GmbH-Insolvenz und private Regelinsolvenz
Verfasst: 19. Okt 2025, 12:17
Hallo liebes Forum,
seit letzter Woche lese ich hier im Forum mit, konnte schon zahlreiche Informationen zusammentragen.
Ich habe jedoch das Gefühl je mehr ich lese, desto größer wird die Angst. Gefühlt drehe ich bald durch.
Kurz zu meiner Geschichte:
Mein Mann und ich sind Sommer 2021 mit einem Online Business gestartet. Anfang 2022 verlor ich meinen Job und erhielt eine großzügige Abfindung. Wir setzen dann alles auf eine Karte und kauften zwei Marken auf, um unser Geschäft schnell wachsen zu lassen. Wir gründeten dann eine GbR. Es war schon 2022 sehr schwierig für das Unterfangen einen Kredit zu bekommen, aber es funktionierte dann über einen kfw-Gründerkredit. 2022 und 2023 vergingen dann und wir kauften weitere Marken und Produkte auf, weil wir uns entsprechende Umsätze und Gewinne erhofften. Oktober 2023 habe ich dann wieder eine Vollzeitstelle angenommen, weil es unmöglich war aus dem Business den Lebensunterhalt zu bestreiten. Mein Mann war die gesamte Zeit in einem festen Anstellungsverhältnis. Ich erhielt auch den Gründerzuschuss inklusive Verlängerung bis Sommer 2023. Anfang 2024 nahmen wir dann noch mal mehrere Kredite privat auf und steckten das Geld ins Business. Mittlerweile wollten wir damit gar keine großen Sprünge mehr machen, sondern der Anspruch war, dass einfach alles bezahlt ist. Vielleicht mal ein Pizza auf Firmenkosten bestellen. Der Traum von Selbstständigkeit war da schon ausgeträumt. 2023 haben wir dann die bis dahin bestehende GbR in eine GmbH umgewandelt mit der Hoffnung, dass wir uns so vor Haftungen schützen können und bessere Chancen auf Firmenfinanzierungen hatten. Durch das private Geld lief 2024 das Geschäft relativ harmlos. Die Umsätze gingen zurück, aber irgendwie hatten wir noch alles im Griff. Jetzt im Jahr 2025 wurde es zusehends schwerer. Diese Umwandlung in GmbH bereitet zunehmend Schwierigkeiten, weil der Steuerberater keine Ust-ID beantragt hatte und wir weiter unter der GbR tätig waren. Die Verbindlichkeiten liefen, es musste Geld reinkommen. Wir konnten nicht aufhören mit verkaufen…
Den kfw-Kredit konnten wir immer aus dem Geschäft bedienen. Wir haben aber auch privates Geld dieses Jahr dort reingesteckt.
Die Kredite, die wir auch privat aufgenommen haben, haben wir privat bedient.
Nun ist aber absehbar, dass wir Ende des Monats die ersten Dinge nicht mehr bezahlen können. Für die GmbH muss also Insolvenz angemeldet werden.
Da wir für die Verbindlichkeiten privat haften, schließt die private Insolvenz direkt an. Wir können diese Verbindlichkeiten ebenfalls nicht mehr bedienen.
Bisher gibt es bei keinem Kreditgeber einen Zahlungsverzug.
Ich habe am Dienstag einen Termin bei einem Anwalt, der auch schon selbst als Insolvenzverwalter bestellt wurde.
Das erste telefonische Gespräch war angenehm und aufschlussreich.
Ich soll eine Liste mit den Gläubigern vorbereiten. Diese ist schon fertig
Es gibt keine Verbindlichkeiten gegenüber öffentlichen Stellen. Es gibt keine Mitarbeiter, keine Maschinen, keine Autos. Nur ein Leasing-Kfz und noch Ware im Wert von etwa 30-40 T€.
Die Schulden belaufen sich auf etwa 700k.
Wir haben eine finanzierte Immobilie mit eingetragener Grundschuld. Die Immobilie ist aber auch überschuldet und es besteht ein lebenslanges Wohnrecht für einen Familienangehörigen.
1. Frage: mein Mann ist Prokurist bei der GmbH und ich Geschäftsführerin. Hier ist dann eine Regelinsolvenz durchzuführen und keine Verbraucherinsolvenz richtig?
2. Frage: Was sind jetzt meine to-dos? Ein neues Konto eröffnen und als p-Konto einrichten?
3. Frage: es wird erst das Insolvenzverfahren eröffnet und erst wenn das beendet ist, beginnt die Wohlverhaltensphase. In der Zwischenzeit wird dann alles der Insolvenzmasse zugeführt - oder? Ich stelle dann alle Zahlungen ein, bezahle nur Strom, Wasser etc. Und den Rest nicht mehr? Wenn ich dann einen Überschuss auf meinem Konto, sammelt der Insolvenzverwalter diesen ein und führt ihn der Masse zu oder? Macht es dann jetzt Sinn z. B. die knapp 10 Jahre alte Waschmaschine zu ersetzen, also von diesem Überschuss dann sowas zu kaufen? Oder Überschuss abheben und zuhause verwahren?
