Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

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caffery
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von caffery »

Das nimmt ja eine spannende Entwicklung hier. Wenn wir darüber reden wollen, dass man leider viel zu oft die Kinder vor den eigenen Eltern schützen muss, ist das was anderes. Dem stimme ich leider und vollster Überzeugung zu.

Bevor bzw. während ich angefangen habe mich mit Schuldenkram zu beschäftigen, habe ich 10 Jahre in der Jugendhilfe gearbeitet. Davon 5 Jahre insgesamt vier Jugendhilfekinder bei mir zu Hause wohnen gehabt - mit ein paar wechseln. Ich kann Dir versprechen, dass die Familien und Kinder die ich teilweise kennengelernt habe sogenannte "Multiproblemfamilien" waren in denen so ziemlich alles schief gelaufen ist was schieflaufen kann. Obschon die allermeisten dieser Familien auch überschuldet waren, hat sich da fast niemals jemand für interessiert weil es einfach viel zu viele andere Probleme gab die viel wichtiger waren als die Überschuldung. Da wurde einfach ein P-Konto gemacht und dann war das Thema durch. Ob diese Familien jetzt (auch) Schulden hatten oder nicht, hat auf deutsch gesagt "den Kohl auch nicht mehr Fett gemacht". Die Kinder dieser Familien haben multiple Störungen in die Wiege gelegt bekommen - und das hatte mit Sicherheit am allerwenigsten mit der Inkassopost in deren Briefkästen zu tun.
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Käsebrot
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Käsebrot »

Du redest dich schon wieder nur raus. Du bezeichnest es als Sippenhaft, wenn Eltern - entschuldigenden Ausdruck - zu blöd sind, für sich und ihren Nachwuchs Verantwortung zu übernehmen. Ob das ein feststehender Begriff ist oder nicht, steht doch gar nicht zur Debatte. In deinen Augen ist es so, vollkommen egal, ob es tatsächlich so korrekt ist oder nicht.

ALG 4 gibt es mWn nicht. Und wer ALG II bezieht, hat es auch ganz ohne Schufa schon schwer, eine Wohnung zu finden. Oder andere Verträge abzuschließen, wobei mir nicht so ganz klar ist, welche Verträge man so abschließen muss, wenn man ohnehin schon am Existenzminimum lebt. Strom gibt es beim Grundversorger immer und Handy kann man wunderbar auch mit einer Prepaid-Karte nutzen.

Und wer sich trotz ALG II auf zu hohe Ratenzahlungen einlässt, ist selber schuld. Da lag bereits im Vorhinein so vieles im Argen, dass man das nicht mehr anders sagen kann. Auch ich kann nur das Geld ausgeben was ich habe und ich verdiene sicher nicht schlecht, um über die Runden zu kommen und am Ende des Monats sogar noch etwas übrig zu haben. Aber wenn das Geld alle ist ist es alle. Vollkommen egal, wie viel am Monatsanfang da war.

Aufklärung und Unterstützung ist hier ratsamer als auf Kosten derer, die noch weniger dafür können als die Kinder - nämlich die Gläubiger.
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caffery
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von caffery »

Käsebrot hat geschrieben: 27. Feb 2021, 16:26
Aufklärung und Unterstützung ist hier ratsamer als auf Kosten derer, die noch weniger dafür können als die Kinder - nämlich die Gläubiger.
Na gut - soooo viel Mitleid sollte man für den gewöhnlichen 0815 Gläubiger dann auch wieder nicht aufbringen. Wenn ich mir meine Akten so angucke würde ich sagen, dass ich mit etwa 5 % der Gläubiger sowas wie "Mitgefühl" aufbringen könnte.

