Viele komplizierte Fragen

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latte900
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Re: Viele komplizierte Fragen

Beitrag von latte900 »

Verbitterung nicht, eher Wut über mich selbst. Weil es war tatsächlich eine Suchterkrankung da, welche seit 1,5 Jahren glücklicherweise nicht mehr besteht.

Nur finde ich es dennoch komisch, wenn man meinen Fall als "gescheitert" ansieht. Ich kenne Selbständige die schuldenfrei ein Unternehmen gegründet haben und zwei Jahre lang erst einmal Verluste geschrieben haben.

Ich habe im ersten Jahr als 23 Jähriger-ahnungsloser-Bubi einen Gewinn von 49K gemacht.

Wenn ich hier dann lese, "gescheitert" oder wenn mir jemand einreden möchte, ich wäre für eine Selbstständigkeit nicht geeignet, dann kränkt mich das in der Tat.

ABer nun gut, ERFOLG mag jeder anders definieren. Ich weiß dass es laufen wird, ohne die Altlasten und den psychischen Druck. Definitiv!

DAnke für eure Antworten!
caffery
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Re: Viele komplizierte Fragen

Beitrag von caffery »

latte900 hat geschrieben: 26. Jan 2020, 12:40 Wenn ich hier dann lese, "gescheitert" oder wenn mir jemand einreden möchte, ich wäre für eine Selbstständigkeit nicht geeignet, dann kränkt mich das in der Tat.
Ja aber - es wurde doch nun vermehrt erwähnt, dass es sich hier um eine (für den Leser zunächst mal naheliegende) Interpretation Deiner ersten Darstellung handelte.
Diese hast Du nun als Fehlinterpretation beschrieben. Damit ist das Thema doch durch und Du könntest Deinen Ärger entsprechend an dieser Stelle abschließen.
Niemand will Dir hier was...
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latte900
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Re: Viele komplizierte Fragen

Beitrag von latte900 »

caffery hat geschrieben: 26. Jan 2020, 12:53
latte900 hat geschrieben: 26. Jan 2020, 12:40 Wenn ich hier dann lese, "gescheitert" oder wenn mir jemand einreden möchte, ich wäre für eine Selbstständigkeit nicht geeignet, dann kränkt mich das in der Tat.
Ja aber - es wurde doch nun vermehrt erwähnt, dass es sich hier um eine (für den Leser zunächst mal naheliegende) Interpretation Deiner ersten Darstellung handelte.
Diese hast Du nun als Fehlinterpretation beschrieben. Damit ist das Thema doch durch und Du könntest Deinen Ärger entsprechend an dieser Stelle abschließen.
Niemand will Dir hier was...
Ja, ich wollte eben meine Suchterkrankung (pathologisches SPielen, seit ich 21 bin bis 27,5) nicht erwähnen. Ich habe mich eher ein wenig darüber geärgert, was hier manche unter "Erfolg" verstehen.

Für mich ist jemand schon erfolgreich, wenn er überhaupt Gewinn im ersten Geschäftsjahr macht. Weil sofort im ersten Jahr Gewinn zu erwirtschaften und überhaupt Aufträge zu bekommen bzw. Kontakte zu knüpfen, ist schon eine Meisterleistung.
caffery
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Re: Viele komplizierte Fragen

Beitrag von caffery »

latte900 hat geschrieben: 26. Jan 2020, 13:02 Ja, ich wollte eben meine Suchterkrankung (pathologisches SPielen, seit ich 21 bin bis 27,5) nicht erwähnen. Ich habe mich eher ein wenig darüber geärgert, was hier manche unter "Erfolg" verstehen.

Für mich ist jemand schon erfolgreich, wenn er überhaupt Gewinn im ersten Geschäftsjahr macht. Weil sofort im ersten Jahr Gewinn zu erwirtschaften und überhaupt Aufträge zu bekommen bzw. Kontakte zu knüpfen, ist schon eine Meisterleistung.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten Erfolg zu definieren. Man kann ihn auf bestimmte Teilbereiche eingrenzen, oder universeller betrachten. Man könnte also bezogen auf Deinen wirtschaftlichen Erfolg zusammenfassen, dass Du als Selbstständiger erfolgreich bist, dies aber das Ganze betrachtend allenfalls ein Pyrrhussieg ist.

