Selbst schuld.

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caffery
praktischer Schuldnerberater
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Re: Selbst schuld.

Beitrag von caffery »

Stefan, ehrlich jetzt: Ich kenne Dich zwar nicht, aber ich kenne Spieler.

Nimms mir nicht übel wenn ich voller Überzeugung sage:

1. Du machst Dir selbst was vor.
2. Daraus ergeben sich falsche Prioritäten und (wieder) falsche Entscheidungen.
3.
Shopgirl hat geschrieben: 12. Jan 2020, 12:55 Die Schulden anzugehen macht absolut keinen Sinn, solange du nicht "trocken" bist.
Bei solchen Geschichten würde ich mich als Berater weigern mich mit einem von Dir genannten Plan auch nur eine Minute zu beschäftigen.
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Shopgirl
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Re: Selbst schuld.

Beitrag von Shopgirl »

Man kann hier eigentlich nur eins raten: P-Konto einrichten, vom Unpfändbaren leben und bis 2023 die Spielsucht in den Griff kriegen.
Warum willst du jetzt irgendwelche Abzahlungen aushandeln, die du nicht einhalten wirst können? Dass du fest davon überzeugt bist, das hinzukriegen, glaube ich dir. Das tun Süchtige immer - bis zum nächsten Rückfall. Aus dem näheren Umfeld habe ich Erfahrung mit Alkoholkranken. In meinem Fall beide wundervolle Menschen, die aber eben krank waren, bzw. sind. Einer hats geschafft, der andere nicht. Lass dir helfen. Wenn du eine Grippe hast, gehst du doch auch zum Arzt.
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Stefan
Mitglied
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Re: Selbst schuld.

Beitrag von Stefan »

Hallo caffery, hallo shopgirl,

da ich nicht hier bin und mich "oute" um ein Bedauern (für die selbstverschuldete Misere) zu erhaschen, nehme ich ehrliche Gedanken und Meinungen natürlich nicht übel sondern gerne an.

Wenn ich jetzt richtig verstehe, bleibt (in finanzieller Hinsicht) aktuell:

Kredite krachen gehen lassen
auf die Pfändungen warten
vom Unpfändbaren leben
ggf. 2023 eine neue Inso beantragen.

Stefan.
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tidus82
Admin
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Re: Selbst schuld.

Beitrag von tidus82 »

Es mag vielleicht aus deiner Sicht selbst verschuldet sein - dennoch steckt dahinter eine Krankheit, die auch von Krankenkassen und Ärzten anerkannt ist.
Es klingt vielleicht blöd den Vergleich mit einer Grippe zu ziehen, jedoch definiert sich eine Krankheit nicht nur, wenn es einem körperlich schlecht geht, sondern auch wenn es psychische Abhängigkeiten gibt.

Ich denke du brauchst dich nicht entschuldigen, oder das als „Bedauern“ abtun. Denn es ist kein Bedauern - wir kennen dich nicht - und deshalb ist es auch nur eine Floskel, was du als „Bedauern“ verstehst.

Doch solange du diese Floskeln als „Bedauern“ verstehst und die Schuld auf dich selbst projizierst wirst du wahrscheinlich nicht dahinter kommen, dass du eigentlich nicht selbst schuld bist, sondern die Krankheit!

Versuch dir Hilfe zu holen, versuch die Möglichkeiten auszureizen die dir die Krankenkassen, die Ärzte, der Staat und Beratungsstellen geben.
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Blecheimer
Wissender
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Re: Selbst schuld.

Beitrag von Blecheimer »

Hallo Stefan,

ich schließe mich grundsätzlich den Meinungen hier, insbesondere dem Beitrag von tidus82, an. Es ist im Endeffekt nicht Deine Schuld.

Im Grunde geht es aber nicht um Schuld. Es geht um eine Situation, die irgendwie zustande kam und nun ist, wie sie ist. Damit muss umgegangen werden. Die Suche nach "dem Schuldigen" ist weder hilfreich noch zielführend. Im Gegenteil, in dieser Situation ist das eher hinderlich.

Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen. Ich bin zwar nicht spielsüchtig, aber ich leide seit frühester Kindheit unter Ticks und Zwängen. Das ist mittlerweile gut therapiert und ich kann meinen Alltag fast wie ein "normaler" Mensch gestalten und auch normal arbeiten gehen.

Die Krankheit war zwar nicht der Grund für meine Insolvenz (indirekt vielleicht schon, weil meine Ehe an der Krankheit zerbrochen ist, was für meine Exfrau und für mich die Privatinsolvenz zur Folge hatte), aber ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man etwas (in Deinem Fall das Spielen, in meinem Fall die Ticks und Zwangshandlungen) nicht lassen kann. Bei mir kostet es "nur" Zeit, Nerven und vor allem Energie, bei Dir Geld.

