Ich habe Angst und einige Fragen zum Thema Privatinsolvenz

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Rocky06012015
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Ich habe Angst und einige Fragen zum Thema Privatinsolvenz

Beitrag von Rocky06012015 »

Ich habe Angst und einige Fragen zum Thema Privatinsolvenz.

Werde versuchen meine Situation kurz und kompakt zu schildern.

Vor einigen Jahren auf Grund von Fortbildung die ich privat zahlen musste habe ich einen Kredit von 30.000 Euro aufgenommen.
Ein Großteil war abbezahlt, dann ging das Auto kaputt, Kredit wurde aufgestockt.
Es kamen auch Konsumgüter Finanzierungen hinzu nach einem Unfreiwilligen Umzug - Kündigung wegen Eigenbedarf.
Meine aktuelle Gesamtschuld
Gläubiger 1. Privatkredit: 20.854,80Euro
Gläubiger 2. Kreditkarte: 2.274,00Euro
Gläubiger 3. Versandhaus: 1.787,00Euro
Gesamt: 24.916,91Euro

Im März 2021 habe ich mich beim Schuldnerberater Eco24 gemeldet, da ich auf Grund von Corona geringeres Einkommen hatte (noch habe) und nicht mehr meine Raten zahlen konnte.
Zuvor hatte ich selbst versucht mit den Gläubigern mich auf Raten Reduzierung oder Stundung zu einigen, ohne Erfolg.
Nun habe ich 12 Monate lang an diesen Schuldnerberater Monatlich 180Euro gezahlt, mit diesem Geld hätten die Gläubiger anteilsmäßig ausgezahlt werden sollen und laut Webseite und Telefonat 15% Bearbeitungsgebühren und Pauschale für den Schuldnerberater.
Nach einem Jahr und gezahlten 2340 Euro stellte sich raus, die haben an die Gläubiger keinen Cent überwiesen, waren immer nur in den Verhandlungen die gescheitert sind.
Nun habe ich vom Gläubiger 1, eine Klage. Vollstreckungsbescheid vom Amtsgericht.
Ich habe gegen die Gebühren und Zinsen Einspruch eingelegt, nicht gegen die Hauptschuld, mit dem Nachweis, dass ich beim Schuldnerberater war und versucht habe mit bestem Wissen und Gewissen an die Gläubiger wenigstens etwas zu zahlen.

Um das ganze nun abzukürzen.
Ich habe bei ECO24 gekündigt. Die behalten von den 2340 Euro, 62% ein. Anwaltsgebühren und Pauschalkosten.
Ich habe bereits das Gericht und die Gläubiger informiert, dass ich bei diesem Schuldnerberater gekündigt habe und zum Schuldnerberater der Caritas gehe.
Dort habe ich in der zweiten Mai Woche einen Termin.

ich möchte Privatinsolvenz anmelden, da auf Grund von Zeitarbeit mein Gehalt nie 100% fix ist. Bei einem Auftrag verdiene ich mal mehr, beim anderen gleich 400Euro weniger usw.
Ich kann aktuell mit den Gläubigern also keine Summe X vereinbaren, da ich nie weiß ob ich in ein paar Monaten diese Raten so auch zahlen kann.

Nun zu meinen Fragen:
Ich lese immer wieder zwei unterschiedliche Angaben. Mal gibt es einen Pfändungsrechner, der berechnet dann wie viel Pfändbar wäre, auf der anderen Seite steht aber es wird alles gepfändet, bis auf 1300 Euro Grundauskommen (ab Mai 22 gültig).
Wonach genau geht das? Entscheidet das Gericht, welche Methode angewandt wird?

Außerdem brauche ich Rat.
  • ich habe alle Dokumente beisammen.
    Meine Bemühungen außer Gerichtlich mich zu einigen, in dem ich 1 Jahr beim Schuldenberater war.
    Das Vollstreckungsbescheid
    die Gehaltsnachweise (1380Euro verdiene ich)
    Ich habe ein P-Konto eingerichtet
Soll ich nun die Füße still halten, bis ich auch den Termin beim Caritas Schuldenberater hatte in der zweiten Mai Woche, oder sollte ich parallel mit diesen Unterlagen zum Amtsgericht gehen und Privat Insolvenz anmelden?