4. Frage: wie lange dauert der Zeitraum zwischen Eröffnung insolvenzverfahren und Ende des Verfahrens? Es ist bei mir nichts zu holen. Wir sind verheiratet, 2 Kinder. Keine Besitztümer, keine Kfz, keine Aktien, keine Uhren oder irgendwas. Es gab auch keine Entnahmen aus der Firma, Schenkungen an Angehörige oder sonstige Vermögensverschiebungen. Wir haben alles immer in die Firma gesteckt und versucht alles so lange wie möglich am Laufen zu halten.
5. Frage: ist dann nach Stellung des Insolvenzantrages noch eine lohnpfändung durch Gläubiger möglich?
6. Frage: ist es möglich in der Immobilie zu bleiben, wenn wir alles weiterzahlen? Ein Verkauf erscheint aus meiner Sicht aufgrund der Überschuldung und des Wohnrechts unwirtschaftlich.
7. Frage: es gibt noch einen Bauspar-Vertrag mit rund 30k. Da sind aber auch staatliche Förderungen drauf gelaufen, so dass er theoretisch nur für Immobilien verwendet werden kann, um zu wahren, dass das Guthaben nicht schädlich verwendet wird und somit die Förderungen wieder zurückzuzahlen sind.
Ich fühle mich derzeit total fürchterlich und will das dieser Albtraum einfach nur endet. Lieber vorgestern als morgen. Ich habe keine Lust, dass mich eine Bank anruft oder schreibt und mich da erklären muss. Ich habe auch solche Angst, dass das mit der Insolvenz nicht klappt, weil uns das verwehrt wird. Mir ist schon bewusst, dass ich da echt richtig Mist gebaut habe und dass das nun auch dazu gehört und im Vergleich zu den Gläubigern, die da Geld verlieren, auch nur ein kleines Übel ist.
Trotzdem dreht sich mir permanent der Magen um und ich könnte durchdrehen.
Ich hoffe, dass ihr mit eurer Erfahrung und Wissen mir hier weiterhelfen könnt.
Vielen Dank und viele Grüße
Marika
seit letzter Woche lese ich hier im Forum mit, konnte schon zahlreiche Informationen zusammentragen.
Ich habe jedoch das Gefühl je mehr ich lese, desto größer wird die Angst. Gefühlt drehe ich bald durch.
Kurz zu meiner Geschichte:
Mein Mann und ich sind Sommer 2021 mit einem Online Business gestartet. Anfang 2022 verlor ich meinen Job und erhielt eine großzügige Abfindung. Wir setzen dann alles auf eine Karte und kauften zwei Marken auf, um unser Geschäft schnell wachsen zu lassen. Wir gründeten dann eine GbR. Es war schon 2022 sehr schwierig für das Unterfangen einen Kredit zu bekommen, aber es funktionierte dann über einen kfw-Gründerkredit. 2022 und 2023 vergingen dann und wir kauften weitere Marken und Produkte auf, weil wir uns entsprechende Umsätze und Gewinne erhofften. Oktober 2023 habe ich dann wieder eine Vollzeitstelle angenommen, weil es unmöglich war aus dem Business den Lebensunterhalt zu bestreiten. Mein Mann war die gesamte Zeit in einem festen Anstellungsverhältnis. Ich erhielt auch den Gründerzuschuss inklusive Verlängerung bis Sommer 2023. Anfang 2024 nahmen wir dann noch mal mehrere Kredite privat auf und steckten das Geld ins Business. Mittlerweile wollten wir damit gar keine großen Sprünge mehr machen, sondern der Anspruch war, dass einfach alles bezahlt ist. Vielleicht mal ein Pizza auf Firmenkosten bestellen. Der Traum von Selbstständigkeit war da schon ausgeträumt. 2023 haben wir dann die bis dahin bestehende GbR in eine GmbH umgewandelt mit der Hoffnung, dass wir uns so vor Haftungen schützen können und bessere Chancen auf Firmenfinanzierungen hatten. Durch das private Geld lief 2024 das Geschäft relativ harmlos. Die Umsätze gingen zurück, aber irgendwie hatten wir noch alles im Griff. Jetzt im Jahr 2025 wurde es zusehends schwerer. Diese Umwandlung in GmbH bereitet zunehmend Schwierigkeiten, weil der Steuerberater keine Ust-ID beantragt hatte und wir weiter unter der GbR tätig waren. Die Verbindlichkeiten liefen, es musste Geld reinkommen. Wir konnten nicht aufhören mit verkaufen…
Den kfw-Kredit konnten wir immer aus dem Geschäft bedienen. Wir haben aber auch privates Geld dieses Jahr dort reingesteckt.
