Selbst schuld.

Hier geht es in erster Linie um eine sachbezogene Diskussion rund um das Thema Ver- und Überschuldung (z.B. zur Existenzsicherung, Zwangsvollstreckung, Verbraucherinsolvenzverfahren). Für aktive und ehemals Selbstständige haben wir ein eigenes Forum 'Selbstständige' eingerichtet. Wie man mit Schulden und den damit resultierenden persönlichen Belastungen und Problemen umgeht und lebt, geht es im Schwesterforum 'life!'.
Forumsregeln
Wichtiger Hinweis: Dieses Forum ersetzt keine Rechtsberatung! KEIN Benutzer darf und will auf dieser Plattform eine Rechtsberatung anbieten, so dass sämtliche Antworten nur als Austausch von Meinungen zu verstehen sind!
Bitte sucht einen Rechtsanwalt auf, wenn ihr rechtssichere Antworten erhalten möchtet!
Stefan
Mitglied
Reaktionen: 0
Beiträge: 22
Registriert: 5. Jul 2019, 22:26

Selbst schuld.

Beitrag von Stefan »

Hallo liebe Leser!

Ich habe mich nun zum zweiten Male selbstverschuldet in die Sch... geritten.

Meine RSB hatte ich im Herbst 2013 erhalten, inzwischen nun aber wieder unbezahlbare Schulden angehäuft.

Aktuell zahle ich von dem einem Dispo die Kreditkarten und -raten, von dem Kreditrahmen den anderen Dispo usw. - es wird nur hin und her geschoben.
Das Kartenhaus wird Ende August zusammenbrechen. Dann geht mein Einkommen runter.

Es geht mir nicht um eine erneute Restschuldbefreiung. Ich hatte damals über 6 Jahre alles abgestottert und ich will auch jetzt alles sauber regulieren.
Meine Einnahmen reichen aktuell noch für Miete und Strom sowie die Raten und Zinsen, der große Dispo wird außer den Zinsen nicht bedient.

Übersicht

1. Ratenkredit 100 €
2. Kreditrahmen 115 €
3. Dispo (700) Zinsen
4. Dispo (4500) Zinsen
5. Kreditkarte 380 €
6. Kreditkarte 75 €
7. Ratenkredit 105 €

Von den Kreditkarten kaufe ich mir was zum Essen. Eine echte Tilgung erfolgt nicht.

Wenn ich es richtig verstanden habe, könnte ich ein Insolvenzverfahren beantragen, ohne Antrag auf RSB wegen der 10Jahresfrist. Das möchte ich aber möglichst vermeiden.

Ist es ein sinnvoller Gedanke, die Kreditkarte mit den 380€/mtl und den großen Dispo gar nicht mehr zu bedienen und darauf zu warten, daß eine Gehaltspfändung kommt?
Zu holen wären zwischen 0,00 und 200 €/mtl. Und den Rest wie gewohnt zu zahlen?

Beim Schuldnerberater ist in absehbarer Zeit kein Termin zu bekommen.

Ein wenig Verzweifelung macht sich langsam breit. Die Einsicht in meine Dummheit schon länger.

Hat jemand eine Idee?

Gruß von Stefan.
0
Werbung
Bot
Beiträge: 263
Registriert: 26. Jan 2020

Re: Selbst schuld.

Werbung

Hi Stefan,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Selbst schuld." geschaut?
0
caffery
praktischer Schuldnerberater
Reaktionen: 398
Beiträge: 2475
Registriert: 13. Aug 2018, 20:45

Re: Selbst schuld.

