Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

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Käsebrot
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Käsebrot »

Also ich frage mich ja schon ein bisschen, woher du deine Annahmen hast. Wer in einem Ballungsgebiet wohnt, braucht idR kein eigenes Auto oder aber es gibt ausreichend Möglichkeiten, bei Bedarf eines zu nutzen (Carsharing etc.). Und mir ist bisher auch kein Fall bekannt geworden, in dem ein Städter aufgrund fehlender Mobilität urplötzlich 10 Jahre vor seiner statistischen Lebenserwartung das Zeitliche gesegnet hat. Das ist doch vollkommen absurd! Manche Leute besitzen noch nicht mal einen Führerschein und kommen trotzdem gut zurecht. Verbesserte Lebensbedingungen kann man nicht allein an irgendwelchen Luxusgütern festmachen.

Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass du verstanden hast, worum es mir geht. Für mich liest sich das so, dass die Eltern komplett aus ihrer finanziellen Verantwortung gezogen werden sollen, sobald sie Schulden haben. Das ist aber mAn falsch. Denn sie haben das verbockt, also müssen sie auch dafür gerade stehen. Es gibt Möglichkeiten, diese zu nutzen, obliegt jedem selber. Und die Kinder sollten auch verstehen, dass das Leben über seine Verhältnisse (vollkommen egal aus welchen Gründen) im schlimmsten Falle Konsequenzen im Sinne von Inkasso nach sich zieht.

Wir reden hier auch nicht von einer Solidargemeinschaft im Sinne einer Sozialversicherung o. ä. Da stecken mithin auch ganz einfache Leute dahinter, die womöglich durch die Nicht-Zahlung einer Rechnung genauso in Schwierigkeiten geraten können. Die am Ende lieber auf das Geld verzichten, weil Schulden eintreiben und Inkasso ein teurer Weg mit unbekanntem Ziel ist. Denkst du darüber überhaupt nicht nach? Was soll denn ein selbständiger Handwerker sagen, der auf einen fünfstelligen Betrag über Jahrzehnte verzichten muss, weil Eltern sich finanziell verkalkuliert haben? Glaubst du wirklich, jeder Kleinbetrieb kann sich das leisten?

Kinder können nix für die Taten ihrer Eltern, da geh ich mit. Aber weiter auch nicht. Da gibt es mAn bessere Wege, die Kinder aus dem Sumpf rauszuholen.

Nun ja und bezüglich deines Falles mit der Schizophrenie: ich bezweifle den Kausalzusammenhang da durchaus ein wenig.
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Cor Don Quichotte
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Cor Don Quichotte »

Also ich weiß nicht wie viel Jahre der Lebenserwartung es Dich kostet, wenn Du kein Auto hast, und auf dem Land und der Stadt hat das sicherlich unterschiedliche Auswirkungen. Aber es wird gesagt, dass das Fehlen eines Autos unter den Top-Zehn-Faktoren ist, die die Lebenserwartung verkürzen. Das habe ich aus dem Buch eines amerikanischen Professors und Epidemiologen. Das Buch heißt "The Health Gap: The Challenge of an unequal World" und der Arzt hat es aus einer epidemieloogischen Statistik. Aber ich habe dieses Buch jetzt gerade nicht vorliegen, deshalb kann ich Dir nicht sagen, welche.

Für mich ist es natürlich anstrengend, dass hier wirklich alle Beiträge (nicht nur explizit Deiner) immer nach der Art laufen "Ich bin nicht der Meinung, dass..." ohne, dass dann Belege folgen, auf welche Daten diese Meinung begründet ist. Ich will das nicht verteufeln, denn

1. Skeptisch zu sein und nach Belegen zu fragen beugt Fake-News vor.
2. Logisch bin ich tatsächlich in der Beweispflicht, denn ich habe ja eine Gesetzesänderung gefordert, und muss also begründen warum.

Nehmen wir aber jetzt mal den logischen Aspekt raus und gucken uns das auf der rein menschlichen Ebene an, dann bin ich natürlich als Einzelperson mit dieser Aufgabe irgendwann überfordert (noch nicht jetzt). Ist vielleicht auch ganz einfach meine Schuld, denn ich hatte ja im ersten Post schon vorher gesagt, dass es sich hier um ein Dogma handelt, und das ich also quasi gegen fast alle kämpfen muss, wenn ich es ändern will. Aber wenn Du schon mal in einer ähnlichen Situation warst, wirst Du sicherlich Mitgefühl haben, wie es sich anfühlt, gegen die Gruppe zu stehen. Als Gruppentiere sind wir für so etwas schlecht ausgelegt und es stresst uns enorm :)
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Cor Don Quichotte
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Cor Don Quichotte »

caffery hat geschrieben: 27. Feb 2021, 08:55
Cor Don Quichotte hat geschrieben: 27. Feb 2021, 08:22
Die Professorin im ersten Video erklärt nämlich, dass die stressbedingten Veränderungen am Gehirn bereits im Mutterleib entstehen. Zu dieser Zeitperiode kannst Du Deinem Kind aber noch kein gutes Beispiel vorleben, von dem es lernen kann.

