Hallo,

mein Vater ist vor kurzem gestorben. Er war 24 Jahre in einer geschlossenen Psychiatrie und war seit dem sicherlich geschäftsunfähig und wahrscheinlich auch schuldunfähig. Jedenfalls hatte er einen Betreuer, der sich um ihn gekümmert hat.

Auf mene Frage, ob mein Vater Schulden hat, meinte er:

"Ich betreue ihren Vater seit 2018, seit dieser Zeit gab es keine Forderungen von Gläubigern oder anderen Personen"
"Sein aktueller Kontostand beträgt 4270 EUR, und es folgt noch eine Rückerstattung in Höhe von 250 EUR (Geschäftsanteile Voba)"

Fakt ist, dass er vor circa 33 Jahren sehr viele Schulden mit seiner Firma machte, und auch öfters mal betrunken Unfälle gebaut hat. Zu Schaden ist aber dabei niemand gekommen. Auch war er angeblich mal kurze Zeit im Gefängnis.

Wie wahrscheinlich ist es, dass ich Schulden erbe? Soll ich das Erbe lieber ablehnen? Wie kann man am schnellsten alles prüfen? Vielleicht besitzt er ja Grundstücke von anderen Verwandten, die gestorben sind. Weiß man ja so nicht. Ich hatte keinen Kontakt zu ihm.

Danke!

Hi DG7,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Schulden erben?" geschaut?

Tja, das mit dem Erben ist immer ein Risiko, wenn man nichts über eine Person weiß oder keinen Kontakt hatte.
Erbst du viel? Erbst du nichts? Erbst du nur Schulden?

Nun - ich habe mir persönlich gesagt, wenn es an das Erben von Personen gehen sollte, mit denen ich keinen Kontakt hatte oder habe, ich aber mal gefragt werden sollte:

Ich bin glücklich so wie ich bin. Ob ich ein paar tausend Euro mehr oder weniger auf dem Konto habe würde mein Leben nicht ändern. Klar, es würde es ändern, wenn ich ne Million mehr auf dem Konto hätte.
Aber wie groß ist die Chance?
Und im Vergleich dazu: wie groß ist die Chance, dass ich mein Leben durch das Erben von Schulden eventuell kaputt mache?

Ich glaube Zweiteres passiert eher und deswegen würde ich in einem solchen Fall das Erbe ablehnen.
Denn die Tatsache ist ja: mir geht es jetzt gut. Und das wird es auf jeden Fall auch nach einem Ausschlagen des Erbes weiterhin.

Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten:

1. Das Erbe annehmen, mit allen Risiken, Gewinn- und Verlustmöglichkeiten.
2. Das Erbe ausschlagen beim Nachlassgericht, Kosten ca. 30 €. Achtung: 6 Wochen Frist !!! Folge: alles bleibt wie es war, aber dann stehen ev. deine Kinder als Nacherben vor derselben Frage.
3. Nachlassinsolvenz beantragen. Dann wird geklärt, was da ist an Vermögen und Schulden. Ev. bleibt was über. Aber lohnt sich das?

Vielleicht hilft eine Beratung bei einem Anwalt für Erbrecht.
Die Entscheidung kann dir keiner abnehmen.

Wenn er Cash auf dem Konto hat und dem Berater keine Schulden bekannt sind, dann würde ich das Erbe annehmen.

Welchem Berater? Ich glaube es gibt niemanden, der über die Annahme oder Ausschlagung eines spezifischen Erbes berät. Die Gefahr, dass derjenige falsch berät und ggf in Haftung genommen wird wäre viel zu groß.

Was du meinst ist wahrscheinlich das Nachlassgericht, was einen anschreibt, falls ein Erbfall eintritt? (Und das sich auch nur meldet, wenn ein Testament vorliegt oder sich kein Erbe meldet)

Das weiß aber nichts über die Lebensumstände des Verstorbenen. Also kann es gar nichts wissen über eventuelle Gelder auf dem Konto oder Schulden.

Nicht "Berater", sondern Betreuer, hat DG7 doch im ersten Post geschrieben.

Und Betreuer müssen per Gesetz bei Übernahme der Betreuung einen "Vermögensstatus" aufnehmen.
Und da eine Betreuung mit dem Tod endet, müssen sie dann ebenfalls den Vermögensstand in ihrem Bericht ans Gericht festhalten.

Und wenn da seit Jahren keine Forderungen gekommen sind ... ?
Dann ist das Risiko m.E. gering, dass jetzt nach dem Tod noch welche kommen.

Falls da mal was war, dürfte das auch verjährt oder verwirkt sein.
Nach so vielen Jahren in der Psychiatrie.

Ach entschuldige, das habe ich nicht mehr im Kopf gehabt als ich meine Antwort verfasst habe - ja eventuell weiß der Betreuer wirklich etwas

Und nicht vergessen: Der Erbe zahlt die Bestattungskosten!

Die andere Frage ist außerdem, wie es zu dem Guthaben auf dem Konto gekommen ist.
Bei so langjähriger stationärer Unterbringung wird er das vermutlich nicht selbst erwirtschaftet haben.

Sollte dein Vater Sozialleistungen erhalten haben, dann entstehen Rückzahlungsansprüche an den Erben für Leistungen bis 10 Jahre vor dem Tod. Auch wenn der Anspruch auf die Höhe des Erbes beschränkt ist, bliebe von einem Erbe dann letztendlich nichts übrig.
Auf sämtlicher Bürokratie bleibst du allerdings sitzen!

Ich würde ein weiterhin ruhiges Leben vorziehen und das Erbe ausschlagen.