Danke im Voraus für eure Zeit und Erfahrungsberichte bzw Rat.
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Re: Ich habe Angst und einige Fragen zum Thema Privatinsolvenz

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Hi Rocky06012015,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Ich habe Angst und einige Fragen zum Thema Privatinsolvenz" geschaut?
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Witwe Bolte
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Re: Ich habe Angst und einige Fragen zum Thema Privatinsolvenz

Beitrag von Witwe Bolte »

Hallo Rocky06012015,
Willkommen im Forum!
Danke, dass Du Deine Geschichte mit einem gewerblichen Schuldner-"Berater" hier schreibst.
Das bestätigt wieder einmal, was wir hier unisono zu solchen "Leichenfledderern" sagen:
Finger weg!
Die wollen nur Dein Geld!!
Es ist besser, sich eine caritative Schuldnerberatung zu suchen (AWO, Caritas, Diakonie usw),
zumal die meist auch mehr Ahnung von der Sache haben.

Zu Deinen Fragen:
Wenn bei Deiner Bank eine "PFÜB" (Pfändungs- und Überweisungsbeschluss) eingeht
und wenn Du dann Deiner Bank sagst, sie möge Dein Konto bitte in ein "P-Konto" umwandeln,
dann hast Du, wie jeder andere auch, auf dem Konto erstmal nur einen "Grundfreibetrag" pfändungssicher geschützt. Das sind zZt 1.252,64 €/Monat (und sollen demnächst etwa 1.300,- € werden).

Dieser Grundfreibetrag gilt erstmal für alle.
Ganz egal, woher das Geld kommt (ob Selbständige, Angestellte, Rentner, Arbeitslose usw)
und ganz egal, ob Du zB für div. Kinder unterhaltspflichtig bist
und ganz egal, wie viel Du im Monat verdienst.

Dieser "Grundfreibetrag" kann aber erhöht werden, zB wenn es:
- "Unterhaltsberechtigte" gibt wie Ehepartner oder Kind-er
oder wenn Du mehr im Monat verdienst.

Denn der Gesetzgeber wollte den Schuldner "motivieren", weiter brav zu arbeiten und Geld zu verdienen, in dem er ihm einen Teil des Mehrverdienstes beläßt.

Gibt es nur eine Lohnpfändung beim Arbeitgeber, dann weiß der in aller Regel, wie viele Unterhaltsberechtigte Du hast (verheiratet ? Kind-er ? gem. LSt-Karte).

Gibt es allerdings (auch) eine Kontopfändung, kann die Bank das nicht wissen, Du musst ihr also eine Bescheinigung einer "anerkannten Stelle" darüber vorlegen, wieviele Unterhaltsberechtigte Du hast.

Gibt es eine Lohn- UND eine Kontopfändung, dann überweist Dir Dein Arbeitgeber ja nur den nichtpfändbaren Teil auf Dein Konto.
ABER: Die Bank braucht jetzt trotzdem einen "Freigabe"-Beschluß vom Gericht, dass sie Dir alles, was vom Arbeitgeber kommt, auch auszahlen darf (und nicht nur Deinen Freibetrag).

Stichworte dazu sind "Doppelpfändung" und "Quellenfreigabe".

zB hier gibt es einen Pfändungs-Rechner
https://www.justiz.nrw.de/BS/broschuere ... /index.php

Nächste Antwort:
Du musst auf den Termin bei der Schuldnerberatung warten.
(Und dann nochmal warten)

Denn wenn Du einen normalen Antrag auf Eröffnung eines Verbraucher-Insolvenzverfahrens stellen willst, dann MUSS zwingend dazu eine Bescheinigung einer "anerkannten Stelle" über das Scheitern eines AEV ("aussergerichtlicher Einigungsversuch").

Wenn Du es jetzt trotzdem versuchen willst, dann schickt Dir das Gericht Deinen Antrag zurück:
"Bescheinigung über das Scheitern des AEV fehlt".

25 T€ ... da lohnt sich eine Inso doch schon.
Und in gut drei Jahren bist Du durch (wenn alles gut läuft).
(naja ... die Schufa läßt sich dann nochmal ein bisschen Zeit)

Alles klar soweit ?