Die Forscherin sagt weiterhin, dass die am Baby nach der Geburt gemessenen Veränderungen denen entsprechen, die man an einem erwachsenen Gehirn sieht, das unter Angst und Depression leidet. Wenn das wahr ist, könnte u.a. der Hippocampus verkleinert sein. Der Hippocampus ist das Areal im Gehirn, welches fürs Lernen allgemein verantwortlich. Das Kind könnte also eine Lernschwäche für alles entwickeln, was Du und andere ihm beibringen wollen.

Viele Eltern die Kinder mit einer Lernschwäche haben, denken dann ihr Kind währe irgendwie genetisch “dumm” veranlagt oder sie hätten einen Erziehungslehre gemacht. Ich denke hingegen inzwischen unsere ganze Idee wie Intelligenzunterschiede entstehen, ist in sich falsch und diskriminierend.
... und das alles weil jemand sein Geld von der werdenden Mutter fordert? Jemand der "irgendetwas" von einer werdenden oder seienden Mutter fordert ist also implizit verantwortlich für den psychischen, intellektuellen und erzieherischen Niedergang ihres Nachwuchses?

Also ich weiß ja nicht. Dann müsste man Schwangere und Mütter ja quasi in einer Blase parken bis deren Kinder in der Lage sind rationalen Argumenten zu folgen. Man müsste sie quasi unendlich mit Geld befüllen, damit sie nie in den Stress kommen, dass es vielleicht knapp werden könnte. Man müsste allen ein immer treusorgendes Männchen zur Seite stellen, welches jeden Wunsch von den Augen abliest und niemals zornig wird damit kein Stress aufkommt. An Straßenverkehr oder gar Arbeit wäre überhaupt nicht zu denken - es könnte ja stressig werden.
Was ist denn z.b. mit Corona? Mich kotzt aktuell so vieles an, dass ich den ganzen Tag im Strahl kotzen könnte wenn ich wollte - auch ohne Schulden. Wenn die zwangsgesichtsbewindelte Mama an den Rheinterrassen mal für zwei Minuten ihren Babybauch in die Frühlingssonne wuchten will und dafür mit Blaulicht verfolgt wird und für dieses "Vergehen" ein dreistelliges Bußgeld latzen soll? Ich schweife ab...

Also beim besten Willen - das ist aus meiner Sicht einfach alles fern jeder Lebensrealität.

Meine Erfahrung ist ja, dass es weniger die Gläubigerpost ist, die Betroffene krank machen kann, sondern die fehlenden Kenntnisse um ihre Situation - also die Angst vor dem Unbekannten. Aus meiner Sicht ist unser Schuldrecht so ausgestaltet, dass es Schuldner die ihre Rechte kennen und wahrnehmen dem Grunde nach ausreichend existenziell schützt.
Von daher behaupte ich mal, dass man das was an Schulden "krank machen kann" mit einer sehr sehr großen Wahrscheinlichkeit sehr gut dadurch bekämpfen kann, dass man sich Informationen und Hilfe sucht. Dafür gibt es in Deutschland ein lückenloses und in aller Regel kostenfreies Beratungsnetz.

Wenn eine Schuldnerin-Mama dieses Angebot wahrnimmt, sich informieren und helfen lässt gibt es aus meiner Sicht keinen Grund dafür, dass diese aufgrund einer Überschuldung Kinder auf die Welt entlässt die irgendwas bedenkliches mit ihrem Hippocampus haben. Dafür müsste es aus meiner Sicht dann auch noch etliche andere Faktoren geben als die Überschuldung allein.
Also in dem Sinne, dass es sicherlich auch noch zusätzlich andere Dinge gibt, die man ändern könnte stimme ich Dir zu. Mir findet zum Beispiel immer noch nicht genug Erziehung gegen Sozial-Mobbing statt, und ich wahr gerade auf so einem Anti-Mobbing Seminar, die sahen das da alle auch so.

Aber Du setzt hier voraus, dass jeder eine Gefahrensituation xyz als gleichbedrohlich wahrnimmt, und deshalb in der Lage ist, nicht panisch zu reagieren, und sich Hilfe zu suchen, und ohne größeren Schaden da wieder raus zu kommen.