Die meisten aber haben zuvor praktisch - etwa mit Werbung - darum gebettelt, dass auch eigentlich mittellose Kunden bei ihnen Verträge abschließen bzw. Kunde werden. 0% Finanzierung, Handy für 1 Euro, Kredit ohne Schufa, Wie für mich gemacht mit Ratenpause, Kreditkarten mit Rahmen einfach so, Handyverträge im Strauß an SGB II Empfänger und Niedriglöhner. Da kann ich beim besten Willen kein Mitgefühl für aufbringen. Die kriegen aus meiner Sicht in gewisser Weise nur ein Stück weit das was sie verdienen von der Zielgruppe die sie völlig absichtlich um den Finger wickeln wollten. Klar, haben die Firmen auch niemanden gezwungen sich bei ihnen wirtschaftlich zu übernehmen, aber für Mitgefühl reichts dann einfach auch nicht;)
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Cor Don Quichotte
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Cor Don Quichotte »

caffery hat geschrieben: 27. Feb 2021, 16:35
Käsebrot hat geschrieben: 27. Feb 2021, 16:26
Aufklärung und Unterstützung ist hier ratsamer als auf Kosten derer, die noch weniger dafür können als die Kinder - nämlich die Gläubiger.
Na gut - soooo viel Mitleid sollte man für den gewöhnlichen 0815 Gläubiger dann auch wieder nicht aufbringen. Wenn ich mir meine Akten so angucke würde ich sagen, dass ich mit etwa 5 % der Gläubiger sowas wie "Mitgefühl" aufbringen könnte.

Die meisten aber haben zuvor praktisch - etwa mit Werbung - darum gebettelt, dass auch eigentlich mittellose Kunden bei ihnen Verträge abschließen bzw. Kunde werden. 0% Finanzierung, Handy für 1 Euro, Kredit ohne Schufa, Wie für mich gemacht mit Ratenpause, Kreditkarten mit Rahmen einfach so, Handyverträge im Strauß an SGB II Empfänger und Niedriglöhner. Da kann ich beim besten Willen kein Mitgefühl für aufbringen. Die kriegen aus meiner Sicht in gewisser Weise nur ein Stück weit das was sie verdienen von der Zielgruppe die sie völlig absichtlich um den Finger wickeln wollten. Klar, haben die Firmen auch niemanden gezwungen sich bei ihnen wirtschaftlich zu übernehmen, aber für Mitgefühl reichts dann einfach auch nicht;)
Danke. Ich glaube auch das die Gläubiger, oft sind es große Firmen, die künstliche Intelligenzen, ein Hehr von Anwälten und inzwischen auch Neurowissenschaftler einsetzen, um Dir die neueste Abofalle anzudrehen, sich besser verteidigen können, als die ungeborenen Föten :)

Ich meine vielleicht hat Käsebrot recht, und das Einkommen was arbeitenden Schuldnern nach der Pfändung bleibt, macht zwar nicht unbedingt glücklich, ist aber auch noch nicht so niedrig, dass das Kind schaden nimmt. Bei einem Gerichtsverfahren werden das dann weder ich noch Käsebrot entscheiden, sondern dazu wird die Meinung eines echten Gutachters und Experten für Kinderentwicklung eingehohlt.

Aber die Beweise, die es bereits jetzt gibt, dass Armut Kinder krank macht, sollten wohl zeigen, dass dem Ärmsten und Schwächsten in der Gesellschaft, also dem Kind des Hartz Vier Empfängers, so etwas nicht zu zuzumuten ist.
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Cor Don Quichotte
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Cor Don Quichotte »

caffery hat geschrieben: 27. Feb 2021, 16:16 Das nimmt ja eine spannende Entwicklung hier. Wenn wir darüber reden wollen, dass man leider viel zu oft die Kinder vor den eigenen Eltern schützen muss, ist das was anderes. Dem stimme ich leider und vollster Überzeugung zu.

