So viele Fragen

Forumsregeln
Wichtiger Hinweis: Dieses Forum ersetzt keine Rechtsberatung! KEIN Benutzer darf und will auf dieser Plattform eine Rechtsberatung anbieten, so dass sämtliche Antworten nur als Austausch von Meinungen zu verstehen sind!
Bitte sucht einen Rechtsanwalt auf, wenn ihr rechtssichere Antworten erhalten möchtet!
Icke26
Wissender
Reaktionen: 15
Beiträge: 103
Registriert: 25. Feb 2025, 15:22

Re: So viele Fragen

Beitrag von Icke26 »

Wie Dieter dir schon geraten hat, so würde ich es machen.
Aber ich hab klug reden, da ich nicht spielsüchtig bin.
Aber ich denke auch, als erstes sollte die Therapie im Vordergrund stehen, dann deine finanzielle Situation, sprich Schuldnerberatung/Insolvenz.
Vielleicht rät dir auch die Schuldnerberatung Zahlungen einzustellen, dann mach das. Deine Familie steht da auch im Vordergrund, nicht deine Gläubiger.
Ich wünsche Dir, und auch deiner Familie alles Gute für die Zukunft. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
0
mischa1981
Wissender
Reaktionen: 70
Beiträge: 476
Registriert: 17. Jan 2024, 12:23

Re: So viele Fragen

Beitrag von mischa1981 »

canrun hat geschrieben: 20. Jul 2025, 09:05 Kreditwürdigkeitsprüfung im Zuge der Schufa eventuell.
Eine Fürsorgepflicht um Überschuldung zu vermeiden…
Das ist nicht Aufgabe eines Kreditgebers. DU willst Betrag X haben, fragst an und die Bank schaut laut SCHUFA Score nach, ob du kreditwürdig bist. Das ist im Endeffekt das Risiko der Bank.
Wenn du aber weißt, dass du die Kredite sowieso nicht bedienen kannst, kann dir das durchaus negativ angesehen werden. Inwiefern genau, das kann dir nur ein Jurist sagen, so tief drin bin ich nicht.

Ich selbst dachte auch, ich schulde um und habe einen 20.000 Euro Kredit aufgenommen. Ca. 3 Monate später war ich dann arbeitslos und konnte schon nicht mehr bedienen. Nen Strick daraus hat mir keiner gedreht, weil ich lediglich dachte, ich kann per Umschuldung die Kredite besser bedienen, dass ich dann aber "auf der Straße" stehe, damit hab ich nicht gerechnet.
0
mischa1981
Wissender
Reaktionen: 70
Beiträge: 476
Registriert: 17. Jan 2024, 12:23

Re: So viele Fragen

Beitrag von mischa1981 »

imker hat geschrieben: 20. Jul 2025, 08:51
mischa1981 hat geschrieben: 20. Jul 2025, 02:30 1. Ja, dein Vermieter wird kontaktiert. Solange du deine Miete zahlen kannst, sollte aber alles in Butter sein.
2. Deine Spielsucht in den Griff bekommen ist enorm wichtig. In der Insolvenz wirst du als Single ohne Kinder 1.559,99 Euro behalten dürfen.
...
@ carun
Alles richtig, nur bei einem Arbeitseinkommen richtet sich der unpfändbare Betrag nach dem Nettoeinkommen - der Betrag ist nicht "starr" 1.559,99" - also mal in die Tabellen schauen, die im Netz von vielen Organisationen angeboten werden.
https://www.bmjv.de/SharedDocs/Publikat ... onFile&v=9

Ganz offiziell :)
Single ohne Kinder und mit einem gewissen Nettoeinkommen, hätte ich erwähnen sollen. Der Rest richtet sich stets nach dem Nettoeinkommen und wird in 10 Euro Schritten angehoben.
Als ich damals in die Insolvenz musste war die Tabelle noch bei 1.249,99 Euro, heute sind wir 300 Euro höher.
0
_nordwind_
Fortgeschrittener
Reaktionen: 5
Beiträge: 58
Registriert: 11. Feb 2025, 20:59

Re: So viele Fragen

Beitrag von _nordwind_ »

Hey,

ohne groß auf die Vorredner einzugehen, die schon vieles richtige geschrieben haben, mein Erfahrungsbericht.