Die Kredite, die wir auch privat aufgenommen haben, haben wir privat bedient.
Nun ist aber absehbar, dass wir Ende des Monats die ersten Dinge nicht mehr bezahlen können. Für die GmbH muss also Insolvenz angemeldet werden.
Da wir für die Verbindlichkeiten privat haften, schließt die private Insolvenz direkt an. Wir können diese Verbindlichkeiten ebenfalls nicht mehr bedienen.
Bisher gibt es bei keinem Kreditgeber einen Zahlungsverzug.
Ich habe am Dienstag einen Termin bei einem Anwalt, der auch schon selbst als Insolvenzverwalter bestellt wurde.
Das erste telefonische Gespräch war angenehm und aufschlussreich.
Ich soll eine Liste mit den Gläubigern vorbereiten. Diese ist schon fertig
Es gibt keine Verbindlichkeiten gegenüber öffentlichen Stellen. Es gibt keine Mitarbeiter, keine Maschinen, keine Autos. Nur ein Leasing-Kfz und noch Ware im Wert von etwa 30-40 T€.
Die Schulden belaufen sich auf etwa 700k.
Wir haben eine finanzierte Immobilie mit eingetragener Grundschuld. Die Immobilie ist aber auch überschuldet und es besteht ein lebenslanges Wohnrecht für einen Familienangehörigen.
1. Frage: mein Mann ist Prokurist bei der GmbH und ich Geschäftsführerin. Hier ist dann eine Regelinsolvenz durchzuführen und keine Verbraucherinsolvenz richtig?
2. Frage: Was sind jetzt meine to-dos? Ein neues Konto eröffnen und als p-Konto einrichten?
3. Frage: es wird erst das Insolvenzverfahren eröffnet und erst wenn das beendet ist, beginnt die Wohlverhaltensphase. In der Zwischenzeit wird dann alles der Insolvenzmasse zugeführt - oder? Ich stelle dann alle Zahlungen ein, bezahle nur Strom, Wasser etc. Und den Rest nicht mehr? Wenn ich dann einen Überschuss auf meinem Konto, sammelt der Insolvenzverwalter diesen ein und führt ihn der Masse zu oder? Macht es dann jetzt Sinn z. B. die knapp 10 Jahre alte Waschmaschine zu ersetzen, also von diesem Überschuss dann sowas zu kaufen? Oder Überschuss abheben und zuhause verwahren?
4. Frage: wie lange dauert der Zeitraum zwischen Eröffnung insolvenzverfahren und Ende des Verfahrens? Es ist bei mir nichts zu holen. Wir sind verheiratet, 2 Kinder. Keine Besitztümer, keine Kfz, keine Aktien, keine Uhren oder irgendwas. Es gab auch keine Entnahmen aus der Firma, Schenkungen an Angehörige oder sonstige Vermögensverschiebungen. Wir haben alles immer in die Firma gesteckt und versucht alles so lange wie möglich am Laufen zu halten.
5. Frage: ist dann nach Stellung des Insolvenzantrages noch eine lohnpfändung durch Gläubiger möglich?
6. Frage: ist es möglich in der Immobilie zu bleiben, wenn wir alles weiterzahlen? Ein Verkauf erscheint aus meiner Sicht aufgrund der Überschuldung und des Wohnrechts unwirtschaftlich.
7. Frage: es gibt noch einen Bauspar-Vertrag mit rund 30k. Da sind aber auch staatliche Förderungen drauf gelaufen, so dass er theoretisch nur für Immobilien verwendet werden kann, um zu wahren, dass das Guthaben nicht schädlich verwendet wird und somit die Förderungen wieder zurückzuzahlen sind.
Ich fühle mich derzeit total fürchterlich und will das dieser Albtraum einfach nur endet. Lieber vorgestern als morgen. Ich habe keine Lust, dass mich eine Bank anruft oder schreibt und mich da erklären muss. Ich habe auch solche Angst, dass das mit der Insolvenz nicht klappt, weil uns das verwehrt wird. Mir ist schon bewusst, dass ich da echt richtig Mist gebaut habe und dass das nun auch dazu gehört und im Vergleich zu den Gläubigern, die da Geld verlieren, auch nur ein kleines Übel ist.
Trotzdem dreht sich mir permanent der Magen um und ich könnte durchdrehen.
Ich hoffe, dass ihr mit eurer Erfahrung und Wissen mir hier weiterhelfen könnt.
Vielen Dank und viele Grüße
Marika