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Endlich aufgewacht - außergerichtliche Schuldenbereinigung

Verfasst: 1. Okt 2020, 14:58
von Butterblume
Moin.
Nach einem schweren Schicksalsschlag habe ich mich finanziell total übernommen und versuche jetzt mit einem Schuldenberater die Kohlen aus dem Feuer zu holen und strebe einen außergerichtlichen Vergleich an.
Die Schuldensumme beträgt insgesamt 85000€ und ich frage mich warum ich so dämlich war diese Summe aufzunehmen.
Da ich als Beamtin über ein sehr gutes Einkommen verfüge und eine PI ab heute nach 3 Jahren wohl abgeschlossen sein soll, ist mein Schuldenberater guter Dinge, weil wir eine Hohe Quote anbieten könnten.
Pfändbar wäre bei mir ein Betrag von 878€. Mein Schuldenberater bietet jetzt erstmal monatlich 900€ bei einer Laufzeit von 4 Jahren und einer Quote von 50%. Da werden sich meine Gläubiger wohl eher drüber kaputt lachen. Danach soll die Laufzeit länger gestreckt werden, so daß nach 6 Jahren eine Quote von 75% erreicht wird. Ich bin natürlich Bereit mehr zu bezahlen, weil ich aufgrund meines Beamtenstatus bei einer PI erhebliche Schwierigkeiten bekomme. Dies könnten disziplinarrechtliche Maßnahmen und eine Zwangsversetzung zur Folge haben. Die Zwangsversetzung würde auf jeden Fall kommen. Zusätzlich käme dann noch der Verlust unseres Zuhause in Betracht. Das Haus ist finanziert und es wurde noch nicht soviel getilgt. Die Raten bezahlt zur Zeit mein Mann und mein Schuldenberater meint da wäre in der Insolvenz nicht so viel zu holen und der Insolvenzverwalter macht sich nicht die Mühe.
Ich habe jetzt schon so viele Geschichten gelesen und Angst das ich eine Gehaltspfändung bekomme, selbst damit ist mein Job erstmal futsch. Das Warten und die Ungewissheit macht mich wahnsinnig.
Insgesamt könnte den Gläubigern eine Quote von 80% angeboten werden und ich hoffe das sich da keiner der Gläubiger queer stellt.
Danke fürs lesen, LG Butterblume

Re: Endlich aufgewacht - außergerichtliche Schuldenbereinigung

Verfasst: 1. Okt 2020, 15:08
von caffery
Hi!
Butterblume hat geschrieben: 1. Okt 2020, 14:58 Danke fürs lesen
Bitte!

Wenn ich da auch meine Meinung zu abworten soll, sag Bescheid;) Dafür bräuchte ich aber an dem ein oder anderen Punkt genauere Informationen.

Eine Frage muss ich aber direkt stellen, weil sie so wunderbar offensichtlich ist: Versuche uns doch bitte mal möglichst genau zu erklären warum du ganz konkret Angst hast, dass ein Insolvenzverfahren oder eine Pfändung deinen Arbeitsplatz gefährden würde. Möglichst auch bitte dahingehend aufklärend, was der Beamtenstatus damit zu tun haben soll. Bitte ganz konkret... ohne die "gefühlte" Angst oder "hörensagen" Horrorgeschichten.

Ums mal vorweg zu nehmen: Die alte Horrorgeschichte, dass Beamte wegen ihres Diensteides mit diesem "geordnete Verhältnisse" Passus rausfliegen wenn sie Schulden haben ist aus meiner Sicht ein Thema aus Grimms Märchenwald. Lass dich dadurch bloß nicht so ängstlich werden, dass du bereit bist Umsummen anzubieten nur um eine Pfändung oder ein Insolvenzverfahren zu verhindern.

Es ist sogar das Gegenteil der Fall: Wenn du dich nicht um deine Entschuldung kümmerst, sondern entweder dauerhaft wie die sprichwörtliche Axt im Walde lebst oder aber deine Überschuldung so verschleppst, dass du nicht mehr für existentielle Belange sorgen kannst - dann wäre das viel eher eine Vergehen im Sinne dieser staubigen "Dienstverpflichtung".

Ich habe im Laufe der Jahre schon zig Beamten bei mir gehabt - nicht einer hat dienstliche Probleme bekommen weil er seine wirtschaftliche Situation bereinigen wollte.

