Ich stehe vor der Privatinsolvenz – bin überfordert und suche Rat

Hier geht es in erster Linie um eine sachbezogene Diskussion rund um das Thema Ver- und Überschuldung (z.B. zur Existenzsicherung, Zwangsvollstreckung, Verbraucherinsolvenzverfahren). Für aktive und ehemals Selbstständige haben wir ein eigenes Forum 'Selbstständige' eingerichtet. Wie man mit Schulden und den damit resultierenden persönlichen Belastungen und Problemen umgeht und lebt, geht es im Schwesterforum 'life!'.
Forumsregeln
Wichtiger Hinweis: Dieses Forum ersetzt keine Rechtsberatung! KEIN Benutzer darf und will auf dieser Plattform eine Rechtsberatung anbieten, so dass sämtliche Antworten nur als Austausch von Meinungen zu verstehen sind!
Bitte sucht einen Rechtsanwalt auf, wenn ihr rechtssichere Antworten erhalten möchtet!
Antworten
Schattenwolf
Neuankömmling
Reaktionen: 0
Beiträge: 3
Registriert: 14. Jun 2025, 15:27

Ich stehe vor der Privatinsolvenz – bin überfordert und suche Rat

Beitrag von Schattenwolf »

Hallo liebe Community,

ich werde voraussichtlich zum 01.08.2025 in die Privatinsolvenz gehen und bin aktuell völlig überfordert. Ich hoffe, Ihr könnt mir weiterhelfen, denn ich mache mir zunehmend Sorgen und finde kaum noch Ruhe.

Mein Hintergrund – wie alles begann: Bereits 2020 begannen meine Probleme. Ich lebte mit meinem Mann in einer kleinen Mietwohnung. Da ich als Standortleiterin deutschlandweit tätig war, verschaffte ich einem Nachbarn, der Arbeit suchte, eine Anstellung. Leider zeigte er sich der Aufgabe nicht gewachsen und bedrohte meine Mitarbeitenden. Nach mehrfachen Vorfällen musste ich ihm kündigen.

Daraufhin wurde das Verhältnis angespannt, schließlich gewalttätig. Er verletzte mich körperlich – ein Bruch der Hand stand im Raum – doch juristisch blieb das folgenlos. Auch nach einem Vorfall, bei dem er unsere Wohnung stürmte (gesichert durch Kameraaufnahmen), bekam ich keine Ruhe. Stattdessen behauptete er, ich hätte ihn im Treppenhaus angegriffen. Obwohl auch ihm fristlos gekündigt wurde, verloren wir unsere Wohnung. Unser Auszug war – trotz entlastender Zeugenaussagen – nicht aufzuhalten.

Zusätzliche Schicksalsschläge: Mein Mann erkrankte kurz darauf schwer: Long Covid und Herzprobleme machten ihn arbeitsunfähig. Ab Februar 2022 fiel sein Einkommen weg. Ich verlor im Dezember 2021 durch diesen Konflikt auch meinen Job. Innerhalb weniger Monate standen wir vor dem Nichts.

Um zu überleben, nahm ich Kredite auf. Ich finanzierte Käufe über Verbraucherkredite und verkaufte Dinge weiter, um Liquidität zu schaffen. Als keine klassischen Finanzierungen mehr möglich waren, begann ich, Rechnungen mit Kreditkarten zu begleichen – ein Kreislauf, der in die Schuldenfalle führte. Rückblickend hätte ich den Schritt in die Insolvenz schon 2021 wagen sollen.

Die Lage heute: Mein Mann schloss 2024 seine Umschulung ab, in der vom Amt, trotz Krankheit rein genötigt wurde. Das Geld war überlebenswichtig.  – trotz schwerer gesundheitlicher Einschränkungen. Ein vielversprechendes Jobangebot wurde letztlich zurückgezogen, da seine gesundheitliche Belastbarkeit fehlte. Er erlitt im August 2024 einen Mini-Schlaganfall. Seitdem ist er körperlich stark eingeschränkt, außer Haus kaum belastbar, und medizinisch besteht nach wie vor keine klare Diagnose.

Im Herbst 2024 musste er zudem wegen akuter Nierenprobleme stationär behandelt werden. Seit September 2024 zahlen wir nur noch absolut notwendige Ausgaben: Miete, Strom, Versicherungen, Internet, TV, GEZ, Handytarife.