Wenn man es so betrachtet sind die Einwände die Dich so ärgern also dennoch nicht völlig unberechtigt. Du wärst nach dieser Definition nicht erfolgreich genug als Selbstständiger in Anbetracht pathologischer Spielsucht (was ich mir auch ziemlich unmöglich vorstelle). Das hängt aber nunmal untrennbar zusammen.

Da wären wir also beim Thema Prioritäten. Wenn Spielsucht vorliegt bzw. wiederkommt ist/war eine Schuldensanierung für den knallroten Sack. Auch ist es unmöglich gegen eine Spielsucht anzuverdienen. Von daher ist nach meiner Definition von wirtschaftlichem Erfolg dieser in Anbetracht einer Spielsucht unmöglich. Die Spielsucht ist also die einzig wahre Priorität in der Gleichung - nicht Deine Selbstständigkeit und auch nicht eine Schuldensanierung durch Insolvenzantrag.
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Witwe Bolte
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Re: Viele komplizierte Fragen

Beitrag von Witwe Bolte »

Hallo latte900,
Dein erstes Posting hatte ich so verstanden, als ob die Schulden aus Deiner Selbständigkeit stammen.
Dann hast Du geschrieben, " ... seit fünf Jahren selbständig - seit vier Jahren Kampf gegen die Schulden ..." - das kam mir schon was komisch vor.
Ich fand auch komisch, dass Du Deine Frage Nr. 4 nicht konkretisiert hast, nachdem hier einige (ich auch) danach gefragt hatten - Du hast auf meinen Antwortversuch zu Deiner Frage ebenfalls nicht reagiert.
Auch nicht auf meinen (zugegeben: ironischen) Vorschlag, Dir den Inso-Antrag für den halben Anwaltspreis auszufüllen.

Und wenn weder auf Scherz, noch auf Ernst, eine Reaktion folgt - wozu soll ich dann noch auf Deine posts reagieren ? Da spiel ich doch lieber Scrabble.

Aber gut. Offensichtlich eine Fehlinterpretation meinerseits. Das tut mir leid.
Deine Selbständigkeit war erfolgreich - aber doch nicht erfolgreich genug, um damit (alte) Spielschulden zu begleichen.

Du schreibst, dass Du für Deine Selbständigkeit kein Kapital brauchst, da Du es Zuhause am Laptop betreiben kannst, Deine einzige Ausgabe sei die PKV.
Kosten der Krankenversicherung (egal ob GKV oder PKV) sind allerdings keine Betriebskosten.
Wenn Du sie schon nennst, dann musst Du dazu Deine 'Lebensführungskosten' (Essen, Kleidung, Miete, Altersvorsorge usw) addieren - und dann muss Deine Selbständigkeit genügend einbringen, um auch diese (privaten!) Kosten daraus zu decken. Macht ja sonst keinen Sinn, das Ganze.

Gut, mit ALG2 bist Du gut im Training, mit wenig auszukommen ... schon mal ein Pluspunkt.

Ich bin zwar kein 'Profi', doch ich kenn mich mit den 'Freuden' der Selbständigkeit ein wenig aus (wer z.B. alles von Dir Geld haben will, bevor Du auch nur einen einzigen Euro Umsatz, geschweige denn: Gewinn, gemacht hast oder den 'Freuden' wie die Zwangsmitgliedschaft in der IHK ...uswusf).

Und wir haben hier vor einiger Zeit selbst einen Regel-Inso-Antrag gestellt, also auch 'praktische' Erfahrungen mit Schulden und allem, was so dazugehört (na - "mit allem" vermutlich doch nicht).

Also frag, wenn Du Fragen hast.
Wenn ich Zeit und Lust habe, antworte ich - wenn ich nicht lieber Scrabble oa spiele ...
(ich würde übrigens niemals um Geld spielen - da kann man, meiner Meinung nach, sein Geld auch genausogut in den Gully werfen ... - aber bitte, jeder nach seiner Facon ... wo ist das Zeichen auf der Tastatur für ... wie heisst das unter dem C? Ein 'accent ...' ist doch immer oben - oder?).

