Seite 1 von 2

Geld reicht hinten und vorne nicht

Verfasst: 12. Nov 2020, 12:23
von Robert
Nachdem ich mich jetzt seit fast 2 Jahren durch die PI schlage, geht es mir ehrlich gesagt nicht gut damit.

Obwohl mein Lebensstil sehr einfach ist muss ich feststellen, mit Glück geht das alle so +/- 0 auf. Muss es ja!

Ich habe ein Einkommen von 1.150€ davon zahle ich 500€ Miete, weitere Unkosten wie GEZ, Versicherungen etc. 100€. Bleiben noch 550€. Davon geht dann für weitere Lebenshaltung und Tanken nochmal 450,-€ ab. Es bleiben noch 100€.

So und wenn am Auto immer mal wieder was ist oder andere Anschaffungen anstehen. Wie will man denn damit noch klarkommen oder leben? Mini-Rücklagen sind schnell aufgebraucht. Möchte man eine neue Wohnung muss man sich die Kaution auch irgendwie zusammensparen.

Bin echt verzweifelt und weiß nicht wie ich das noch 4 Jahre durchstehen soll. Neue Schulden kommen natürlich nicht in Frage aber ich finde man wird total in die Ecke gedrängt.

Re: Geld reicht hinten und vorne nicht

Verfasst: 12. Nov 2020, 12:37
von tidus82
Hi Robert,

herzlich willkommen hier bei uns. Ja, du hast Recht - der Lebensunterhalt ist für viele Leute tatsächlich nicht so einfach. Man kann aber auch nur das haben, was man draus macht. Ich lese, dass du ein Einkommen von 1150 Euro hast - welche Möglichkeiten bieten sich hier an das Einkommen zu erhöhen? Kannst du mit deinem Chef in Gehaltsverhandlungen gehen?
Kannst du Überstunden machen und sie dir später auszahlen lassen?
Wie wäre es mit einem 450 Euro Job?
Ich weiß: Es bleibt nicht alles, was du dazu verdienst bei dir - jedoch bleibt ungefähr die Hälfte davon noch für dich.

Außerdem empfinde ich persönlich, dass in einer Insolvenz Dinge wie "Versicherungen" ruhig gestrichen werden dürfen. Einzig eine Haftpflichtversicherung sollte sein - aber die ist für 6 Euro im Monat drin.

Welche Möglichkeiten bleiben in der Lebenshaltung zu sparen? Besteht die Möglichkeit statt mit dem Auto lieber mit der Bahn zu fahren und damit Geld zu sparen? (Hier etwas vorsichtig sein, sonst könnte der IV auf den Gedanken kommen, dass du das Fahrzeug nicht benötigst und es zur Masse ziehen).

Bzgl. der Kaution: Du hast doch bestimmt in deiner aktuellen Wohnung auch eine Kaution hinterlegt? Hat der Insolvenzverwalter hierauf Anspruch erhoben? Oder gibt er diese eventuell an dich frei? (normalerweise zieht er die ein, sobald die Kaution frei wird).

Re: Geld reicht hinten und vorne nicht

Verfasst: 12. Nov 2020, 12:38
von tidus82
Ach und eine wichtige Anmerkung noch, da es aus deinem Text nicht hervorgeht:

Führst du ein Haushaltsbuch? Falls nicht, dann kann ich dir nur meinen Artikel empfehlen: https://schuldner-community.de/richtig- ... h-fuehren/ :-)

Re: Geld reicht hinten und vorne nicht

Verfasst: 12. Nov 2020, 13:22
von Käsebrot
Auch wenn das vielleicht etwas abgedroschen klingt, aber du hast unter‘m Strich noch um einiges mehr als jemand, der sich mit Grundsicherung über Wasser halten muss. Es ist in der PI so gewollt, dass der Schuldner bescheiden lebt, aber dennoch mehr zur Verfügung hat, als das Existenzminimum vorsieht.

Keine Sorge, mir ging es insbesondere zu Beginn meiner PI sehr ähnlich, weil insbesondere aufgrund der unsicheren Wohnverhältnisse meine Ausgaben unverhältnismäßig hoch waren. Die Angst ist nach wie vor da, obwohl ich vor knapp drei Monaten die RSB erhalten habe und ich jetzt den Pfändungsbetrag einfach beiseite legen kann.

Hast du deine Ausgaben schon mal analysiert, um zu sehen, ob da noch Sparpotential ist? Wie steht es bspw. um die Kfz-Versicherung? Gibt es da eine günstigere? Wie schaut es aus mit deinem Telefon/Internet/Mobilfunk?

Und nicht zuletzt, weil die Frage ja auch noch extrig gestellt wurde: kannst du den Suchradius für eine Wohnung evtl. erweitern und z. B. auf der anderen Seite deines Arbeitsplatzes dich umschauen? Möglicherweise dann sogar mit einem kürzeren Pendelweg?