Das ist nicht so, jedes Gehirn reagiert anders auf Stress. Ein Psychopath fühlt zum Beispiel nicht nur dann keinen Stress, wenn der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, er fühlt auch dann keinen Stress wenn man ihm eine geladene Waffe an den Kopf hält.

Es gibt jetzt auch Personen deren Gehirn funktioniert quasi genau gegenteilig zu einem Psychopath, und da schlägt Stress dann schnell und hart zu und führt dazu, dass sie intellektuell gar nicht mehr verteidigungsfähig sind.

Und das der Hippocampus sich bei Depression und Stress verändert, das ist kein Wunschkonzert, ob er das tut, sondern ein wissenschaftliches Fakt. Die Natur ist halt nicht so, wie man sie haben will, sondern so wie sie ist. Google mal Depression und Hippocampus, oder Hippocampus und "toxic stress", dann wirst Du sehen, dass der Hippocampus in der Tat Leistung verliert.

Was nun die Hauptursachen von Depression angeht: die UNO selbst hat kürzlich eine Verlautbahrung dazu herausgeben, dass sie nicht mehr glaubt, dass Depression eine wirkliche Krankheit ist. Vielmehr glaubt sie, das sie durch Machtungleichgewichte und den dadurch erzeugten Stress erzeugt wird. Um das zu überprüfen google bitte "UN Special Rapporteur on the right to health" und "depression".

Ich will den Admin nicht weiter mit Links nerven, er ist wahrscheinlich sogar verpflichtet sie alle auf Sicherheit zu überprüfen.
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Käsebrot
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Käsebrot »

Das einzige, was mich gerade wirklich beeindruckt ist, wie wortgewandt du Gegenargumenten ausweichst ohne auch nur annähernd darauf einzugehen.

Caffery hat es doch wunderbar erklärt; wer seine Rechte kennt, dem muss es auch nicht so schlecht gehen, dass man von „toxischem Stress“ reden kann.

Die wenigsten Schuldner kommen von heute auf morgen in die Situation, dass plötzlich der Gerichtsvollzieher sturmklingelt. Das sind schleichende Prozesse und wer sich frühzeitig bemüht, kann das Schlimmste abwenden, bevor das Kind auch nur auf den Brunnen rauf klettert.

Vielleicht wäre Aufklärungsarbeit sinnvoller als ein Kampf gegen Windmühlen, dessen Sinn sich mir nicht annähernd erschließt.
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Cor Don Quichotte
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Cor Don Quichotte »

Das ich "wortgewandt ausweiche" ist jetzt eine rein subjektive Wertung, aber kein Argument, dazu müsste man jetzt definieren, was Wortgewandheit überhaupt ist und wie es sich von einem guten Argument unterscheidet.

Außerdem könnte ich auch sagen, Du weichst aus. Denn egal ob der Schuldner jetzt seinen Zustand mitverschuldet hat oder nicht, und wie viel früher er was dagegen tun hätte sollen, Du darfst das Kind nicht mit bestrafen, dass versuche ich von Anfang an zu erklären, und dem wird einfach ausgewichen.

Selbst wenn der Schuldner/die Mutter ein echter Soziopath ist, und das mit den Schulden aus Jux und Dallerei angerichtet hat, hat das Kind nichts verschuldet und darf deshalb auch nicht bestraft werden. Und schon erst Recht nicht mit einer Leibstrafe. Wenn Du Cortisol dem Kind in Reinform injezieren würdest, würde jeder erkennen, dass es sich um eine Leibstrafe handelt. Aber es kann sich ja nicht dagegen währen, was für Stoffe durch die Nabelschnur und Plazenta kommen.

Und es geht hier eigentlich auch nicht darum, was die Mehrheit meint, was richtig ist. Es geht nicht einmal darum, was das Parlament meint, was gesetzlich passieren sollte. Die Idee das Sippenstrafen ungesetzlich sind, wird sicher mit dem Prinzip der Rechtstaatlichkeit zu tun haben, und das wieder mit den Grundrechten. Die Grundrechte sind durch die Verfassung geschützt, und sie können nicht einfach durch die Mehrheit ausgehebelt werden.

