Neu und verunsichert

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caffery
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Re: Neu und verunsichert

Beitrag von caffery »

Ich würde vermutlich einen Sukzessivplan mit einer Laufzeit von 5 Jahren und einem monatlichen Angebot von 500 Euro + ggf. Weihnachtsgeld vorschlagen.

Die Banken sollten ihre Forderungen vor dem Angebot zärtlich begleitet und vor allem sämtlichst in die Fälligkeit geführt haben.

Die Quote wäre gemäß der Angaben bei weit über 35%, was für viele Entscheidungskriterien eine Art magische Grenze ist. Den Hauptgläubiger (mit dem alles steht und fällt) halte ich für gewöhnlich aus meiner Erfahrung für recht vernünftig was sein Verhalten bei solchen Geschichtem angeht.

Wenn man den hinter sich hat, braucht man noch eine Kopfmehrheit. Dafür ist ein Sukzessivplan gut, weil dieser von Gläubigern mit kleinen Forderungen gern angenommen wird.

Hat man 6 der 11 Gläubiger hinter sich (inkl. des Hauptgläubigers), macht man einen schönen gerichtlichen Schuldenbereinigungsplan mit ggf. nachfolgender Zustimmungsersetzung und PZING! ... die Welt ist mit sehr sehr viel Aufwand und jeder Menge Papierkram so wie sie sein soll;)
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Bernd111
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Re: Neu und verunsichert

Beitrag von Bernd111 »

Danke für die tolle, sehr hilfreiche Antwort.

Was bedeutet konkret "Sukzessivplan". Kann im Netz keine genauen Angaben finden...

"Die Banken sollten ihre Forderungen vor dem Angebot zärtlich begleitet und vor allem sämtlichst in die Fälligkeit geführt haben."
...das hier verstehe ich leider üüüberhaupt nicht :shock:
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caffery
praktischer Schuldnerberater
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Re: Neu und verunsichert

Beitrag von caffery »

Bernd111 hat geschrieben: 8. Jun 2020, 21:03 Was bedeutet konkret "Sukzessivplan". Kann im Netz keine genauen Angaben finden...
Ganz vereinfacht gesagt: Man zahlt die Kleingläubiger in den ersten 3-4 Monaten komplett und setzt danach mit den Raten an die Hauptgläubiger ein - mit entsprechend höheren Raten.
Bernd111 hat geschrieben: 8. Jun 2020, 21:03 "Die Banken sollten ihre Forderungen vor dem Angebot zärtlich begleitet und vor allem sämtlichst in die Fälligkeit geführt haben."
...das hier verstehe ich leider üüüberhaupt nicht :shock:
Das verstehe ich jetzt nicht. Also weder, was Du daran nicht verstehst und noch, warum Du meine Antwort hilfreich fandest obschon Du das alles nicht verstanden hast;)

Die Forderungen müssen fällig sein. Dieses Credo schrieb ich praktisch von Beginn an. Kein Kredit darf ungekündigt und kein Dispo nicht komplett gefordert worden sein. Zärtlich bedeutet, dass die Banken zumindest zuvor einen Brief bekommen haben sollten, der ihnen kurz und freundlich erklärt was da grade abläuft. (eventuell rotzige Rückantworten etwas weniger freundlicher Institute müssen nicht zwingend beantwortet werden)
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Bernd111
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Re: Neu und verunsichert

Beitrag von Bernd111 »

caffery hat geschrieben: 8. Jun 2020, 21:12 Das verstehe ich jetzt nicht. Also weder, was Du daran nicht verstehst und noch, warum Du meine Antwort hilfreich fandest obschon Du das alles nicht verstanden hast;)
:lol: Hilfreich, weil ich den größten Teil deiner Antwort verstanden und als sehr hilfreich empfand.

Ja, das zunächst alle Kredite mir "um die Ohren gehauen" werden müssen, sagtest du von Beginn an. Das hab ich mir auch gemerkt. Da ich ab sofort alle Raten aussetzen werde und bereits jetzt bei mehreren Krediten mit zwei Raten in Verzug bin, rechne ich nächsten Monat mit ersten Kündigungen. Da ich bei 3 der insgesamt 13 Krediten jedoch gar keinen Verzug habe, wirds wohl noch ne Weile dauern bis alle gekündigt haben. Dann wäre es womöglich so, dass ein Teil nächsten Monat und ein anderer Teil erst in 3-4 Monaten kündigt. Ist vielleicht etwas unpraktisch.

So käme es vielleicht dazu, dass ich nächsten Monat die ersten gerichtlichen Mahnbescheide erhalte, während ich gleichzeitig, für andere Kredite, eine freundliche Zahlungserinnerung bekomme. Ach und von den 3 Internetkurzzeitkrediten erwarte ich jetzt schon seit langem Inkassopost (kommt bestimmt morgen, weil ich jetzt drüber rede).
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Der_H
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Re: Neu und verunsichert

Beitrag von Der_H »

Erst werden die Kündigen und fällig stellen.
Dann hast du zwei Wochen Zeit zum komplett bezahlen und danach bekommst du normalerweise die Inkassopost mir jede Menge Spesenkäse... Zumindest von den ganzen Kleingläubigern.

