Macht PI Sinn?

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FluffyBunny
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Macht PI Sinn?

Beitrag von FluffyBunny »

Hallo!

Ich schlage mich schon seit längerem mit hohen Schulden rum. Das Ganze sieht ungefähr so aus:

Einkommen: 2250 (Verheiratet aber nur ein Einkommen - Partner arbeitslos und kriegt keine Hilfe, keine Kinder)
Schulden: ca. 35000
Momentane Raten an verschiedene Gäubiger: ca. 500€ (zahl steigend)

Auf der Arbeit wird bereits gepfändet.
Jetzt kann ich langsam nicht mehr und habe in den letzten Monaten über eine Privatinsolvenz nachgedacht. Da wir Anfang nächsten Jahres wahrscheinlich in mein Elternhaus ziehen, hatte ich an diesen zeitpunkt gedacht, weil wir uns nicht mehr mit Vermietern rumschlagen müssten.

Ich bin mir über manche Sachen noch etwas im Unklaren. Den Weg zur Schuldnerberatung, dem Versuch des Vergleiches und dann die Anmeldung auf PI habe ich verstanden, aber wie geht es dann weiter?

Wenn das Verfahren eröffnet wird, geht mein Gehalt dann erst an den Insolvenverwalter und der überweist mir dann was nach Abzug der Pfändungstabelle bleibt? Wird der Pfändbare betrag direkt bei meinem Arbeitgeber abgezogen? Das mein Arbeitgeber bescheid kriegt ist mir schon klar.

Wir läuft es mit der Erfassung der Insolvenzmasse aus? Ich gehe mal davon aus der Verwalter zu mir nach Hause kommt und schaut was verwertbar ist? Dazu sage ich noch, es gibt bei uns nicht wirklich was. Mein Computer/Ipad sind Arbeitsgeräte von der Firma gestellt (und auch so dokumentiert, ausgezeichnet und nachweisbar), der Fernseher ist gut 8-10 Jahre alt und ansonsten haben wir nur einen Computer, der aber meinem Partner gehört. Vermögen besteht keines und auch kein Auto.

Könnte man mit Erfahrung eine ungefähre Schätzung der verfahrenskosten machen?

Wie sieht es mit Gehaltserhöhungen während der Wohlverhaltensperiode aus? Überweise ich an den Verwalter oder wird das automatisch nach Pfändungstabelkle angepasst?

Was passiert, wenn ich mir während der Wohlverhaltensperiode aus dem nichtpfändbaren Anteil ein gebrauchtes Auto zulege?

Ich bin bereit den Weg zu gehen, um endlich aus den Schulden zu kommen, ich habe es satt den ganzen Tag nur über die Schulden nachzudenken und Angst vor dem nächsten GV-schreiben zu haben.

Danke fürs Lesen!
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Re: Macht PI Sinn?

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Hi FluffyBunny,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Macht PI Sinn?" geschaut?
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imker
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Re: Mach PI Sinn?

Beitrag von imker »

nach der Insolvenzeröffnung

1. überweist der AG Dir den unpfänbaren Arbeitslohn und den pfändbaren Teil dem Insolvenzverwalter
2. Gehalktsveränderungen führen automatisch zu einer Anpassung der vom AG zu zahlenden Beträge, da ist nicht noch selbst was zu rechnen und zu überweisen
3. ob ein ein PKW vom unpfändbaren EK durch den Schuldner (Dich) erworben wird, ist unerheblich und das Fz ist nur dann nicht pfändbar, wenn man es für den Weg zur Arbeit braucht oder wenn sich dieser Vorgang erst in der Wohlverhaltensphase abspielt
4. Verfahrenbskosten etwa 1.500 EUR bei Standard-Fällen - meist wird Stundung beantragt - zahlt man oder kommt der Betrag aus Pfändungen des Gehaltes zusamen, kannn das Verfahren nach 60 Monaten beendet sein
5. Fernseher und PC in "gebraucht" interessiert im Regelfall keinen Insolvenzverwalter - die nehmen nur weg, wenn ein Betrag aus der Versteigerung übrig bleiben würde
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FluffyBunny
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Re: Mach PI Sinn?

Beitrag von FluffyBunny »

Super, vielen lieben dank!

Ein PKW würde definitiv erst in der Wohlverhaltensperiode angeschafft werden, da wir auf dem Dorf sind und ich ca. 100km pendeln würde (zwar guter ÖPNV ab der 10km entfernten Kleinsatdt, aber da muss man ja auch erstmal hinkommen).

