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Neu hier
Verfasst: 25. Aug 2025, 08:10
von Knoppers0509
Hallo,
ich habe mich hier neu registriert und auch schon viel gelesen.
Bei mir haben sich insgesamt 61000€ Schulden angesammelt. Kredite, Kreditkarten, Dispo, Versandhäuser. Ich habe bis jetzt immer alle Rechnungen bezahlt und keine Mahnungen.
Mein Einkommen beläuft sich auf 2180€. Nach Abzug der ganzen Raten bleibt mir quasi nichts mehr. Ich bin verheiratet und habe ein neunjährigen Sohn.
Letzte Woche habe ich mir eine Anwältin für Schuldenberatung genommen. Wir haben alles aufgenommen und sie sagte,das es für mich gut aussieht mit einem außergerichtlichen Verfahren, da ich eine hohe Pfändungsgrenze habe und da quasi nichts zu holen ist. Deshalb haben wir über eine Rate gesprochen, die sie anbieten wird und welche mich nicht sehr belastet.
Es klingt ja alles gut. Trotz allem bin ich einfach nur aufgeregt und ängstlich. Schlimmer kann es ja nun nicht mehr werden.
Eigentlich bin ich froh, das ich erstmal wieder durchatmen kann, da mir jetzt mit dem neuen Konto wieder Geld zur Verfügung steht.
Ich wollte mir das irgendwie einfach von der Seele schreiben. Meinem Mann habe ich es auch erst jetzt gesagt. Er versteht es zwar nicht, wie es soweit kommen konnte, aber er unterstützt mich.
Re: Neu hier
Verfasst: 25. Aug 2025, 11:36
von MrX
Hi, willkommen!
Mein Rat wäre, über eine Insolvenz nachzudenken. Denn bei einer Schuldenhöhe von 61.000 € müsstest du selbst ohne Zinsen rund 1.700 € im Monat zahlen, um innerhalb von 36 Monaten schuldenfrei zu sein. Das entspricht exakt der Laufzeit einer Insolvenz.
Selbst wenn die Gläubiger einem Nachlass von 50 % zustimmen würden, was sehr unwahrscheinlich ist, läge die monatliche Belastung immer noch bei etwa 800 €. Auch das ist eine erhebliche Summe.
In der Insolvenz wärst du ebenfalls nach 36 Monaten schuldenfrei, allerdings ohne diesen finanziellen Druck. Mit deinem Einkommen liegst du vermutlich unter der Pfändungsfreigrenze, sodass du während dieser Zeit mehr Geld für dich behalten könntest.
Im Ergebnis hast du also die Wahl zwischen 36 Monaten Insolvenz mit spürbarer Entlastung, mehr verfügbarem Einkommen und deutlich weniger Druck oder weiterhin hohen Zahlungen über vermutlich weit mehr als 36 Monate mit entsprechendem Stress und finanzieller Belastung.
Liebe Grüße
Re: Neu hier
Verfasst: 25. Aug 2025, 12:56
von Knoppers0509
Vielen Dank für deine Antwort. Aber wenn der außergerichtliche Vergleich scheitert, geht es doch ohnehin in eine Privatinsolvenz, oder nicht? (Ich hab keine Ahnung)
Ich verstehe den Sinn einer Privatinsolvenz nicht ganz. Wenn man nicht über die Pfändungsgrenze kommt, dann gibt es doch auch für die Gläubiger nichts zu holen? Außer Kosten für‘s Gerichtsverfahren. Bei einem Vergleich haben sie so die Möglichkeit, wenigstens ein kleinen Teil zu bekommen? Oder ist das falsch?
Ich habe kein Problem mit Privatinsolvenz.
Viele Grüße
Re: Neu hier
Verfasst: 25. Aug 2025, 13:16
von caffery
Das hast Du vom Prinzip her schon richtig verstanden.
Allerdings ist das nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite wäre es in einem Wirtschaftssystem nur schwer darstellbar wenn man quasi sagen würde, dass alle Verträge die eine Zahlung für die Zukunft beinhalten nur so lange gültig sind bis der Schuldner erklärt, dass er Zahlungsunfähig ist und auf die Pfändungsgrenze verweist - dann muss er entsprechend der Pfändbarkeit weniger zahlen.
Das klappt so nicht - oder es würde nur klappen, wenn man eisern nur diejenigen konsumieren lassen würde die entweder das Geld auf den Tisch legen oder in den nächsten drei Jahren genau in der Höhe pfändbar wären wie ihnen Geld im höchsten Falle geliehen werden würde. Das ist aber ganz offenbar nicht gewollt, da es einem Wirtschaftswachstum massiv entgegenstünde.
Auf jeden Fall (um mal von dem kleinen Abschweif zurückzukehren) verwundert es beim Lesen Deiner Zahlen ein wenig, dass eine Anwältin so viel Hoffnung bzgl. einer außergerichtlichen Einigung verbreitet. Meiner Erfahrung nach klingt das bei den dargelegten Fakten entweder unrealistisch oder unwirtschaftlich.
Re: Neu hier
Verfasst: 25. Aug 2025, 13:57
von Shopgirl
Was ist das denn für eine Anwältin? Jemand, der dich auch in die Insolvenz begleiten würde oder eher ein Schuldensanierer, der selbst ein üppiges Honorar einstreicht und dafür behauptet, eine geringe Summe monatlich an die Gläubiger verteilen zu wollen?
