"Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

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imker
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Re: "Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

Beitrag von imker »

Dem IV schnellstens mitteilen, dass da noch eine Gerichtskostenforderung aus der Zeit vor Insolvenzeröffnung berücksictigt werden muss, die wegen der noch nichtgestellten Rechnung versehentlichnicht im Antrag enthalten ist.

Klartext: Es gehören in den Antrag auch Forderungen, deren Höhen noch nicht feststehen - und auch verjährte etc.
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PleiteGeier15
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Re: "Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

Beitrag von PleiteGeier15 »

Hey Leute,

klasse das so ein Thema hier eröffnet wurde.

Mein Weg in die Schulden fing mit mein 18ten Geburtstag an. Vorher musste ich mich nie um das Thema Geld sorgen, ich hab alles von mein Eltern in den Hintern geschoben bekommen.
Naja, nach dem ich meine Volljährigkeit gefeiert hatte, gleich erstmal ein Handyvertrag abgeschlossen.
Gedanken hatte ich mir damals nicht gemacht, da konnte man am Anfang alles bezahlen.
Zum Handyvertrag nochmal ein Internetanschluss. Nochmal in einem Elektrogeschäft, neueste Multimedia Ausstattung angeeignet.

Mit Geistiger Fehlbildung zum Thema Geld und Naivität weiter in den Tag gelebt ohne zu merken das das Leben weiter den Bach runter geht.

Mit 25 habe ich angefangen meine erste Ausbildung angefangen und da hat es klick im Kopf gemacht. Habe mir ein Haushaltsbuch angeschafft mit Excel.

Mein erster Versuch mit der Insolvenz hatte ich bei einer Anwältin, im nachhinein hab ich da über 3 Jahre meines Lebens verschenkt.
In der Zeit hat auch meine Gesundheit extrem gelitten, wo ich mir sagte, nun ist Schluss.
Ich hatte versucht von meiner Anwältin alle Dokumente wieder zubekommen, dann zu einer Karitativen Schuldnerberatung. Habe gleich bei der Anmeldung klar gemacht das für mich nur die Inso in frage kommt.
Dann gleich zum Beratungsgespräch, das hat ca. 1,5 Std gedauert, die Dame ist toll gewesen, selbst heute noch darf ich Sie anrufen wenn fragen wegen der Inso habe.

Vom ersten Gespräch mit der SB bis zur Eröffnung der Inso vergingen ca 2 Monate.
Ich hatte auch erst zweifel, ob das alles nun so richtig ist, aber das Leben ist entspannter geworden, mir wird jeden Monat Geld gepfändet. Ich sehe das ehr so, wie ein Kredit, den ich die nächsten Jahre zurück zahle.
Durch die Insolvenz kann ich sogar Geld untern Kopfkissen wieder ansparen, bis der erste Teil der Inso vorbei ist und ich ein Sparbuch eröffnen kann.

Im nachhinein hätte ich schon viel früher damit starten sollen und nicht so lange mein Kopf in den Sand stecken.
Heute führe ich mein Haushaltsbuch und komme damit super zurecht.
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Ruhrpottmensch
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Re: "Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

Beitrag von Ruhrpottmensch »

Mal wieder ein kleine Update & die ein oder andere Frage...

Nachdem das Ding mit dem Prozess gegen mich ja seit Anfang des Jahres jetzt endgültig durch ist (Und gegen mich entschieden worden ist), hab ich auch endlich die "harten Fakten" auf der Hand (Also quasi das, was mich der Prozess neben meinen anderen Schulden kostet)...

Neben der Geldstrafe von 2400€, muss ich noch Prozesskosten von gut 1000€ tragen.
Über diese gut 3400€ habe ich meinem IV Bescheid gegeben, der hat sich das angeschaut und offenbar keine Möglichkeit gefunden zumindest die Prozesskosten mit in die RSB zu nehmen. So habe ich also jetzt mit der Justizkasse erst einmal eine monatliche Rate von 30€ über die nächsten 24 Monate vereinbart. Mehr geht nicht, da ich ja eh schon weit unter dem pfändbaren Einkommen liege...