Mein Rat: Lass Dir helfen. Mit dem richtigen Therapeuten kann eine Therapie ungeahnt befreiend sein. Natürlich nicht von jetzt auf gleich. Vor allem, wenn sich anfangs, oder vielleicht auch gar nicht, das "große ganze" einem nicht erschließt, so wird es doch, wenn man sich darauf einlässt, stetig besser.

Es ist heutzutage auch nicht mehr so schwer, bzw. mit ewigen Wartezeiten verbunden, einen Therapieplatz zu bekommen. Deshalb kann ich Dich diesbezüglich nur ermutigen, diesen Weg zu gehen.

Es macht keinen Sinn, dass Du jetzt noch Forderungen Deiner Gläubiger bedienst (außer natürlich Miete, Strom, usw.). Die Kredite gehen, um bei Deiner Wortwahl zu bleiben, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sowieso krachen, alles was Du jetzt bezahlst ist weg.


Viele Grüße
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Witwe Bolte
Guru
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Re: Selbst schuld.

Beitrag von Witwe Bolte »

Stefan hat geschrieben: 13. Jan 2020, 21:54 ...
Wenn ich jetzt richtig verstehe, bleibt (in finanzieller Hinsicht) aktuell:

Kredite krachen gehen lassen
auf die Pfändungen warten
vom Unpfändbaren leben
ggf. 2023 eine neue Inso beantragen.

Stefan.
Richtig verstanden.
Aber nicht 'abwarten' (=passiv),
sondern 'sich darauf vorbereiten' (=aktiv).

Wenn kein Gläubiger eine Lohnabtretung von Dir hat, dann dauert es ja was, bis MB > VB > Kontopfändung 'durch' ist.
Bis dahin kannst Du schon mal 'üben', mit dem nichtpfändbaren Teil auszukommen.
Den Rest legste als Polster unters Kopfkissen - und gehst nicht dran.

Traust Du Dir selbst nicht übern Weg, dann gib den pfändbaren Teil jeden Monat einer Person Deines Vertrauens, die es für Dich aufbewahrt und es Dir nur zu vorher gemeinsam festgelegten Bedingungen zurückgibt:
- z.B. zeitlich: Erst 2023, wenn Du den 2. Inso-Anlauf machen kannst
und / oder
- z.B. konditional: Nur dann, wenn ...

Wäre doch auch eine gute 'therapeutische Übung' ...
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Stefan
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Re: Selbst schuld.

Beitrag von Stefan »

Hallo liebe Leser und Schreiber,

vielen Dank für Eure Beiträge!

Heute war der der Termin in der Schuldnerberatung.
Das Januargehalt wird auf das neue Konto gehen, die Kredite werden nicht mehr bedient.
Wenn die Kreditkündigungen eingehen, soll ein außergerichtlicher Einigungsversuch erfolgen.
Bei einigen Verträgen ist eine Lohnabtretung dabei, dem Chef gebe ich daher demnächst Bescheid.

Stefan.
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caffery
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Re: Selbst schuld.

Beitrag von caffery »

Stefan hat geschrieben: 16. Jan 2020, 17:27
Das Januargehalt wird auf das neue Konto gehen, die Kredite werden nicht mehr bedient.
Bis dahin alles gut...
Stefan hat geschrieben: 16. Jan 2020, 17:27 Wenn die Kreditkündigungen eingehen, soll ein außergerichtlicher Einigungsversuch erfolgen.
Wie? Außergerichtlicher Einigungsversuch? Aber doch wohl hoffentlich nicht mit dem Ziel einer Insolvenzeröffnung?

Hast Du dem Kollegen das hier gesagt?:
Stefan hat geschrieben: 5. Jul 2019, 22:30
Meine RSB hatte ich im Herbst 2013 erhalten, inzwischen nun aber wieder unbezahlbare Schulden angehäuft.
Stefan hat geschrieben: 9. Jul 2019, 14:58 Ja, die Ursache der Überschuldung ist eindeutig und in zahlreichen Sitzungen mit Psychologen in den letzten Jahren besprochen. Es ist die Spielsucht. Das Geld ist in diverse Online- und Offlinecasinos geflossen.
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Stefan
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Re: Selbst schuld.

Beitrag von Stefan »

Ja, alles erzählt, nichts verschwiegen.

Man geht dort - wie auch hier von einigen geschrieben - davon aus, daß bis Ende 2023 die Pfändungen beim Gehalt laufen und dann über einen neuen Antrag nachgedacht werden soll.
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caffery
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Re: Selbst schuld.

Beitrag von caffery »

Ah, okay! Dann bin ich ja beruhigt:)
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