Es gibt in dem Bereich natürlich viele seriös arbeitende Anwälte, aber eben auch die anderen.
Re: Neu hier
Verfasst: 25. Aug 2025, 14:00
von Knoppers0509
Danke für deine ausführliche Antwort. Ich habe vorhin mit der Anwältin gesprochen und gefragt, was ist,wenn es schiefgeht, weil ich eben innerlich nervös und angespannt bin. Ihre Antwort: es geht nicht schief.
Nunja, irgendwie oder irgendwas oder irgendwie muss ich ja glauben. Wenigstens versuchen

Re: Neu hier
Verfasst: 25. Aug 2025, 14:32
von Schuldine
Du kannst der Anwältin auf jeden Fall glauben, dass alles 100%ig schief gehen wird, wenn du sie nicht entsprechend bezahlst. Und das im voraus!
Wenn du stattdessen zu einer caritativen Schuldnerberatung gehst, dann musst du zwar mit einer Wartezeit bis zum Termin rechnen, dafür ist diese aber kostenlos und macht die gleiche Arbeit.
Re: Neu hier
Verfasst: 25. Aug 2025, 14:40
von caffery
Knoppers0509 hat geschrieben: ↑25. Aug 2025, 14:00
Ihre Antwort: es geht nicht schief.
Wenn damit gemeint ist, dass sie sich sicher ist bei den dargestellten Fakten eine sinnvolle außergerichtliche Einigung in jedem Fall hinzukriegen klingt das wirklich mehr als komisch - ich würde fast schon sagen alarmierend.
Darf ich mal nach dem Vergütungsmodell der Anwältin fragen und welche Art von Angebot konkret unterbreitet werden soll?
Re: Neu hier
Verfasst: 25. Aug 2025, 15:53
von Knoppers0509
„Auch die öffentlichen Schuldnerberatungsstellen sind tatsächlich nicht richtig kostenlos, denn sie erhalten Gelder von der Staatskasse und werden somit u.a. über Steuereinnahmen – auch von Ihnen – finanziert.
Die Privatinsolvenz ist ebenfalls nicht kostenlos. Nach Abschluss der Privatinsolvenz und Erteilung der Restschuldbefreiung werden Sie zur Kasse gebeten. Denn die Kosten für das Gericht und den Insolvenzverwalter sind vom Schuldner zu tragen. Hier müssen Sie regelmäßig mit Kosten von mindestens rund € 2.000 - € 3.000 rechnen bei kleineren Schuldsummen und wenigen Gläubigern. Bei höheren Schuldsummen und einer höheren Anzahl von Gläubigern steigen diese Beträge schnell weiter an. Auch wenn die Kosten zunächst gestundet werden können, bezahlt werden müssen sie zu 100%. (Natürlich gibt es hier vereinzelt Sonderfälle, die aber für die Allgemeinheit nicht zugänglich sind.)“
„11Ich will in die Privatinsolvenz, bin ich da bei Ihnen richtig?
„Wir haben uns auf die außergerichtliche Einigung und die Vermeidung der Privatinsolvenz spezialisiert. Wir sind der Überzeugung, dass dies der optimale Weg in die Schuldenfreiheit ist. Denn eine Privatinsolvenz ist nicht so kurz und bequem, wie sie oft dargestellt wird. So wird aufgrund der neuen Gesetzgebung mit der Laufzeit von 3 Jahren in der Privatinsolvenz, die Restschuldbefreiung nicht mehr „automatisch“ und „garantiert“ erteilt, sondern es wird mittlerweile stark geprüft, ob der Schuldner sich an alle gesetzlichen Vorgaben gehalten hat. Hat er dies nicht getan, wird die Restschuldbefreiung regelmäßig verwehrt. Das bedeutet es war alles für die Katz und Sie haben die Schulden immer noch in voller Höhe – abzüglich der bereits geleisteten Zahlungen.“
Muss ich mir bei diesen Aussagen wirklich negative Sorgen machen?
Ich weiß es nicht. Eigentlich habe ich bei ihr ein gutes Gefühl
Re: Neu hier
Verfasst: 25. Aug 2025, 16:06
von caffery
Es ist nichts dagegen zu sagen sich beim außergerichtlichen Einigungsversuch "echte Mühe" zu geben und die Leute nicht - wie in der Praxis oft üblich - einfach nur "durchzuwinken" wobei grade mal soeben die formalen Voraussetzungen an den Einigungsversuch erfüllt werden. Ich mache das (wenn es sich aufwandsökonomisch lohnt) auch so. Aber ich erkenne dann alle möglichen Ergebnisse als weiteren Weg an und würde nie irgendwelche Versprechungen abgeben.
Die hier genannte Philosophie geht aus meiner Sicht aber weit darüber hinaus und stellt eben jene entweder über die Interessen des Mandanten oder versteckt andere Beweggründe hinter einem wohlklingenden Geschäftsmodell.
Abgesehen davon wird hier das Insolvenzverfahren aus meiner Sicht auf geradezu verdächtige Art und Weise "schlechtgeredet".
Unterm Strich: Ja, ich persönlich würde niemandem empfehlen hier Kunde zu werden.