Bevor bzw. während ich angefangen habe mich mit Schuldenkram zu beschäftigen, habe ich 10 Jahre in der Jugendhilfe gearbeitet. Davon 5 Jahre insgesamt vier Jugendhilfekinder bei mir zu Hause wohnen gehabt - mit ein paar wechseln. Ich kann Dir versprechen, dass die Familien und Kinder die ich teilweise kennengelernt habe sogenannte "Multiproblemfamilien" waren in denen so ziemlich alles schief gelaufen ist was schieflaufen kann. Obschon die allermeisten dieser Familien auch überschuldet waren, hat sich da fast niemals jemand für interessiert weil es einfach viel zu viele andere Probleme gab die viel wichtiger waren als die Überschuldung. Da wurde einfach ein P-Konto gemacht und dann war das Thema durch. Ob diese Familien jetzt (auch) Schulden hatten oder nicht, hat auf deutsch gesagt "den Kohl auch nicht mehr Fett gemacht". Die Kinder dieser Familien haben multiple Störungen in die Wiege gelegt bekommen - und das hatte mit Sicherheit am allerwenigsten mit der Inkassopost in deren Briefkästen zu tun.
Möglich, dass die Inkassopost dann das geringste Problem ist. Aber mir geht es hier auch darum wenigstens irgendwo ein kleines Steinchen ins Getriebe zu werfen, damit die Allgemeinheit insgesamt ins Denken kommt. Dass die Armen ihr Schicksal so verdient hätten, und das Armut und Krankheit natürliche Phänomene sind, die man einfach so bis in alle Ewigkeit zu akzeptieren hätte, ist nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen falsch. Armut kann auch durch solche Dinge wie schlechte Gesundheit vererbt werden. Aber das will halt niemand wahrhaben, weil Meritokratie sehr bequem für diejenigen Menschen ist, die mehr Glück im Leben hatten.
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caffery
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von caffery »

Das ist aber aus meiner Sicht ein anderes - und wenn man so will viel größeres - Thema. Ich meine es gab vor etlichen Jahren mal eine Studie aus der sinngemäß hervorging, dass es im Prinzip keine "reiche" Nation gibt bei der die gesellschaftliche und soziale Entwicklung so sehr von denen der Eltern abhängig ist wie bei uns. Oder anders gesagt: Aus einem sozial schwachen und/oder bildungsfernen (O-Ton mein Kanzlerin) Elternhaus auszubrechen und beruflich erfolgreich oder gar wohlhabend zu werden ist in keinem Land so schwer wie bei uns. Mit dem Thema und Ansatz kann ich auch viel eher was anfangen. Auf jeden Fall deutlich mehr als mit der These, dass (werdende) Mütter nicht mehr auf ihre Schulden aufmerksam gemacht werden dürfen.
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Käsebrot
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Käsebrot »

caffery hat geschrieben: 27. Feb 2021, 16:35 Klar, haben die Firmen auch niemanden gezwungen sich bei ihnen wirtschaftlich zu übernehmen, aber für Mitgefühl reichts dann einfach auch nicht;)
Ich dachte dabei auch mehr an die, die seriös arbeiten oder die eben auf die Zahlungen angewiesen sind. Klar, wenn sogar am Geldautomaten mit Niedrigzins-Krediten geworben wird, wer will sich das dann entgehen lassen? Andererseits werden da ja dann (in den seriösen Fällen zumindest) Einkommensnachweise verlangt und ein ALG II-Bescheid reicht mWn nicht aus.
Mein bester Freund ist selbständiger Handwerker, der kann nicht mal ebenso auf einen fünfstelligen Betrag verzichten, weil dem Auftraggeber erst nach der Vergabe einfällt, das kann er sich doch nicht leisten.

Dass Armut krank macht und oftmals auch vererbt wird, will ich gar nicht bestreiten (habe das in den zwei Jahren im Osten live erlebt, wie Sozialleistungen in der dritten Generation bezogen wurden), aber geordnete Verhältnisse schaffen, wie es ein Insolvenzverfahren eben ermöglicht (ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich keine Werbung dafür machen), ist doch um einiges besser, als abzuwarten, bis die Kinder ausgezogen sind, um dann doch wieder in den Schuldenstrudel zu geraten.