Mein Vermieter wurde von meinem IV nicht angeschrieben, ich habe angegeben, dass es keine Kaution von mir gibt. Es gibt, denke ich keinen Grund, jemanden aus der Wohnung zu werfen, weil eine PI vorliegt. Gerade wenn die Miete immer pünktlich kommt.
Er könnte nur davon erfahren, wenn er in die Insolvenzbekanntmachungen schaut.

Ich war ebenfalls spielsüchtig mit einigen frischen Schulden. Ich habe die frischen Kredite 6 Monate bedient und sie dann mit in die PI genommen. Nicht eine Bank hat Vorbehalt angemahnt bzw. eine Strafanzeige wegen Betrug gestellt.

Alles Gute für dich!
1
1 Bild
Paula
Mitglied
Reaktionen: 1
Beiträge: 17
Registriert: 4. Jul 2025, 10:21

Re: So viele Fragen

Beitrag von Paula »

Ich denke, dass in der Regel der Vermieter Post erhält, auch wenn es keine Mietkaution gibt. Es geht z.B. auch um Nebenkostenrückzahlungen, d.h. wenn du aus dem letzten Jahr eine Erstattung bekommst und bist noch in der Insolvenzphase, dann will der Insolvenzverwalter das Geld haben. Kann natürlich sein, dass manche Insolvenzverwalter das anders handhabe und sich das dann von dir überweisen lassen. Allerdings musst du auf jeden Fall damit rechnen, dass der Vermieter einen Brief bekommt. Das ist aber kein Kündigungsgrund, solange du deine Miete bezahlst.
Wenn du eine persönliche Beziehung zu dem Vermieter hast, dann solltest du vorher mit ihm sprechen, dann ersparst du ihm die Überraschung und kannst erklären, dass du deine Finanzen regelst und dass er seine Miete auf jeden Fall bekommt.
1
1 Bild
caffery
praktischer Schuldnerberater
Reaktionen: 459
Beiträge: 2730
Registriert: 13. Aug 2018, 20:45

Re: So viele Fragen

Beitrag von caffery »

1. Ja, Vermieter kriegen so gut wie immer eine Enthaftungserklärung. Der Vorgang ist obligatorisch.

2. Mit Menschen die bis vor kurzem extrem hohe frische Kreditsummen verspielt haben, panisch wirken und glauben jetzt sofort in die Insolvenz zu müssen spreche ich leider sehr häufig. Zu vermitteln, dass sie in dieser Situation eigentlich nichts dümmeres machen können als einen Insolvenzantrag zu stellen ist oft ziemlich zermürbend.

3. Der vorgenannte Punkt wird in der breiten Praxis allerdings dem fatalen Fehlanreiz für karitative Beratungsstellen untergeordnet, dass diese u.a. nach der Menge der gestellten Insolvenzanträge finanziert werden.
Kommerzielle Stellen würden sowieso immer das machen wofür sie bezahlt werden - sei es auch noch so sinnfrei. Dadurch kommt es in solchen Szenarien leider trotzdem immer wieder zu (meines Erachtens fatalen) Insolvenzanträgen.

4. Statt einer Insolvenz muss hier eine Prioritätenliste erarbeitet werden welche die Suchtbekämpfung, die Sicherung der Existenz der Familie, sowie die Verringerung von strafrechtlichen Konsequenzen im Fokus hat. An einen Insolvenzantrag sollte nicht gedacht werden bevor man nicht mindestens sowas wie eine "3 Jahre Spielfrei Plakette" einer Suchtberatung bekommt.
0
canrun
Mitglied
Reaktionen: 0
Beiträge: 14
Registriert: 16. Jul 2025, 22:53

Re: So viele Fragen

Beitrag von canrun »

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was deiner Meinung nach panisch daran sein soll, dass ich mich auf alle Eventualitäten vorbereite. Im Gegensatz zu vielen anderen Schuldnern reagiere ich nicht gelähmt oder warte passiv auf Mahnungen oder auf den Moment, in dem ich meine Miete nicht mehr zahlen kann. Stattdessen habe ich ganz nüchtern meine Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt und festgestellt, dass ich aktuell zwar noch in der Lage bin, meine Raten zu bedienen, aber eben nur so lange, wie nichts Unvorhergesehenes passiert. Sollte ein unerwarteter Vorfall eintreten, könnte ich nicht mehr reagieren. Dann müsste ich zwangsläufig an irgendeiner Stelle zurückstecken.

