Freundin hat Geldprobleme

[peanutbutter101]

Hallo Leute!

Eine gute Freundin von mir kann leider sehr schlecht bzw. gar nicht mit Geld umgehen. Ich will euch ihre Lage schildern und euch bitten diese einzuschätzen.

Also, vorweg: die besagte Freundin ist 24 Jahre alt und hat kaum Ausgaben, da sie noch zuhause wohnt. Das einzige was sie zahlen muss ist ihre Handyrechnung und etwas Kostgeld an ihre Eltern. Verdienen tut sie um die 1.500 €.

Sie hat eine (selbstdiagnosizierte) Kaufsucht und kauft sich Sachen die ihren finanziellen Rahmen komplett sprengen (Markenklamotten, einen Rassehund usw.), gibt aber auch für alltägliche Sachen viel zu viel Geld aus (z.B. Essen). Somit hat sie sich über die Jahre einige tausend Euro Schulden angehäuft.

Nun hat sie sich als „Problemlösung“ einen 10.000 € Kredit aufgenommen und damit ihre bestehenden Schulden abgezahlt. Dass sie die 10.000 € + Zinsen auch zurückzahlen muss, scheint nebensächlich zu sein. Sie glaubt mit dem Kredit jetzt alle ihre finanziellen Probleme weggezaubert zu haben, da sie ja jetzt nur ganz easy monatlich was zurückzahlen muss... (obwohl sie eh nie Geld am Monatsende übrig hat).

Mich ärgert ihr Verhalten, da sie so tut als wäre ein 10.000 € Kredit in diesem Alter normal und sie meint auch sie würde das alles überhaupt nicht belasten. Ich finde es ehrlich gesagt nicht normal in diesem Alter schon so massive Geldprobleme zu haben, und dass obwohl sie nicht mal wirklich Ausgaben hat. Ich frage mich, wie sie ihr Leben mal finanzieren will wenn sie vl eine Wohnung, ein Auto etc. hat. Das sind jedoch Dinge die undenkbar sind in ihrer Lage.
Sie tut mir ja auch leid und ich würde ihr gern helfen aber manchmal frag ich mich echt wie man so dämlich sein kann?!
Sie will auch eig. zur Schuldnerberatung gehen und sich einen Therapeuten für ihre Kaufsucht suchen aber ihre Ausrede ist dann immer dass sie dafür keine Zeit hat.

Tut mir leid für den langen Text.

Wie schätzt ihr die Lage ein?

Freue mich über Antworten!

LG Sophia

[tidus82]

Hallo Sophia,

ich sehe das sehr sehr ähnlich wie du!
Das Problem was die meisten (wenn nicht sogar alle) Schuldner haben ist das Eingestehen, dass sie ein Problem haben. Nicht einfach Eingestehen im Sinne von „jaja“, sondern vielmehr das „Verstehen“ und etwas dagegen tun zu wollen. Es ist wie das berühmte „Klick-machen“ was man doch so schön sagt. Vorher kann jeder kommen, einem irgendwas erzählen und der Betroffene wird es nicht glauben. Oft ist es sogar so, dass Betroffene erst hinfallen müssen um zu lernen.

Leider wüsste ich auch keine Möglichkeit wie man jemandem die Augen öffnen kann, ich habe selbst in meinem Freundeskreis genau so eine Person wie du sie oben beschreibst. Und ich hab mir schon den Mund fusselig geredet, dass ich es zwischenzeitlich aufgegeben habe. Wenn die Person hinfällt, dann halte ich sehr gern meine Hand um zu helfen.
Und ich denke dass ist auch das Beste was man dann tun kann um sich nicht selbst zu sehr zu belasten.

[Ruhrpottmensch]

Ich bin da grundsätzlich bei Tidus...

Wenn sie, sorry, so naiv denkt, die einen Schulden mit neuen Schulden begleichen zu können, zeitgleich aber ihren Lebensstil nicht ändert... Dann hat sie offenbar den Knall noch nicht gehört...