Es einmal richtig knallen lassen und mit Perspektive wieder von vorne anfangen zu können ist doch um einiges besser als immer tiefer zu fallen vollkommen ohne Ziel. Und dass es nach wie vor Sanktionen beim ALG gibt, hat primär mal ja nichts mit Schulden zu tun. Die sind dann allenfalls eine Folge davon.
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Cor Don Quichotte
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Cor Don Quichotte »

Käsebrot hat geschrieben: 27. Feb 2021, 17:14
caffery hat geschrieben: 27. Feb 2021, 16:35 Klar, haben die Firmen auch niemanden gezwungen sich bei ihnen wirtschaftlich zu übernehmen, aber für Mitgefühl reichts dann einfach auch nicht;)
Ich dachte dabei auch mehr an die, die seriös arbeiten oder die eben auf die Zahlungen angewiesen sind. Klar, wenn sogar am Geldautomaten mit Niedrigzins-Krediten geworben wird, wer will sich das dann entgehen lassen? Andererseits werden da ja dann (in den seriösen Fällen zumindest) Einkommensnachweise verlangt und ein ALG II-Bescheid reicht mWn nicht aus.
Mein bester Freund ist selbständiger Handwerker, der kann nicht mal ebenso auf einen fünfstelligen Betrag verzichten, weil dem Auftraggeber erst nach der Vergabe einfällt, das kann er sich doch nicht leisten.

Dass Armut krank macht und oftmals auch vererbt wird, will ich gar nicht bestreiten (habe das in den zwei Jahren im Osten live erlebt, wie Sozialleistungen in der dritten Generation bezogen wurden), aber geordnete Verhältnisse schaffen, wie es ein Insolvenzverfahren eben ermöglicht (ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich keine Werbung dafür machen), ist doch um einiges besser, als abzuwarten, bis die Kinder ausgezogen sind, um dann doch wieder in den Schuldenstrudel zu geraten.

Es einmal richtig knallen lassen und mit Perspektive wieder von vorne anfangen zu können ist doch um einiges besser als immer tiefer zu fallen vollkommen ohne Ziel. Und dass es nach wie vor Sanktionen beim ALG gibt, hat primär mal ja nichts mit Schulden zu tun. Die sind dann allenfalls eine Folge davon.
Käsebrot, vielleicht reden wir auch an einander vorbei, weil Du Dir die Maßnahmen die ich mir vorstelle, weitreichender vorstellst, als ich das meine.

Was hälltst Du den zum Beispiel von so einem Kompromiss: die Pfändungsgrenzen bleiben so wie sind, aber das Auto darf behalten werden, oder wird falls es teuer ist, durch ein Einfacheres ersetzt. Die Schufaeinträge werden während der Schwangerschaft bis kurz nach der Geburt auf unsichtbar gestellt (außer vielleicht die Schulden entstanden durch Betrug, dann muss man sich irgendeine Sonderregelung einfallen lassen, um die Wiederholung zu verhindern). Strafzinsen werden auf normale Zinsen umgestellt, Mahngebühren nicht erhoben. Eine Schuldnerberatung ist verpflichtend, geschieht dann aber auch nicht auf Zeitdruck.

Bei kleineren Betrieben sollte vielleicht der Staat die Schulden der Schwangeren direkt übernehmen. Die Begründung dafür ist ziemlich einfach: es ist auch der Staat, der den Nutzen durch den Schutz der Kinder hat, denn er spart sich so später Kosten z.B. im Gesundheitssystem.
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Käsebrot
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Käsebrot »

Ich sehe darin keinen Kompromiss, einfach aus dem Grund, dass die wenigstens Menschen wirklich dazu genötigt werden, Schulden zu machen. Warum soll dann also der Steuerzahler - und somit auch ich - für diese Unvernunft aufkommen? Wer mehr Geld ausgibt als er hat, muss damit rechnen, dass ihm das irgendwann auf die Füße fällt. Man darf Fehler im Leben machen, das mache ich auch bis heute, aber man muss auch aus diesen Fehlern lernen und vor allem in der Lage sein, als Vorbild aus entstandenen Krisen zu gelten.