Dafür durfte ich aber offensichtlich eine Zuzahlung in Höhe von knapp 130€ einer Zusatzversicherung meiner Brille behalten. Habe ich dem IV zwar auch gemeldet, aber bis heute kam da nix mehr. :?:

Ansonsten läuft die Insolvenz bei mir recht ruhig...
Da ich zur Zeit im Krankenstand mit ganz knapp 1000€ Krankengeld auf den Monat gerechnet bin, läuft quasi eh ein "Null-Plan", es wird bis dato nichts gepfändet. Ob ich in diesem Jahr (Nach Aussteuerung) wieder ans Arbeiten komme, weiß ich momentan nicht genau.

In meiner parallel laufenden Therapie gehts momentan eher 2 Schritte vor und dann wieder 10 Schritte zurück. Es ist verdammt viel Arbeit erst mal wieder Vertrauen in sich selbst zu schöpfen, wenn man -gefühlt- den Karren selbst so vor die Wand gefahren hat. Das dann einem neuen, potentiellen Arbeitgeber mit allen Konsequenzen (Lohnpfändung etc.) zu beichten, würde mir momentan wohl noch nicht möglich sein. Aber daran wird hart gearbeitet... Auch wenn es ein ganz schön steiniger Weg ist...

Abschließend zum Verfahren selbst noch eine Frage...
Man liest ja quer durchs Netz die größten "Horrorstorys" was die Eröffnungphase angeht.
Da ist oftmals die Rede von zwei, drei oder sogar mehr Jahren. Ist natürlich ein ganz schönes Brett...
Gibt es da Erfahrungswerte, wenn man -wie in meinem Fall- von einem momentan quasi "Null-Plan" Verfahren ausgeht, ob es da bedeutend "schneller" oder langsamer geht bis man in der WVP ist?

(Um ehrlich zu sein, ich rechne eigentlich fest damit, dass es deutlich länger als die vom IV angesprochenen "bis zu 12 Monate" dauert. Würde also heißen, dass ich trotz Eröffnung 09/2018 erst im Jahre 2020 (Mitte/Ende) mit der WVP rechne)
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FinLaure
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Re: "Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

Beitrag von FinLaure »

Du bist auf einem guten Weg, ich wünsche Dir alles Gute, dass Du stark bleibst und eines Tages auch wieder in die Arbeitswelt zurückfindest. :)

Was die Verfahrensdauer angeht, kann wirklich niemand sagen, wie es bei Dir sein wird. Zwischen 6 Monaten und mehreren Jahren (trotz Nullplan) war schon alles vertreten. Also sei geduldig, Dir passiert ja nichts.

Toi toi für die weitere Zukunft :)
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Janadi
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Re: "Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

Beitrag von Janadi »

Toi, toi, toi auch von mir. Gerade was das gesundheitliche anbelangt. Eigentlich ist das der wichtigste Punkt, super dass du in Therapie bist. Es ist auch normal, dass du Rückschritte in Kauf nehmen musst. Freu dich über jedes bisschen, das voran geht.

Ich komme im Moment gut mit der Inso klar, allerdings verdränge ich es im Alltag auch eher. Angesprochen hat mich wirklich niemand bisher, obwohl es sicher einige wissen.
Was mir manchmal zu schaffen macht, ist der Gedanke daran, das ich mit Mitte 30 trotz eines guten Jobs absolut nichts vorweisen kann. Ich habe im gesamten Freundes-/ oder Bekanntenkreis kaum jemanden ohne eigenes Haus, ob nun geerbt oder erarbeitet. Manchmal macht es mich traurig, das ich diese Erfahrung wohl niemals machen werde. Aber naja, das ist eigentlich ein echtes Luxusproblem.
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Ruhrpottmensch
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Re: "Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

Beitrag von Ruhrpottmensch »

Genau über diesen Punkt habe ich auch schon mit meiner Therapeutin gesprochen...

Ich werde Ende 40 sein wenn die Inso inklusive Schufeinträge wieder "weg" ist.
Natürlich hätte es "besser" in die Lebensplanung gepasst, wenn ich die Inso vielleicht 10 oder sogar 15 Jahre frühe angegangen wäre. Das hätte mir vielleicht die Chance gegeben, an meinen "Träumen" noch ein bisschen länger zu arbeiten und sie mir irgendwann zu erfüllen...

