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Zeit vor der Insolvenz

Verfasst: 21. Okt 2024, 17:29
von IHSNU
Hallo zusammen,

ich habe ein paar Fragen, die mich gerade umtreiben, und da es bis zu meinem nächsten Termin bei der Schuldnerberatung noch etwas dauern kann, würde ich diese gerne hier stellen.

Ich bin bei einer kostenlosen Schuldnerberatung, die nun bald die ersten Briefe an die Gläubiger losschickt. Die Privatinsolvenz werde ich dann voraussichtlich ca. Mitte 2025 beantragen können, wie mir gesagt wurde.

Ich besitze keinerlei Vermögen (auch kein Auto) bis auf ein sehr teures Handy, das jetzt ein halbes Jahr alt ist (aktueller Neupreis 1350€, und ja, ich weiß, der Kauf war dumm). Ich gehe stark davon aus, dass mir dieses gepfändet werden würde, das wäre jetzt auch nicht weiter schlimm, ist dann halt so. Jetzt habe ich mir allerdings überlegt, ob ich es nicht einfach verkaufe, wenn man es mir eh wegnehmen würde, und mir schon selbstständig ein günstigeres Modell zulege. Wäre das rechtens? Hinzu kommt, dass ich das Handy im Rahmen einer Mobilfunkvertragsverlängerung erworben habe, wobei es, glaube ich, schon mein Eigentum ist, da ich eine Anzahlung für das Handy geleistet habe, dieses also somit "gekauft" habe, und die monatlichen Raten jetzt einfach nur der Mobilfunkvertrag sind. Und dürfte ich über die Differenz nach dem Ver- und Neukauf, also den "Gewinn", dann frei verfügen oder sollte ich das Geld auf meinem Konto lassen und nicht anrühren, um keine Probleme zu bekommen? Außerdem bin ich mir auch nicht sicher, was noch als "günstig" zu werten ist und somit vor einer Pfändung sicher wäre. Wäre ein neues Handy bis zu 400€ noch in Ordnung? Oder soll ich das alles lieber bleiben lassen und es einfach mit dem aktuellen Handy auf die Pfändung ankommen lassen?

Weiterhin bin ich mir auch unsicher, wie viel Geld ich jetzt bis zur Eröffnung der Insolvenz ausgeben darf. Konto- oder Lohnpfändungen sind aktuell noch keine vorhanden. Ich stelle nun alle Zahlungen ein, sodass ich ab kommenden Monat mein ganzes Gehalt zur Verfügung habe, das ein paar Hundert Euro über dem Pfändungsfreibetrag liegt. Darf ich nun mein komplettes Gehalt verwenden oder würde mir dann Verschwendung vorgeworfen werden, wenn ich mehr als den pfändungsfreien Betrag ausgebe?

Und habt ihr noch ein paar allgemeine Tipps, für was ich mein Geld so alles ausgeben könnte? Sparen darf ich ja leider nicht. Da ich bisher immer versucht habe, alle Raten zu bedienen, hatte ich praktisch nie Geld zur Verfügung, sodass ich ehrlich gesagt jetzt gar keine Ahnung habe, wie "maßvolles" Geldausgeben aussieht. Ich bin letztes Jahr wieder bei meinen Eltern eingezogen und zahle daher auch keine Miete, sodass ich jetzt tatsächlich einen riesen Batzen Geld ausgeben kann (selbst wenn ich nur bis zur pfändungsfreien Grenze gehe), was in meinem ganzen Leben noch nie der Fall war. Es fühlt sich für mich jetzt schon wie Verschwendung an, das alles auszugeben, wenn ich nur daran denke. Ich bräuchte also ein paar Hinweise, was realistische Ausgaben sind.

Danke euch!

Re: Zeit vor der Insolvenz

Verfasst: 21. Okt 2024, 18:30
von Shopgirl
Wir können ja mal eine Umfrage hier starten, wem das Handy verwertet wurde. Ich würde wetten, der Treuhänder hat sich für keins der Geräte groß interessiert.
Zumal du mit einer Sache auch falsch liegst. Mit der Anzahlung kaufst du das Handy nicht und es dürfte einen Eigentumsvorbehalt des Anbieters geben. Also nicht verkaufen, denn das Ding gehört dir noch nicht mal komplett.

Re: Zeit vor der Insolvenz

Verfasst: 21. Okt 2024, 19:43
von Itak65
Hi mein damaliger TH hat sich für Technik überhaupt nicht interessiert, hatte nach wertvollem Schmuck, Immobilien gefragt.
Ital65

Re: Zeit vor der Insolvenz

Verfasst: 21. Okt 2024, 19:58
von IHSNU
Noch als Ergänzung zu der Sache mit dem Handy: Also der Gedanke dahinter war, dass ich einfach jetzt in Ruhe schon auf ein anderes Handy umsteige, wenn es dann nachher eh ausgetauscht werden müsste. Es geht mir also nicht um den Gewinn, den würde ich notfalls einfach auf dem Konto lassen, dann kriegt den halt der IV nach Eröffnung der PI. Außerdem möchte ich das Verfahren nicht unnötig in die Länge ziehen und wenn es was zu pfänden gibt, wird es ja bestimmt länger dauern. Ich will so schnell wie möglich Geld ansparen können, da ich nach der PI ein Studium aufnehmen möchte, um langfristig finanziell besser gestellt zu sein. Und da werde ich Gespartes sicher gut gebrauchen können, weil ich nicht mehr Vollzeit arbeiten könnte, wenn das Studium nicht ewig dauern soll (am liebsten würde ich ja schon während der PI mit dem Studium beginnen, aber das geht wegen der Erwerbsobliegenheit ja leider nicht). Und neue Schulden aufnehmen will ich auf gar keinen Fall, selbst wenn davon auszugehen ist, dass ich sie mit dem Gehalt nach dem Studium problemlos abbezahlen könnte. Es kann ja immer was dazwischen kommen und dann steckt man bloß wieder in der Misere.