Genau deshalb bereite ich mich jetzt auf mögliche Szenarien vor. Ich habe bereits einen Therapeuten und einen Schuldnerberater kontaktiert, meine finanzielle Situation vollständig aufgelistet und dabei erkannt, dass ich mich in einer Lage befinde, in der es sehr schnell passieren kann, dass ich zum Beispiel meine Miete nicht mehr zahlen kann oder andere essentielle Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann.

Wenn du das als Panik bezeichnest, dass ich meine Situation vorausschauend und realistisch einschätze, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, was du unter rationalem Handeln verstehst. Du kannst mir jetzt natürlich vorwerfen, ich hätte diese Situation schon vorab erkennen müssen, also vor der Kreditaufnahme. Ja, das stimmt. Aber ich war süchtig. Und erst jetzt, wo das Geld ohnehin weg ist, kann ich überhaupt klar sehen, was ich da getan habe.

Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich rückfällig geworden bin. Ich weiß sehr genau, wie meine Sucht funktioniert und wie ich funktioniere. Ich habe in meiner Aussage auch nicht konkretisiert, um welche Art von Spielsucht es sich handelt. Es ist ziemlich dreist, mir in dieser Situation, in der ich ganz offensichtlich Hilfe brauche, auch noch mehr Angst zu machen.

Ob das Ganze eine vorsätzliche Täuschung war oder nicht, das müssen Gerichte entscheiden und nicht ihr. Nur weil irgendetwas in meiner Geschichte für euch nicht passt, heißt das noch lange nicht, dass es Täuschung war.

Ich habe den Kredit über ein Kreditportal beantragt. Ich habe dort meine Einnahmen und Ausgaben so angegeben, wie ich sie angeben konnte. Was davon übernommen oder verifiziert wurde, lag in der Hand des Anbieters. Tatsache ist, ich habe ein sehr hohes Einkommen und kann die Raten grundsätzlich bedienen. Aber meine Schuldensituation ist derart belastend, dass ich im Fall einer Insolvenz deutlich über der Pfändungsfreigrenze liege. Das ist keine schöne Perspektive.

Mit dem Wissen zu leben, dass ich jederzeit in eine Situation geraten kann, in der ich meine Miete nicht mehr zahlen kann oder keine Handlungsspielräume mehr habe, verursacht mir erhebliche psychische Belastung. Und wenn du das panisch nennst, nur weil ich mich auf mögliche Krisen vorbereite, dann weiß ich auch nicht weiter.
0
canrun
Mitglied
Reaktionen: 0
Beiträge: 14
Registriert: 16. Jul 2025, 22:53

Re: So viele Fragen

Beitrag von canrun »

Und noch ein Hinweis zu der genannten Empfehlung, dass man mindestens drei Jahre spielfrei sein sollte, bevor man in eine Privatinsolvenz geht. Diese Vorstellung klingt vernünftig, verkennt aber oft die Realität der Betroffenen. Denn genau das sind oft die Schulden selbst, die die Spielsucht wieder auslösen. Die damit verbundene Belastung ist enorm und der Suchtdruck steigt unter solchen Bedingungen erheblich.

Wenn jemand über Jahre hinweg am Existenzminimum lebt und keine realistische Perspektive sieht, weil er weiß, dass er beispielsweise zehn Jahre Schulden abbezahlen muss, dann ist es beinahe unausweichlich, dass er früher oder später wieder in eine Situation gerät, in der er verzweifelt nach einem Ausweg sucht. Für Menschen mit einer Suchterkrankung bedeutet das meist, dass sie erneut versuchen, irgendwie Geld zu beschaffen. Und das endet häufig dort, wo alles wieder von vorn beginnt.