Aber... Und das war ein ganz dickes Aber auch von der Therapeutin....

Die Schulden und jetzt die Inso haben & machen mich zu dem Menschen der ich bin und noch werde...
Die letzten Jahren habe ich ziemlich "unbekümmert" mit meinen Schulden gelebt. Ich will nicht sagen, dass es mir völlig egal war. Aber ich habe jeden Monat geschoben, es irgendwie immer geschafft die Raten zu bezahlen und habe zeitweise sogar noch "drauf gelegt" um mich vielleicht auch ein wenig von den Schulden abzulenken...

Aber eins war mir dabei nie wirklich klar...
Ich habe nur für die Schulden gearbeitet und habe mit meinem "Konsum" eigentlich nur etwas überdecken wollen. Meine ganz eigenen und persönlichen Probleme. Eben das ich nicht wirklich wertschätzen konnte bzw nach völlig falschen Maßstäben wertgeschätzt habe (Eben auch immer den Gedanken an ein Haus, Auto und einen gewissen "Luxus")...

So blöd wie es auch klingen mag... Aber inzwischen hat sich das verändert. Auch oder gerade wegen der Inso. Ich muss jetzt -gezwungenermaßen- aufs Geld achten. Und kann somit endlich wieder kleine Dinge wertschätzen... Erst letzte Woche habe ich mir einen Ring Fleischwurst beim örtlichen Metzger gekauft. Etwas, was ich mir seit Beginn der Inso "verkniffen" habe. Weil es eben relativ teuer ist. Früher hab ich mir da gar keine Gedanken drüber gemacht... Gekauft auch wenn ich eigentlich nicht die Kohle dafür hatte. Dementsprechend war es aber eben nur Fleischwurst... Genuss war da nicht unbedingt bei. Ganz anders letzte Woche... Ich wußte gar nicht mehr, wie gut so 'ne Frische Fleischwurst schmecken kann...

Auch hier wieder... Lange Rede, kurzer Sinn...

Ich fange an, demütig gegenüber des Geldes zu werden. Ich versuche andere, kleine Dinge zu schätzen. Ob ich wirklich noch mal ein Haus mit Auto vor der Tür und Bötchen unter Carport haben möchte?! Ich glaube nicht... Würde man im Endeffekt doch nur wieder den falschen Träumen hinterher rennen...
Ich will gar nicht mehr "für die Welt" etwas sein, was ich nicht wirklich bin. Auch möchte ich nicht mehr nur fürs Geld arbeiten gehen. Ich möchte vor allem mit mir selbst im Reinen sein und in Zukunft nur noch Dinge tun, hinter denen ich auch wirklich zu 100% stehe. Und dazu gehört nunmal -für mich. auch dazu, eben keinen Ratenkredit mehr aufzunehmen nur weil der Kumpel eine neue Glotze hat und ich eine doppelt so große brauche... ;)
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FinLaure
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Re: "Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

Beitrag von FinLaure »

Genau das ist die richtige Einstellung.

Das selbe hat sich auch in meiner Insolvenz für mich geändert. Ich achte mehr auf mich und meinen "Besitz". Ich weiß Dinge zu schätzen. Es muss nicht das größte und teuerste sein. Auch der Nachbar finanziert seinen Kram mit Ratenkrediten. Braucht kein Mensch.
Ein eigenes Haus wird es bei mir auch nicht mehr werden. So what? Ich wohne auch zur Miete gut und lege mir jeden Monat genug zurück, um mir im Alter ein Mobilheim oder Tiny House leisten zu können. Bis dahin wird hoffentlich die Rechtslage geändert sein.
Neues Auto? Wozu? Mein 10 Jahre alter Opel bringt mich genauso gut von A nach B.
Teurer Urlaub? Ich liebe die Nächte im Zelt. Dafür muss ich nicht um die halbe Weltkugel fliegen. Das geht auch hier wunderbar.