Mahnbescheide dauern meist ne Zeit lang. Die Inkassobüros wollen ja erstmal versuchen die Kosten in die Höhe zu treiben.
Ich glaube dein Hauptgläubiger wird einer der ersten Mahnbescheide sein😉

Wie war das eigentlich? Sind in deinem Arbeitsvertrag Lohnabtretungen ausgeschlossen?
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caffery
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Re: Neu und verunsichert

Beitrag von caffery »

Bernd111 hat geschrieben: 8. Jun 2020, 23:26 3 Internetkurzzeitkrediten
Pfui Daibel! Wer macht denn sowas? Bei solchen Geschichten habe ich eigentlich auch nur schlechte Erfahrungen gemacht was die Beitreibungen solcher Forderungen betrifft.

Hat Dich eigentlich schonmal jemand nach dem Grund für diese doch ziemllich erheblichen wirtschaftlichen Fehlentscheudungen gefragt? Was würdest Du also Auslöser dessen bezeichnen?
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Bernd111
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Re: Neu und verunsichert

Beitrag von Bernd111 »

caffery hat geschrieben: 9. Jun 2020, 08:07 Was würdest Du also Auslöser dessen bezeichnen?
Der Auslöser war, dass ich in den letzten zwei Jahren der größten finanziellen Eselei meines Lebens hinterher lief. Und jetzt wünsche ich einmalig eine zweite Chance.

caffery hat geschrieben: 9. Jun 2020, 08:07 Bei solchen Geschichten habe ich eigentlich auch nur schlechte Erfahrungen gemacht was die Beitreibungen solcher Forderungen betrifft.
Ja, die kontaktieren mich praktisch in den letzten drei Monaten täglich mit Anrufe, SMS, Briefe oder Email. Erst jetzt gerade wieder... "die Forderung wird morgen, am 10.06. unserem Inkassopartner verkauft. Um dies zu verhindern melden sie sich bei uns" (sollte ich vielleicht eine kurze Email hinschicken und zwecks Schadensminderungspflicht auf meine Zahlungsunfähigkeit hinweisen?)
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Ruhrpottmensch
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Re: Neu und verunsichert

Beitrag von Ruhrpottmensch »

Bernd111 hat geschrieben: 9. Jun 2020, 09:13 (sollte ich vielleicht eine kurze Email hinschicken und zwecks Schadensminderungspflicht auf meine Zahlungsunfähigkeit hinweisen?)
NEIN!

Auch für "die anderen Buden" gilt jetzt erstmal: So wenig Kontakt wie möglich, nicht mehr als nötig!

Egal ob mit Mail, nen beantworteten Anruf oder Rauchzeichen... Mit allem rückst Du bei denen wieder aufs Radar und bekommst nen fetten roten Punkt auf den Rücken, der Dich damit als "Kontaktfreudig" zeichnet. Und dann geht das Gewitter erst richtig los...

Die sollen brav Briefe schreiben. Da kannste dann ggf. angemessen drauf reagieren...
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caffery
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Re: Neu und verunsichert

Beitrag von caffery »

Ruhrpottmensch hat geschrieben: 9. Jun 2020, 13:43 NEIN!
hmmm... das sehe ich anders. Was spricht denn dagegen, den Kreditinstituten EINmal freundlich, unzweideutig und nachweisbar seine Zahlungsunfähigkeit mitzuteilen? Ich halte das zunächt mal für fair. Weiterhin kann es auch tatsächlich rechtlich im Hinblick auf die Schadensminderungspflicht Sinn machen.
Auch wenn ich in dem vorliegenden Fall daran zweifeln würde, dass dies in Anbetracht des Gesamtzusammenhanges tatsächlich einen praktischen Effekt hätte.
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Der_H
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Re: Neu und verunsichert

Beitrag von Der_H »

Uiuiui
Du hast ja auch echt alles mitgenommen was ging...

Bernd111 hat geschrieben: 9. Jun 2020, 09:13 Um dies zu verhindern melden sie sich bei uns" (sollte ich vielleicht eine kurze Email hinschicken und zwecks Schadensminderungspflicht auf meine Zahlungsunfähigkeit hinweisen?)
Den Weiterverkauf wirst du nicht aufhalten können... Das ist im ersten Moment auch egal.


Die Mitteilung der Zahlungsunfähigkeit hätte natürlich den Vorteil, dass die einige Kredite zeitnah gekündigt werden.
Sofern der Brief Überhaupt wahrgenommen wird
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