Beitrag von caffery »

Stefan hat geschrieben: 5. Jul 2019, 22:30 Wenn ich es richtig verstanden habe, könnte ich ein Insolvenzverfahren beantragen, ohne Antrag auf RSB wegen der 10Jahresfrist. Das möchte ich aber möglichst vermeiden.
Was sollte das auch für einen Sinn haben?
Stefan hat geschrieben: 5. Jul 2019, 22:30 Ist es ein sinnvoller Gedanke, die Kreditkarte mit den 380€/mtl und den großen Dispo gar nicht mehr zu bedienen und darauf zu warten, daß eine Gehaltspfändung kommt?
Wahrscheinlich nicht. Kommt aber auch auf die Verschuldungshöhen an - Du hast ja nur die Ratenbelastung genannt.
Stefan hat geschrieben: 5. Jul 2019, 22:30 Zu holen wären zwischen 0,00 und 200 €/mtl. Und den Rest wie gewohnt zu zahlen?
Wozu soll das gut sein? Für Dein Seelenheil vielleicht. So lange Du Deine Existenz weiter bestreiten kannst, spricht aber nichts dagegen - eine Entschuldung wirst du damit aber wahrscheinlich nicht erreichen. (kommt aber wie gesagt auf die Gesamtüberschuldung an)
Sobald der erste "dicke" pfändet dürfte nicht mehr viel gehen.
Stefan hat geschrieben: 5. Jul 2019, 22:30 Hat jemand eine Idee?
Du kennst das: Nichts mehr zahlen - P-Konto bei einer Bank ohne Schulden - Briefe ertragen - GV Termine wahrnehmen - keine neuen Schulden machen.
Wenn Du Letzteres bis 2023 geschafft hast, kannst Du Dir ja gerne über eine zweite Runde Gedanken machen. Falls nicht, würde ich es lieber lassen, die Schulden einfach da lassen und vom Unpfändbaren leben. Alles andere macht dann aufgrund fehlener Nachhaltigkeit wohl erstmal keinen Sinn.
0
Käsebrot
Allwissender
Reaktionen: 70
Beiträge: 774
Registriert: 19. Mai 2019, 13:40

Re: Selbst schuld.

Beitrag von Käsebrot »

Wäre eine Umschuldung denn noch eine Variante? Eine feste Summe, die du abstottern kannst ohne ins Wanken zu geraten. Bringt letztlich aber auch nur dann etwas, wenn du alles, was an Krediten bei dir gerade so läuft, auch kündigst: sprich Dispo weg, KK weg usw.

Wie hoch ist denn die Gesamtsumme bereits wieder?
0
Stefan
Mitglied
Reaktionen: 0
Beiträge: 22
Registriert: 5. Jul 2019, 22:26

Re: Selbst schuld.

Beitrag von Stefan »

Hallo und Danke für Eure Antworten!

Wir reden über ca. 25 T€.

Eine Umschuldung der Gesamtsumme hatte ich versucht. Bis auf einen Betrag von 6 T€ zu 9% Zinsen wollte keine Bank ran.
Dieser Betrag ist verteilt worden, die o. g. Monatsbeträge blieben so übrig.

Die Gesamtsumme zu 9% ergäbe etwa 400 € bei 84 Monatsraten. Das könnte ich irgendwie stemmen. Macht aber wohl keiner mit.
Die Schufa ist aktuell noch ganz brauchbar bei 98 Punkten. In den nächsten Tagen kommt die neue Berechnung.

Momentan verteile ich knapp 800 € im Monat; bei Zinsen von 4 bis 15%.

Gruß!
Stefan.
0
caffery
praktischer Schuldnerberater
Reaktionen: 398
Beiträge: 2475
Registriert: 13. Aug 2018, 20:45

Re: Selbst schuld.

Beitrag von caffery »

Wenn Du mal ganz ehrlich bist (wir sind ja hier unter uns;)): Was würdest Du selbst sagen was der Grund für Deine erneute Überschuldung war? Einkommensrückgang? Konsum? Irgendeine Art von zwanghaftem Verhalten?

Du musst da nicht drauf antworten - eher die Frage Dir selbst stellen. Denn wenn der Grund in Dir selbst liegt (und danach liest sich Dein Text) ist es eher ratsam hier den Fokus drauf zu legen. Ansonsten wirst Du in Deiner Windmühle bleiben.

Ich halte grundsätzlich nichts davon Schulden mit Schulden zu tilgen. Von daher hoffe ich einfach mal, dass Deine Umschuldungsversuche ins Leere laufen werden.