Meine konkreten Sorgen vor der Insolvenz:

Ich habe aufgrund von Internetstörungen zwei Anbieter parallel abgeschlossen – aus Angst, meine Homeoffice-Stelle zu verlieren. Mein Schuldenberater und meine Rechtsschutzversicherung sehen hierin keinen Verstoß – schlimmstenfalls könnte der Anbieter kündigen. Im Internet lese ich jedoch häufig von „Gläubigerbenachteiligung“.Ähnlich beim Mobilfunk: Ich habe einen recht teuren Vertrag für meinen Mann und mich, den ich aus Gründen der Lebensführung behalten möchte. Auch hierzu gehen die Meinungen auseinander. Vor allem, weil ich andere Verträge, die ich wegen dem Handy vor der Nichtzahlung, abgeschlossen habe, jetzt nicht mehr bezahlt werden.Wir haben mit übrig gebliebenem Geld notwendige Möbel nachgekauft, die wir zuvor verkauft hatten, um Ausgaben zu decken – alles vor dem Zeitpunkt der Antragstellung. Dennoch sorge ich mich, ob das im Verfahren kritisch gesehen werden könnte.

Meine monatlichen Einkünfte betragen seit einem Jobwechsel ca. 3045 € netto. Mit einer unterhaltspflichtigen Person bleibt mir ab Juli 2025 ein pfändungsfreier Betrag von 2591 €. In einigen Monaten habe ich jedoch darüber hinaus ausgegeben und Anschaffungen getätigt.

Meine Fragen an Euch:

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen mit Internet- oder Handyverträgen gemacht, die im Insolvenzverfahren kritisch bewertet wurden?

Wann beginnt die sogenannte „relevante Phase“ im Verfahren wirklich – bereits mit Antragsvorbereitung oder erst mit der gerichtlichen Eröffnung?

Was darf man bis dahin noch ausgeben, und wo wird es kritisch?

Ich bin für jede Rückmeldung, Erfahrung und jeden Hinweis dankbar. Gerade weil widersprüchliche Informationen kursieren, wünsche ich mir Klarheit – damit mein Antrag nicht gefährdet wird. Meine Rechtschutzversicherung, mit der ich alles abgesprochen habe, meint, dass es keine Probleme gibt. Auch mein Berater sieht kein Verstoß. Aber wenn ich im Internet nach den Dingen suche, denke ich, dass es so nicht hätte laufen dürfen. Ich hätte gar kein Handyvertrag bezahlen dürfen und keine Anschaffungen tätigen dürfen.

Vielen Dank fürs Lesen und Eure Unterstützung!
0
Werbung
Bot
Beiträge: 263
Registriert: 26. Jan 2020

Re: Ich stehe vor der Privatinsolvenz – bin überfordert und suche Rat

Werbung

Hi Schattenwolf,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Ich stehe vor der Privatinsolvenz – bin überfordert und suche Rat" geschaut?
0
Mamnheimer2024
Fortgeschrittener
Reaktionen: 1
Beiträge: 50
Registriert: 2. Okt 2024, 11:53

Re: Ich stehe vor der Privatinsolvenz – bin überfordert und suche Rat

Beitrag von Mamnheimer2024 »

Also mein Anwalt und Schuldnerberater haben keinerlei Internet und Mobilfunktverträge im Insolvenzantrag angegeben. Als ich nachgefragt habe kam nur ,, Sie möchten diese ja auch weiterhin bedienen“.

Darf ich den Fragen wie hoch die monatliche Kosten sind? Reden wir hier von 20-40€ oder schon deutlich mehr?

Zum Thema Gläubigerbenachteiligung. Sollen die Verträge mit in die Insolvenz? Falls nein, dann wäre das aus meiner Sicht ja keine Gläubigerbenachteiligung.

