Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie erfährt Vermieter von Privatinsolvenz?

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June
Neuankömmling
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Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie erfährt Vermieter von Privatinsolvenz?

Beitrag von June »

Ich bin 29 und habe 55.000 Euro (Konsum)Schulden, darunter ca. 4k Dispo und 2,5k Kreditkarte, 2k Onlineversandhaus (Ratenzahlung), 400 Euro Klarna und der Rest Kredite (da habe ich den vollen Betrag inkl. Zinsen reingerechnet. Heißt, z.B. einen 15.000 Euro Kredit habe ich mit 22.000 Euro einberechnet).
Das Geld ging vor allem drauf für meine Hobbies, tausende Bücher, Games, Comicalben,... aber ein wenig sinnvolles ist auch drin, z. B. die Ersteinrichtung meiner Wohnung (Möbel, Küche, ...). Und der Betrag hat sich auch hochgeschaukelt, weil ich halt immer Kredite mit neuen Krediten abgelöst habe...

Ich verdiene 1.860 Euro netto im Monat und es reicht GERADE SO, um alle Verbindlichkeiten zu zahlen. Mein großes Glück ist, dass ich sehr, sehr, günstig wohne. 600 Euro Miete inkl. Wasser, Heizung, inkl. STROM (!!), in einer süddeutschen Stadt, ich habe die besten Vermieter der Welt.

Für die Schulden zahle ich so um die 800-900 Euro pro Monat, der Rest des Geldes geht für Essen, Internet, Handyvertrag drauf. Da lässt sich auch kaum was einsparen, ich hab günstige Verträge.

Mein Schufa-Score ist bei 93,49, also gerade an der Grenze von "ausreichend" zu "gut" und ich habe Angst, dass die Bank mir demnächst den Dispo streichen wird (immer Ende September machen die eine Prüfung). Die letzten 2 Jahre ging es gut, aber ich habe immer Angst, dass sie sagen, "so, jetzt reicht's"...

Kündigen sie mir den Dispo nicht, kann ich immerhin erstmal wieder so weitermachen wie bisher und einfach hoffen, dass weiterhin alles gut geht und ich in einigen, langen Jahren endlich von den Schulden wegkomme.

Wenn sie mir aber nächste Woche kündigen und auf einen Schlag die 4000 Euro von mir wollen, habe ich absolut keine Chance mehr.

Mir bleibt dann die Wahl:
1.) Meinen Vater um Rat fragen (der hält nichts von Personen, die sich überschulden... hat bei meinen Eltern zur Trennung geführt, da meine Mutter genau wie ich ist...). Das wird einfach die Hölle, wobei ich mir sicher bin, dass er das Geld hat, um wenigstens den Dispo auszugleichen. Selbstverständlich würde ich es zurückzahlen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er es mir tatsächlich geben würde.
2.) Privatinsolvenz anmelden. Was ich aber ungern täte, da ich ansonsten ja alles gerade so zahlen kann und es gerne weiterhin machen würde.
Was mir bei der PI solche Angst macht: Ich habe gehört, der Vermieter erfährt das? Was genau erfährt er da? Ihre Mieterin XY hat 55.000 Euro Schulden? Meine Vermieter hatten in der Vergangenheit schon Probleme mit Leuten, die nie die Miete gezahlt haben und ich habe solche Angst, mit diesen über einen Kamm geschert zu werden und die Wohnung zu verlieren. Etwas anderes als diese Wohnung kann ich mir für die Dauer dieser Schulden nicht leisten!!! Und bevor ich auch nur einmal keine Miete zahle, verhungere ich lieber, das könnt ihr mir glauben!

Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Habt ihr Erfahrungen mit einer ähnlichen Situation? Ich bin echt sehr unruhig deshalb. Wie konnte ich nur so blöd sein?
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Re: Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie erfährt Vermieter von Privatinsolvenz?

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Hi June,

gute Frage, hast du schonmal bei dem Thema "Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie erfährt Vermieter von Privatinsolvenz?" geschaut?
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DanielWillig
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Re: Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie erfährt Vermieter von Privatinsolvenz?