Demut ist der richtige Begriff. Und das ist was verdammt Gutes :)
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Peter68
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Re: "Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

Beitrag von Peter68 »

Inspiriert durch die Berichte hier möchte ich gerne auch meine Geschichte erzählen.
Im Elternhaus nicht wirklich gelernt mit Geld umzugehen.
So fing es damals schon mit dem 16. Lebensjahr an. Da hatte ich einen Ferienjob und ich wollte mir eine Spielekonsole holen. Mit Ratenzahlung bei Quelle. Das hat sogar noch ganz gut geklappt. Aber das war dann so der Einstieg in die Probleme.
Dann recht früh Familiengründung ohne Kohle. Damals noch Geld vom Sozialamt bekommen, da ich gerade meine unentgeltliche Ausbildung abgeschlossen hatte. Am Ende waren das dann auch knapp 3000 DM die ich dann zurückzahlen musste. Ging dann mit meinem Zeitsoldatensold auch ohne Probleme. Dann kam ich zur Citibank und dann begann das Karussell sich zu drehen. Die Kredite haben sich dann so hochgeschraubt das ich am Ende einen Kredit über 40000 € hatte und zwar nur für Umschuldungen von Kreditkarten und anderen Konsumkrediten. Man war ich doof.
Ich habe seit über 15 Jahren einen gutbezahlten Job, daher ging das auch so lange gut. Doch als ich vor knapp 3 Jahren dann begriffen habe , das ich mir einen Schuldendienst von 1500€ pro Monat auch nicht auf Dauer leisten kann, hab ich die Notbremse gezogen.Dazu noch diese nahezu sittenwidrigen Zinsen der Kreditkarten Barclaycard und Advanzia. Da hat man nur die Zinsen bezahlt. Man war ich doof. Ach hab ich schon mal geschrieben, aber einmal reicht da nicht.
Am Ende war es ein Schuldenstand von über 60000 €.
Den grössten Fehler war aber das ich aus Scham meiner Frau nichts davon erzählt habe. Oh man war die enttäuscht von mir, aber sie hat zu mir gehalten.
Ich habe den Weg über einen Anwalt genommen, hat mich auch nochmal was gekostet, aber das war es wert. Da mein Pfändungsbetrag recht hoch (über 600€) war, versuchten wir einen AEV. Aber ich war nur bereit für 3 Jahre zu bezahlen, worauf sich meine 4 Gläubiger (zb Targobank, Barclaycard, Advanzia) nicht einliessen .Die wollten 6 Jahre den Pfändungsbetrag. So ging es Mitte 2017 in die Insolvenz.
Hier hatte ich wohl echt Glück, da ich kein P Konto brauchte. Klar wurden mir von meinen 4 Konto 3 gekündigt, aber das kurz vor der Inso eröffnete wurde auch nicht Insobeschlag genommen und ich kann es bis heute ohne Einschränkung benutzen. Dazu noch einen Arbeitgeber der da verständnisvoll war.

Es gab ein persönliches Gespräch mit dem IV und der war echt ok. Durfte auch mein Auto behalten weil ich das für den Arbeitsweg brauchte. Ende 2018 wurde das Insolvenzverfahren aufgehoben und nach meiner Berechnung bin ich zum heutigen Tag schon auf 85% der geforderten 35% nach 3 Jahren angekommen. Nach Abzug der Kosten natürlich.
Am Ende sollte ich wenn nichts dazwischen kommt bei ca. 45%.
Es geht mir psychisch deutlich besser nachdem ich mir eingestanden habe das es so nicht mehr weitergehen kann und ich die Inso gehen muss. Es ist halt auch das Eingestehen einer Niederlage. Finanziell geht es mir nun auch deutlich besser, da ich mir keine Sorgen mehr machen muss wie ich meine Gläubiger befriedigen kann. Am Ende bin ich für meine Taten für mein Versagen schuld, aber was die Banken da machen spricht sie auf jeden Fall nicht von einer Mitschuld frei. Gerade die Targobank/Citibank.

