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Presse: Große Koalition einigt sich auf Senkung der Inkassogebühren

Verfasst: 21. Nov 2020, 01:14
von insolaner
na, bin ja mal bespannt, gerade drueber gestolpert:

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Große Koalition einigt sich auf Senkung der Inkassogebühren

Geringere Gebühren bei Forderungen unter 1000 Euro: Union und SPD wollen das Inkassorecht reformieren, um Missbrauch zu verhindern. Verbraucherschützern geht das nicht weit genug.

20.11.2020, 16.25 Uhr

Schuldner sollen künftig niedrigere Inkassogebühren zahlen müssen. Darauf haben sich SPD und Union verständigt.

Bei Forderungen bis zu 1000 Euro würden die Geschäftsgebühr und die Einigungsgebühr gesenkt. Darüber hinaus plane man, Hinweis- und Informationspflichten für Unternehmer zu verankern. Dadurch solle Verbrauchern deutlich gemacht werden, dass sie zu Inkassokosten verpflichtet werden könnten, wenn sie Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlen.

Der CDU-Abgeordnete Jan-Marco Luczak sagte, dass Verbrauchern der Rücken gestärkt werde. Zugleich seien die Regelungen so ausgestaltet, dass die wirtschaftliche Basis für Inkassounternehmen erhalten bleibe. Luczak bemängelte allerdings, dass der Gesetzentwurf das Thema Identitätsdiebstahl nur unzureichend löse. In einem solchen Fall bestellen Betrüger etwa Waren auf die Rechnungsadresse einer anderen Person, die anschließend Mahnungen erhält.

Verbraucherschützer kritisierten den Gesetzentwurf als unzureichend. »Natürlich haben Gläubiger Anspruch auf berechtigte Forderungen. Die Inkassokosten werden allerdings auch nach dieser Einigung in keinem Verhältnis zum Aufwand stehen«, sagte Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
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Quelle: SPON

Re: Presse: Große Koalition einigt sich auf Senkung der Inkassogebühren

Verfasst: 23. Nov 2020, 01:31
von Shopgirl
Zugleich seien die Regelungen so ausgestaltet, dass die wirtschaftliche Basis für Inkassounternehmen erhalten bleibe.
Da bin ich aber froh ... :roll:

Re: Presse: Große Koalition einigt sich auf Senkung der Inkassogebühren

Verfasst: 21. Jan 2021, 15:35
von caffery
Ich hatte ja eigentlich geschworen mich nur noch sehr dosiert aufzuregen, aber DAS hier lohnt sich wirklich um eine Ausnahme zu machen. Eine Gesetzesänderung für die das Prädikat "irreführend" noch die wohlwollendste aller möglichen Betitelungen wäre. Es steht zwar "Senkung überhöhter Inkassogebühren" dran, in Wahrheit sollte es aber "rechtliche Zementierung von frei erfundenem Spesenkäse" heißen.

Eine "Senkung" wäre es allenfalls dann - und dies sogar nur theoretisch - wenn man davon ausginge, dass der größtmöglich zusammenfantasierte Kostenmüll den die Branche sich bisher zusammenbehauptet hat standardmäßig geltendes Recht gewesen wäre - was es aber in Wahrheit niemals war.

Was der CDU-Mann Luczak da im Spiegel (*würg*) unwidersprochen abworten darf, ist mit "schwarzer Humor" noch am positivsten zu interpretieren. Wahrscheinlicher ist aber, dass er mit seinem Gesicht so tief im Hintern der Branche steckt, dass er durch deren Mund eine lange Nase dreht.

Das erinnert mich vom Zusammenhang her ein bisschen an die legendäre Abschiedsrede von Chuchhill, der damals davor warnte, dass nicht noch mehr Amerikaner in der Waffenbranche arbeiten dürften da er befürchtete, dass die Branche sonst sehr schnell systemrelevant werden würde und die Nation dann irgendwann unausweichlich vor der Wahl stünde entweder wirtschaftlich zu kollabieren oder Kriege führen zu müssen.

Oder salopp formuliert: Wenn ein Haufen erstmal so groß ist und derart stinkt, dass sich ausreichend Menschen damit beschäftigen darf man im Kapitalismus nicht mehr den Haufen entsorgen, sondern muss ihn stattdessen pflegen damit die Beschäftigten nicht ohne Beschäftigung dastehen.

Ich kenne nicht ein Urteil aus den letzten 7-8 Jahren in dem ein Richter derart inkassofreundlich geurteilt hätte wie es hier in Gesetz gegossen wurde - nicht mal annährend.

Ich bin wirklich fassungslos und zwar praktisch von vorne bis hinten. Und als wenn die ganze Gesetzesänderung inhaltlich nicht schon katastrophal genug wäre, wird es nach außen auch noch unwidersprochen und in bodenloser sprachlicher Frechheit durchgehend sogar noch als angeblicher Vorteil für den Verbraucher und Meilenstein des Verbraucherschutzes verkauft.

Wahnsinn wirklich... da traut man sich gar nicht mehr zu essen, angesichts des Haufens den man dann speien müsste.

So - habe fertig.

Re: Presse: Große Koalition einigt sich auf Senkung der Inkassogebühren

Verfasst: 9. Apr 2021, 23:12
von cine
Hab mir das nun auch mal durchgelesen, im Grunde wird durch das Gesetz einiges legalisiert dass man bisher gut umschiffen konnte.
Der Gesetzesentwurf sieht eine neue Schwellengebühr von 0,9 bei nicht bestrittenen Forderungen vor. Zahlt der Schuldner auf erstes Anfordern, schrumpft diese auf 0,5. Bei Forderungen bis 500 EUR läuft dies auf 22,50 EUR hinaus, in der 2. Wertstufe bis 1.000 EUR auf 40 EUR .
is zwar ganz nett aber, aber bei Beträgen unter 100€ ist das immer noch ein haufen, vor allem weil ja auch noch die Auslagen dazu kommen. Bei unter 25€ ist es immer noch eine Kostendopplung.

Zudem würde ich mir wünschen, dass der Auftraggeber nachweisen muss das er die Inkassogebühren bezahlt hat, damit wären wahrscheinlich auf einen Schlag min die hälfte aller Inkassoauslagerungen vom Tisch