Beitrag von DanielWillig »

Hi. 🙋🏼‍♂️
Ich hab mir damals auch einige Sorgen und Gedanken zum Thema Vermieter gemacht, ich hab es aber wie immer in meinem bisherigen Leben so gehalten: Ich hab ihn angerufen und ihm gesagt das ich die Privatinsolvenz gestartet habe, das er in Kürze Post vom IV erhält, und hab direkt mein Nettogehalt nach Abzug der Pfändung genannt, damit er direkt hört, okay, Miete ist trotzdem problemlos zu zahlen. Meinem Arbeitgeber hab ich es auch vorher gesagt, da kommt dann ja auch Post vom IV hin.

Entscheidend ist, so finde ich, pro aktiv, von sich aus melden, den ersten Schritt machen und Offensive zeigen. Da steht man mM nach immer besser mit da als sich zu verkrümeln und abzuwarten bis die anderen es von anderer Stelle erfahren.

Beim Vermieter geht es darum, im Antrag musst Du angeben ob Du eine Kaution hinterlegt hast. Weil diese nicht an Dich ausgezahlt werden dürfte. Ich habe zwar noch kein solches Schreiben vom IV an Vermieter gesehen, aber die Höhe der Schulden wird bestimmt nicht drin stehen. Da haben wir aber Profis die sowas besser wissen. Irgendwas mit drei Monaten und Enthaftungserklärung hab ich noch im Kopf beim Thema Vermieter, IV und Kaution.

Wenn Du keine Unterhaltspflichten hast, wären von Deinem Einkommen „nur“ 257,78 Euro pfändbar. Rechne einfach mal etwas hin und her, 36 Monate diesen Abzug von Deinem Gehalt gegen auf wer weiß wie lange die jetzige Situation.

Mach Dir nicht zu viele Gedanken und Sorgen, und blöd ist von uns bestimmt keiner. Niemand ist freiwillig darein gerutscht, hat sich eines morgens dazu entschlossen in so eine Spirale zu rutschen und auf die Insolvenz hinzuarbeiten. Kommt in den besten Kreisen vor ;-)
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Zuletzt geändert von DanielWillig am 26. Sep 2024, 19:45, insgesamt 1-mal geändert.
robo
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Registriert: 11. Mär 2023, 10:08

Re: Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie erfährt Vermieter von Privatinsolvenz?

Beitrag von robo »

Jetzt mal einfach so gerechnet:
Wenn Du jeden Monat 900,- € abtragen kannst, zahlst Du für die 55.000,-€ gute fünf Jahre
und Dir bleiben von Deinen 1.860,- € netto jeden Monat 960,- € übrig.
Hält Du das fünf Jahre durch ?

Ein Insolvenzverfahren dauert drei Jahre, in der Zeit bekommt Dein Insolvenzverwalter/Treuhänder den pfändbaren Teil Deines Einkommens, das wären bei 1.860,-€ netto genau 257,78,
dann verbleiben Dir in den nächsten drei Jahren gut 1.600,- €.

Musst Du selbst wissen, was es Dir Wert ist und was Du Dir zutraust.

Der Insolvenzverwalter wird Deinen Vermieter anschreiben und nach einer Mietkaution fragen,
solltest Du eine bezahlt haben und solltest Du während des Inso-Verfahrens umziehen, dann will der IV die Kaution vermutlich haben.

Nein, er wird Deinen Vermieter nicht darüber informieren, wie viele Schulden Du hast.

Am besten, Du sprichst vorher selbst mit Deinem Vermieter, dass Du diesen Weg gehen willst, um Deine Finanzen zu ordnen. Aber zuerst brauchst Du einen Termin bei einer Schuldnerberatung. Achte darauf, dass es eine caritative = kostenlose ist. Mit der kannst Du dann auch die Situation mit Deinem Vermieter besprechen.
Du brauchst die Schuldnerberatung zwingend für die Vorbereitung des Insolvenzantrages.