Ich habe eben auch gerade mit meinem AG gesprochen 8alle sind super nett und hilfreich), von daher würde es da auch keine bösen Überraschungen geben. Es wüärde sich dann ja gehaltsmäßig für mich im prinzip nichts ändern. Nür hätte ich dann sozusagen weniger im Monat abzugeben.
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imker
praktischer Schuldnerberater
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Re: Mach PI Sinn?

Beitrag von imker »

FluffyBunny hat geschrieben: 22. Okt 2019, 14:20 Super, vielen lieben dank!

Ein PKW würde definitiv erst in der Wohlverhaltensperiode angeschafft werden, da wir auf dem Dorf sind und ich ca. 100km pendeln würde (zwar guter ÖPNV ab der 10km entfernten Kleinsatdt, aber da muss man ja auch erstmal hinkommen).

Ich habe eben auch gerade mit meinem AG gesprochen 8alle sind super nett und hilfreich), von daher würde es da auch keine bösen Überraschungen geben. Es wüärde sich dann ja gehaltsmäßig für mich im prinzip nichts ändern. Nür hätte ich dann sozusagen weniger im Monat abzugeben.
daher: schnell mit dem Antrag - jeder Monat mit freiwillig gezahlten Geld ist hart - kann aber vom IV beim Gläubiger zurückgeholt werden und reduziert die offenen Verfahrenskosten...
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insolaner
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Re: Mach PI Sinn?

Beitrag von insolaner »

und vor allem: sofort alle "freiwilligen" Zahlungen einstellen, die Pfändungen kannst Du ja leider nicht stoppen...

Jeder Euro, den Du jetzt nicht ungepfändet freiwillig bezahlst, bleibt Dir erstmal in der Kriegskasse!

Es werden dann zwar einige böse Schreiben kommen, aber wenn Du Dein Insolvenzverfahren schon vor Augen hast, wird die Erleichterung dann umso grösser!
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Käsebrot
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Re: Mach PI Sinn?

Beitrag von Käsebrot »

Ich kann dich zusätzlich auch was das Auto betrifft beruhigen: wenn du es für deinen Arbeitsweg benötigst, darfst du das selbstverständlich behalten bzw. anschaffen, auch im eröffneten Verfahren. Es darf halt keine hochpreisige Luxuskarre mit hohem Verkaufswert sein, die würde dann gegen was Angebrachtes ersetzt werden und der Erlös flöße in die Masse.

Mein erstes Inso-Auto kostete 600€, das zweite ein halbes Jahr später dann 1000€ und beide waren kein Problem (das erste war leider nach wenigen Monaten ein wirtschaftlicher Totalschaden :roll: )
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hans
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Re: Mach PI Sinn?

Beitrag von hans »

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass bei gerade mal 35k Schulden u. einem Einkommen von 2200 eur. die Privatinsolvenz eigentlich nicht sinnvoll ist.
Besser wäre es z. B. mit einer Nebenbeschäftigung o.ä. über die Jahre die Schuldsummme (z. B. mit Unterstützung einer Schuldnerberatung), langsam abzubauen.
Viele Gläubiger sind durchaus bereit Vergleiche abzuschließen.
Vor Jahren war ich mit ähnlichen Einkommen aber wesentlich höherem Verbindlichkeiten in der selben Situation.
Dazu Alleinerziehend mit 2 Kids.
Die Nachteile einer PI, wir reden da von über 10 Jahren nicht vorhandener Bonität, sind meiner Meinung nach nicht so furchtbar toll.
Lieber ein paar Jahre sich mit diversen Inkassos rumärgern, als mit Gericht und Insolvenzverwaltern....
Was mir übrigens sehr geholfen hat im Umgang mit Schulden ist das gleichzeitige Ansparen von Geld (Vermögen bilden) und Abbezahlen von Schulden.
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FluffyBunny
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Re: Mach PI Sinn?