Re: Endlich aufgewacht - außergerichtliche Schuldenbereinigung

Verfasst: 1. Okt 2020, 15:20
von tidus82
Dienstrechtliche Konsequenzen musst du echt nicht befürchten - im Gegenteil. Es wird zwar verlangt, dass Beamte sog. "geordnete finanzielle Verhältnisse" haben sollen. Aber genau das machst du doch mit dem Schuldnerberater - deine finanziellen Verhältnisse ordnen.
Das wäre auch in einem Insolvenzverfahren so.

Re: Endlich aufgewacht - außergerichtliche Schuldenbereinigung

Verfasst: 1. Okt 2020, 15:24
von Butterblume
Ganz konkrete Gründe darf ich natürlich nicht erörtern. Es gibt Bereiche in denen die finanziellen Verhältnisse geregelt sein müssen und das man seine Schulden ordnungsgemäß abbezahlt. Dies wäre in meinem Fall bei einer Gehaltspfändung bzw PI nicht mehr der Fall und ich würde in einen Bereich versetzt werden, wo darauf eben nicht soviel Wert gelegt wird.

Re: Endlich aufgewacht - außergerichtliche Schuldenbereinigung

Verfasst: 1. Okt 2020, 15:40
von caffery
Tjo, wenn dem so ist...

Ich sehe da also zwei Probleme.

Erstens die Immobilie. Gläubiger werden feuchte Augen kriegen wenn sie davon erfahren.

Zweitens die Taktik: Meine Erfahrung ist, dass besonders bei Multigläubigerüberschuldungen alles andere als "take it or leave it" fast nie zu etwas führt. Entweder der Gläubiger findet ein Angebot interessant weil es besser ist als in einem Insolvenzverfahren zu erwaten ist oder es interessiert ihn nicht. Wenn der Gläubiger zur zweiten Gruppe gehört, werden ihn ständig steigende Angebote mit hoher Wahrscheinlichkeit nur in seiner standhaften Abwehrhaltung zementieren da er (zutreffender Weise) annimmt, dass ohnehin kein Insolvenzverfahren gewollt wird.

Ein Gläubiger der zur ersten Gruppe gehört, dem aber das Angebot zu gering ist, wird von sich aus ein Gegenangebot machen.

Re: Endlich aufgewacht - außergerichtliche Schuldenbereinigung

Verfasst: 1. Okt 2020, 15:56
von Butterblume
caffery hat geschrieben: 1. Okt 2020, 15:40 Tjo, wenn dem so ist...

Ich sehe da also zwei Probleme.

Erstens die Immobilie. Gläubiger werden feuchte Augen kriegen wenn sie davon erfahren.

Zweitens die Taktik: Meine Erfahrung ist, dass besonders bei Multigläubigerüberschuldungen alles andere als "take it or leave it" fast nie zu etwas führt. Entweder der Gläubiger findet ein Angebot interessant weil es besser ist als in einem Insolvenzverfahren zu erwaten ist oder es interessiert ihn nicht. Wenn der Gläubiger zur zweiten Gruppe gehört, werden ihn ständig steigende Angebote mit hoher Wahrscheinlichkeit nur in seiner standhaften Abwehrhaltung zementieren da er (zutreffender Weise) annimmt, dass ohnehin kein Insolvenzverfahren gewollt wird.

Ein Gläubiger der zur ersten Gruppe gehört, dem aber das Angebot zu gering ist, wird von sich aus ein Gegenangebot machen.
Von der Immobilie dürften meine Gläubiger gar nichts bekommen, weil da grundrechtliche Belastungen drauf sind und die Bank im ersten Rang die Hand aufhält. Die Immobilie gehört mir ja auch nur zur Hälfte.

Mein Schuldenberater führt meinen Gläubigern schon vor Augen das diese Bereinigung der letzte Ausweg ist und was sie im Rahmen einer PI bekommen würden. Ich möchte aus den bereits von mir genannten Gründen die PI vermeiden. Wenn ich in die PI muss, dann muss ich mit den Konsequenzen leben. Besser wird es ja nicht.

Re: Endlich aufgewacht - außergerichtliche Schuldenbereinigung

Verfasst: 1. Okt 2020, 15:58
von Butterblume
tidus82 hat geschrieben: 1. Okt 2020, 15:20 Dienstrechtliche Konsequenzen musst du echt nicht befürchten - im Gegenteil. Es wird zwar verlangt, dass Beamte sog. "geordnete finanzielle Verhältnisse" haben sollen. Aber genau das machst du doch mit dem Schuldnerberater - deine finanziellen Verhältnisse ordnen.
Das wäre auch in einem Insolvenzverfahren so.
Dann bliebe mir das Disziplinarverfahren erspart, aber zwangsversetzt werde ich dann trotzdem.