Re: Zeit vor der Insolvenz

Verfasst: 21. Okt 2024, 21:25
von mischa1981
Ähm... nein? Das Gerät gehört dir natürlich nicht. Wie Shopgirl schreibt, hast du lediglich eine Anzahlung geleistet, also einen kleinen Teil. Deine monatlichen Gebühren, sagen wir beispielsweise 50 Euro im Monat, setzen sich dabei aus Teilen des Mobilfunks der SIM Karte sowie der Abzahlung des Geräts zusammen. Ergo gehört dieses Gerät niemandem außer deinem Anbieter. Wenn man nun ganz kleinlich sein will kaufst du dir monatlich das Nutzungsrecht ein.
Verkauf das Ding bloß nicht, falls du die Raten einmal nicht mehr zahlen kannst, warum auch immer, wird dein Anbieter das Gerät bald wieder zurückhaben wollen und ich glaube kaum, dass du der erste wärst, der das versucht. Ob damit nun Vertragsbruch einhergeht, keine Ahnung, aber was du vorhast geht in gar keinem Fall.

Re: Zeit vor der Insolvenz

Verfasst: 21. Okt 2024, 21:40
von IHSNU
Ok, dann werde ich das Handy nicht verkaufen und hoffe einfach mal, dass der IV nicht nach dem Handy fragen wird und das Verfahren schnell läuft. Danke für die Antworten!

Hätte vielleicht noch jemand eine Antwort auf meine zweite Frage bzgl. was ich von meinem Gehalt monatlich ausgeben darf?

Re: Zeit vor der Insolvenz

Verfasst: 22. Okt 2024, 02:16
von Shopgirl
Du darfst auch mehr als das Nicht-Pfändbare ausgeben. Und wofür du das Geld ausgeben sollst? Na ja, wir wissen ja nicht, was du so brauchst ;)
Vielleicht kannst du einfach deinen Eltern irgendwas Gutes tun, wenn du aktuell im Hotel Mama wohnst.

Re: Zeit vor der Insolvenz

Verfasst: 22. Okt 2024, 06:19
von imker
IHSNU hat geschrieben: 21. Okt 2024, 17:29 Hallo zusammen,

ich habe ein paar Fragen, die mich gerade umtreiben, und da es bis zu meinem nächsten Termin bei der Schuldnerberatung noch etwas dauern kann, würde ich diese gerne hier stellen.

Ich bin bei einer kostenlosen Schuldnerberatung, die nun bald die ersten Briefe an die Gläubiger losschickt. Die Privatinsolvenz werde ich dann voraussichtlich ca. Mitte 2025 beantragen können, wie mir gesagt wurde.

....
Danke euch!
in neun Monaten ...


Um welche Anzahl von Gläubigern geht es bei Dir?
Welches Amtsgericht ist zuständig??

Re: Zeit vor der Insolvenz

Verfasst: 22. Okt 2024, 12:56
von IHSNU
Ich war auch etwas überrascht, dass es noch so lange dauern soll, aber mir wurde es so erklärt, dass die Schuldnerberatung nun erst einmal alle Gläubiger anschreiben muss, damit diese ihr die exakte Forderungssumme nennen. Ich glaube zwar, alle Forderungssummen bis auf eine exakt zu kennen, aber diese Vorgehensweise ist wohl Vorschrift. Und danach kommt noch mal der pflichtmäßige außergerichtliche Einigungsversuch und diese ganze Korrespondenz kann sich halt immer Wochen hinziehen, bis die Gläubiger alle antworten. Zudem geht über Weihnachten und die Jahreswende schon mal gar nichts.

Außerdem könnte es auch sein, dass meine Schuldnerberatung etwas überlastet ist, auf den ersten Beratungstermin habe ich knapp ein halbes Jahr warten müssen. Das ist jetzt aber nur meine Vermutung.

Ich bin bei knapp unter 20 Gläubigern und das Amtsgericht möchte ich lieber nicht nennen, um möglichst anonym zu bleiben. Es handelt sich aber um eine Kleinstadt.

Re: Zeit vor der Insolvenz

Verfasst: 22. Okt 2024, 13:18
von IHSNU
Ich mache mir auch etwas Sorgen, dass die Gläubiger Vollstreckungsmaßnahmen einleiten werden, wenn es noch so lange dauert, aber das lässt sich dann wohl leider nicht vermeiden. Bei mir gibt es ja eh nichts zu holen, aber meine Mutter, die gesundheitlich sowieso schon nicht in der allerbesten Verfassung ist, würde das extrem stressen, wenn sich bei uns daheim ein Gerichtsvollzieher ankündigen sollte. Aus diesem Grund habe ich tatsächlich auch lange gezögert, eine Privatinsolvenz in Betracht zu ziehen, habe dann aber letzlich eingesehen, dass es für mich keinen anderen Ausweg gibt.

Was sind diesbezüglich so die Erfahrungen? Reagieren die Gläubiger generell schnell mit einer Zwangsvollstreckung? Zudem sie dann ja auch schon ahnen können, dass eine Privatinsolvenz bevorsteht, wenn eine Schuldnerberatung sie nach der Forderungssumme fragt.

Meine Gläubiger sind hauptsächlich Banken (KFW Studienkredit und diverse Kreditkarten).