Wenn ich Deine genannten 0-200 Euro "zu holen" mal ganz banal als Maßstab nehme - zusätzlich zu dem Umstand, dass Du in den Jahren nach Deiner RSB ja auf eine Art gewirtschaftet hast, dass Du Dich ständig neu verschuldet hast (obwohl Du ja zu Anfang Dein volles Einkommen hattest): Wie wahrscheinlich ist es denn, dass Du es bei diesen Voraussetzungen schaffen wirst 7 Jahre lang 400 Euro zu können? Was ja bedeutet weit unter der Pfändungsgrenze wirtschaften zu müssen.
0
Käsebrot
Allwissender
Reaktionen: 70
Beiträge: 774
Registriert: 19. Mai 2019, 13:40

Re: Selbst schuld.

Beitrag von Käsebrot »

caffery hat geschrieben: 8. Jul 2019, 22:25 Ich halte grundsätzlich nichts davon Schulden mit Schulden zu tilgen. Von daher hoffe ich einfach mal, dass Deine Umschuldungsversuche ins Leere laufen werden.
Grundsätzlich hast du da sicherlich Recht und auch mehr Erfahrung in solchen Angelegenheiten. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob in so einem Fall eine feste bezahlbare Rate dann nicht doch die bessere Variante wäre als jeden Monat Geld, das man so gar nicht hat, zur Tilgung von Zinseszinsen zu verwenden. 800 Mäuse täten mir, ausgehend von meinem ungepfändeten Gehalt, nämlich auch ganz schön weh, die Hälfte entspricht etwas weniger als dem, was gerade gepfändet wird.

So wie ich das lese, hat sich der TE aber anstatt der Gesamtsumme „nur“ einen Teilbetrag leihen können, der noch dazu horrende Zinsen frisst. Sich darauf einzulassen war mit Sicherheit nicht die beste Idee, hat die Gesamtsumme nochmal ordentlich in die Höhe getrieben und muss jetzt zusätzlich bedient werden.

Die Ursachenforschung sollte ganz klar parallel dazu laufen, um zumindest jetzt mal einen Deckel drauflegen zu können. Vorwürfe macht dir hier mit Sicherheit keiner, die Realität tut allerdings oftmals ziemlich weh ;)

Hast du denn in deinem Freundes- und/oder Verwandtenkreis jemanden, den du einweihen kannst? Zumindest jemanden zu haben, mit dem darüber sprechen kannst?

Um einen Termin bei einer Beratungsstelle würde ich mich trotzdem bemühen. Gibt es bei dir keine Möglichkeit einer offenen Sprechstunde? Oder sagen die Experten, das ist eher unsinnig?
0
Stefan
Mitglied
Reaktionen: 0
Beiträge: 22
Registriert: 5. Jul 2019, 22:26

Re: Selbst schuld.

Beitrag von Stefan »

Ja, die Ursache der Überschuldung ist eindeutig und in zahlreichen Sitzungen mit Psychologen in den letzten Jahren besprochen. Es ist die Spielsucht. Das Geld ist in diverse Online- und Offlinecasinos geflossen. In meinem Freundeskreis ist es auch bekannt.
In den zehn Jahren ohne Kreditwürdigkeit hielten sich die Verluste logischerweise in engen Grenzen.
Der Gedanke, dass mir nur das Unpfändbare bleibt ist nicht erschreckend sondern vielleicht gar ein Hoffnungsschimmer.

Wenn der Alkoholiker kein Bier hat, dann kann er keines trinken.

Soviel dazu.

Die eine Option, ein neues Konto für Gehalt, Miete usw. einzurichten und das aktuelle Konto zu ignorieren (von welchem die Raten abgebucht werden) bedeutet ja, dass alle Verträge gekündigt werden und fällig sind. Wie lange dauert das? Bei meiner Inso damals hatte ich im Vorfeld die Reißleine gezogen. Nach Arbeitslosigkeit sackte das Gehalt für ein Jahr deutlich ab und es war mir klar, dass es nicht mehr aufgeht.
0
Käsebrot
Allwissender
Reaktionen: 70
Beiträge: 774
Registriert: 19. Mai 2019, 13:40

Re: Selbst schuld.