Bin aber wie gesagt in einer glücklichen Position das ich ein überdurchschnittliches Gehalt habe und mir so über 2200 € nach der Pfändung übrig bleiben. So habe ich mir auch schon wieder ein finanzielles Polster geschaffen.
Klar hat die Inso auch seine Nachteile, so hab ich schon gemerkt das mit einem Stromanbieterwechsel nicht mehr so einfach ist.
Man sollte sich aber auf jeden Fall gründlich informieren und sich der möglichen Folgen bewusst sein. Da ist das alte Forum sowie diese hier Gold wert.
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Sawyer30
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Re: "Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

Beitrag von Sawyer30 »

Ich finde es toll, auch mal andere Erfahrungen zu lesen. Ich selbst war immer so in der "Duck mich"-Phase. Ich habe mich lange dafür geschämt und es musste erst bei mir zum großen Knall kommen, bis ich eben die Notbremse zog und nun Hilfe in Anspruch nehmen konnte. Hatte vorher immer die Horrorvorstellung von der Schuldnerberatung, dass einem dort Vorwürfe gemacht werden und der Kopf kürzer. Aber ich bin zufrieden mit meinem Berater. Er urteilt nicht und wollte auch nicht wissen, wie all die Schulden zusammenkamen (er hatte mich abgewürgt, als ich darüber erzählen wollte). Er meinte, man soll nach vorne schauen, das vergangene kann man nicht mehr ändern.
Ich bin Anfang 30, muss mir eben nun eingestehen, dass ich finanziell gescheitert bin, aber ich bin trotzdem sehr optimistisch. Ich habe schon immer in meinem Leben gekämpft, viele Probleme überwunden und habe damals eben mit Krediten und Käufen meine sonstigen Probleme (auch psychischer Natur) beiseite geschoben. Habe im Prinzip rund 8 Jahre meines eigenen Lebens außerhalb des Elternhauses total auf Pump gelebt.

Es ging immer gut, bis irgendwann eben nichts mehr ging und die Blase platzte. Natürlich sehe ich auch andere Leute bzw. Freunde, die ein Haus geerbt haben und ein tolles Auto fahren. Aber das macht mir zwischenzeitlich nichts mehr aus, da ich eben auch oft überlege, ob nicht hier und da auch ein Darlehen eine Rolle spielt. Und ganz ehrlich - wenn ich sehe, was so manche für Summen aufnehmen, um ein Haus zu bauen, da bin ich doch froh, dass ich in einer gemütlichen und günstigen Mietwohnung lebe, es mir schön eingerichtet habe und das reicht mir dann auch.

Ich möchte, trotz der angehenden Insolvenz und einer Ratenrückzahlung, die nicht davon erfasst werden wird, auch versuchen, zumindest einen kleinen Betrag monatlich zu sparen und in ein Kässchen zu legen. Mein Ziel ist es, in den nächsten Jahren nach langer Zeit mal einen kleinen Urlaub zu machen. Nichts großartiges, aber ich brauche ein Ziel vor Augen, um auch in finanzieller Hinsicht mal wieder das sparen zu lernen.

Dass ich zumindest dann ein kleines Polster habe, falls mal etwas kaputt geht und das eventuell auch ein kleiner Trip mal drin wäre.

Mehr will ich nicht. Solange ich in absehbarer Zeit mal wieder gemütlich eine Tasse Kaffee im Garten trinken kann, ohne mich darüber zu sorgen, welcher gelbe Brief morgen im Briefkasten landet, dann bin ich zufrieden.

Manchmal muss man erst fallen, um zu merken, was eigentlich wichtig ist.
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Ruhrpottmensch
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Re: "Privatinsolvenz" - Wie gehts mir damit?!

Beitrag von Ruhrpottmensch »

Am "frühen" Sonntagmorgen mal ein kleines Update zu meinem Weg in/mit/aus der PI:

Jetzt ist es fast exakt ein Jahr her, dass die PI bei Gericht eröffnet worden ist.
Ich kann die WVP also schon riechen. :D Ja, auch wenn ich weiß, dass man sich da nach 12 Monaten nicht unbedingt all zu viel Hoffnung machen sollte... Man darf ja mal durchaus positiv denken. ;)

Nochmals zum kurzen Anriss:
Ich bin ja aus ALG1 bzw. aus dem Krankengeld in die PI gestartet, habe inzwischen wieder eine Anstellung und müsste Ende des Monats auch das erste Mal etwas vom Gehalt an den IV abführen. Somit gehts jetzt langsam aber sicher daran, die Kosten für den IV bzw. die Verfahrenskosten zu begleichen und dann irgendwann mit dem "Schuldenabbau" anzufangen...