Wie viel du ausgeben darfst… Naja sollte auf das nötigste hinauslaufen. Einen Urlaub solltest du jetzt nicht buchen. Ob du für 50€ oder 150€ Lebensmittel, Klamotten etc. kaufst, wird niemanden interessieren. Eventuell wäre die bekannte Brotdose ja etwas…

Ich hatte vor meiner Insolvenz immer alles abgehoben (2-3 Monate) und habe alles Bar bezahlt. Muss aber auch sagen das Geld ist dann auf die Kindeserstausttatung draufgegangen. Falls es hierzu nachfragen gibt werde ich auch das so mitteilen. Mein Anwalt sah darin jetzt erstmal keine Gefahren…
0
Schattenwolf
Neuankömmling
Reaktionen: 0
Beiträge: 3
Registriert: 14. Jun 2025, 15:27

Re: Ich stehe vor der Privatinsolvenz – bin überfordert und suche Rat

Beitrag von Schattenwolf »

Guten Morgen,

erstmal vielen Dank für deine Erfahrungswerte.
Mamnheimer2024 hat geschrieben: 14. Jun 2025, 21:43 Darf ich den Fragen wie hoch die monatliche Kosten sind? Reden wir hier von 20-40€ oder schon deutlich mehr?
Wir reden hier von etwa 50 Euro je Vertrag. Der eine etwas teurer, dafür ist die Partnerkarte günstiger. Daher der Schnitt von etwa 50 Euro.
Schattenwolf hat geschrieben: 14. Jun 2025, 15:35 Zum Thema Gläubigerbenachteiligung. Sollen die Verträge mit in die Insolvenz? Falls nein, dann wäre das aus meiner Sicht ja keine Gläubigerbenachteiligung.
Die Verträge die ich nutze, sollen nicht in die Insolvenz. Die, die ich aus Geldgründen abgeschlossen habe, schon.
Schattenwolf hat geschrieben: 14. Jun 2025, 15:35
Ich hatte vor meiner Insolvenz immer alles abgehoben
Das machen wir grad auch so. Und stecken das fast alles in neue Möbel um die Wohnung wieder etwas auf Fordermann zu bringen oder eben für den Lebensunterhalt, Unternehmungen mit Freunden etc...

Deinen Antworten entsprechen muss ich mir wohl nicht so viele Gedanken machen.

Mal sehen, ob sich noch mehr Leute mit Erfahrungen oder guten Hinweisen melden.
0
Mamnheimer2024
Fortgeschrittener
Reaktionen: 1
Beiträge: 50
Registriert: 2. Okt 2024, 11:53

Re: Ich stehe vor der Privatinsolvenz – bin überfordert und suche Rat

Beitrag von Mamnheimer2024 »

die Beträge finde ich persönlich noch eigentlich im Rahmen.

Ob eventuell einer der Gläubiger eine vbuh anmeldet kann ich dir nicht sagen. Kritisch wäre es falls du die Verträge vor kurzem aufgenommen hast und wusstest, dass du diese nicht bedienen kannst… Es kommt wohl auf die Anzahl und auf den Anbieter an.

Hast du alle Verträge beim selben Anbieter? Dann würde er ohnehin wahrscheinlich die gesamte Geschäftsbeziehung mit dir kündigen wollen…
0
Schattenwolf
Neuankömmling
Reaktionen: 0
Beiträge: 3
Registriert: 14. Jun 2025, 15:27

Re: Ich stehe vor der Privatinsolvenz – bin überfordert und suche Rat

Beitrag von Schattenwolf »

Nein, die Verträge sind bei verschiedenen Anbieter. Aber die, die ich weiternutze bei einem. Und da habe ich auch nur die, die ich nutze.
0
Banane
Mitglied
Reaktionen: 0
Beiträge: 22
Registriert: 22. Jun 2025, 23:25

Re: Ich stehe vor der Privatinsolvenz – bin überfordert und suche Rat

Beitrag von Banane »

Schattenwolf hat geschrieben: 14. Jun 2025, 15:35 Ich hoffe, Ihr könnt mir weiterhelfen, denn ich mache mir zunehmend Sorgen und finde kaum noch Ruhe.
[...]
Um zu überleben, nahm ich Kredite auf.
[...]
Das Geld war überlebenswichtig.
Glücklicherweise bleibt einem in Deutschland, wenn man normal arbeitet, genug Geld um ein normales, bescheidenes Leben zu führen. In anderen Ländern ist das nicht selbstverständlich. Als Alleinstehender bleiben einem monatlich 1500 €, die einem keiner nehmen kann, das sollte für eine Unterkunft und Essen reichen.
Und selbst wenn man nicht arbeitet, ist die Grundversorgung gesichert - sofern man die Regelungen kennt und in der Lage ist, diese in Anspruch zu nehmen.

Du brauchst dir also keine allzu großen Sorgen machen, was zu einem normalen, bescheidenen Leben gehört kann dir keiner nehmen, du hast einen Rechtsanspruch darauf.
0
Antworten