Wovor hast Du Angst ?
Ich sehe erstmal keinen Grund dafür.

Viel Glück!
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Rocky06012015
Neuankömmling
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Re: Ich habe Angst und einige Fragen zum Thema Privatinsolvenz

Beitrag von Rocky06012015 »

Witwe Bolte
Vielen liebe Dank für die Erklärung.
Nun, ich habe ja den Nachweis, dass ich über ein Jahr versucht habe mich Außergerichtlich zu einigen, auch wenn das durch Dritte war.
Meine Angst ist einfach die, dass ich abgelehnt werden könnte und dann noch Jahre zahle.
Ich bin inzwischen 47 und meine Rente sieht übel aus.
Ich muss endlich in die Lage kommen, die Schulden schnellstens los zu werden und im Anschluß endlich zu sparen.
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Shopgirl
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Re: Ich habe Angst und einige Fragen zum Thema Privatinsolvenz

Beitrag von Shopgirl »

Rocky06012015 hat geschrieben: 5. Mai 2022, 18:39 Nun, ich habe ja den Nachweis, dass ich über ein Jahr versucht habe mich Außergerichtlich zu einigen, auch wenn das durch Dritte war.
Das wird nicht ausreichen. Lies mal hier https://www.gesetze-im-internet.de/inso/__305.html 1. Punkt

Meine Angst ist einfach die, dass ich abgelehnt werden könnte und dann noch Jahre zahle.
Was meinst du denn mit "abgelehnt"? Wenn du deine Ängste näher ausführst, können wir dir die vielleicht nehmen.
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Witwe Bolte
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Re: Ich habe Angst und einige Fragen zum Thema Privatinsolvenz

Beitrag von Witwe Bolte »

Rocky06012015 hat geschrieben: 5. Mai 2022, 18:39 ...
Nun, ich habe ja den Nachweis, dass ich über ein Jahr versucht habe mich Außergerichtlich zu einigen, auch wenn das durch Dritte war.
...
Dieser Dritte war aber vermutlich keine "anerkannte Stelle" im Sinne des Gesetzes und darf Dir deswegen die nötige Bescheinigung gar nicht ausstellen.
Aber Du kannst ihn ja mal danach fragen.
Rocky06012015 hat geschrieben: 5. Mai 2022, 18:39 ...
Meine Angst ist einfach die, dass ich abgelehnt werden könnte und dann noch Jahre zahle.
...
Nein, wenn Du Deinen Insolvenz-Antrag jetzt gemeinsam mit der Schuldnerberatung von der Caritas machst, dann ist die Gefahr der Ablehnung nahe Null, würde ich mal behaupten.

Und zum Thema Rente:
Jetzt soll es ja die "Grundrente" geben ...
hat unsere Regierung im Jul 2020 beschlossen,
sollte zum 1.1.2021 in Kraft treten,
ist aber sooo schwierig umzusetzen, dass es noch bis Ende 2022 dauert ...
(so viel zu unseren Politikern und der Administration - ein Armutszeugnis!!)

Diese Grundrente soll ja jeder bekommen, der die nötigen Zeiten hat.
Wer die nicht hat und nur eine Mini-Rente bekommt,
hat dazu ja ggfs. Anspruch auf ergänzende Sozialleistungen gem. SGB XII
( = "Grundsicherung im Alter").

Wenn man nun als Geringverdiener es eh nicht schafft,
genug Einkommen zu erwirtschaften, um davon genug Rentenbeiträge zahlen zu können,
dann ist es dumm, sich heute was vom Munde abzusparen,
damit die Rente morgen ein bisschen höher ist,
denn dann gibt es morgen eben einfach nur ein bisschen weniger
"Grundsicherung im Alter".

Mit dem Geld sollte man meines Erachtens besser heute die Wirtschaft ankurbeln
und sich gute und nötige Sachen kaufen, die man dann hoffentlich noch viele Jahre nutzen kann,
so dass im Alter hoffentlich keine Neuanschaffungen nötig werden.
Meine Meinung.

Oder etwas für sein Wohlbefinden und seine Lebensqualität ausgeben,
damit man im Alter wenigstens sagen kann: Ich habe gut gelebt !
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