So viele Fragezeichen

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CogitoErgoSum
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So viele Fragezeichen

Beitrag von CogitoErgoSum »

Hallo zusammen,

ich hoffe, ihr habt eine schöne Weihnachtszeit.

Ich habe den Entschluss gefasst in die Insolvenz zu gehen. Ich habe eingesehen, dass ich meine Schulden nicht mehr bedienen kann. Jedenfalls nicht, ohne (gesundheitlich) darunter zu leiden. Ich habe tausend Fragen, aber ein paar wenige drücken gerade akut, weshalb ich hoffe, dass ihr mir weiterhelfen könnt.

Ich habe vor den Feiertagen mit einem Herren von der Verbraucherzentrale telefoniert. Dieser sagte mir, ich könne von einer städtisch geförderten Beratungsstelle (Diakonie, Verbraucherzentrale, etc.) betreut werden, wenn ich eine gewisse Gehalts-Durchschnittsgrenze nicht überschreite. Dadurch, dass ich einen Nebenjob habe, überschreite ich jene aber. Ich meine er sagte, dass es um die letzten drei Monate geht. Wenn ich jetzt also zwei Monate lang kein Geld neben meinem Vollzeitjob-Gehalt verdiene, falle ich unter das entsprechende Limit. Heißt für mich aber auch, ich kann den Prozess nicht vor Ende Februar offiziell in Gang bringen. Dies bringt nun folgende Fragen für mich mit sich:

1. Der Herr sagte, dass ich nun keine neuen Schulden mehr machen soll. Was klar ist. Das heißt aber auch, ich darf die Kreditkarte nicht mehr nutzen, die ich zum Überleben monatlich genutzt habe, und, ich darf meinen Dispo nicht weiter nutzen. Dies ist aber nur möglich, wenn ich fast alle Lastschriften zurückhole, die für Kredite oder Karten anfallen und nur das bediene, was zu meinen echten Fixkosten gehört, bzw. womit ich keine Schulden abbezahle, sondern nur Verträge bediene. (Miete, Strom, Handy, Internet.) Denn nur so kann ich wirklich von meinem Gehalt alleine leben. Er beschrieb es so schön mit "das penibel aufgebaute Kartenhaus in sich zusammenfallen lassen".
ABER, wenn ich im Januar alle Lastschriften zurückhole, mit denen ich Schulden zurückzahle, habe ich natürlich eine offene Forderung bei den jeweiligen Unternehmen. Das heißt der Mahnlauf beginnt. Ab Ende Februar habe ich aber erst das Durchschnittsgehalt, mit dem ich mich von der Diakonie (z.B.) vertreten lassen kann. Was passiert bis dahin? Sicherlich werde ich Post von Inkassodiensten erhalten. Aber was ist, wenn jemand so fix ist mir bis dahin schon den Guckuck zu schicken?

Ist es wirklich empfehlenswert jetzt schon alles zurückzubuchen, was mit in die Insolvenz gehen wird? Ich denke auf der einen Seite zwar, warum soll ich noch bedienen, was eh hops gehen wird, aber auf der anderen Seite habe ich Bange vor den Konsequenzen.

2. Ich wurde ebenfalls angewiesen schnellstmöglich ein neues Konto zu eröffnen. Ich nehme an, dass ich meiner potenziellen neuen Bank sagen muss, dass eine Insolvenz ansteht?

3. Ich habe einen Kredit bei der Bank, bei der ich auch mein Girokonto habe. Dürfen die mir mein Konto kündigen oder sperren, wenn ich ein oder zwei Rückstände in der Zahlung des Kredits habe? Und, kann meine Bank ein Muster erkennen, wenn ich 5 von 10 Lastschriften rückgängig mache und mir daraufhin das Konto dicht machen, weil sie den Insolvenzbraten riechen?

Ich habe noch viel mehr Fragen, aber diese hier drücken zeitlich am dollsten. Es ist echt doof, dass gerade Feiertagssaison ist ... da erreicht man natürlich niemanden bei den Beratungsstellen.

Ich bedanke mich schon jetzt für eure Antworten.

Liebe Grüße!
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Re: So viele Fragezeichen

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Hi CogitoErgoSum,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "So viele Fragezeichen" geschaut?
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Shopgirl
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Re: So viele Fragezeichen

Beitrag von Shopgirl »

Der Tipp mit dem neuen Konto ist absolut der wichtigste in dem Zusammenhang - vor allem wenn bei der jetzigen Bank Verbindlichkeiten bestehen. Du musst der neuen Bank nicht sagen, was ansteht und ich würde das auch nicht tun. Banken reißen sich nicht gerade um insolvente Kunden. Mach direkt morgen ein neues Konto auf und dann leitest du dein Gehalt ( deine Gehälter) dahin um.