Ich sehe übrigens gerade, dass der Kinderschutzbund bereits ähnlich angreift, und zwar was Hartz Vier Sanktionen gegen - nur - die Eltern von Kindern angeht. Es ist einfach utopisch zu glauben, es würde die Kinder nicht emotional treffen, wenn sie sehen, wie die Mutter plötzlich auf Zwangsdiät geht, weil ihr Lebensbedarf halbiert wurde. Im Fall einer Schwangerschaft ist der Körper von Mutter und Kind sowieso gar nicht klar getrennt.
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Shopgirl
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Shopgirl »

Ich werfe mal eine (zugegeben provokante) Frage in den Raum:

Muss man unbedingt Kinder in die Welt setzen, wenn man scheinbar eh schon vollkommen mit sich und seiner Situation überfordert ist?
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Käsebrot
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Käsebrot »

Nun wirfst du aber alles in einen Topf. Und nochmal: die ersten, die hier in der Verantwortung stehen, sind die Eltern selber. Nicht der Gesetzgeber, nicht die Gläubiger oder auch die Mitarbeiter des Jobcenters.

Kein Elternteil, welches ALG II bekommt, muss auf Zwangsdiät gehen, weil „plötzlich“ die Leistungen gekürzt wurden. Das bahnt sich immer an und jeder hat es selbst in der Hand, das Ganze zu umschiffen.

Genauso verhält es sich bei Schulden und wenn du dich ein bisschen damit auseinander gesetzt hättest, wüsstest du, dass der Grundfreibetrag eines alleinstehenden Schuldners weit über dem ALG II-Regelsatz liegt. Kommen dann noch Kinder hinzu, erhöht sich dieser Betrag nochmals pro Kopf. Bis zu einem Betrag von knapp 1630 € wird bei einem Kind/Unterhaltsberechtigten gar nichts gepfändet, bei zwei Kindern/Unterhaltsberechtigten sind es schon knapp 1880 €, davon kann so mancher Geringverdiener nur träumen. Schuldner haben sogar noch das Glück, dass die Tabelle alle zwei Jahre an die Inflationsrate angepasst wird. Dieser Betrag gilt auch jenseits eines Insolvenzverfahrens, der Schuldner muss sich dann halt entsprechend kümmern, sollte es zu einer reinen Kontopfändung kommen.

Deiner Logik nach dürfte es überhaupt keine Einbußen beim Einkommen geben, sobald Kinder im Spiel sind. Sprich, Kurzarbeit darf es genauso wenig geben wie ALG I oder Krankengeld. Denn schließlich müssen das immer die Kinder ausbaden.

Gewisse Ungerechtigkeiten wird es immer geben, selbst als Schuldner, der in der Maschinerie schon drin ist, gibt es immer wieder Ungerechtigkeiten, die vorher so nicht offensichtlich waren.

Versuch dein Glück von mir aus, Sippenhaft wie du sie hier bezeichnest, kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Aber bevor du solch harten Tobak sprichst, wäre etwas mehr Beschäftigung mit der Materie schon angebracht.
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Cor Don Quichotte
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Cor Don Quichotte »

Shopgirl hat geschrieben: 27. Feb 2021, 15:47 Ich werfe mal eine (zugegeben provokante) Frage in den Raum:

Muss man unbedingt Kinder in die Welt setzen, wenn man scheinbar eh schon vollkommen mit sich und seiner Situation überfordert ist?
Viele Kinder sind auch "Unfälle" die ganz ursächlich was mit allgemeiner Überforderung und Verpeiltheit zu tun haben. Die Leute wollen sie dann z.B. aus religiösen Gründen nicht abtreiben, obwohl sie wissen, das ihr Leben hart wird.

Ein Kind in die Welt zu setzen kann manchmal auch eine moralisch dumme Idee sein, da stimme ich Dir zu. Aber es ist wieder der Fehler der Mutter und nicht der, des Kindes, und das Kind sollte deshalb auch nicht dafür bestraft werden. Um es mal etwas witziger zu formulieren: wir wurden alle nicht gefragt, ob wir geboren werden wollten, und viele von uns sind im Nachhinein mit der Entscheidung unserer Eltern diesbezüglich unzufrieden :)
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tidus82
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von tidus82 »

Ich würde auch mal eine Frage in den Raum werfen:

Wenn man das Inkasso und Vollstreckungsbemühungen aussetzen sollte, weil der Schuldner im Haus lebende Kinder hat - warum sollte man das auf diese Weise tun? Warum - und damit meine provokante Frage - kann der Staat nicht einfach die Kinder (vor den Eltern?!?) schützen, indem er sie den Eltern wegnimmt und in eine geordnete Familie unterbringt?

Zugegeben, das ist provokant und ich werde sicher von vielen dafür gelyncht - aber ich empfinde, dass man sich auch mit anderen Lösungsmöglichkeiten beschäftigen muss, ohne dass es ein Freifahrtsschein für die Eltern ist, wenn sie Kinder haben.

