Insolvenzverfahren

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Money222
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Insolvenzverfahren

Beitrag von Money222 »

Hallo,

meine Frau und ich haben uns letztes Jahr getrennt. Wir haben 2 minderjährige Kinder. Ich habe letztes Jahr einen Kredit bei der Bank für den Kauf eines gebrauchten Auto aufgenommen. Dann hab ich noch einen kleiner Kredit für den Kauf von Möbeln für meine Wohnung und die neue kleinere Wohnung für die Kinder mit Ex-Frau aufgenommen.

Während unserer Ehe habe ich für meine Frau ein Auto über die VW-Bank gekauft. Bis Ende 2024 sind noch Raten zu zahlen und dann ist das Auto abbezahlt. Zudem hatten wir einen Kredit über Ikea (Ikano-Bank) wo ich auch noch Raten zahle.

Ich habe einen ausgelasteten Dispo und eine überzogene Kreditkarte bei der Targobank. Ich habe mir eine neues Konto ohne Dispo eröffnen lassen, wo nun auch das Gehalt drauf läuft.

Mittlerweile musste ich mir aufgrund der Arbeitslage eine andere Arbeit suchen. Ich wohne mietfrei bei meiner neuen Partnerin und zahle hier 200 Euro für die Nebenkosten.

Durch den Kindesunterhalt und den geringeren Lohn als zuvor, (ua. durch Stellenwechsel und Wechsel der Steuerklasse), kann ich weder den Dispo noch die Kreditkarte bedienen. Wenn ich die beiden Kredite aus letztem Jahr, den Kredit bei der VW-Bank, die Raten für Ikea zahle, bleibt am Ende nichts mehr übrig. Kein Cent. Ich muss mich sozusagen von meiner neuen Partnerin aushalten lassen. Ohne meine Freundin hätte ich mir wohl schon den Strick geholt.

Ich fühle mich sehr unwohl in meiner Haut und weiß dass es so nicht weitergehen kann. Ich weiß nicht wie ich aus dieser Misere herauskomme.

Ich möchte nun einen Termin bei einer Schuldnerberatung vereinbaren und überprüfen lassen, was ich noch machen kann oder ob ich Insolvenz beantragen muss.

Ich habe so viele Fragezeichen in meinem Kopf und hoffe ihr könnte mir hier irgendwie weiterhelfen.

1. Was passiert mit dem Auto bei der VW-Bank wenn es auf eine Insolvenz herauslaufen sollte? Das Auto fährt und braucht meine Ex-Frau um arbeiten gehen zu können und um die Kinder von A nach B zu fahren. Muss ich diese Forderung mit anmelden? Oder kann ich irgendwie die Raten weiterzahlen? Möchte nicht dass das Auto meiner Ex-Frau weggenommen wird.

2. Die Sachen die ich bei Ikea gekauft habe, also Möbel. Das ist ja eine Zahlung auf Eigentumsvorbehalt. Können die die Möbel zurückverlangen? Oder kann ich die Forderungen von Ikea also Ikano-Bank mit angeben?

3. Der Kredit für mein Auto. Ich habe keine Sicherheit hinterlegt. Also KFZ-Brief ist bei mir. Trotzdem hab ich Angst, dass ich mein Auto abgegeben muss. Mein Auto ist 12 Jahre alt und hat 250.000 km auf dem Buckel. Da ich Schicht arbeite, bin ich auf mein Auto angewiesen. Könnte man von mir verlangen, dass ich das Auto verkaufe?

4. Ich habe eine Mobilfunkvertrag, wo ich auch für die Kinder mit drin habe. Zahle ich regelmäßig. Müsste ich sowas auch bei der Insolvenz als Forderungen anmelden, obwohl ich da keine Rückstände habe? Gleiche gilt für meinen Netflix-Vertrag für meine Kinder.

5. Würdert ihr nun alle Zahlungen einstellen? Oder weiterzahlen bis zum Termin bei der Schuldnerberatung?

6. Gläubiger anschreiben noch vor dem Termin bei der Schuldnerberatung und denen mitteilen, dass ich überschuldet und eigentlich zahlungsunfähig bin?

Ich hoffe ihr könnt mir ein paar Ratschläge geben. Ich weiß nicht mehr wo mir der Kopf steht. Einerseits möchte ich ja alles Forderungen zahlen, aber mein Einkommen reicht nicht aus, weil der Unterhalt für die Kinder hoch ist. Die Kinder sind 15 und 18 Jahre alt. Die älteste hat nun Abi gemacht und wird wohl nun studieren gehen, was mich einerseits sehr freut, anderseits weiterhin finanzielle Unterhaltsbelastungen.

Vielen Dank.