Wie steht es mit einem Nebenjob, sollten die Ausgaben nicht reduziert werden können? Niemand verlangt von dir, dich aufzuarbeiten, aber wäre es eine Variante, die Einnahmen wenigstens ein bisschen zu erhöhen? Oder eine ehrenamtliche Tätigkeit, für die du eine Aufwandsentschädigung erhältst? Die ist nämlich sogar vollständig unpfändbar.

Ach ja, je nachdem was du beruflich machst: ich habe mir irgendwann angewöhnt, meine Trinkgelder beiseite zu legen. Ist zwar bis heute pro Tag nicht die Welt, in Summe hat es aber dann z. B. gereicht, mir auch mal etwas zu gönnen oder etwas Puffer zu haben, wenn doch mal eine Anschaffung in‘s Haus steht.

Re: Geld reicht hinten und vorne nicht

Verfasst: 12. Nov 2020, 14:29
von AdiDana
Ich kenne/kannte das auch nur zu gut. Ich hatte ebenfalls etwa 1200 Euro, davon knapp 700 Euro Miete, ein Auto (weil ländliche Gegend um zur Arbeit zu fahren), Versicherungen, GEZ, Strom, etc. Außerdem zu der Zeit zwei Teenager zu Hause wohnen. Ich weiß ehrlich gesagt kaum, wie ich das geschafft habe, aber es ging. Festnetz/Internet für 25 Euro, Handyvertrag 10 Euro, Versicherungen einiges gekündigt, immer Einkaufszettel und Kochzettel geschrieben und nur dafür eingekauft, zuhause "Inventur" gemacht. Habe ich noch ein Stück Seife? Dann wird erst mal kein Duschzeug oder Flüssigseife gekauft. Was steht im Vorratsschrank? Dann einfach Mahlzeiten ausdenken, wo du nur noch ergänzend für einkaufen musst. Bin auch ab und zu mal auf den Flohmarkt gefahren und habe Sachen verkauft oder bei ebay Kleinanzeigen was rein gestellt, meistens Barzahlung bei Abholung, damit nichts über das Konto läuft. Man wird erfinderisch. Aber es ist anstrengend, keine Frage.

Re: Geld reicht hinten und vorne nicht

Verfasst: 12. Nov 2020, 15:18
von imker
und mal die SGB-Aufstocker-Berechnung gemacht - Fahrtkosten können das EK mindern und dann würde auch die GEZ wegfallen...

Re: Geld reicht hinten und vorne nicht

Verfasst: 12. Nov 2020, 15:42
von caffery
imker hat geschrieben: 12. Nov 2020, 15:18 und mal die SGB-Aufstocker-Berechnung gemacht - Fahrtkosten können das EK mindern und dann würde auch die GEZ wegfallen...
Das geht ohne Fahrtkosten sogar ohne Taschenrechner;)

Freibeträge Einkommen:

100 Euro Grundfreibetrag

20% aus 100 bis 1000 Euro: 180 Euro

10% aus 1000 bis 1150 Euro: 15 Euro

insgesamt: 295 Euro

1150 Euro Einkommen - 500 Euro Miete - 295 Euro Freibeträge - 30 Euro Versicherungspauschale = 325 Euro

Der Hartzsatz für einen Alleinstehenden liegt grad bei 432 Euro ab Januar bei 446 Euro.

Es besteht also in jedem Fall ein sozialrechtlilcher Anspruch von 107 bzw. 121 Euro. Zuzüglich eventuell Fahrtkosten, Pauschale für Warmwasser etc.

Also: Bitte keine falsche Scham und SOFORT einen ensprechenden Antrag stellen. Dann fällt - wie bereits erwähnt - auch die Kohle für die GEZ weg. Da tut mir persönlich auch jeder Euro der sinnlos zu diesem Laden fließt weh. Also tu bitte auch mir persönlich den Gefallen und stelle den Antrag;)

Die (nicht Pflicht-) Versicherungen würde ich persönlich im Normalfall auch alle bis auf Haftpflicht kündigen.

Re: Geld reicht hinten und vorne nicht

Verfasst: 13. Nov 2020, 12:26
von gurami
Wie hoch ist denn das Einkommen vor Abtretung? Das wäre doch auschlaggebend für die Berechung von Caffery, oder sehe ich das falsch. Und noch etwas. Wenn etwas gepfändet wird , reicht das nicht um auf 5 Jahre zu verkürzen?

Re: Geld reicht hinten und vorne nicht

Verfasst: 13. Nov 2020, 13:51
von caffery
gurami hat geschrieben: 13. Nov 2020, 12:26 Wie hoch ist denn das Einkommen vor Abtretung?

Robert hat geschrieben: 12. Nov 2020, 12:23
Ich habe ein Einkommen von 1.150€

Re: Geld reicht hinten und vorne nicht

Verfasst: 13. Nov 2020, 13:55
von gurami
Sorry, ich habe doch nicht gelesen ob eine Pfändung und wenn in welcher Höhe an die Masse gezahlt wird. Das Einkommen was Robert genannt hat ist doch das was ihm nach Pfändung bleibt oder nicht?