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Keine Postadresse ein Problem? Boot?
Verfasst: 18. Mär 2025, 13:59
von Mensch
Hallo,
ich überlege Ende des Jahres eine Verbraucherinsolvenz einzuleiten.
Ich bin wohnungslos und lebe auf einem Boot, um Obdachlosigkeit zu vermeiden, weil ich keine Wohnung finde mit einem Schufaeintrag und Mietschulden.
Ich bin dazu dauerhafter vollständiger EU-Rentner mit aufstockender Grundsicherung. Die Kosten des Liegeplatzes und meiner Dieselheizung werden als Kosten der Unterkunft übernommen. Ist für die billiger als eine Wohnung oder Notunterkunft.
Die eine Frage ist, ob Wohnungslosigkeit ein Hinderungsgrund für das Verfahren ist? Ich kann keine Post empfangen.
Die andere Frage ist, ob es zumindest von Leuten, die in eigenen Wohnwagen auf dem Campingplatz leben, erfahrungen gibt, ob die Insolvenzverwalter versuchen den Wohnwagen zu pfänden. Oder ob man in Ruhe gelassen wird.
Theoretisch dürften die bestenfalls eine Austauschpfändung machen, was wohl in der Praxis schwierig ist, da ja ein Boot auch sicher schwimmen und bewegt werden können muss.
Hat da jemand Erfahrungen mit?
Und dann noch: Kann ich selbst den Antrag bei Gericht stellen? Formular besorgen und ausfüllen? Oder brauche ich dazu eine Schuldnerberatung?
Schöne Grüße
Martin
Re: Keine Postadresse ein Problem? Boot?
Verfasst: 18. Mär 2025, 14:18
von SchuldenMeister
Die Eröffnung des Verfahrens wird bei wohnunglosen Personen regelmäßig schon als problemaitsch angesehen. Nach § 4 InsO i. V. m. § 16 ZPO kannst Du grundsätzlich einen Antrag stellen.
Ob Du aber die Restschuldbefreiung erlangen wirst, wenngleich Du postalisch nicht erreichbar bist, wage ich anzuzweifeln. Wie wirst Du Deinen Obliegenheiten nachkommen? Hast Du vor, regelmäßig die Veröffentlichungen durchzuschauen?
In jedem Fall brauchst Du eine bescheinigende Stelle, die Dir den § 305 InsO bescheinigt.
Viel Erfolg für Dich!
Re: Keine Postadresse ein Problem? Boot?
Verfasst: 18. Mär 2025, 14:31
von caffery
Mensch hat geschrieben: ↑18. Mär 2025, 13:59
Die eine Frage ist, ob Wohnungslosigkeit ein Hinderungsgrund für das Verfahren ist? Ich kann keine Post empfangen.
Soweit ich weiß gibt es überall in Deutschland die Möglichkeit für Menschen ohne festen Wohnsitz eine Postadresse - meistens über einen Sozialverband oder eine städtische Einrichtung - zu erlangen. Informiere Dich doch mal diesbezüglich.
Mensch hat geschrieben: ↑18. Mär 2025, 13:59
Die andere Frage ist, ob es zumindest von Leuten, die in eigenen Wohnwagen auf dem Campingplatz leben, erfahrungen gibt, ob die Insolvenzverwalter versuchen den Wohnwagen zu pfänden. Oder ob man in Ruhe gelassen wird.
Wird in Ruhe gelassen da unfpändbar -> § 811 Abs. 1 Nr. 2 ZPO
Mensch hat geschrieben: ↑18. Mär 2025, 13:59
Und dann noch: Kann ich selbst den Antrag bei Gericht stellen? Formular besorgen und ausfüllen?
Nein
Mensch hat geschrieben: ↑18. Mär 2025, 13:59
Oder brauche ich dazu eine Schuldnerberatung?
Ja
Re: Keine Postadresse ein Problem? Boot?
Verfasst: 18. Mär 2025, 14:58
von Mensch
Nur der Hinweis weder die Diakonie, noch die Caritas, noch der soziale Träger für Menschen mit Behinderungen, noch die Leute von der städtischen Wohnungslosenberatung, noch die Bahnhofsmission wollten für mich Post annehmen. Ich habe es sogar beim Amtsgericht selbst versucht.
Ich war da richtig hinterher, weil ich zuerst in der Kälte im Winter ziemlich gefroren habe und ein Deutschlandticket wollte, um mich in den Zügen oder Bussen aufwärmen zu können. Es gibt hier nämlich auch keine Wärmestube. Was am Wochenende oder abends, wenn die Geschäfte zu sind, dann ganz schön hart sein konnte.
Das mit dem Postempfang mag in großen Städten anders sein. Wenn es hunderte oder tausende Wohnungslose gibt, dann wird auch der Bedarf eher gesehen.
Ich ziehe bald um, vielleicht ist die Lage da anders.
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Aber zurück zu den Obliegenheiten:
Ich bin jederzeit per Email erreichbar. Wenn das Amt oder sonst wer etwas von mir will, dann ist das kein Problem. GGfs kann ich auch eine Handynummer anbieten.
Das war bisher noch kein Problem.
Da ich ja kein Erwerbseinkommen habe und auch von der Arbeitspflicht befreit wäre (EU-Rentner), geht es v.a. um Vermögen und das kann der Insolvenzverwalter gerne bei mir auf dem Boot inspizieren oder auf dem Konto einsehen so oft er möchte. Viel Zeit für sowas wird er eh nicht haben.
Ich habe nur ein älteres gebrauchtes Notebook und einen normalen Hausstand mit einpaar alten Büchern, ein bisschen Werkzeug, einpaar Konserven. Auf einem Boot ist der Platz ziemlich begrenzt. Da kann man keine riesigen Sammlungen oder ähnliches pflegen. Einpaar Andenken und das Nötigste und das wars. Ich habe einen alten Fotoapparat und einen E-Book-Reader aber sonst nix, was nicht normaler Hausstand wäre.
Re: Keine Postadresse ein Problem? Boot?
Verfasst: 18. Mär 2025, 15:22
von Mensch
Ich dachte es kommt vielleicht noch ein Kommentar!
Ansosten bedanke ich natürlich herzlich für die Infos!
Schöne Grüße und schönen Feierabend
Martin
Re: Keine Postadresse ein Problem? Boot?
Verfasst: 18. Mär 2025, 17:44
von Graf Wadula
Ich glaube, Sie machen sich hinsichtlich der Obliegenheiten zu viele Gedanken. Sie haben s eigentlich alles richtig erfasst: eine Erwerbsobliegenheit besteht nicht mehr. Ein Vermögen haben Sie realistisch auch nicht. Das Problem ist halt die Meldeadresse. Gibt es denn keine Adresse beim Boot? Oder haben Sie einen Bekannten, der Postempfänger sein könnte (denn Telefon und Mail reichen derzeit nicht aus).