischen Selbstwahrnehmung (Stichwort: Den Schein aufrechterhalten) - diese zu durchbrechen bzw. zu zerbrechen kann entsprechend auch recht heilsam wirken.
Zudem würden alle anderen Wege aus meiner Sicht auch zu nichts führen - da man ja automatisch gezwungen wäre Schulden mit Schulden zu tilgen - was die Leute oft in die Arme sehr fragwürdiger Institute führt die das oft unausweichliche Desaster am Ende nicht selten noch deutlich verschlimmern.

Die Schulden zu regulieren macht vermutlich erst dann Sinn, wenn die Spielsucht nur noch ein längst vergangener grauer Schatten Deiner Vergangenheit ist. Auf dem Weg dorthin - der für Dich die absolute Priorität haben sollte - wünsche ich Dir in jedem Fall nur das Beste.
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Alex190412
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Re: Ist die Lage noch zu retten?

Beitrag von Alex190412 »

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, ich bin dir super dankbar. Ich fange mal damit an die Frage nach einer Familie zu beantworten. Nein , ich bin allein und zwar genau deswegen. Ich habe vor 3 Jahren meine Beziehung beendet um meine Freundin nicht mit in den Sumpf zu ziehen und beginne aus dem gleichen Grund auch keine neue.
Du sagst ich soll ein Pfändungsschutzkonto einrichten? Bis zu einer Pfändung, würde es doch wohl noch eine ganze Weile dauern oder nicht? Schliesslich ist es der erste Monat, wo ich nichts zahlen kann.
Prinzipiell würde ich das sogar in Erwägung ziehen, denn wie du sagst, würde mir ein kompletter Bonitätsverlust auf Dauer nur helfen. Problem ist, dass ich noch kein Lebzeitbeamter bin und eine Pfändung (von der der Arbeitgeber ja automatisch erfährt, oder?) meine Kündigung bedeuten würde, da ich in einem sensiblen Bereich arbeite für finanzielle Probleme.
Tja, wie gehts nun weiter im Januar...ich weiss es tatsächlich nicht. Komme an keinen Cent ran, habe nichts zu essen, nichts geht mehr..ich hoffe inständig es wird endlich die Lektion sein, die ich benötige..
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insolaner
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Re: Ist die Lage noch zu retten?

Beitrag von insolaner »

das verstehe ich jetzt nicht, wieso hast Du nichts zu essen und kommst an keinen Cent ran? Kein Geldeingang vom Arbeitgeber? Solange nix gepfändet ist...

Am wichtigsten sind nun Miete und Essen, der Rest (auch PKV) kann/muss warten, und die Ratenzahlungen sowieso. Jeden Cent, den Du da jetzt noch versenkst, wird Dir 'am Ende' irgendwo fehlen. Jobmässig weiss ich nix, aber wenn (und dabvon gehe ich nach Deinen Schilderungen aus) die Kredite sowieso über kurz oder lang platzen, besser sofort als nach nochmal 5 gezahlten Raten.

Eigentlich sollte es bei deinem Arbeitgeber auch eine Schuldnerberatung geben, oder zumindest allgemein Sozialberatung. Die sollten auch zur Verschwiegenheit verpflichtet sein - gibt's sowas bei Euch?
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Alex190412
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Re: Ist die Lage noch zu retten?

Beitrag von Alex190412 »

Mein Gehalt kam gestern und ist weg. An den Großteil kam ich gar nicht erst ran, weil das Girokonto durch zu hohes Minus quasi vom Gehalt wieder ausgeglichen wurde. 31 Tage also nun ohne Geld und mit zig unbezahlten Rechnungen. Eine Schuldnerberatung gibts bei der Arbeit, ich werde dort Montag vorbeischauen.
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caffery
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Re: Ist die Lage noch zu retten?

Beitrag von caffery »

Alex190412 hat geschrieben: 31. Dez 2020, 03:22 eine Pfändung (von der der Arbeitgeber ja automatisch erfährt, oder?)
Ja sicher - von einer Lohnpfändung
Alex190412 hat geschrieben: 31. Dez 2020, 03:22 meine Kündigung bedeuten würde, da ich in einem sensiblen Bereich arbeite für finanzielle Probleme.
Es ist schon komisch. Obschon die Menge an Arbeitsplätzen die rein arbeitsrechtlich durch eine Pfändung tatsächlich bedroht wäre in Wahrheit verschwindend gering ist, behauptet gefühlt jeder Zweite in Deiner Lage mit Sicherheit zu wissen, dass er bei einer Pfändung sofort rausfliegt.
Ich kann das natürlich von hier aus nicht zu 100% sagen aber meine Erfahrung sagt mir einfach, dass gut 95% mit dieser Einschätzung falsch liegen und sie oft eher eine Art psychisches Produkt ihrer "alles geht den Bach runter und es gibt keinen Ausweg" Denke ist... was ja in einer solchen Lebenskrise auch recht menschlich ist.

Aber ganz ehrlich: Selbst wenn es wirklich so wäre und Du wärst durch Deine Überschuldung/Existenzverschenkungssucht ungeeignet für Deinen Job, dann hat das (so hart das auch klingen mag) vermutlich auch seinen Grund. Du wirst bei Deiner dargestellten Situation den Zusammenbruch des Kartenhauses doch sowieso nicht verhindern können ohne entweder den A-A-Haufen durch "Not"kredite bei unglaublichen Schweinebanken noch irgendwie zu vergrößern oder Dritte Personen mit reinzuziehen - nur um dann wieder alles zum Teufel zu jagen. Das kann doch keiner wollen.
Alex190412 hat geschrieben: 31. Dez 2020, 03:22 Tja, wie gehts nun weiter im Januar...ich weiss es tatsächlich nicht. Komme an keinen Cent ran, habe nichts zu essen, nichts geht mehr..ich hoffe inständig es wird endlich die Lektion sein, die ich benötige..
Zahle Miete, Strom und alles was u.U. sonst noch wichtig für die Existenz ist. Alles andere was als Lastschrift vom Konto abgebucht wurde, kannst Du innerhalb von 8 Wochen zurückbuchen. Fang mit den Zahlungen an, deren Zahlungsversprechen (Vertragsabschluss) am weitesten zurückliegt und buche nur so viel zurück wie Du brauchst um über den Monat zu kommen. Die "frischesten" Verträge versuche (wenns geht) wenigstens 2-3 mal zu bedienen.

Geh gleich nächste Woche zu einer Beratungsstelle. Sehr wahrscheinlich werden sie Dir dann zur üblichen Bankenflucht mit Deinem Girokonto raten, da der Dispo ein Existenzproblem wird. Wenn der erste Kredit platzt, wird die Bank den Dispo kündigen. Heißt: Du brauchst ein frisches Konto bei einer Bank bei der Du keine Schulden hast für Deinen kommenden Lohn.
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