Gruß Dirk
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Re: Insolvenzverfahren

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Hi Money222,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Insolvenzverfahren" geschaut?
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mischa1981
Wissender
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Re: Insolvenzverfahren

Beitrag von mischa1981 »

Da das doch viele Fragen sind, kann ich dir vor allem einen Rat geben:
Doch, mach einen Termin bei der Schuldnerberatung aus. Du kannst dich momentan froh schätzen, wenn du recht kurzfristig einen Termin bekommst, manche warten 6-12 Monate. Nur weil du zur Schuldnerberatung gehst heißt das ja nicht, dass du automatisch Privatinsolvenz beantragst. Die schauen sich erstmal deine Finanzen an und berechnen, ob du es alleine schaffen kannst oder ob es keinen Sinn macht.
Was das Auto angeht: Es ist grundsätzlich alles von Wert pfändbar. Kommt natürlich drauf an, wie viel Restwert das Auto hat und ob du die Raten bezahlen kannst. Kannst ja mal über die bekannten Verkaufsplattformen einen ungefähren Restwert schätzen lassen. Hat das Auto wenig Kilometer drauf und relativ neuwertig interessiert das den Insolvenzverwalter. Wenn du nen alten Golf von 1999 mit 300.000 Kilometern hast interessiert das niemanden mehr.
Ist dein Auto pfändbar kannst du aber sagen, dass du es für die Arbeit benötigst. Schwierig könnte es natürlich aufgrund der Finanzierung werden, denn in einer Insolvenz darfst du keinen Gläubiger bevorzugen, das stellt einen Verstoß der Obliegenheiten dar und kann dich deine Restschuldbefreiung kosten.

Aber mal generell, selbst wenn die Schuldnerberatung sagt, dass du es nicht aus eigener Kraft schaffen kannst und in Insolvenz musst, geht das nicht von heute auf morgen. Ich glaube ich hatte meine Inso im Oktober 2020 beantragt, eröffnet wurde das Verfahren fast 4 Monate später. So schnell geht das nicht.
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Darnox
Fortgeschrittener
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Re: Insolvenzverfahren

Beitrag von Darnox »

Am besten wäre es, wenn du hier deine finanzielle Situation auch mit Zahlen darlegst. Also Einkommen, Ausgaben, Restschuld und monatliche Raten.
Aus dem Text wird mir auch nicht eindeutig klar, ob das jetzt 2 verschiedene Kredite für 2 Autos sind oder nicht.

Ich versuche trotzdem mal kurz auf die einzelnen Punkte einzugehen:
1. Wem gehört denn das Auto? Wer hat den Kredit abgeschlossen? Beide oder nur du? Wer steht im Kaufvertrag? Wenn es alles auf dich läuft wird es wohl schwierig das Auto zu behalten. Du kannst es ihr auch nicht einfach schenken oder günstig verkaufen, wenn es auf eine Insolvenz hinauslaufen sollte. Selbst wenn du die Raten noch bis Ende des Jahres bezahlst (dann ist es ja abbezahlt?).
2. Kann mir bei Ikea kaum vorstellen, dass sie Möbel zurückfordern. Letztendlich wäre es ein "normaler" Gläubiger und von der Privatinsolvenz einfach mit "abgedeckt".
3. Bei einem so alten Auto und der Schichtarbeit würde ich mir da erstmal keine Sorgen machen. Du kannst das Auto wohl behalten um weiterhin deiner Arbeit nachgehen zu können.
4. Mobilfunkvertrag und Streamingabos interessieren bei der Inso niemanden. Du musst vordergründig Kredite, Ratenkäufe und Leasingraten angeben.
5. Das ist von deinem eigenen Wohlbefinden abhängig. Ich hab die Ratenzahlungen erst eingestellt, als ich einen Termin bei der Schuldnerberatung hatte. Je nach Region kann es sein, dass du einen Termin in wenigen Wochen oder einigen Monaten bekommst. Prinzipiell kannst du aber jederzeit die Ratenzahlung einstellen, mit den Konsequenzen dass du dann Mahnungen, Inkassoschreiben, Lohnabtretungen und Pfändungen bekommen könntest. Das Alles dauert aber nach meiner Erfahrung gern mal mehrere Monate, bis wirklich was passiert.
6. Das habe ich nach dem ersten Termin bei der Schuldnerberatung gemacht. Dann haben die Gläubiger wenigstens Klarheit und du kannst direkt darauf verweisen, dass du dein Schuldenproblem angehst. Bei manchen Gläubigern nützt das auch was, dass die dich nicht täglich anrufen. Andere rufen trotzdem ständig an. Die meisten Banken wollen sowieso wissen, was los ist (wenn man die Zahlungen einstellt).

