Zuviel gepfändet

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Fib
praktischer Schuldnerberater
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Re: Zuviel gepfändet

Beitrag von Fib »

Hallo,

weiß jetzt nicht, ob das schon jemand irgendwo geschrieben hat, aber rein formal hätte es - rechtzeitig beantragt - zwei andere Wege gegeben:

1. Bei der Konstellation, dass pfändbares Einkommen von Arbeitgeber an Treuhänder / Verwalter abgeführt wird, empfehle ich, zur Sicherheit immer einen Antrag nach § 850k Abs. 4 ZPO (bei Insogericht) zu stellen und weise dort auch auf BGH VII ZB 64/10 hin - pauschale freigabe des kompletten EInkommens, wenn zuvor bereits der pfändbare Anteil abgeführt wurde.

2. Dann gibt es ja ohnehin dieses bes..... Problem der "Verstrickung", d.h. dem Grunde nach müsste man nach Inso-Eröffnung noch versuchen, für jede alte Kontopfändung einen Beschluss zu erwirken, dass diese aufgehoben oder bis RSB ausgesetzt wird - erfahrungsgemäß kümmert dies aber die wenigsten Gerichte, Treuhänder, etc.

3. Die "pragmatischste" Lösung ist wirklich die, quasi zeitgleich mit Insoeröffnung die bisherige Bankverbindung zu kündigen und ein neues Konto zu eröffnen - wobei auch dort der 850k Abs. 4 ZPO Antrag notwendig ist, falls nach Pfändungsabzug während des eröffneten Verfahrens ein höherer Betrag auf Konto eingeht als P-Konto-Freibetrag -

Auch zum aktuellen Zeitpunkt wäre dies die sinnvollste und pragmatischste, da über das alte Konto (wenn dort kein Geld mehr eingeht) ja weiter in Freibetragshöhe verfügt werden kann und das neue Konto (mit Geldeingang) weder durch Altpfändung noch durch Insolvenzbeschlag belastet ist.

Gruß,
Fib
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Jessy8000
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Re: Zuviel gepfändet

Beitrag von Jessy8000 »

Hallo nochmal 😊

Vielen Dank für Eure ganze Mühe.

Ich weiß nicht wie ihr das mit dem Kontowechsel hinbekommen habt, bei mir ging es nicht. Ich habe es bei zwei verschiedenen Stadtsparkassen versucht, desweiteren arbeitet die Schwester von meinem Freund bei der DiBa und meine Cousine bei der Volksbank und beide haben mir ebenfalls versichert, dass ich dort kein Konto kriegen würde...Da ich bereits ein Konto besitze, sind sie nicht verpflichtet mir eins zu geben.
Und mein altes Konto jetzt eiskalt kündigen ist mir wirklich zu gefährlich, dann kriege ich anderswo doch kein neues und dann stehe ich blöd da.
Und was ist mit dem bereits gepfändetem Geld von meinem jetzigem Konto, wer weiß wo das dann landet.
Dieses ganze Risiko lohnt sich nicht mehr für die 8 Monate.
Ich möchte nur sichergehen können, dass ich das Geld nach der Restschuldbefreiung wiederbekomme und es nicht dann später irgentwie heißt "Um das Geld wiederzukommen hätten Sie Antrag XY bis zum Datum YZ eingereicht haben müssen, jetzt haben Sie leider Pech gehabt" Das möchte ich vermeiden 😂 😂😂 Deshalb frage ich lieber hier nochmal nach, bei Leuten die mehr Erfahrung mit sowas haben.

Lieben Gruß,

Jessy
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imker
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Re: Zuviel gepfändet

Beitrag von imker »

Wenn Dir das Konto zu wechseln nicht gelingt und das Schreiben des TH nichts bewirkt und der Gläubiger sich nicht rührt, dann hatte MrsRob angeregt., beim Gericht einen Antrag zu stllen. Einfach noch einmal nachlesen und dann sofort machen - zum Gericht, Rechtsantragstelle und Unterlagen nachreichen, was immer die dann noch sehen wollen....Tränen bewirken keine Freigabe...
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Witwe Bolte
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Re: Zuviel gepfändet

Beitrag von Witwe Bolte »

Jessy8000 hat geschrieben: 16. Mär 2020, 07:45 ... desweiteren arbeitet die Schwester von meinem Freund bei der DiBa und meine Cousine bei der Volksbank und beide haben mir ebenfalls versichert, dass ich dort kein Konto kriegen würde...
... und was sagen Deine "Profis" zum ZKG = Zahlungskontengesetz ?