Wenn du sicher den Weg in die Insolvenz gehst, macht es tatsächlich keinen Sinn mehr, Kreditraten zu zahlen. Würde ich persönlich auch dann nicht mehr tun. Die Konsequenz ist, dass du Mahnungen erhältst. Bis da aber mehr passiert (bis hin zur Kreditkündigung) werden als 2 Monate vergehen.

Kreditkarten würde ich ebenfalls nicht mehr nutzen. Mit viel Argwohn lässt sich da später konstruieren, dass du ja wusstest, dass du die Raten nicht mehr zahlen kannst und trotzdem hast du die Karten genutzt. Wenn dir dein Gehalt voll zur Verfügung steht (ohne Raten zu zahlen), kommst du klar? Wenn ja, sollte das der Weg sein.

Sind da irgendwelche Kredite dabei, die sehr frisch sind?
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CogitoErgoSum
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Re: So viele Fragezeichen

Beitrag von CogitoErgoSum »

Hallo Shopgirl,

vielen Dank für deine Antwort.

Der Kredit der über meine Hausbank läuft, ist von diesem Jahr. Es müsste um Juni rum gewesen sein. Es handelte sich dabei um eine Umschuldung. Die Raten des jetzigen Kredits sind 100 € geringer, als die des ursprünglichen. Ich wollte die Chance nutzen, weil ich die längste Zeit komplett gegen eine Insolvenz war. Bis vor ein paar Wochen.

Ja, mit meinem Gehalt komme ich wunderbar klar, wenn ich keine der Schulden mehr bediene. Darf ich damit eigentlich machen was ich will? Wenn ich nur meine Fixkosten zahle, habe ich noch 700€ zum Leben. Wenn später dann gepfändet wird, habe ich laut Pfändungsliste noch 500€ zum Leben. Mein PC gibt aktuell immer mehr den Geist auf. Darf ich mir zu diesem Zeitpunkt einen Laptop kaufen? Denn das würde ich per Einmalzahlung zahlen können, wenn ich keine Schulden mehr bediene. Oder sollte ich erstmal keine größeren Anschaffungen machen, weil das negativ auf mich zurückfallen könnte?

Hinsichtlich des neuen Kontos - ich werde doch sicherlich Kontoauszüge zum Anmelden eines neuen Kontos mitnehmen müssen, oder? Auf denen werden die dann ja sehen, dass ich knietief im Dispo bin und bereits zwei Rücklastschriften durchgeführt habe, diesen Monat. (Kleine Beträge, um über die Runden zu kommen. Und über die Eröffnung der Insolvenz werden sie dann ja auch informiert, wenn es soweit ist. Kann es mir dann nicht zur Last gelegt werden, dass ich das verschwiegen habe?

Liebe Grüße!
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Ruhrpottmensch
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Re: So viele Fragezeichen

Beitrag von Ruhrpottmensch »

Aus meiner eigenen Erfahrung:

Neues Konto definitiv, dort den Lohn drauf überweisen lassen und alle lebensnotwendigen (!) Abbuchungen (Miete, Strom, Heizkosten, Telefon/Internet etc.) von dort aus bedienen. Bei allen anderen Gläubigern die Zahlungen einstellen. Glaub mir, da gehen dann zwar recht schnell die Lampen (im System) an, aber so einfach den Gerichtsvollzieher dürfen sie Dir nicht vorbei schicken. Gibt ja schließlich juristisch festgelegte Pflichten & Fristen. War auch meine Sorge, mich hat dann die Schuldnerberatung aufgeklärt. Es kommen zwar Briefe, aber das sind -erst einmal- nur Mahnungen. Das ist nicht schön, aber wirklich Wildes kann da noch nicht passieren.

Dann solltest Du Dich zeitnah bei der Schuldnerberatung wegen einen ersten Termin melden. Die sprechen dann mit Dir die Details durch, klären auf & sortieren mit Dir die Unterlagen. Und bringen dann das IV auf den Weg. Was allerdings seine Zeit dauern kann. Das geht nicht von heute auf morgen. Du bist allerdings in der Zeit quasi "geschützt". Die Schuldnerberatung würde die Gläubiger anschreiben um denen Deine Situation zu schildern.

Kreditkarte würde ich mit dem heutigen Tage einmotten und nicht mehr belasten. Was Du dann im Januar oder Februar mit Deinem Lohn (nach Abzug der laufenden Kosten) machst... Na ja, ich sags mal so: Du kannst ja auch im Supermarkt für 500€ Nahrungsmittel -in Bar- kaufen. ;)
Wegen dem "Umschuldungskredit" würde ich mir auch nicht all zu viele Gedanken machen. Auch wenn er aus Mitte 2018 ist... Ich nehme an, Du warst auch damals im geregelten Arbeitsverhältnis?! Da hattest Du ja vielleicht noch die Spur einer Hoffnung, dass Du die Raten weiterhin bedienen kannst. Jetzt, im Winter, ist Dir halt klar geworden, dass es eben dich nicht so einfach geht.

