Schuldner Community

Hallo alle zusammen,
ich bin neu hier und stelle mich kurz vor.
Ich heiße Selina bin 43 Jahre alt,habe ein Kind 8 Jahre alt und arbeite als Integrationshelferin in einer Grundschule.
Ich habe Schulden 12000 Euro an vier Gläubiger.
2 davon sind Banken die anderen 2 sind Versandhäuser aber niedrig. Praktisch fast die 2 Banken alleine.
Ich verdiene 900 Euro netto , stocke auf mit Bürgergeld ( bekomme die Mehrheit der Miete noch) . Muss 110 vom den 900 Miete drauf bezahlen da ich noch eine Aufrechnung habe .
Dann bekommen wir noch Kindergeld und Unterhaltsvorschuss.

Ich habe meine Raten immer bezahlen können noch nie habe etwas nicht bezahlt ist jetzt das aller erste Mal das ich wirklich nicht mehr zahlen kann.

Habe Schuldenberatung Caritas angerufen Termin aber erst frühstens in 6 Monaten.

Heute wäre der Zahltag und ich kann nicht bezahlen. Müsste knapp 400 Euro bezahlen da die Zinsen schon über 200 Euro mittlerweile sind. Es war schon Ratenzahlung mit 3 Prozent mindestrate.

Über P Konto habe ich mich schon informiert werde es demnächst in Angriff nehmen.

Meine Frage wäre eigentlich was ich machen kann wenn ich erst in einem halben Jahr zur Schuldenberatung kann bis dahin selber die Gläubiger anschreiben und Vergleich machen oder besser warten da die Beratung das besser kann . Bin schon ziemlich nervös jetzt schon hab Angst vor Inkasso Gerichtsvollzieher aber ich habe auch diesen Monat nur 200 Lohn bekommen da Sommerferien waren, in den Ferien werden wir nicht bezahlt. Und noch eine Frage soll ich den Banken eine Mail schreiben oder erstmal gar nix machen bis zum Caritas Termin telefonisch traue ich mich nicht .

Danke schonmal für die Antworten im voraus.

LG Selina

1. Am wichtigsten ist, das Ihr was im Kühlschrank habt !
Das Du und Dein Kind genug zum Essen habt.
Und dann auch noch die Miete für die Wohnung zahlen könnt.

Deswegen: Alle Kredite, Ratenzahlungen usw. SOFORT einstellen.
Nichts mehr bezahlen, GAR NICHTS, was für Euren Lebensunterhalt nicht wirklich nötig ist.

Und dann, Nr. 2. ein "dickes Fell" zulegen.
Keine Gläubiger anrufen, nicht die Banken, nicht die Versandhäuser.
KEINE.
Vielleicht wird einer von denen versuchen, Dich anzurufen.
Nicht drangehen.
Oder direkt wieder auflegen.
Man kann auch freundlich sagen: "Tut mir leid, ich kann nicht mit ihnen darüber sprechen."
Und dann sofort auflegen.

Nr. 3: Dann werden Mahnungen kommen wie: " ... sicher haben Sie vergessen ...",
dann werden die Schreiben immer unfreundlicher: " ... wenn Sie nicht ... bis ... dann ..."
Irgendwann geben Banken+Versandhäuser ihre Forderungen gegen Dich an Inkassofirmen
und der Tonfall wird jetzt sehr unfreundlich bis drohend.

Egal, siehe Nr. 2., "dickes Fell", nicht reagieren !
Am besten, alles ordentlich abheften, dann behältst Du die Übersicht - und Dein Schuldnerberater freut sich, wenn Du ihm einen ordentlichen Ordner mitbringst und nicht einen vollgemüllten Schuhkarten.

Irgendwann kommen dann gelbe Briefe vom Gericht, "Mahnbescheid", da wirst Du Dich wundern, wie aus einer Rechnung etwa 100,- € plötzlich 400,-, 500,-, 600,- Euro oder mehr werden.
Egal.
Dann kommen irgendwann gelbe Briefe vom Gericht "Vollstreckungsbescheid".
Erst dann, wenn ein Gläubiger so einen Vollstreckungsbescheid hat, erst dann kann er damit den Gerichtsvollzieher beauftragen oder Dein Konto pfänden lassen.
Und der Gerichtsvollzieher kommt dann zu Dir, wenn er Zeit hat.

Du siehst, das kann ganz schön lange dauern, bis der Gerichtsvollzieher kommt.
Wenn er überhaupt kommt, das muss ja nicht sein.
Aber wenn er kommt, dann sei freundlich zu ihm, er macht auch nur seinen Job.
Und dann ist er auch freundlich zu Dir.
Und macht ein Protokoll "fruchtlose Pfändung" - und geht wieder.
Das wars.
Tut gar nicht weh.

Und wenn der Gerichtsvollzieher gar nicht kommt, sondern wenn die Bank einen "Pfändungsbeschluss" für Dein Konto bekommt, dann ist das Konto zwar kurzfristig gesperrt, aber dann kannst Du der Bank mitteilen, dass sie Dein Konto bitte in ein P-Konto (=Pfändungsschutzkonto) umwandeln mögen.
Und dann kannst Du nach ein paar Tagen wieder über Dein Geld verfügen.

Dein o.g. Einkommen ist nicht pfändbar, keine Sorge.

Und dann kannst Du alles weitere in Ruhe mit Deinem Schuldnerberater besprechen.
Das Ziel wird dann ja wahrscheinlich ein Insolvenzverfahren mit der sogenannten "Restschuldbefreiung" sein.
Und ein Haushaltsplan oder so was, wie ihr beiden in Zukunft mit so wenig Geld auskommen könnt,
um nicht wieder einen Berg Schulden zu bekommen.

