Außergerichtlicher Vergleich privat starten – sinnvoller Ausweg oder Risiko?
Verfasst: 10. Nov 2025, 20:52
Hallo zusammen,
ich würde gern eine Einschätzung einholen, ob es sinnvoll sein kann, einen außergerichtlichen Vergleich ohne Schuldnerberatung zu versuchen – wegen der langen Wartezeiten und weil das Wasser inzwischen sprichwörtlich bis zum Hals steht.
Ausgangslage
Es geht um eine Person, ehemals selbstständig, heute angestellt mit rund 3.050 € netto (perspektivisch 3.200 €).
Kein Vermögen, keine Rücklagen, Altersvorsorge aufgelöst. Die Schulden stammen fast vollständig aus der früheren Selbstständigkeit – offene Verbindlichkeiten gegenüber Finanzamt, Berufsgenossenschaft und Krankenkasse, die damals über Umschuldungskredite abgelöst wurden.
Gesamtverschuldung: etwa 62.000 €, über die Laufzeiten mit Zinsen real rund 90.000 €.
Alle offenen Verbindlichkeiten:
- zwei Umschuldungskredite ( je ca. 20.000 € zusammen rund 43.000 €, Zinsen knapp 12 %, Laufzeit über 100 Monate)
- eine Kfz-Finanzierung mit ca. 17.000 € Restschuld (Fahrzeug mit unrepariertem Schaden, geschätzter Restwert etwa 12.000 €)
- ein kleinerer Kredit (rund 2.200 €)
- zwei Kreditkarten, beide dauerhaft am Limit (je 500 €)
Haushaltslage
Das monatliche Nettoeinkommen liegt bei etwa 3.050 €. Perspektivisch 3200,- €.
Fixkosten (Miete, Strom, Auto, Versicherungen, Internet, ÖPNV usw.) liegen bei rund 1.560 €,
die Kreditraten zusammen bei rund 1.180 €. Damit bleiben aktuell rund 300 € im Monat für Lebensmittel, Hygiene und sonstige Ausgaben.
Das bedeutet: Leben von der Hand in den Mund.
Jede unerwartete Ausgabe (Reparaturen am Auto, Nachzahlung für Strom, Tierarzt etc.) ist quasi nicht bedienbar.
Versichert ist nur das absolut Notwendige (Haftpflicht und Vollkasko für das finanzierte KFZ). Das Auto wird aktuell noch für den recht langen Arbeitsweg gebraucht, wäre nach dem Umzug aber nicht mehr zwingend notwendig.
Was bereits passiert ist
In den letzten Tagen haben wir alles konsequent aufgearbeitet:
- komplette Übersicht aller Schulden, Zinsen, Laufzeiten erstellt
- Sämtliche nicht absolut notwendigen Ausgaben gestrichen
- Umzug in eine günstigere Wohnung eingeleitet - das Vorhaben gab es schon länger (Großraum eines Ballungsgebiet - war so gar nicht einfach - deshalb sind die Fixkosten aufgrund der Miete auch so hoch)
- Wo möglich Anbieter gewechselt, und wenn es nur wenige € im Monat oder Jahr sind
Trotzdem ist klar: ohne Schuldenschnitt oder Vergleich gibt es keine echte Perspektive.
Selbst bei regelmäßiger Zahlung ist die Situation so mittelfristig nicht durchzuhalten. Notwendige Reperaturen am Auto um zur Arbeit zu kommen waren nur durch Hilfe Dritter möglich.
Geplanter Weg
Wir überlegen, den außergerichtlichen Vergleich privat einzuleiten, da Schuldnerberatungen in unserer Region derzeit Wartezeiten von mehreren Monaten haben.
Geplant wäre ein Angebot von ca. 30.000 € als Einmalzahlung, finanziert durch einen privaten Dritten (zinsloses Darlehen). Das entspräche einer Quote von rund 53 % – wirtschaftlich also mindestens gleich oder besser als bei einer dreijährigen Privatinsolvenz, wo der pfändbare Anteil vermutlich 40–45 Tsd. € (36x1.179,50 + X) betragen würde.
Alle unbesicherten Gläubiger sollen gleichbehandelt werden.
Die Kfz-Finanzierung ist der noch offene Punkt – wir sind uns hier unsicher, ob das Fahrzeug im Vergleich belassen, verwertet oder separat geregelt werden sollte. Die Restschuld (17.000 €) und der aktuelle Wert (ca. 12.000 €) liegen relativ nah beieinander.
Sollte der Vergleich scheitern, wäre der nächste Schritt die Privatinsolvenz, aber der außergerichtliche Weg wäre klar vorzuziehen – schon um Zeit, Schufa-Schaden und zusätzliche Kosten zu vermeiden.
Frage
Wir haben uns die letzten Tage intensiv in das Thema eingelesen
(Gleichbehandlung, Drittfinanzierung, rechtliche Anforderungen usw.),
sind aber Laien und uns nicht sicher, ob wir wichtige Fallstricke übersehen,
wenn wir den Vergleich in Eigenregie starten, bevor eine offizielle Beratungsstelle verfügbar ist.
Kurz gefragt:
Kann ein privat initiierter Vergleich in dieser Situation sinnvoll und rechtlich sauber sein – oder ist das zu riskant?
Mir ist völlig klar, dass die Unterstützung durch einen Schuldnerberater besser wäre. Privat wird man vermutlich überhaupt nicht ernst genommen. Auf der anderen Seite fehlt schlichtweg die Zeit, weitere Monate mit der jetzigen Situation verstreichen zu lassen. Ich würde es mir zutrauen - möchte aber nicht mehr "Schaden" als "Nutzen" verursachen.