Beitrag von Käsebrot »

Ok, die Idee mit der Umschuldung nehme ich zurück. Die Möglichkeit eines außergerichtlichen Einigungsverfahrens hatte ich nicht auf dem Schirm. Da bin ich jedoch außen vor, ob möglich und wenn ja, wie.

Hast du mal über eine gesetzliche Betreuung nachgedacht? Also ohne dir da zu nahe treten zu wollen. Die ließe sich auch nur für die Vermögenssorge einrichten, kümmert sich also darum, dass alle Rechnungen immer pünktlich gezahlt werden und du selber bekommst zur eigenen Verfügung nur ein Taschengeld. Größere Anschaffungen - auch wenn sie nötig sind - müsstest du dann mit dem Betreuer klären, Geld in den Ofen schmeißen kannst du nur so viel, wie dir monatlich von ihm zur Verfügung gestellt wird. Und wenn am 15. der Kühlschrank leer ist, dann bist du selber schuld ;)

Klar, für einen verhältnismäßig jungen Menschen (ich würde dich jetzt maximal so um die 40 +/- schätzen) ist das ein gravierender Einschnitt in die Persönlichkeit. Dennoch zumindest eine Zeitlang vielleicht kein falscher Gedanke. Und den Betreuer musst du nicht bis an das Ende deines Lebens haben, der kann vom Gericht bei erfüllten Voraussetzungen jederzeit wieder abgeordert werden.
0
Stefan
Mitglied
Reaktionen: 0
Beiträge: 22
Registriert: 5. Jul 2019, 22:26

Re: Selbst schuld.

Beitrag von Stefan »

Hallo,

und Danke für die +/- 40!
Dem gefühlten Alter entspricht es.

Es klingt jetzt sicher mindestens merkwürdig: Ich kann mit Geld umgehen. Ich führe Haushaltsbuch, habe den Überblick über
Kontostände und Barbestände, habe den Tresorschlüssel der Firma und entsprechend Zugriff auf das Geld, sowie auch die Vollmacht für Konten
von älteren Familienangehörigen. Das alles ist absolut tabu. Alle Rechnungen (außer GEZ) werden überpünktlich bezahlt.

Probleme entstehen ausschließlich, wenn der Suchtwahn zuschlägt. Ohne Kreditwürdigkeit verzocke ich schlimmstenfalls das Wirtschaftsgeld.
Mit Kreditwürdigkeit auch mal den ganzen Monatslohn innerhalb einer Stunde.

Nun zurück zur eigentlichen Fragestellung.
Im Moment (bis Ende August) kann ich die Raten und Zinsen noch abdecken. Dann sind alle Linien ausgeschöpft, das Gehalt wird sinken und
für Miete, Strom usw. und die Banken nicht mehr reichen.
Was passiert, wenn ich Ende August die Banken anschreibe und über die Situation informiere? Die Einzugsermächtigungen
laufen alle auf das Gehaltskonto, dessen Dispo auch am Ende ist bzw. sein wird. Parallel würde ich ein P-Konto bei einer anderen Bank
für das Gehalt einrichten. Daß ich dann keinen Dispo und keine Kreditkarte mehr habe ist klar - mehr Schulden werden es dann nicht.

Gruß von Stefan.
0
Benutzeravatar
FinLaure
Fortgeschrittener
Reaktionen: 0
Beiträge: 74
Registriert: 14. Aug 2018, 07:57

Re: Selbst schuld.

Beitrag von FinLaure »

Wie weit ist denn die Sucht-Therapie?

Ich sehe wenig Sinn in Schuldensanierung, wenn das Kernproblem weiter bestehen bleibt. So lange Du noch "Suchtphasen" hast, in denen Du die Kontrolle verlierst, macht es überhaupt keinen Sinn, Einigungen mit Gläubigern einzugehen, die dann am Ende nicht eingehalten werden.
0
Antworten