MrsRob

Nachsatz: Du schreibst, Deine Suchterkrankung besteht seit 1,5 Jahren nicht mehr ... ist es mit Spielsüchtigen nicht so, wie bei anderen Suchterkrankungen, dass man im Grunde immer 'süchtig' bleibt, auch wenn man 'trocken' oder 'clean' oder was auch immer ist ?

Das Thema "Inso" macht m.E. erst dann Sinn, wenn die Ursache der Schulden erkannt und behoben ist - ob da 18 Monate schon reichen ... *zweifel*
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Inso?
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Re: Viele komplizierte Fragen

Beitrag von Inso? »

Also du magst ja erfolgreich mit deiner Selbstständigkeit gewesen sein (und die Zahlen sie der IV auch, aber ehrlich wenn es so war wie du es schilderst hast du dich einfach dämlich angestellt. Das Gewerbe in eine juristische Person übertragen (mit vertrauenswürdigen Gesellschaftern o.ä) und schon hätte dir all die Jahre niemand etwas pfänden können - ich würde für die Zukunft einen solchen Weg wählen.
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Inso?
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Re: Viele komplizierte Fragen

Beitrag von Inso? »

Zum Thema Erfolg, den betrachtet man in der Regel nicht in Teilstücken, sondern im gesamten, und wenn am Ende die Insolvenz steht handelt es sich nicht um Erfolg (im wirtschaftlichen) Sinne. Ich meine bei dir stand Gewerbeuntersagung im Raum - das ist sehr sehr weit weg von Erfolg.

Versteh das nicht als Kritik, sondern denk mal darüber nach. Seitdem ich fast Insolvenz hätte anmelden müssen weil das FA mich in lange Prozesse verstrickt hat (inkl. das die einen Insolvenzantrag gegen mich gestellt haben) ist für mich Erfolg wenn alles läuft - nicht wenn ich "Gewinn" mache (der Gewinn war damals mein Genickbruch weil ich die Vorrauszahlungen nicht leisten konnte und dann noch zwei, drei Sachen holpriger anliefen als gedacht.
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latte900
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Re: Viele komplizierte Fragen

Beitrag von latte900 »

Inso? hat geschrieben: 27. Jan 2020, 19:18 Zum Thema Erfolg, den betrachtet man in der Regel nicht in Teilstücken, sondern im gesamten, und wenn am Ende die Insolvenz steht handelt es sich nicht um Erfolg (im wirtschaftlichen) Sinne. Ich meine bei dir stand Gewerbeuntersagung im Raum - das ist sehr sehr weit weg von Erfolg.

Versteh das nicht als Kritik, sondern denk mal darüber nach. Seitdem ich fast Insolvenz hätte anmelden müssen weil das FA mich in lange Prozesse verstrickt hat (inkl. das die einen Insolvenzantrag gegen mich gestellt haben) ist für mich Erfolg wenn alles läuft - nicht wenn ich "Gewinn" mache (der Gewinn war damals mein Genickbruch weil ich die Vorrauszahlungen nicht leisten konnte und dann noch zwei, drei Sachen holpriger anliefen als gedacht.
Ich geb Dir voll recht, bin da voll bei Dir. Ich wollte nur darauf hinaus, dass jemand nicht sagen kann, man wäre für die Selbständigkeit nicht geeignet nur weil man jetzt doch Insolvenz anmelden muss.

Ich habe zwar Gewinn gemacht aber auch die laufenden Rechnungen was das Gewerbe angeht bezahlt und noch privat Geld ausgeliehen und aus Dummheit "verballert".

Natürlich bin ich am Ende an allem selbst schuld, das ist hier nicht die Frage. Nur wollte ich darauf hinaus, dass ich auch in meinem privaten Umfeld öfters gehört habe, ich sei für die Selbständigkeit nicht geeignet.

Nicht geeignet ist man, wenn man drei Jahre lang einen Betrieb führt und einfach kein Geld verdient und jedes Jahr rote zahlen schreibt - genau dann ist man ungeeignet.

Das drumherum hat mir das Genick gebrochen klar. Ich denke mir aber eben gerade, was wäre wenn, was wäre wenn ich keine Schulden gehabt hätte und das ganze etwas "geordneter" gelaufen wäre. Dann könnte man durchaus von einem GESAMT-Erfolg sprechen.