Alles in allem zählt jetzt, erst einmal die wichtigen Dinge wie Wohnung & Versorgung zu bedienen und den Rest "knallhart" auszusetzen. Das ist keine schöne Zeit, da man bei jedem Klingeln an Tür zuckt, aber sobald die Insolvenz erst einmal eröffnet ist, fällt Dir eine Wahnsinns Last von den Schultern.
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mepeisen
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Re: So viele Fragezeichen

Beitrag von mepeisen »

Darf ich mir zu diesem Zeitpunkt einen Laptop kaufen?
Konzentriere dich zunächst auf zwei Dinge: Lebenshaltungskosten (Miete,. Lebensmittel usw.) und nicht verderbliche Lagerware. So blöd das klingt, aber kaufe dir eine Packung Toilettenpapier usw. Zehn Packungen davon ist natürlich Unsinn, aber es werden auch schwierigere Zeiten kommen und wenn du dann mal zwei drei Wochen nichts kaufen kannst, dir dann nicht den Hintern abwischen kannst, ist das wortwörtlich sch…

Ähnliches gilt auch für Dinge, die du zeitnah verbrauchst. Mal ein paar Nudeln usw. Wenn du nicht gerade Dinge hortest, um zehn Jahre nicht mehr einzukaufen, wird das niemand wegnehmen und du bist froh, das zu haben.

Einen neuen PC bzw. Laptop zu kaufen, macht nicht so richtig viel Sinn. Gerade relativ neue Ware kann dir durchaus gepfändet werden, notfalls als Austauschpfändung. Wenn es den Geist aufgibt, schaue nach einem günstigen Gerät, was für das Lebensnotwendige sorgen kann (Briefe schreiben usw.). Das gibt es schon für ganz schmales Geld. Hiogh-End Gaming-Laptop u.ä. ist sinnlos.
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Shopgirl
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Re: So viele Fragezeichen

Beitrag von Shopgirl »

Du musst der neuen Bank keine Kontoauszüge vorlegen. Die kriegen deinen Ausweis zu sehen und das war es auch schon. Du solltest das Konto auch möglichst jetzt eröffnen, wo deine Schufa noch sauber ist. Hinterher könnte das unnötig schwierig werden.
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S.Nitschke
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Re: So viele Fragezeichen

Beitrag von S.Nitschke »

Shopgirl hat geschrieben: 26. Dez 2018, 19:38
Die Konsequenz ist, dass du Mahnungen erhältst. Bis da aber mehr passiert (bis hin zur Kreditkündigung) werden als 2 Monate vergehen.
..... man sollte die, fast bei jedem Kredit obligatorisch abzugebende Abtretungserklärung nicht vergessen. Gerade deren Offenlegung bringt viele Schuldner (und auch deren Arbeitsgeber) ins Staunen.
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Shopgirl
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Re: So viele Fragezeichen

Beitrag von Shopgirl »

Natürlich, aber auch das wird nicht in 2 Monaten passieren.
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Paddy
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Re: So viele Fragezeichen

Beitrag von Paddy »

CogitoErgoSum hat geschrieben: 27. Dez 2018, 00:26 Ja, mit meinem Gehalt komme ich wunderbar klar, wenn ich keine der Schulden mehr bediene.
Das ist ja die Falle, in die wir gelaufen sind. Die einzigen, die daran verdient haben, sind die Banken...
CogitoErgoSum hat geschrieben: 27. Dez 2018, 00:26Darf ich damit eigentlich machen was ich will? Wenn ich nur meine Fixkosten zahle, habe ich noch 700€ zum Leben. Wenn später dann gepfändet wird, habe ich laut Pfändungsliste noch 500€ zum Leben. Mein PC gibt aktuell immer mehr den Geist auf. Darf ich mir zu diesem Zeitpunkt einen Laptop kaufen? Denn das würde ich per Einmalzahlung zahlen können, wenn ich keine Schulden mehr bediene. Oder sollte ich erstmal keine größeren Anschaffungen machen, weil das negativ auf mich zurückfallen könnte?
Aus eigener Erfahrung:
Es hat Überwindung gekostet, aber ich habe letztendlich ein neues Girokonto bei einer anderen Bank eröffnet und mein Gehalt dorthin überweisen lassen. von einem auf dem anderen Monat habe ich weder Kredite, Kreditkarten oder den Dispo bei der alten Bank bedient. Die letzte Umschuldung bei der alten Bank war ca. ein Jahr alt, egal, Augen zu und durch. Es kamen einige böse Briefe von der Bank, die ich ignoriert habe, Und den Weg zur Schuldnerberatung gesucht habe.

Bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens hatte ich auf einmal mehr Geld zur Verfügung, ich habe es maßvoll für sinnvolle Anschaffungen genutzt. Es war ja klar, dass ich in den nächsten Jahren einiges nur schwer wuppen kann, wenn z.B. die Waschmaschine den Geist aufgibt. Größere Anschaffungen wären nur dann ein Problem, wenn der Gerichtsvollzieher kommt und deinen neuen Laptop sieht...
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