Auch hier nochmal der Rat, dass du am besten so schnell wie möglich einen Termin bei einer kostenlosen Schuldnerberatung in Anspruch nimmst. Das hilft, deine Sorgen zu einem großen Teil zu lindern und endlich aus den Schulden rauszukommen. :)
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Money222
Neuankömmling
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Re: Insolvenzverfahren

Beitrag von Money222 »

Darnox hat geschrieben: 29. Apr 2024, 19:09
Am besten wäre es, wenn du hier deine finanzielle Situation auch mit Zahlen darlegst. Also Einkommen, Ausgaben, Restschuld und monatliche Raten.
Aus dem Text wird mir auch nicht eindeutig klar, ob das jetzt 2 verschiedene Kredite für 2 Autos sind oder nicht.

Ich habe ein Einkommen von 2.000 € und alles geht durch die Verbindlichkeiten und den Unterhalt drauf. Ich kann noch nicht mal den Mindestunterhalt zahlen. Die Schulden belaufen sich auf knapp 40.000 €.

Es sind 2 verschiedene Kredite für 2 Autos.
Ich versuche trotzdem mal kurz auf die einzelnen Punkte einzugehen:
1. Wem gehört denn das Auto? Wer hat den Kredit abgeschlossen? Beide oder nur du? Wer steht im Kaufvertrag? Wenn es alles auf dich läuft wird es wohl schwierig das Auto zu behalten. Du kannst es ihr auch nicht einfach schenken oder günstig verkaufen, wenn es auf eine Insolvenz hinauslaufen sollte. Selbst wenn du die Raten noch bis Ende des Jahres bezahlst (dann ist es ja abbezahlt?).
Der Vertrag läuft auf mich. Das Auto ist auf meine Ex angemeldet. Bis Ende des Jahres ist es komplett abbezahlt. Wäre es vielleicht eine Überlegung jetzt noch das Auto komplett zu zahlen? Dafür die Kreditraten aussetzen?
Auch hier nochmal der Rat, dass du am besten so schnell wie möglich einen Termin bei einer kostenlosen Schuldnerberatung in Anspruch nimmst. Das hilft, deine Sorgen zu einem großen Teil zu lindern und endlich aus den Schulden rauszukommen. :)
Ich habe gestern Kontakt zu einer kostenlosen Schuldnerberatung aufgenommen und habe am 15.05.2024 den 1. Termin, allerdings erstmal telefonisch.

Gruß
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Darnox
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Re: Insolvenzverfahren

Beitrag von Darnox »

Money222 hat geschrieben: 30. Apr 2024, 08:24 Der Vertrag läuft auf mich. Das Auto ist auf meine Ex angemeldet. Bis Ende des Jahres ist es komplett abbezahlt. Wäre es vielleicht eine Überlegung jetzt noch das Auto komplett zu zahlen? Dafür die Kreditraten aussetzen?
Das nützt dir im Falle der Privatinsolvenz oder wenn es dazu kommen sollte, dass ein Gerichtsvollzieher für Pfändungen zu dir kommt, erstmal nichts. Das Auto gehört dir dann und wird als Masse sicherlich verwendet/gepfändet werden (klingt als wäre es ein Auto mit einem gewissen Restwert?)

Aber vielleicht ist es dir ja generell lieber, einen Gläubiger weniger zu haben und das Auto vorher zu bezahlen, dafür aber die anderen Raten auszusetzen. Man muss immer im Hinterkopf behalten, dass bei einer möglichen Privatinsolvenz die Geschäftsbeziehungen zu den Gläubiger-Banken dauerhaft geschädigt werden. Die werden nach der Insolvenz also nicht mehr gut auf dich zu sprechen sein. Vielleicht will man es sich ja für die Zukunft nicht mit einer Bank "verscherzen" (z. B. VW Bank wenn man irgendwann mal wieder ein Fahrzeug finanzieren oder leasen will) und da könnte es schon Sinn ergeben, das Auto vorher zu bezahlen. Wie du sagst endet die Finanzierung Ende 2024, also dürfte da ja nicht mehr allzu viel offen sein. Sofern keine Schlussrate besteht.

Ob das Auto auf deine Ex angemeldet ist, spielt da auch keine Rolle, wenn du der eigentliche Eigentümer bist.

Du könntest ihr das Auto evtl. verkaufen, du musst dann aber einen realistischen Marktwert dafür verlangen (du darfst vor einer Privatinsolvenz keine Vermögenswerte verschwenden oder verschenken) und das Geld kannst du dann auch nicht für andere Dinge verwenden, sondern müsstest es wohl auch zur Schuldentilgung verwenden. Aber dazu können dir die Profis hier evtl. mehr sagen.
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robo
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Re: Insolvenzverfahren

Beitrag von robo »

Der Eigentümer des Autos ist vermutlich die Bank, wenn das Auto finanziert ist.
So was steht doch üblicherweise im Kreditvertrag, guck besser da mal nach.
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