Vielen Dank für jede ehrliche Einschätzung oder Erfahrung.
ich würde gern eine Einschätzung einholen, ob es sinnvoll sein kann, einen außergerichtlichen Vergleich ohne Schuldnerberatung zu versuchen – wegen der langen Wartezeiten und weil das Wasser inzwischen sprichwörtlich bis zum Hals steht.
Ausgangslage
Es geht um eine Person, ehemals selbstständig, heute angestellt mit rund 3.050 € netto (perspektivisch 3.200 €).
Kein Vermögen, keine Rücklagen, Altersvorsorge aufgelöst. Die Schulden stammen fast vollständig aus der früheren Selbstständigkeit – offene Verbindlichkeiten gegenüber Finanzamt, Berufsgenossenschaft und Krankenkasse, die damals über Umschuldungskredite abgelöst wurden.
Gesamtverschuldung: etwa 62.000 €, über die Laufzeiten mit Zinsen real rund 90.000 €.
Alle offenen Verbindlichkeiten:
- zwei Umschuldungskredite ( je ca. 20.000 € zusammen rund 43.000 €, Zinsen knapp 12 %, Laufzeit über 100 Monate)
- eine Kfz-Finanzierung mit ca. 17.000 € Restschuld (Fahrzeug mit unrepariertem Schaden, geschätzter Restwert etwa 12.000 €)
- ein kleinerer Kredit (rund 2.200 €)
- zwei Kreditkarten, beide dauerhaft am Limit (je 500 €)
Haushaltslage
Das monatliche Nettoeinkommen liegt bei etwa 3.050 €. Perspektivisch 3200,- €.
Fixkosten (Miete, Strom, Auto, Versicherungen, Internet, ÖPNV usw.) liegen bei rund 1.560 €,
die Kreditraten zusammen bei rund 1.180 €. Damit bleiben aktuell rund 300 € im Monat für Lebensmittel, Hygiene und sonstige Ausgaben.
Das bedeutet: Leben von der Hand in den Mund.
Jede unerwartete Ausgabe (Reparaturen am Auto, Nachzahlung für Strom, Tierarzt etc.) ist quasi nicht bedienbar.
Versichert ist nur das absolut Notwendige (Haftpflicht und Vollkasko für das finanzierte KFZ). Das Auto wird aktuell noch für den recht langen Arbeitsweg gebraucht, wäre nach dem Umzug aber nicht mehr zwingend notwendig.
Was bereits passiert ist
In den letzten Tagen haben wir alles konsequent aufgearbeitet:
- komplette Übersicht aller Schulden, Zinsen, Laufzeiten erstellt
- Sämtliche nicht absolut notwendigen Ausgaben gestrichen
- Umzug in eine günstigere Wohnung eingeleitet - das Vorhaben gab es schon länger (Großraum eines Ballungsgebiet - war so gar nicht einfach - deshalb sind die Fixkosten aufgrund der Miete auch so hoch)
- Wo möglich Anbieter gewechselt, und wenn es nur wenige € im Monat oder Jahr sind
Trotzdem ist klar: ohne Schuldenschnitt oder Vergleich gibt es keine echte Perspektive.
Selbst bei regelmäßiger Zahlung ist die Situation so mittelfristig nicht durchzuhalten. Notwendige Reperaturen am Auto um zur Arbeit zu kommen waren nur durch Hilfe Dritter möglich.
Geplanter Weg
Wir überlegen, den außergerichtlichen Vergleich privat einzuleiten, da Schuldnerberatungen in unserer Region derzeit Wartezeiten von mehreren Monaten haben.
Geplant wäre ein Angebot von ca. 30.000 € als Einmalzahlung, finanziert durch einen privaten Dritten (zinsloses Darlehen). Das entspräche einer Quote von rund 53 % – wirtschaftlich also mindestens gleich oder besser als bei einer dreijährigen Privatinsolvenz, wo der pfändbare Anteil vermutlich 40–45 Tsd. € (36x1.179,50 + X) betragen würde.
Alle unbesicherten Gläubiger sollen gleichbehandelt werden.
Die Kfz-Finanzierung ist der noch offene Punkt – wir sind uns hier unsicher, ob das Fahrzeug im Vergleich belassen, verwertet oder separat geregelt werden sollte. Die Restschuld (17.000 €) und der aktuelle Wert (ca. 12.000 €) liegen relativ nah beieinander.
Sollte der Vergleich scheitern, wäre der nächste Schritt die Privatinsolvenz, aber der außergerichtliche Weg wäre klar vorzuziehen – schon um Zeit, Schufa-Schaden und zusätzliche Kosten zu vermeiden.
Frage
Wir haben uns die letzten Tage intensiv in das Thema eingelesen
(Gleichbehandlung, Drittfinanzierung, rechtliche Anforderungen usw.),
sind aber Laien und uns nicht sicher, ob wir wichtige Fallstricke übersehen,
wenn wir den Vergleich in Eigenregie starten, bevor eine offizielle Beratungsstelle verfügbar ist.
Kurz gefragt:
Kann ein privat initiierter Vergleich in dieser Situation sinnvoll und rechtlich sauber sein – oder ist das zu riskant?
Mir ist völlig klar, dass die Unterstützung durch einen Schuldnerberater besser wäre. Privat wird man vermutlich überhaupt nicht ernst genommen. Auf der anderen Seite fehlt schlichtweg die Zeit, weitere Monate mit der jetzigen Situation verstreichen zu lassen. Ich würde es mir zutrauen - möchte aber nicht mehr "Schaden" als "Nutzen" verursachen.
Vielen Dank für jede ehrliche Einschätzung oder Erfahrung.