Viel Glück !
Und frag hier weiter, wenn Du Fragen hast.

Gibt es bei Euch vielleicht noch andere Schuldnerberatungen ?
Vom Jobcenter ? Von der Stadt/Gemeine ? Von der AWO, der Diakonie oder so was ?

Pass bloss auf, dass Du nicht an einen "Gewerblichen" gerätst (oder an einen Anwalt),
die Dir noch Geld aus der Tasche ziehen wollen und Dir dafür alles mögliche versprechen.
Was sie dann nachher doch nicht einhalten können.

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Sie haben mir sehr weitergeholfen, jetzt weiss ich was so alles auf mich zu kommt.

Ja es gibt noch andere Schuldenberatungen hier ca 20 km entfernt,muss ich anrufen ob die dann auch zuständig wären wenn's ne andere Stadt ist. Caritas ist 2 km entfernt von mir .
Ja eine Frage hätte ich noch, da ich dringend eine neue Wohnung suche werd ich wohl in der Insolvenz falls es soweit kommt keine mehr bekommen?

Dankeschön

Hallo,
auf Wohnungssuche würde ich dann wirklich jetzt gehen, solange deine Schufa noch nicht ganz unten ist. Ich bin damals auch kurz vor der Insolvenz umgezogen, aber bis die Insolvenz eröffnet wird, dauert es ja noch. Bin damals in 04/2012 umgezogen, in 01/2013 wurde erst die Insolvenz eröffnet. Habe dann im Dezember mit meinem Vermieter gesprochen, weil die auch in der Regel angeschrieben werden, war aber kein Problem.
Man kann aber auch in der Insolvenz theoretisch umziehen. Manchmal hat man Glück und ein privater Vermieter will gar keine Schufa-Auskunft oder eine Wohnungsgesellschaft ist vertraut mit dem Prozedere und es macht ihr nichts aus.
Ansonsten stimme ich dem o.g. von Robo total zu. Das kann Monate dauern, bis da mal ein Gerichtsvollzieher käme, pfändbar wird dann nichts sein. Biete ihm einen Kaffee an und sei freundlich, er macht nur seinen Job.

Viel Glück bei allem weiteren und du schaffst das !

Selina hat geschrieben: ↑20. Sep 2024, 11:09 ...
Ja es gibt noch andere Schuldenberatungen hier ca 20 km entfernt,muss ich anrufen ob die dann auch zuständig wären wenn's ne andere Stadt ist. Caritas ist 2 km entfernt von mir .
...

Nein, Sie MÜSSEN da nicht anrufen, aber Sie KÖNNEN da anrufen und fragen, ob die vielleicht eher einen Termin frei haben, wenn es unbedingt ein früherer Termin sein soll.

Meines Erachtens MUSS das aber nicht sein, denn vermutlich wird das eh sechs Monate oder so brauchen, bis der Gerichtsvollzieher kommt.
Oder eine Kontopfändung.

Oder, hab ich oben ganz vergessen, wenn ein Gläubiger Ihren Arbeitgeber kennt, kann er natürlich dort auch eine Lohnpfändung versuchen. Aber von dem bisschen Lohn ist ja sowieso nichts pfändbar.

Aber auch das geht nur mit einem Vollstreckungsbeschluss vom Gericht.

Und wenn es Ihnen peinlich ist: Muss es nicht, bei großen Arbeitgebern gibt es IMMER einige Lohnpfändungen ... und einige Insolvenzverfahren.

Warum schreiben Sie hier eigentlich "Sie" ?
Eigentlich duzt man (und frau ) sich doch in Internet-Foren.
Muss aber nicht, geht ja auch mit "Sie".

Danke euch

Wie schon geschrieben, mit einer neuen Wohnung in der Insolvenzphase kann es schwierig werden, da für gewöhnlich die Vermieter eine Schufaauskunft haben möchten. Ich habe zwar auch eine neue Wohnung bekommen, als meine Schufa ganz unten war, aber da braucht man schon viel Glück.

Es ist natürlich schwierig schnell einen Termin zu bekommen bei einer caritativen Schuldnerberatung. Aber vielleicht gibt es auch eine, von deren Existenz du noch nichts weißt. Ich habe damals die großen Organisationen in meinem Ort online besucht und nachgeschaut, ob sie es anbieten. Da gab es mehr Anbieter, als ich zunächst vermutet hatte. Caritas geht natürlich immer, ich bin dann bei der Diakonie gelandet, die ich auch sehr empfehlen kann.

Bei welcher Bank hast du dein Girokonto? Ist das eine, bei der auch ein Kredit läuft?

In dem Fall dringend bei einer Bank ein neues Konto aufmachen. Solange die Schufa noch okay ist, sollte das kein Problem sein.

Bei der Sparkasse. Die Kredite sind aber von anderen Banken.

Ich habe Anfang des Jahres meine Ratenzahlungen eingestellt und erst jetzt habe ich den ersten Mahnbescheid bekommen. Das kann also locker länger als 6 Monate dauern, bis man überhaupt irgendwas "merkt". Vielleicht klappt es ja sogar schneller mit deinem Termin bei der Schuldnerberatung.
Ich habe allerdings auch alle meine Gläubiger per Brief über die Situation informiert ("nicht mehr in der Lage die Raten zurückzuzahlen aus Grund X, befinde mich bereits in Händen der Schuldnerberatung Y") und danach haben auch die vielen Anrufe der Gläubiger bald aufgehört.