Jessy8000 hat geschrieben: 16. Mär 2020, 07:45 Da ich bereits ein Konto besitze, sind sie nicht verpflichtet mir eins zu geben.
Ja, sachte ich ja, das ist der 'Knackpunkt'.
Eine neue Bank Deiner Wahl kann ja in aller Regel per Schuf-Abfrage sehen, wo Du ein Konto hast (und eben DASS Du ein Konto hast).
Wenn Du doch noch einen Versuch machen willst, dann sag der neuen Bank doch einfach, dass Du kein Konto (mehr) hast (BEVOR Du es tatsächlich kündigst ... ja ich weiß ... aber kleine Notlügen erlaubt der liebe Gott schon mal ...), denn so schnell ist die Schufa ja nicht mit der Aktualisierung ihrer Daten.
Dann tust Du erstaunt: "Wie, das steht da noch drin? Komisch."
Hast Du dann das neue (wie gesagt, die Banken MÜSSEN Dir per Gesetz ein Konto geben),
dann kannst Du das alte ja umgehend kündigen.

Willst Du das nicht, dann bleibt nur der Weg zum Gericht, Antrag stellen.
Machst Du das auch nicht, dann sehe ich schwarz für das bisher zuviel gepfändete Geld,
denn wenn es erstmal beim Pfändungsgläubiger ist, bekommst Du es ohne Gericht vermutlich nicht zurück.

Und Deine jetzige Bank müsste den vom P-Konto zuviel gepfändeten Betrag eigentlich jeweils im übernächsten Monat an den Pfändungsgläubiger überweisen.

Und wie wäre es, wenn Du die Bank mal freundlich bittest, Dir schriftlich zu bestätigen, dass sie den Betrag selbst horten (und nicht an den Gläubiger überweisen!), bis Deine Inso gelaufen ist?
Jessy8000 hat geschrieben: 16. Mär 2020, 07:45 Deshalb frage ich lieber hier nochmal nach, bei Leuten die mehr Erfahrung mit sowas haben.
Sorry - "Erfahrungen" mit so einer Situation habe ich nicht.
Ich würde den Weg zum Gericht nicht scheuen, damit sichergestellt ist, dass Du Dein Geld auch tatsächlich zurückbekommst. Und dann sofort die Bank wechseln. Das kann sich eine Bank ja nicht erlauben, sich nicht ans ZKG zu halten, dann gibt es sofort eine Beschwerde beim Ombudsmann!
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Käsebrot
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Re: Zuviel gepfändet

Beitrag von Käsebrot »

Jessy8000 hat geschrieben: 16. Mär 2020, 07:45 Hallo nochmal 😊

Vielen Dank für Eure ganze Mühe.

Ich weiß nicht wie ihr das mit dem Kontowechsel hinbekommen habt, bei mir ging es nicht. Ich habe es bei zwei verschiedenen Stadtsparkassen versucht, desweiteren arbeitet die Schwester von meinem Freund bei der DiBa und meine Cousine bei der Volksbank und beide haben mir ebenfalls versichert, dass ich dort kein Konto kriegen würde...Da ich bereits ein Konto besitze, sind sie nicht verpflichtet mir eins zu geben.
Und mein altes Konto jetzt eiskalt kündigen ist mir wirklich zu gefährlich, dann kriege ich anderswo doch kein neues und dann stehe ich blöd da.
Und was ist mit dem bereits gepfändetem Geld von meinem jetzigem Konto, wer weiß wo das dann landet.
Dieses ganze Risiko lohnt sich nicht mehr für die 8 Monate.
Ich möchte nur sichergehen können, dass ich das Geld nach der Restschuldbefreiung wiederbekomme und es nicht dann später irgentwie heißt "Um das Geld wiederzukommen hätten Sie Antrag XY bis zum Datum YZ eingereicht haben müssen, jetzt haben Sie leider Pech gehabt" Das möchte ich vermeiden 😂 😂😂 Deshalb frage ich lieber hier nochmal nach, bei Leuten die mehr Erfahrung mit sowas haben.

Lieben Gruß,

Jessy
Hallo,
ich erwische mich hin und wieder auch dabei nur selektiv zu lesen, aber bei der Commerzbank dürftest du an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Konto bekommen, obwohl du eines hast. Was spricht denn dagegen, es zu probieren? Das geht online innerhalb weniger Minuten.
Auch die Postbank ist meiner Erfahrung nach eher schmerzbefreit.
Deine beiden Profis arbeiten tatsächlich genau bei zwei der Vereinen, wo es schwierig bis unmöglich ist, aber das heißt ja nun nicht, dass alle so sind. Sparkasse ist schwierig, die Erfahrung hab ich auch gemacht.
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insolaner
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Re: Zuviel gepfändet

Beitrag von insolaner »

ING (DiBa) würde ich mir insofern überlegen, als dass die ab 1.5. bei einem mtl. Geldeingang unter 700 EUR Gebühren berechnen werden...
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