Zwischenzeitlich gab es ja noch die ein oder andere "unklare" Forderung gegen mich, die sind mir just in der letzten Woche mit einer aktualisierten Tabelle zugestellt worden (@caffery: Tatsächlich hat die KfW noch nachgemeldet ;) ). Eine Forderung der Nebenklage aus einem Gerichtsverfahren wurde ohne Zucken mit zur RSB genommen, das freut mich tatsächlich am meisten.

Ansonsten freue ich mich, wieder "in Arbeit" zu sein, auch wenn ich nicht wirklich viel verdiene (Unter Strich und nach Abzug der pfändbaren Beträge bleibt mir nicht viel mehr als der unpfändbare Betrag... Etwa ~1200€). Aber das war auch gar nicht mein Ziel bei dem Job... Viel mehr wollte ich diesmal eine vernünftige Stelle, mit annehmbarer (Arbeits)Belastung antreten, bei der ich trotzdem noch einen Teil zurückzahlen kann. Das mag jetzt vielleicht für einige komisch klingen, aber tatsächlich habe ich sonst immer primär eher auf die Bezahlung als auf das "Umfeld" geachtet. Eben weil ich vor der PI das Geld auch immer von A nach B nach C "schieben" musste. Da sind mir die jetzigen "geordneten" Verhältnisse deutlich lieber. Ich habe nur noch eine Stelle an die ich "abgeben" muss, es ist mehr oder minder geregelt wer, wann etwas bekommt und so habe ich deutlich weniger "Sorgen". Natürlich hätte ich mit einem "richtig gut bezahlten Job" die Laufzeit der PI verkürzen können... Aber auch das war nicht mein Ziel. Ich habe mich von Beginn an auf die 6 Jahre eingestellt um mir selber keinen Druck zu machen. Falls ich natürlich irgendwann Lohntechnisch nochmals "aufsteigen" würde, kann man die Verkürzung sicherlich ins Auge fassen. Aber auch da will ich mir selbst absolut keinen Druck machen...

Zumal es im Umgang mit dem IV (Eine recht große Kanzlei hier in der Gegend) recht deutlich geworden ist, dass mein Verfahren nur eins unter zahlreichen ist. Es scheint in der Tat so zu sein, dass die "Arbeit" mit IVs & Schuldnern tatsächlich eine "Fließbandarbeit" ist... Was mir allerdings nichts ausmacht. So ist der Kontakt zu meinem IV sehr "pragmatisch" und professionell. Auch das nimmt ein ganz großes Stück meines eigenen "Schrecken" vor der PI bzw. dem Kontakt mit dem IV.

Finanziell geht es mir -jetzt auch mit dem Job- deutlich besser. Tatsächlich bemerke ich, dass ich jetzt "mehr" in der Tasche habe als noch vor der PI. Wo ich vormalig noch -sprichwörtlich!- jeden Cent zur Tilgung aufbringen musste, kann ich jetzt über meine roundabout 1200€ verfügen und komme mit dem Geld auf den Monat gesehen hin. Ich kann es mir sogar auch mal wieder leisten, Abends etwas Essen zu gehen und/oder mit Freunden etwas zu unternehmen. Das wirkt sich verdammt deutlich auf die Psyche aus und macht einen wesentlich "lockerer" im Kopf...

Long Story short:
Es läuft... Sicherlich mal mit Phasen, wo es ein bisschen "stressiger" wurde (Wenn man wieder irgendein Brief kam), aber unterm Strich geht es mit deutlich besser als noch vor einem Jahr. In der Gesamtheit.
Das kann gerne so weiter gehen, dann werde ich es mir nach den sechs Jahren wohl auch gönnen, mal eine Flasche guten Sekt aufzumachen... ;)
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