Zeig/Berichte ihr doch einfach von den ein oder anderen "Leidensgeschichten" hier aus dem Forum. Hier gibt es die ein oder anderen User, die lange gebraucht haben um einzusehen dass ihr (Konsum)Verhalten auf keine Kuhhaut geht und deutlich später in ihrem Lebensweg in die Inso gestartet sind bzw. sich im ersten Schritt Hilfe geholt haben (Ich selbst zum Beispiel).

24 finde ich jetzt persönlich noch ein sehr "entspanntes" Alter, um aus der finanziellen Schieflage einigermaßen unbeschadet raus zu kommen...

Kopf in den Sand und so weiter machen wie zuvor hat in den meisten Fällen zu nichts geführt...

[caffery]

Ich habe in der Tat den Eindruck, dass die hier dargestellte Dame eine von sehr sehr vielen SchuldnerInnen der neuen Generation ist.

Ich werde nicht müde, vor dieser Entwicklung zu warnen: Der "schicksalhafte" Schuldner, den die Interessenverbände so gerne öffentlich zeichnen: "Schicksalsschläge, Tod eines Angehörigen, Entlassung, Scheidung, von der Bank über den Tisch gezogen etc." - dieser Schuldner, der bis vor ca. 20 Jahren noch die überragende Mehrheit darstellte, der droht schon lange seine Mehrheit zu verlieren.
Und zwar an eine Generation, der von Kindheit an der Konsum und das "Haben" als unverzichtbarer Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung vorgedudelt wird.
Wurden vorhergehende Generationen noch mit den Vorteilen des Sparens und dem Wertschätzen von Besitz erzogen, geht es heute nur noch um Null-Prozent-Finanzierungen, Wie-Für-Mich-Gedängelt-Kredite und die neueste Influencer-Bluse samt Liedschatten.
Um sich dieser allgegenwärtigen und perfekt organisierten Werbemaschinerie zu entziehen braucht es schon eine gehörige Portion charakterliche, persönliche und intellektuelle Reife - die sehr viele eben leider nicht schon mit Eintritt in die Volljährigkeit haben.

Um es leicht überspitzt und stark populistisch auszudrücken: Ich habe in der täglichen Arbeit - ganz besonders mit jungen Schuldern - oft den Eindruck, dass wir uns um des Wachstums willen eine Generation willenloser Konsumjunkies heraunzüchten die den Wert von Dingen genauso wenig schätzen lernen soll, wie die Erfordernis, für das Erfüllen von Wünschen zunächst etwas leisten zu müssen.

Mir tut das unendlich leid. Ich finde es schön, dass es noch sehr viele junge Menschen wie Dich, liebe Erdnussbutter gibt, die solche Entwicklungen in ihrem Freundeskreis wahrnehmen und sich Gedanken machen wie man da helfen kann.

[insolaner]

jaaa, OffTopic, aber es passt gerade so gut:

und die neueste Influencer-Bluse samt Liedschatten.

ich hasse diese Musik...

Aber Du hast sowas von Recht!

[vella]

Hi,

finde ich ja toll dass du dich um sie kümmern willst und dir Sorgen um sie machst. Ich denke aber dass es nichts bringt sie einfach nur zur Schuldnerberatung zu schicken, da der Prozess bzw das Ganze im Kopf anfängt. Sie sollte sich nicht Hilfe holen weil du es sagst sondern weil sie selbst einsieht dass sie Probleme hat und Hilfe braucht. Wer ihr da die Augen öffnen kann sind aber vermutlich eher nicht die Menschen, die ihr nahestehen, sondern eine Fremde person bzw außenstehende neutrale Person, auf die hört man bekanntlich mehr. Vlt kennst du ja jemanden der es mal versuchen könnte sie da zur Einsicht zu bringen. Du selbst wirst da wahrscheinlich eher weniger machen können....
Trotzdem toll dass du "Verständnis" für sie hast und ihr helfen willst:)

Lg und alles Gute für euch