Um genau diese Spirale zu vermeiden, versuche ich jetzt bewusst und überlegt eine Entscheidung zu treffen, solange ich noch einen klaren Blick auf meine Situation habe. Es geht nicht darum, vor irgendetwas wegzulaufen, sondern darum, mit Weitsicht zu handeln, bevor ich die Kontrolle verliere. Das ist keine Panikreaktion, sondern der Versuch, mir selbst eine Zukunft zu ermöglichen, in der ich nicht ständig mit dem Rücken zur Wand stehe.
0
mischa1981
Wissender
Reaktionen: 70
Beiträge: 476
Registriert: 17. Jan 2024, 12:23

Re: So viele Fragen

Beitrag von mischa1981 »

canrun hat geschrieben: 21. Jul 2025, 20:18 Und noch ein Hinweis zu der genannten Empfehlung, dass man mindestens drei Jahre spielfrei sein sollte, bevor man in eine Privatinsolvenz geht. Diese Vorstellung klingt vernünftig, verkennt aber oft die Realität der Betroffenen. Denn genau das sind oft die Schulden selbst, die die Spielsucht wieder auslösen. Die damit verbundene Belastung ist enorm und der Suchtdruck steigt unter solchen Bedingungen erheblich.
Wenn du gerade einmal ein paar Monate nicht gespielt hast ist die potenzielle Rückfallgefahr enorm hoch. Darum wird auch niemandem mit Spielsucht empfohlen, gleich die PI anzumelden. Und das schrieb ich direkt schon zu Anfang. Wenn du es in die PI schaffst (in die PI darf beileibe nicht jeder!) dann hast du für 3 Jahre einen stark begrenzten Betrag zum Leben übrig. Dessen musst du dir klar sein.
Ich seh das eben leider so wie bei Alkoholikern, Rauchern oder anderen Drogenabhängigen, die Sucht wird versucht zu vermeiden und irgendwann schlägt sie wieder zu und du musst stark bleiben.
Ich sag es offen und ehrlich: Ich war Trinker. Kein "allzu" starker Trinker aber zwei, drei Flaschen Sekt waren an einem Wochenende durchaus weg. Und auch unter der Woche hab ich gerne mal 1, 2, 3 Bier getrunken. Wie ich es geschafft habe, davon loszukommen? Eisern keinen Alkohol mehr gekauft und konsumiert. Es war schwierig, weil die Sucht andauernd versucht, die Kontrolle über einen zu erlangen, aber letztlich bin ich drüber hinweg.

Und daher eben auch der gut gemeinte Hinweis, lieber nen vollen Kühlschrank haben als die ganze Kohle wieder verzockt, versoffen oder verqualmt.

Wenn du in die PI willst, wirst du genauestens durchleuchtet, dein Arbeitgeber wird informiert, dein Vermieter wird informiert. Daher verschweige das auch nicht. Der Arbeitgeber wird dich nicht kündigen, was hat er davon. Dein Vermieter wird dich nicht rausschmeißen, solange du deine Miete bezahlst.

Mach dir am besten mal eine Auflistung (einfaches Excel Dokument reicht völlig) deiner Einnahmen minus deiner Ausgaben und du weißt, was du monatlich verbrauchst.

Es gibt auch durchaus Schuldner, bei denen eine PI abgelehnt wird mangels Masse. Aber da gelange ich in Territorien, wo ich selbst auch nur Laie bin.
0
caffery
praktischer Schuldnerberater
Reaktionen: 459
Beiträge: 2730
Registriert: 13. Aug 2018, 20:45

Re: So viele Fragen

Beitrag von caffery »

Danke für Deine tiefen Einblicke in Deine Denkweise. Du bist in einer schwierigen Lage - deswegen nehme ich Dir das auch nicht übel.

Ich wollte Dir mit meiner Sicht der Dinge nicht zu nahe treten. An meiner Überzeugung meine Grundaussage bzgl. Insolvenz in einer solchen Situation betreffend bleibe ich aber - auch wenn dir (um Deine eigenen Worte zu benutzen) das "nicht passt".
Ich würde mir aber ehrlich für dich wünschen, dass du einen nachhaltigen Weg aus deiner Spirale herausfindest.

Womit ich meine Teilnahme an diesem Thema hier beschließen möchte: Ein Leben von der Pfändungsgrenze ist kein "Leben am Existenzminimum". Es bietet einem bei vernünftiger Haushaltsführung mehr als ausreichend Mittel um zunächst das eigentliche Problem zu bekämpfen - und nicht nur immer wieder in Dauerschleife die Symptome.
0
Antworten