Vielleicht wäre es auch eine Lösung, wenn die Eltern zu einer Insolvenz „gezwungen“ werden?

Ist es nicht vielleicht sogar persönliche Lernerfahrung für Kinder, wenn die Eltern es „falsch“ vormachen und das Kind dadurch die negativen Konsequenzen erfährt?
Dazu sei gesagt, dass ich persönlich bis ich 14 war insgesamt 18 mal aufgrund der finanziellen Probleme meiner Mutter 18 mal umziehen musste und als Kind in verschiedensten Auffangwohnstätten gewohnt habe, unter Anderem in einem 12 Quadratmeter Zimmer mit 6 Personen. Ich habe im Heim gelebt und wurde auch vom Staat meiner Mutter weggenommen.
Und ich zwar mich selbst verschuldet, weiß aber wohin es führen kann, weswegen ich dann auch die Insolvenz angestrebt habe.
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Cor Don Quichotte
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Re: Tip für Schwanger und Familien mit Kleinkindern: Inkasso aussetzen (?)

Beitrag von Cor Don Quichotte »

Käsebrot hat geschrieben: 27. Feb 2021, 15:56 Nun wirfst du aber alles in einen Topf. Und nochmal: die ersten, die hier in der Verantwortung stehen, sind die Eltern selber. Nicht der Gesetzgeber, nicht die Gläubiger oder auch die Mitarbeiter des Jobcenters.

Kein Elternteil, welches ALG II bekommt, muss auf Zwangsdiät gehen, weil „plötzlich“ die Leistungen gekürzt wurden. Das bahnt sich immer an und jeder hat es selbst in der Hand, das Ganze zu umschiffen.

Genauso verhält es sich bei Schulden und wenn du dich ein bisschen damit auseinander gesetzt hättest, wüsstest du, dass der Grundfreibetrag eines alleinstehenden Schuldners weit über dem ALG II-Regelsatz liegt. Kommen dann noch Kinder hinzu, erhöht sich dieser Betrag nochmals pro Kopf. Bis zu einem Betrag von knapp 1630 € wird bei einem Kind/Unterhaltsberechtigten gar nichts gepfändet, bei zwei Kindern/Unterhaltsberechtigten sind es schon knapp 1880 €, davon kann so mancher Geringverdiener nur träumen. Schuldner haben sogar noch das Glück, dass die Tabelle alle zwei Jahre an die Inflationsrate angepasst wird. Dieser Betrag gilt auch jenseits eines Insolvenzverfahrens, der Schuldner muss sich dann halt entsprechend kümmern, sollte es zu einer reinen Kontopfändung kommen.

Deiner Logik nach dürfte es überhaupt keine Einbußen beim Einkommen geben, sobald Kinder im Spiel sind. Sprich, Kurzarbeit darf es genauso wenig geben wie ALG I oder Krankengeld. Denn schließlich müssen das immer die Kinder ausbaden.

Gewisse Ungerechtigkeiten wird es immer geben, selbst als Schuldner, der in der Maschinerie schon drin ist, gibt es immer wieder Ungerechtigkeiten, die vorher so nicht offensichtlich waren.

Versuch dein Glück von mir aus, Sippenhaft wie du sie hier bezeichnest, kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Aber bevor du solch harten Tobak sprichst, wäre etwas mehr Beschäftigung mit der Materie schon angebracht.
Ja vielleicht dürfte es bei ALG 4 überhaupt keine Einbußen geben, denn die Wohlfartsverbände sagen eh schon, es liegt unter dem Existenzminimum. Und es wird zwar nichts gepfändet, wenn Du unter den Freibeträgen liegst. Aber viele Schuldner lassen sich trotzdem schon vorher auf zu hohe Rückzahlungs-Raten ein, weil die Konsequenzen von Schufaeinträgen zu gefährlich sind. Dies gilt leider auch für Menschen die gleichzeitig ALG beziehen, also nur das Existenznminmum haben, und Schuldner sind. Das ich mich nicht mit der Materie beschäftigt hätte, ist also schon wieder ein Werturteil. Im Ernstfall kann ein Schufaeintrag dazu führen, dass Du keine Wohnung mehr bekommst, und auch beim Abschluss vieler anderer Verträge kannst Du ernsthafte Probleme bekommen. Deshalb fragen zukünftige Vermieter ja auch immer nach der Schufa-Auskunft.

Und Sippenstrafe ist nichts was ich so "bezeichne". Es ist ein feststehender Rechtsbegriff, zu dessen Definition ich auch ganz am Anfang einen Link gegeben habe.
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