Mit ist auch nach wie vor schleierhaft, warum du auf ein „Grundrecht für individuelle Mobilität“ pochst. Wer soll denn den Führerschein bezahlen? Weißt du, was ein Auto an Nebenkosten verursacht? Versicherung, Sprit, Reparaturen... Soll das auch alles zulasten des Steuerzahlers gehen?

Außerdem: warum sollen am Ende nur Mütter mit Kindern oder Schwangere von diesen Vorteilen profitieren? Habe ich als Single kein Recht darauf, mir meinen Wohn- und Arbeitsort selber auszusuchen? Muss ich mich dann erst schwängern lassen, um die Chance zu kriegen, einen neuen Job anfangen zu können, weil ich unschwanger am neuen Arbeitsort keine Wohnung kriegen würde?

Einzig die Verpflichtung zur Schuldnerberatung erachte ich als sinnvoll, damit die werdende oder junge Mutter ihre finanziellen Angelegenheiten so früh wie möglich in den Griff bekommt. Aber unsichtbar? Sicher nicht.
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Cor Don Quichotte
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Cor Don Quichotte »

Käsebrot hat geschrieben: 27. Feb 2021, 17:42 Ich sehe darin keinen Kompromiss, einfach aus dem Grund, dass die wenigstens Menschen wirklich dazu genötigt werden, Schulden zu machen. Warum soll dann also der Steuerzahler - und somit auch ich - für diese Unvernunft aufkommen? Wer mehr Geld ausgibt als er hat, muss damit rechnen, dass ihm das irgendwann auf die Füße fällt. Man darf Fehler im Leben machen, das mache ich auch bis heute, aber man muss auch aus diesen Fehlern lernen und vor allem in der Lage sein, als Vorbild aus entstandenen Krisen zu gelten.

Mit ist auch nach wie vor schleierhaft, warum du auf ein „Grundrecht für individuelle Mobilität“ pochst. Wer soll denn den Führerschein bezahlen? Weißt du, was ein Auto an Nebenkosten verursacht? Versicherung, Sprit, Reparaturen... Soll das auch alles zulasten des Steuerzahlers gehen?

Außerdem: warum sollen am Ende nur Mütter mit Kindern oder Schwangere von diesen Vorteilen profitieren? Habe ich als Single kein Recht darauf, mir meinen Wohn- und Arbeitsort selber auszusuchen? Muss ich mich dann erst schwängern lassen, um die Chance zu kriegen, einen neuen Job anfangen zu können, weil ich unschwanger am neuen Arbeitsort keine Wohnung kriegen würde?

Einzig die Verpflichtung zur Schuldnerberatung erachte ich als sinnvoll, damit die werdende oder junge Mutter ihre finanziellen Angelegenheiten so früh wie möglich in den Griff bekommt. Aber unsichtbar? Sicher nicht.
Mir schwant langsam, dass Du in dem vorgeschlagenen Gesetzt eine Benachteiligung von Single-Männern siehst, ja vielleicht auch irgendeine Art versteckter Feminismus, und deshalb so hochgehst. Ist es nicht, denn ich zumindest würde auch gerne junge Väter mit-geschützt sehen (nicht nur Schwangere, die Kinder sind auch nach der Geburt noch empfindlich für Stress in der Familie). Und männliche Babys sind eine der beiden wirklichen Zielgruppen des Gesetzes.

Ich finde das hier auch ziemlich egozentrisch von Dir (ja ich erlaube mir jetzt auch ein Werturteil). Du kämpfst hier rein für Deine Interessen als Single-Mann und Steuerzahler. Ich weiß auch gar nicht ob Du überhaupt je Kinder haben willst, oder was anderes als Single sein willst. Nur als Tipp: mit Aussagen in der Art von "der Gläubiger ist unschuldiger und damit beschützenswerter als das ungeborene Kind” wirst Du bei der oft sehr Baby-Freundlichen Durchschnittsfrau keinen Blumentopf gewinnen.

