Inso und Personalfragebogen

Hier geht es in erster Linie um eine sachbezogene Diskussion von Problemen im Verbraucherinsolvenzverfahren (z.B. zur Existenzsicherung, Zwangsvollstreckung, Verbraucherinsolvenzverfahren). Für aktive und ehemals Selbstständige haben wir ein eigenes Forum 'Selbstständige' eingerichtet. Allgemeine Fragen und Probleme rund um das Thema Schulden können im Forum 'Schuldenprobleme' diskutiert werden. Wie man mit Schulden und den damit resultierenden persönlichen Belastungen und Problemen umgeht und lebt, geht es im Schwesterforum 'life!'.
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MattyHan
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Inso und Personalfragebogen

Beitrag von MattyHan »

Hallo Forumsmitglieder,

ich habe eine Frage zum Thema Neuanstellung:

Ich befinde mich in der Wohlverhaltensphase, die in ca. 7 Monaten beendet sein wird.

Ich habe ein Angebot für eine Neuanstellung bei einem mittelgroßen Unternehmen bekommen. Das Unternehmen weiß nichts von der Insolvenz. Das war auch von mir so gewollt, da ich schlechte Erfahrungen mit vorherigen Bewerbungen bei Offenlegung der Thematik gemacht habe.

Es liegt nun Arbeitsvertrag und Personalfragebogen zum unterzeichnen/ausfüllen vor. Im Personalfragebogen steht folgende Frage: "Liegen lohnpfändungsfähige Ansprüche vor?"

Frage: Muss die Frage von mir beantwortet werden?

Hintergrund: Ich habe Angst, dass der Arbeitgeber vor der Vertragsunterzeichnung abspringt, sobald da "Ja" steht.

Besten Dank für eure Expertise im voraus!
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Re: Inso und Personalfragebogen

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Hi MattyHan,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Inso und Personalfragebogen" geschaut?
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robo
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Re: Inso und Personalfragebogen

Beitrag von robo »

Also ganz korinthenkackerisch würde ich mal sagen:
"lohnpfändungsfähige Ansprüche ?" = nein,
denn während der WVP darf ja keiner Deiner Gläubiger Deinen Lohn/Gehalt pfänden,
und Du hast ja alles Pfändbare an Deinen TH "abgetreten" ...

Aber wie Dein AG in spe das sieht, wenn er von Deiner Inso doch irgendwie erfährt ?
Während der Probezeit braucht er sich schliesslich noch nicht einmal irgendeinen Kündigungsgrund auszudenken - aber Du hättest immerhin die Chance, ihn mit Deiner Leistung zu überzeugen ...

Kannst Du denn mit Deinem TH vereinbaren, dass Du ihm den pfändbaren Anteil brav selbst überweist ?
Und dass er darauf verzichtet, den neuen AG von Deiner Inso zu informieren ?
Tut ja nicht jeder IV/TH ...

Viel Glück !
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MattyHan
Neuankömmling
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Re: Inso und Personalfragebogen

Beitrag von MattyHan »

Vielen Dank erst mal für deinen Beitrag und den Glückswunsch robo!
Also ganz korinthenkackerisch würde ich mal sagen:
"lohnpfändungsfähige Ansprüche ?" = nein,
denn während der WVP darf ja keiner Deiner Gläubiger Deinen Lohn/Gehalt pfänden,
und Du hast ja alles Pfändbare an Deinen TH "abgetreten" ...
Ja da hast du recht. Ich weiß jetzt halt nicht ob damit auch die Pfändung vom TH gemeint ist. Laut Pfändungstabelle kann/wird der TH ca. 30€ pfänden.

Aber wie Dein AG in spe das sieht, wenn er von Deiner Inso doch irgendwie erfährt ?
Während der Probezeit braucht er sich schliesslich noch nicht einmal irgendeinen Kündigungsgrund auszudenken - aber Du hättest immerhin die Chance, ihn mit Deiner Leistung zu überzeugen ...

Kannst Du denn mit Deinem TH vereinbaren, dass Du ihm den pfändbaren Anteil brav selbst überweist ?
Und dass er darauf verzichtet, den neuen AG von Deiner Inso zu informieren ?
Tut ja nicht jeder IV/TH ...

Viel Glück !
Ich dachte bisher, der Arbeitgeber kann dem Arbeitnehmer nicht aus Gründen der Inso kündigen (auch während der Probezeit)? Du meinst wahrscheinlich dann "unter Vorschieben" anderer Gründe, das kann natürlich passieren.
Das Unternehmen hat 650 Mitarbeiter, mit Betriebsrat und Tarifvertrag etc. Ich hoffe jetzt einfach mal auf das Beste, d.h. dass alles über eine Lohnbuchabteilung läuft und keinen groß interessiert, solange man seine Arbeit anständig macht. Das ist der Wunsch.

Ich habe versucht mit meinem TH eine Vereinbarung über die Selbstüberweisung des pfändbaren Anteils zu treffen. Das wäre auch mein Wunsch gewesen. Mir wurde jedoch vom TH mitgeteilt, dass "aus Haftungsgründen keine Ausnahme bei der Benachrichtigung der Arbeitgeber gemacht wird".
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Shopgirl
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Re: Inso und Personalfragebogen

Beitrag von Shopgirl »

Ich sehe das komplett anders. Bei der Frage muss mMn auf jeden Fall mit "Ja" geantwortet werden.
Wie sieht das denn aus, wenn man verneint und dann flattert 2 Wochen später der Brief des TH ins Personalbüro?