Ich hätte das wirklich damals umwandeln sollen in eine Kapitalgesellschaft o.ä. - Dann wäre das alles heute vielleicht anders anders.

Gibts denn die Möglichkeit in die Insolvenz zu gehen und eine Kapitalgesellschaft zu gründen? - Wenn ich dies selber mache, sind Gesellschafteranteile pfändbar, das ist klar.

Setze ich eine vertraute Person als Gesellschafter ein und ich bin ein Geschäftsführer mit sehr geringem Gehalt, ist das doch rechtlich auch wieder nicht in Ordnung, oder? - Weil praktisch ist dass ja meine Firma - auch wenn das dann juristisch wieder anders aussehen mag.

Ich möchte mich aufjedenfall wieder selbständig machen. Ich hatte eben jetzt nur die Möglichkeit mit Neueröffnung im Regelinsolvenzverfahren gesehen.

Jemand noch Tipps wie man das rechtlich-einwandfrei noch besser gestalten könnte?!
caffery
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Re: Viele komplizierte Fragen

Beitrag von caffery »

latte900 hat geschrieben: 28. Jan 2020, 13:15 Nicht geeignet ist man, wenn man drei Jahre lang einen Betrieb führt und einfach kein Geld verdient und jedes Jahr rote zahlen schreibt - genau dann ist man ungeeignet.
Der Mensch der Dir das Gewerbeuntersagungsverfahren reingedrückt hat, dürfte das bspw. anders gesehen haben.

"Als unzuverlässig gilt ein Gewerbetreibender, der „nach dem Gesamteindruck seines Verhaltens nicht die Gewähr dafür bietet, dass er sein Gewerbe künftig ordnungsgemäß betreibt“.

Gründe hierfür sind insbesondere:
Missachtung steuerrechtlicher Pflichten
Missachtung sozialversicherungsrechtlicher Pflichten
Abgabe der eidesstattlichen Versicherung
Begehung von Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten, die einen Zusammenhang mit einer Gewerbeausübung haben oder sich auf eine Gewerbetätigkeit auswirken könnten
Mangelndes berufliches Verantwortungsbewusstsein


Ganz abgesehen davon, kann man auch ganz allgemein schon auf die Idee kommen, dass jemand der privat über 100 Gläubiger in die Welt zimmert und seinen 450 Euro-kräften den Lohn nicht zahlen kann, für eine Selbstständigkeit ungeeignet sein könnte.
latte900 hat geschrieben: 28. Jan 2020, 13:15 Ich denke mir aber eben gerade, was wäre wenn, was wäre wenn ich keine Schulden gehabt hätte und das ganze etwas "geordneter" gelaufen wäre. Dann könnte man durchaus von einem GESAMT-Erfolg sprechen.
Ist es aber leider nicht.

Wir drehen uns doch hier im Kreis. Du musst Deine Spielsucht bekämpfen und da Deine ganze Energie reinsetzen. Bis Du das nachhaltig hinter Dir hast, wirst Du vom Unpfändbaren leben müssen. Ob Angestellter und Selbstständiger ist dabei wurscht. Das Erstere ist nur deutlich weniger stressig beim Thema Vollstreckungsschutz.
Da jetzt einen Insolvenzantrag reinzuballern wird nicht nachhaltig sein und wird Dich im Falle eines Rückfalls sogar unter Umständen in noch größere Schwierigkeiten bringen.
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Witwe Bolte
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Re: Viele komplizierte Fragen

Beitrag von Witwe Bolte »

latte900 hat geschrieben: 28. Jan 2020, 13:15 ...
Ich habe zwar Gewinn gemacht aber auch die laufenden Rechnungen was das Gewerbe angeht bezahlt
...
Au Mann !!!
*fass-am-kopp*

"Grundrechenart" für Selbständige: Umsatz - Betriebskosten = Gewinn (vor Steuern)

Wer "Gewinn" macht, bevor er "die laufenden Rechnungen was das Gewerbe angeht bezahlt" hat,
der sollte vielleicht doch mal ein Buch lesen (oder einen Kurs besuchen):
"Grundkenntnisse für Selbständige".

Ich bin hier raus.
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