Ich hingegen kämpfe für Kinder, und das ist eben deshalb nicht egozentrisch, weil es nie um meine Kinder ging. Denn mit meinem Vorwissen über Gesundheit währe mir u.a. der Schutz den solche und ähnliche Gesetze für die Kinder bieten und bieten würden absolut unzureichend. Ich warte da lieber bis ich mein Vermögen zurück habe oder krieg halt keins. Auf genetischem Level stirbt das deutsche Volk dank unterirdischer Geburtenrate zwar aus. Aber meine Schuld ist das nicht, ich leg mich hier wirklich überdurchschnittlich ins Zeug.

Und selbst mit der angeblichen Verteidigung des Steuerzahlers liegst Du noch falsch, denn das Gesetz soll die Kosten für den Steuerzahler langfristig senken und nicht erhöhen. Zum Vergleich: selbst die billigste Schulausbildung kostet den Staat im Moment über 110 000 Euro pro Kind. Wenn die Kinder diese Ausbildung dann schlecht oder überhaupt nicht abschließend können, weil ihr Gehirn geschädigt ist, dann ist das in den Wind ... geschmissenes Geld.

Aber ich muss es jetzt einfach aufgeben, Du hörst mir überhaupt nicht zu, sondern kämpfst immer weiter gegen einen Strohmann. Ich habe zum Beispiel nie von einem „sozialen Grundrecht auf ein Auto“ geredet.

Ich rede vom Grundrechten auf körperliche Unversehrtheit und vom Grundrecht auf ein rechtsstaatliches Verfahren und zwar nur im Bezug auf das Kind, und nicht im Bezug auf die Eltern. Wenn der Verlust eines Autos so stressig ist, dass er die Lebenserwartung von Erwachsenen senken kann, dann wird er wohl auch einen Effekt auf die Gesundheit des Kind haben.

Bei den Grundrechten ist das übrigens so: Erwachsene haben Rechte und Pflichten, und wenn sie ihre Pflichten nicht erfüllen können ihre Rechte durch den Staat eingeschränkt werden. Das passiert zum Beispiel auch bei Schuldnern. Und das Grundrecht auf Eigentum wird mit ähnlicher Begründung auch recht regelmäßig eingeschränkt und zwar immer dann wenn Du Steuern zahlen musst, damit damit der erhalt anderer Grundrechte wie eben zum Beispiel die Rechtstaatlichkeit gesichert werden kann. Und a pro pro Schulden: Ich nehme auch nicht an, dass Du Deine gesamte Schulausbildung, auf Grund der Du nun in der Lage bist Steuern zu zahlen, selbst hast blechen hast müssen. Also schuldest Du der Gesellschaft schon was.

An diesem Vorgang des Steuerzahlens alleine kannst Du bereits erkennen, das das Recht auf sein Eigentum (aka auch das Recht seine Schulden zurück fordern zu können) nicht automatisch höher steht, als jedes andere Grundrecht in diesem Land.

Die körperliche Unversehrtheit des Kindes und sein Recht auf Rechtstaatlichkeit (Freiheit von Sippenstrafen) sind hier im Konfliktfall mit Sicherheit die sogenannten höheren Rechtsgüter. Zumal ein Baby nur Rechte hat, aber keine staatsbürgerlichen Pflichten, die hier irgendeine Art Kompromiss rechtfertigen würden, indem das Baby zurück steckt. Babys sind ja so sch... Sie nehmen nur, und geben nichts.


Da Dich aber sehr offensichtlich überhaupt nicht interessiert, was ich Dir immer und immer und immer wieder bezüglich der Unzulässigkeit von Sippenstrafen zu erklären versuche, werde ich mich in Zukunft auch einfach nicht mehr für Deine Antworten interessieren. Ich wünsche Dir trotzdem alles Gute für Dein Leben und Gott befohlen.
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