Vielleicht kannst du mit dem Arbeitgeber vorher sprechen, bevor du das Ding ausfüllst. Dann hast du die Möglichkeit, die Situation zu erklären. Einfach verneinen würde ich die Frage auf keinen Fall.
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MattyHan
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Re: Inso und Personalfragebogen

Beitrag von MattyHan »

Shopgirl hat geschrieben: 9. Mai 2023, 20:56 Ich sehe das komplett anders. Bei der Frage muss mMn auf jeden Fall mit "Ja" geantwortet werden.
Wie sieht das denn aus, wenn man verneint und dann flattert 2 Wochen später der Brief des TH ins Personalbüro?

Vielleicht kannst du mit dem Arbeitgeber vorher sprechen, bevor du das Ding ausfüllst. Dann hast du die Möglichkeit, die Situation zu erklären. Einfach verneinen würde ich die Frage auf keinen Fall.
Danke für deinen Beitrag Shopgirl. Ich kann deine Sichtweise so auch voll nachvollziehen.

Wie das aussieht wenn da ein Brief ankommt? Darüber denke ich auch die ganze Zeit nach. Ehrlich gesagt gibt es darauf nur eine Antwort: Das wird total unangenehm und peinlich für mich sein. Wenn ich richtig Pech habe, dann werde ich (wie robo schon angedeutet hat) in der Probezeit gekündigt und das wars für mich.

Mein Problem ist, dass ich den Job dringend brauche. Ich bekomme im August Nachwuchs. Wenn ich im Moment abwägen muss ob ich 1. dumm vor meinen neuen Kollegen aussehe oder 2. möglicherweise noch bevor ich den Arbeitsvertrag unterschrieben bekomme wieder das Angebot verliere, dann werde ich die 1. Option ziehen.

Wäre eine Option weder Ja/Nein auf die Frage zu antworten, sondern ein "/", also Strich zu setzen? Was haltet ihr davon? Laut geltendem Recht müssen beim Bewerbungsverfahren wohl keine Fragen zu Pfändungen und finanzieller Situation vom Bewerber beantwortet werden (außer in Ausnahmefällen bei bestimmten Jobvoraussetzungen).

Jetzt ist die Frage ob so ein Personalfragebogen so indirekt noch in die "Bewerbung" eingreifen kann. Wenn ich den Arbeitsvertrag und den Fragebogen blanko bekomme, nur selbst unterschreibe und zurück schicke, dann könnte der Arbeitgeber ja noch mal unter Vorwänden abspringen (obwohl ich schon die Zusage habe/hatte)?
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Shopgirl
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Re: Inso und Personalfragebogen

Beitrag von Shopgirl »

Wäre eine Option weder Ja/Nein auf die Frage zu antworten, sondern ein "/", also Strich zu setzen? Was haltet ihr davon?
Ehrlich? Nichts. Wenn du das so ausfüllst, weiß der Arbeitgeber doch sofort Bescheid. Was mMn aber auch nicht schlimm sein muss. Er sollte es nur nicht so erfahren. Ich würde offen mit der Sache umgehen. Auf dem Weg hast du die Möglichkeit, deine Situation zu erklären. Dass du in finanzielle Schieflage geraten bist, dann aber deinen Finanzen durch die Insolvenz geordnet hast .. bla bla. Das Übliche halt :)
Ich glaube, damit wären deine Chancen auf den Job am größten. Und du vermeidest so die ständige Angst, dass du in der Probezeit gekündigt wirst.

Ich sehe hier gar nicht die Insolvenz als das "schlimmste" Kriterium, eher die Unehrlichkeit. Und das kannst du vermeiden.
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robo
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Re: Inso und Personalfragebogen

Beitrag von robo »

Das sehe ich (auch als ehemaliger Arbeitgeber) genauso wie Shopgirl.

Ruf da an, bitte nochmal um einen Termin, nimm Vertrag+Fragebogen mit (unausgefüllt in dem fraglichen Punkt) und erklär Deine Situation. Und wie froh Du bist, dass Du es in 7 Monaten geschafft hast. Und dass zu Deinem 'Neuanfang' auch dieser neue Job gehört, auf den Du Dich freust. So oder ähnlich.
Auf Deinen TH kannst Du also nicht setzen (wäre auch eine große Ausnahme, wenn doch).
Also wird es Dein Arbeitgeber auf jeden Fall erfahren.
Und in der Probezeit braucht eine Kündigung gar keinen Grund.

Dein TH wird schnell sein, der will seine Kohle.
Und ob Du in der kurzen Zeit schon die Chance hast, Deinen neuen AG von Dir zu überzeugen, so dass er Dir das Verschweigen der Inso nicht übel nimmt ? Schwer zu sagen. Er könnte Verständnis haben, dass das eine schwierige Situation für Dich ist/war - er könnte Dir Deine 'Unehrlichkeit' aber auch übel nehmen ...

Ich wünsche Dir viel Glück bei Deiner Entscheidung !
Wirst Du demnächst eigentlich Vater oder Mutter ?
(eine Schwangere stellt wohl keiner ohne Not ein? Also Vater, also ein zusätzliches Argument für Dich, dass Du Deine Familie schützen wolltest)
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