Beitrag von FluffyBunny »

hans hat geschrieben: 23. Okt 2019, 00:26 Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass bei gerade mal 35k Schulden u. einem Einkommen von 2200 eur. die Privatinsolvenz eigentlich nicht sinnvoll ist.
Besser wäre es z. B. mit einer Nebenbeschäftigung o.ä. über die Jahre die Schuldsummme (z. B. mit Unterstützung einer Schuldnerberatung), langsam abzubauen.
Viele Gläubiger sind durchaus bereit Vergleiche abzuschließen.
Vor Jahren war ich mit ähnlichen Einkommen aber wesentlich höherem Verbindlichkeiten in der selben Situation.
Dazu Alleinerziehend mit 2 Kids.
Die Nachteile einer PI, wir reden da von über 10 Jahren nicht vorhandener Bonität, sind meiner Meinung nach nicht so furchtbar toll.
Lieber ein paar Jahre sich mit diversen Inkassos rumärgern, als mit Gericht und Insolvenzverwaltern....
Was mir übrigens sehr geholfen hat im Umgang mit Schulden ist das gleichzeitige Ansparen von Geld (Vermögen bilden) und Abbezahlen von Schulden.
Mit Nebenbeschäftigung wird es aus gesundheitlichen Gründen leider nichts werden, ich habe hin und wieder schon bei meinem normal 40 STunden Bürojob Probleme. Zum Glück ist mein Arbeitgeber da sehr entgegenkommend und es kann dann auch von daheim gearbeitet werden (daher die Arbeitsmaschienen). Mein Partner sucht händeringend nach Arbeit, dann sähe die Situation anders aus.

Danke, dass du auch deine persönlichen Erfahrungen geteilt hast, gerade der lange Zeitraum macht mir Gedanken. Es ist auch so, dass wir jährlich eine Gehaktserhöhung kriegen.

PI ist hauptsächlich auf dem Tisch, weil ich diese ständige Angst den Briefkasten zu öffnen und wieder was zu finden langsam nicht mehr ertragen kann, es macht mich psychisch fertig. Darum werde ich es trotzdem weiterhin in betracht ziehen. Es ist zwar eine lange Zeit, aber die Schufa ist eh im A. mit Einträgen und das für Jahre, von daher wundere ich mich ob die PI da einen großen Unterschied macht? Bonität habe ich eh nicht.

Ansparen ist momentan nur sehr schwer möglich, aber wenn die Mietskosten wegfallen nach dem Umzug sieht das ganze natürlich anders aus
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FluffyBunny
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Re: Mach PI Sinn?

Beitrag von FluffyBunny »

Käsebrot hat geschrieben: 22. Okt 2019, 16:44 Ich kann dich zusätzlich auch was das Auto betrifft beruhigen: wenn du es für deinen Arbeitsweg benötigst, darfst du das selbstverständlich behalten bzw. anschaffen, auch im eröffneten Verfahren. Es darf halt keine hochpreisige Luxuskarre mit hohem Verkaufswert sein, die würde dann gegen was Angebrachtes ersetzt werden und der Erlös flöße in die Masse.

Mein erstes Inso-Auto kostete 600€, das zweite ein halbes Jahr später dann 1000€ und beide waren kein Problem (das erste war leider nach wenigen Monaten ein wirtschaftlicher Totalschaden :roll: )
Ja, an was teures hatte ich nicht gedacht, es wäre hgalt hauptsächlich um zum Bahnhof zu kommen.

Meine Mutter (bei der wir wohnen werden, hat ein Auto und ist rentnerin, von daher weiss ich nicht ob es aus unbedingt notwendig angesehen werden würde, da sie mich ja abholen kann (frühs rein komme ich noch ok, aber der Letzte Bus zurück geht um 16:30 haha)
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FluffyBunny
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Re: Mach PI Sinn?

Beitrag von FluffyBunny »

imker hat geschrieben: 22. Okt 2019, 14:36 daher: schnell mit dem Antrag - jeder Monat mit freiwillig gezahlten Geld ist hart - kann aber vom IV beim Gläubiger zurückgeholt werden und reduziert die offenen Verfahrenskosten...
Das macht Sinn, danke dafür!
insolaner hat geschrieben: 22. Okt 2019, 15:21 und vor allem: sofort alle "freiwilligen" Zahlungen einstellen, die Pfändungen kannst Du ja leider nicht stoppen...

Jeder Euro, den Du jetzt nicht ungepfändet freiwillig bezahlst, bleibt Dir erstmal in der Kriegskasse!

Es werden dann zwar einige böse Schreiben kommen, aber wenn Du Dein Insolvenzverfahren schon vor Augen hast, wird die Erleichterung dann umso grösser!
Ich werde mich bei der Schuldnerberatung anmelden, denke aber die eigentliche Insolvenz vor dem Umzug zu starten wäre vielleicht nicht die beste Idee?

Ich habe halt schon mehrere Raten über den GV laufen und meine EV von vor 2 Jahren ist gerade ausgelaufen. Hatte gehofft eine neue zu verhindern, aber denke das wäre bei PI dann ja eh egal, oder?
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