Re: Endlich aufgewacht - außergerichtliche Schuldenbereinigung

Verfasst: 1. Okt 2020, 16:08
von caffery
Butterblume hat geschrieben: 1. Okt 2020, 15:56 Von der Immobilie dürften meine Gläubiger gar nichts bekommen, weil da grundrechtliche Belastungen drauf sind und die Bank im ersten Rang die Hand aufhält. Die Immobilie gehört mir ja auch nur zur Hälfte.

Mein Schuldenberater führt meinen Gläubigern schon vor Augen das diese Bereinigung der letzte Ausweg ist und was sie im Rahmen einer PI bekommen würden. Ich möchte aus den bereits von mir genannten Gründen die PI vermeiden. Wenn ich in die PI muss, dann muss ich mit den Konsequenzen leben. Besser wird es ja nicht.
Die Immobilie gehört aber normalerweise zu den "vollständigen und richtigen Angaben über deine wirtschaftlichen Verhältnisse". Gläubiger die sich mit einem außergerichtlichen Einigungsversuch im Rahmen der Insolvenzordnung beschäftigen erwarten in aller Regel die verbindliche Erklärung, dass die im Plan gemachten Angaben im vorgenannten Sinne richtig und vollständig sind.

Von daher halte ich es für schwierig, die Information darüber in einem solchen Angebot einfach so auszulassen.
Wenn man sie erwähnt (was man aus meiner Sicht sollte), dann ist es natürlich nicht leicht den Gläubigern zu erklären, dass sie damit nichts anfangen können. Denn eins ist eine Immobilie für einen Profigläubiger eigentlich immer: Ein wunderbarer Aufhänger um Druck aufzubauen.

Die ganze Geschichte erfordert erhebliches Fingerspitzengefühl und einen Verhandlungsführer mit großem Erfahrungsschatz. "Mein" Vorgehen würde ganz stark von den konkreten Gläubigern abhängen und mit meinen Erfahrungswerten die ich mit diesen in Bezug auf Verhandlungen und den Umgang mit Eigentum gemacht habe.
Ich hoffe also ganz stark für dich, dass der Kollege weiß was er tut:) Aber selbst wenn du den besten Verhandler des Landes an deiner Seite hast musst du dir darüber im Klaren sein, dass die Nummer auch nicht so enden kann wie du es dir wünscht.

Ich wünsche dir aber ganz fest, dass es so kommt wie du es dir wünschst:)

Re: Endlich aufgewacht - außergerichtliche Schuldenbereinigung

Verfasst: 1. Okt 2020, 19:03
von Butterblume
Danke für deine Wünsche.

Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, ist mein Problem größer als ich bisher dachte.
Dein Kollege sagte mir schon das er das Haus mit in die Aufstellung reinnehmen müsste. Jetzt Schiebe ich natürlich Panik, weil ich ja davon ausgehen kann, dass meine Gläubiger die Dollarzeichen in den Augen haben und es auf eine PI ankommen lassen. Wenn die Bank über die mein Mann und ich das Haus finanziert haben von meiner Situation Wind bekommen, dann kündigen die uns doch sofort das Darlehen. Soviel Geld haben mein Mann und ich da rein gesteckt und es war alles für die Tonne.
Wenn ich jetzt keine Raten mehr bediene kommen ja die Pfändungen und dann gibt es kein Zurück mehr.
Ich glaube ich Blase das ganze ab.

Re: Endlich aufgewacht - außergerichtliche Schuldenbereinigung

Verfasst: 1. Okt 2020, 20:06
von caffery
Butterblume hat geschrieben: 1. Okt 2020, 19:03 Wenn die Bank über die mein Mann und ich das Haus finanziert haben von meiner Situation Wind bekommen, dann kündigen die uns doch sofort das Darlehen.
Nana - das halte ich für sehr sehr unwahrscheinlich. So lange die Raten bedient werden haben die da keinen Grund zu.
Butterblume hat geschrieben: 1. Okt 2020, 19:03 Wenn ich jetzt keine Raten mehr bediene kommen ja die Pfändungen und dann gibt es kein Zurück mehr.
Ich glaube ich Blase das ganze ab.
*öhm*
Ich wollte dich nicht verunsichern. Das Ganze "abzublasen" ist doch keine Lösung. Du scheinst doch in ganz guten Händen zu sein.