Kündigen darf Dir der Vermieter wg. eines Inso-Verfahrens nicht.
Aber ein gestörtes Vertrauensverhältnis ist auch nicht schön.

Was ist mit Deinem Arbeitgeber ?
Das macht Dir nicht so viel Sorgen wie der Vermieter ?

An Deiner Stelle würde ich so schnell wie möglich die Reissleine ziehen.
D.h. ab sofort nichts mehr zurückzahlen.
Gar nichts.
Die Miete natürlich, Strom, Telefon, Internet usw., die laufenden Lebenshaltungskosten.

Und einen Termin bei einer Schuldnerberatung machen.

Viel Glück !
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mischa1981
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Re: Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie erfährt Vermieter von Privatinsolvenz?

Beitrag von mischa1981 »

Ohne es jetzt in einen Roman ausarten zu lassen: Mir war super mulmig, weil mein Vermieter auch ein älterer Herr 80 plus ist, aber ich musste es ihm natürlich sagen, spätestens wenn der Insolvenzverwalter ihm einen Brief geschrieben hätte, hätte er es ohnehin erfahren.
Ich habe gesagt, ich konnte meine Miete bislang nicht überweisen, da die Bank das Konto ihrerseits geschlossen und dem IV überwiesen hatte und es noch ein paar Tage dauern kann, bis das Geld freigegeben wurde. Er hat mir dann gesagt, er hat schon gemerkt, dass das Geld noch nicht da ist und er meinte, er dankt mir für die Ehrlichkeit meinerseits.
Und das war es im Grunde auch. Privatinsolvenzen sind in heutigen Tagen auch nix neues und ich selbst war zum Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung auch mit grob 35.000 Euro mit Konsumentenkrediten in den Schulden.
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Darnox
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Registriert: 9. Nov 2023, 17:25

Re: Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie erfährt Vermieter von Privatinsolvenz?

Beitrag von Darnox »

Stell dir bitte auch die Frage, ob dein Konsumproblem immer noch ein Problem ist. Wenn du weiterhin über deinen Verhältnissen lebst und Dinge kaufst, die du dir nicht leisten kannst, dann bringt alles weitere nichts. Auch eine Kaufsucht muss angegangen werden. Bei einer Spielsucht wird einem sowas schnell klar, aber auch hier besteht Handlungsbedarf. Dir muss also wirklich bewusst sein, dass es so nicht weitergehen kann.
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mischa1981
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Re: Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie erfährt Vermieter von Privatinsolvenz?

Beitrag von mischa1981 »

Darnox hat geschrieben: 27. Sep 2024, 08:25 Stell dir bitte auch die Frage, ob dein Konsumproblem immer noch ein Problem ist. Wenn du weiterhin über deinen Verhältnissen lebst und Dinge kaufst, die du dir nicht leisten kannst, dann bringt alles weitere nichts. Auch eine Kaufsucht muss angegangen werden. Bei einer Spielsucht wird einem sowas schnell klar, aber auch hier besteht Handlungsbedarf. Dir muss also wirklich bewusst sein, dass es so nicht weitergehen kann.
So ist es. Bevor man die Insolvenz angeht, sollte man definitiv erstmal etwaige Spielsüchte und dergleichen angehen. Es bringt halt wenig, wenn man jetzt Insolvenz anmeldet (alleine bis das Verfahren eröffnet wurde vergehen Monate), man hat dann nach Insolvenztabelle nur noch einen gewissen Freibetrag und keinen Cent mehr und selbst wenn man das die 3 Jahre durchsteht, wieder mehr Geld hat und erneut in die Sucht fällt, war alles für die Katz.
Denn: Wenn einem Restschuldbefreiung erteilt wurde darf man (nach neuer Regelung meine ich) 11 Jahre keine Privatinsolvenz mehr anmelden. Erst wenn diese 11 Jahre rum sind kann man es erneut versuchen. Wie die rechtliche Situation in 11 Jahren aussieht weiß natürlich auch keiner.
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